Was ist eigentlich Farbe? Nur Licht in unterschiedlichen Wellenlängen, objektiv messbar, wie Newton meinte? Oder etwas, das durch das subjektive Empfinden des Menschen dessen Psyche beeinflusst, frei nach Goethe? Oder vielleicht beides? Farben machen etwas mit uns, wecken Gefühle, können beruhigen oder anregen, sind Mode, bestimmen den Typ, dienen als Symbol oder als Therapie. Der Museumsberg lädt ein zu einer Entdeckungsreise durch die eigene Sammlung, Einblicke in die Welt der Farbe zeigen „True Colours“ in all ihrer Vielfalt.
Alle Farben vereint in sich der Regenbogen, weshalb ihm seit jeher eine besondere Bedeutung zugeschrieben wurde: Bereits im Alten Testament galt der Regenbogen als Zeichen des Bundes zwischen Gott und den Menschen, die christliche Ikonographie des Mittelalters stellte Gott deswegen gerne auf einem Regenbogen sitzend dar. Auch in der nordischen Sagenwelt und in der griechischen Mythologie galt der Regenbogen als Brücke zur Götterwelt. In unserer Zeit hat sich die Symbolik verändert, gilt der Regenbogen doch heute als Symbol für Vielfalt (LGBT), aber auch als Symbol der Hoffnung in Corona-Zeiten. Einzelnen Farben wird seit der Antike in vielen Kulturen Symbolkraft zugesprochen, man denke etwa an den Purpur, der bei den Römern hohen Würdenträgern vorbehalten war und noch heute in der katholischen Kirche Kardinäle schmückt. Rot als Farbe der Liebe, Lila als Farbe der Frau, Grün als Farbe der Hoffnung, die Reihe wäre endlos fortzusetzen. Selbst in unserer Sprache haben Farben ihren festen Platz: Man wird rot oder man sieht rot, jemand ist einem nicht grün oder zumindest noch grün hinter den Ohren, manch einer wird gelb vor Neid.
In der Sammlung des Museumsbergs spielen Farben eine wichtige Rolle. Beispiele aus vier Jahrhunderten zeigen, wie Farbe in der Kunst als Hoheitszeichen, als Stimmungsträger oder als Schockeffekt eingesetzt wurde. Beispiele aus dem Impressionismus, Expressionismus und Jugendstil stehen neben solchen aus Pop-Art, Op-Art und Informel. An Klaus Fußmanns gelb blühende Rapsfelder oder Elsbeth Arlts rote Bücher erinnern sich gewiss viele. Valentin Ruths orange brodelnder Vulkankrater, Niko Wöhlks „Grünes Gesicht“ oder Momme Nissens „Blaue Stube“ sind dagegen Funde aus dem Depot, die selbst Kennern kaum bekannt sind.
Auch Künstler unserer Zeit ließen sich von Farben inspirieren und schufen neue Werke für diese Ausstellung, etwa die Fotosofin Gagel mit ihrer Arbeit „Selbstverständlich“ in Lila oder die Dänin Kate Skjerning mit der raumgreifenden Installation „Colours of the Rainbow“.
„True Colours“ bietet nicht nur etwas für’s Auge: Ein ungewöhnlicher Audioguide begleitet mit Literatur und extra für die Ausstellung komponierter Musik des Duos PaBaMeTo durch die unterschiedlichen Farberlebnisse in den sechs Ausstellungsräumen. Das Rahmenprogramm bietet Konzerte und Lesungen zum Thema Farbe, von Klassik über Jazz bis zur zeitgenössischen Literatur. Workshops entführen in die Welt der Synästhesie und machen Farben mit allen Sinnen erfahrbar. Die erste Woche eines jeden Ausstellungsmonats steht im Zeichen einer anderen Farbe und lädt alle ein, selbst kreativ zu werden: Wer in der passenden Farbe gekleidet ins Museum kommt, bekommt ein kleines Geschenk.

Informationen zu Programm und Öffnungszeiten unter www.museumsberg.de

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