Wer kennt sie nicht in Flensburg und Umgebung: die „Bäckerei Hansen“? In wenigen Tagen, genau am 1. August 2024, wird diese Flensburger Institution, die offiziell „Bäckerei Hansen Mürwik GmbH“ heißt, ganze 100 Jahre alt. Das 1924 gegründete Unternehmen wird auch künftig seinen stadtbekannten Namen beibehalten, auch die gewohnte Qualität der Backwaren wird erhalten bleiben. Das Unternehmen ist aber dann bereits schon nicht mehr im Familienbesitz.

Hakan Çolak, 42 Jahre alt, ein echter „Hamburger Jung“, der viel Liebe und Energie in dieses Unternehmen steckt um das Unternehmen aus 3. Generation in sein zweites Jahrhundert genauso erfolgreich zu führen, wie es sein Vorbesitzer und Namensgeber Horst Hansen geschafft hat. In Innungskreisen war schon länger bekannt, dass der bisherige Inhaber der Bäckerei Hansen sich aus Altersgründen aus dem Geschäftsleben zurückziehen würde. Hakan Çolak, der Erfahrungen und Kontakte aus aller Welt gesammelt hat, erhielt von Herrn Hansen größtes Vertrauen seine Bäckerei weiterhin erfolgreich führen zu werden.

„Leidenschaftlicher Bäcker“ übernimmt Flensburger Traditionsbetrieb

Hakan Çolak – sein Einstieg ins Bäckergeschäft

Mit seinen 42 Jahren hat Herr Çolak schon eine sehr bemerkenswerte berufliche Reichweite geschaffen. Immer zielstrebig und neugierig hat er seine Worte „Ich bin leidenschaftlicher Bäcker“ überall in der Welt auch im Bereich Backtechnologie umgesetzt.
Er berichtet von seinen ersten Schritten in diesem traditionsreichen und ehrwürdigen Handwerk: „Ich bin ein waschechter Hamburger Jung“ und seit dem Beginn meiner Bäckerlehre mit Leib und Seele Bäcker!“ Er fährt fort: „Den Bäckerberuf habe ich bei einer Bio-Bäckerei in meiner Heimatstadt Hamburg erlernt. Die Firma Springer Bio Backwerk kann auf eine lange Tradition zurückblicken, bezieht ihre Grundmaterialien aus ökologischem Anbau, sie backen voll handwerklich und führen ihre Teige schonend. Mein Lehrmeister, Herr Springer, hat mich von seinem Berufsbild und mit seiner Einstellung überzeugt, ich habe sehr viel dort gelernt, übers Backen, über das Handwerk, aber auch über Menschenführung. Es war eine prägende Zeit für mich, hier habe ich den Bäckerberuf schätzen und lieben gelernt – trotz der körperlich fordernden Arbeitsstunden zu nachtschlafenden Zeiten.“ Doch die reine Handwerks­ausbildung hat ihm nicht gereicht: „Parallel habe ich ein Studium zum Technischen Betriebswirt aufgenommen, und beide Berufszweige, Lehre und Studium, mit Erfolg absolviert!“

„Leidenschaftlicher Bäcker“ übernimmt Flensburger Traditionsbetrieb

Seine Herkunft

„In Hamburg bin ich geboren, habe dort eine erfüllende, aber auch fordernde Kindheit erlebt. Ich bin das jüngste von vier Geschwistern. Unser Vater verstarb leider schon früh, nun lastete die gesamte Verantwortung für die Familie auf den Schultern der Mutter. Doch meine Mutter ist eine starke Persönlichkeit, hat sich von Schicksalsschlägen nie unterkriegen lassen. Ihr Lebensmotto war schon immer: „Wir werden niemals dem Staat auf der Tasche liegen!“ Das wurde auch entsprechend umgesetzt, wir waren allesamt sehr fleißig, haben gemeinsam im Reinigungswesen gearbeitet. Mutter arbeitete hauptberuflich als Reinigungskraft im Krankenhaus Altona, doch nebenbei haben wir unter anderem in Lurup im dortigen Bezirksamt sauber gemacht. So lernten wir schon in jungen Jahren die Arbeit und ihren Wert kennen. Trotz aller Mühen hat unsere Mutter uns liebevoll und mit viel Empathie groß gezogen. Unsere Familie hält seit jeher zusammen, wir halten guten Kontakt zueinander.“

