Interview des Flensburg Journals mit Wolgang Börnsen

Auch mit seinem neuesten, dem 3. Band der „Angeln-Saga“, sei es dem Autor Wolfgang Börnsen wieder gelungen, so schreiben bücherkundige Kritiker, einen historischen Roman mit meisterlicher Fabulierkunst vorzulegen. Ein spannendes Werk, fantasievoll, schalkhaft, deftig und lustvoll, mit plattdeutschen Redewendungen ausgeschmückt, über das kleine Volk der Angeln, dem Namensgeber unseres großen britischen Nachbarn „England“!

Wir vom Flensburg Journal sind der Angeln-Saga nachgegangen und haben dessen Autor Wolfgang Börnsen in Bönstrup aufgespürt.

Flensburg Journal: Was bewegt einen Buchautor aus unserer Region, die Geschichte eines von der Geschichte vergessenen Volkes zu erzählen?
Wolfgang Börnsen: Die Angeln, sesshaft seit über Jahrtausenden zwischen der Schlei, der Flensburger Förde, Treene und Eider, waren mehr als nur Züchter eines eigenen Angelner Rindes, einer schwarzbunten Schweinerasse und von Kaltblütern. Vor über 1.500 Jahren begannen sie gemeinsam mit den Sachsen, erfolg- wie einflussreiche Landnehmer auf der britischen Insel zu werden. Diese selbstbewussten wie patenten Frauen wie deren kernig-sture Mannsleute waren dort so prägend, dass heute noch Historiker die Landschaft, aus der sie auswanderten, „Angeln, als die Wiege von Old England“ bezeichnen.

Flensburg Journal: Und was ist der Grund dafür?
Wolfgang Börnsen: An den Aussiedlern, eigentlich waren die Angeln „Landflüchter“, schätzen die britischen Forscher, dass dieses Volk maßgeblich zur staatlichen Einheit Britanniens beigetragen hat, eine Art Thing-Demokratie, damals eine reine Männer-Angelegenheit, einführte. Über viele Jahrhunderte waren angel-sächsische Königreiche maßgebend wie bestimmend auf der Insel. Großen Einfluss, so wird von den Geschichtsexperten betont, hatte die plattdeutsche Sprache. Sie wurde Bindeglied, ein Brückenbauer zwischen den dort lebenden verschiedenen Volksstämmen der Britannier, Skoten, Pikten, Kelten, Walliser und so mancher Urvölker. Noch heute lassen sich unendlich viele englische Vokabeln aus dem Niederdeutschen ableiten.

Flensburg Journal: Augenzwinkernd gefragt, ist damit das Angelner Platt die eigentliche Weltsprache auf unserer Erde?
Wolfgang Börnsen: Augenzwinkernd geantwortet: „Wat mutt, dat mutt. Keen de Schoh passt, de treckt em sik an!“

Flensburg Journal: Was hat diese wagenmutigen Eroberer aus unserer Heimat bewogen, mit Pott und Pann ihr Zuhause zu verlassen?
Wolfgang Börnsen: Haben Sie Dank für Ihre Frage, kann ich doch ein Missverständnis ausräumen. Die Angeln waren zwar Pioniere, aber keine waffenstrotzenden Eroberer wie die Sachsen, sondern als Bauern, Handwerker und Händler, friedliche Landnehmer. Ihre Göttin Nerthis verbot ihnen jedes kriegerische Handeln. Ausgewandert sind diese Menschen aus einer elenden Not heraus. Das Klima hatte sich in dieser Landschaft extrem verschlechtert. Lange Regentage ließen keinen Ackerbau mehr zu, kurze Sonnentage die Viehzucht reduzieren. Es gab in dieser Periode vor gut 1.500 Jahren Stürme, Überschwemmungen, verheerende Brände und Seuchen, eine riesige anhaltende Hungersnot. Da es den Völkern weder im Norden noch Süden besser erging, gaben die Angeln dem Notruf der Britannier nach, dort auf der Insel zu helfen und zu siedeln. Die Auswanderung ist in Ruderbooten in der Größe einer „Nussschale“ von der Treene in die Eider über die Nordsee erfolgt. Heute würden wir eine solche Unternehmung als selbstmörderisch bezeichnen.

Flensburg Journal: Ihr 3. Band trägt den Untertitel „Endlich Heimat“. Sind damit die Abenteuer Ihres Helden, dem zwergenhaften Fürsten Ocke Offasson beendet? Oder hat der ehemalige Betreiber des Bönstruper Dorfmuseums, der Schulmeister und Autor niederdeutscher Theaterstücke noch weitere Pfeile im Köcher?
Wolfgang Börnsen: Der 4. Band ist kurz vor seiner Fertigstellung. Fürst Ocke, der Kurzbeinige, ein Held des Alltages, erlebt Verfolgung und Inhaftierung, Freundschaft, Arglist und das größte Besäufnis, das es bis dahin in Britannien gegeben hat. Die Saga ist ein Bestseller in Schleswig-Holstein geworden. Das freut mich deshalb, weil der gesamte Erlös meiner Bücher dem Kinder- und Jugendhaus von „Let me be a child“ in Addis-Abeba in Äthiopien zugeführt wird. Wer also die Angeln-Saga erwirbt, hilft Menschen in Not und bereitet sich selber ein Lesevergnügen.

Anmerkung der Redaktion: Sie können den Romanautor Wolfgang Börnsen für einen Hausabend oder auch einen Verein für eine Vorleseveranstaltung „mieten“. Auf Wunsch wird er von Hans Ulrich Kallsen (Hucke) mit plattdeutschen Liedern begleitet. Der Autor ist zur erreichen unter: wolfgang.boernsen@t-online.de

flj

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