„Leidenschaftlicher Bäcker“ übernimmt Flensburger Traditionsbetrieb

Der berufliche Werdegang

Unser Protagonist hatte schon in jungen Jahren den Anspruch an sich selbst, beruflich voranzukommen. Er kannte aus seiner Lehrzeit bereits die Abläufe in einer „normalen“ Bäckerei und wollte jetzt unbedingt einen Einblick ins industrielle Backwesen bekommen. „Ich bewarb mich bei der bundesweit aktiven Industriebäckerei „Harry-Brot“: Am Standort im nahe gelegenen Schenefeld war zu jener Zeit leider kein Platz für mich, ich erhielt eine Absage. Ich bewarb mich anschließend bei anderen Standorten der Firma, so auch in Troisdorf – zwischen Köln und Bonn gelegen. Ich erhielt aus dem Troisdorfer Werk eine Zusage, und so war ich das erste Mal in meinem Berufsleben weitab meiner Heimat beruflich aktiv.“
Der junge und wissbegierige Bäckergeselle und Betriebswirt sog förmlich alles neue Wissen in sich auf, lernte viel über die Industriebäckerei, in der mit ganz anderen Mengen kalkuliert wird, die Arbeitsabläufe zudem völlig andere sind als in einem Kleinbetrieb. „Bei Harry-Brot habe ich mich spezialisieren können, bekam unheimlich viel Fachwissen mit für meinen weiteren Berufsweg, habe mich permanent und stetig weiterentwickelt.“ Später wechselte er in der Firma Harry noch in einen bis zwei andere Standorte um Erfahrungen auch in anderen Harry-Unternehmen zu gewinnen.
Der nächste – für Hakan logische – Schritt war die Ausbildung zum Handwerksmeister. „Die Meisterausbildung habe ich noch zu Zeiten bei Harry-Brot gestartet, später dann jedoch die Arbeitsstelle gekündigt, um mich ganz auf die Ausbildung konzentrieren zu können.“ Die begonnene Meisterausbildung schloss er in der vorgegebenen Zeit mit Erfolg ab.

„Leidenschaftlicher Bäcker“ übernimmt Flensburger Traditionsbetrieb

Die Auslandsjahre

Kurz darauf war unser frischgebackener Bäckermeister auf der IBA in München zu Gast. Die IBA ist die führende Weltmesse für Bäckerei, Konditorei und Snacks. Dort lernte er Vertreter der „Istanbul Halk Ekmek“ kennen, der größten Industrie-Bäckerei in der Türkei. („Die verbrauchen an nur einem einzigen Tag 400 Tonnen Mehl!“). Man kam ins Gespräch, fachsimpelte, fand sich gegenseitig interessant und spannend, und schließlich akquirierten ihn die Vertreter der „Istanbul Halk Ekmek“ mit Erfolg für einen spannenden Job am Bosporus.
„Insgesamt habe ich dreieinhalb höchst interessante Jahre in der Zentrale der „Istanbul Halk Ekmek“ gearbeitet, in der türkischen Metropole und Weltstadt Istanbul.“ Er war dort mit Erfolg als Produktentwickler tätig. Wobei ihm seine Mehrsprachigkeit durchaus nützlich war: Neben den beiden Muttersprachen Deutsch und Türkisch spricht er fließend Englisch. Die Zeit in Istanbul war sehr lehrreich für ihn. Er bekam überall die hohe Wertschätzung für das deutsche Brot – überhaupt das deutsche Backwesen – bestätigt, lernte nebenbei auch intensiv die türkischen Backweisen kennen und schätzen. „Die über 3 Jahre in der Türkei waren für mich eine weitere intensive Lehrzeit!“, bilanziert Hakan. Doch es zog ihn weiter, sein Wissensdurst war noch nicht gestillt. „Ich landete nach meiner Türkei-Zeit schließlich in Holland, beim dort größten Hersteller für industrielle Backanlagen.“

„Royal Kaak“ steht weltweit für Maßanfertigungen und Innovation im Bereich Produktträger für halb-industrielle und industrielle Bäckereien, einschl. Oberflächenbehandlung und Reinigung. Mit dem umfangreichen hochwertigen Sortiment sowie einem engagierten Service sind sie Garant für bessere Backergebnisse, niedrigere Produktionskosten und smarte Lösungen für jeden Aspekt des Bäckereibedarfs.
„Bei „Royal Kaak“ war ich die nächsten 10 Jahre als Backtechnologe im Einsatz. Einen festen und stationären Arbeitsplatz hatte ich seinerzeit nicht, Büroarbeiten erledigte ich gewöhnlich zuhause im Home Office, oder unterwegs auf meinen zahlreichen Reisen. Ich war damals weltweit unterwegs, von Australien über Asien bis über den gesamten amerikanischen Kontinent. Meine Aufgabe war es, technische Anlagen zum Laufen zu bringen, die Firmen vor Ort zu beraten usw. – eine erfüllende, aber auch sehr verantwortungsvolle Aufgabe, denn es gab keinen festgelegten Feierabend, da die Maschinen sofort wieder in Betrieb genommen werden mussten. Ein solcher Job ist aber auch recht fordernd. Regelmäßige Freizeit und Familie kommen erst an nachrangiger Stelle.“

Hakan Çolak hat insgesamt zwei Jahre in Amerika gelebt und gearbeitet. Dort war er als Bäckereileiter in einem „Simit and Smith“ tätig. Die Bäckerei war in New Jersey beheimatet, und hatte Filialen in Manhattan, im Herzen von New York City gelegen.
Mittlerweile Vater eines Sohns geworden, zog es unseren Protagonisten dann wieder zurück in die deutsche Heimat. „Die vielen Jahre „auf Achse“ haben mir dennoch unheimlich viel gebracht, ich habe neben detaillierten Fachkenntnissen viele tolle Menschen kennengelernt, zu denen ich auch heute noch regelmäßig Kontakt halte“, zieht er ein zufriedenes Fazit seiner „beruflichen Reisen“.

„Leidenschaftlicher Bäcker“ übernimmt Flensburger Traditionsbetrieb

Die Betriebsübernahme

„Die „Bäckerei Hansen Mürwik GmbH“ mit ihrem Hauptsitz in Wees und ihren weiteren Filialen hat mir schon beim Kennenlernen zugesagt, ein traditionelles und gut aufgestelltes mittelständisches Unternehmen. Mir war schnell klar, dass man aus diesem Geschäft etwas Bleibendes und ein für die Zukunft modern aufgestelltes Unternehmen machen kann.“

„Ich habe nach der Übernahme anfangs eine aktuelle Bestandsaufnahme gemacht, möchte den Betrieb modern ausstatten und visionär ausrichten. Die von mir erkannten Probleme möchte ich zeitnah anpacken, und den Betrieb auf der Seite der maschinellen und technischen Ausstattung auf die technologisch anspruchsvolle Zukunft vorbereiten. Dabei helfen mir natürlich meine in den vergangenen 20 Jahren im Beruf gemachten Erfahrungen, insbesondere jene, die ich als Produktentwickler machen durfte.“

Bereits im Juli wird im Hauptsitz in Wees eine sogenannte „Backstraße“ entstehen, mit neuesten technischen Gerätschaften. „Diese Investition ist aus meiner Berufserfahrung unabdingbar, der neue Maschinenpark garantiert uns für die kommenden Jahre eine gute Mischung zwischen menschlichem Handwerk und Automatisierung!“, teilt uns Herr Çolak mit. „Der Umbruch und die damit verbundenen Investitionen bringen uns langfristig den gewünschten Erfolg, den wir dann zufriedenstellend an unsere Kundschaft zurückgeben können!“

„Leidenschaftlicher Bäcker“ übernimmt Flensburger Traditionsbetrieb

Die Menschen im Mittelpunkt

„Ein weiterer Punkt ist mir neben den getätigten Investitionen aber besonders wichtig: Die im Betrieb arbeitenden Menschen und die Zufriedenheit der Kunden! Jeder einzelne Mitarbeiter ist mir unheimlich wichtig, denn ohne Menschen, ohne engagierte und fleißige Kollegen, wird ein Geschäft niemals funktionieren. Das ist eine Lebenserfahrung, die ich bereits in jungen Jahren machen durfte, und sie hat sich überall und immer wieder bestätigt. Ohne die Menschen funktioniert es nicht!“ Er ergänzt: „Hier bei der Bäckerei Hansen Mürwik GmbH haben wir ein tolles Team von Mitarbeitern – es macht mir Freude, die engagierten und fleißigen Kolleginnen und Kollegen bei der Arbeit zu erleben. Das bestärkt mich darin, dass es hier mit der Firmenübernahme eine richtige Erfolgsgeschichte für unser Team und mich werden kann, worauf wir stolz sein können!“

Dieses „Mindset“, diese Denkweise bzw. Einstellung, hat er auch von „Royal Kaak“ mitgebracht: „Die Holländer sind durchgängig ein entspanntes und fleißiges Völkchen“, schmunzelt Hakan. „Aber im Ernst: Nur als Team sind wir stark. Das sollen alle Mitarbeiter wissen: Ich gebe zwar als Eigentümer die Marschrichtung des Betriebs vor, doch bin ich genauso ein Teil der Mannschaft wie jeder andere auch, mit seinen Schwächen und Stärken!“

„Leidenschaftlicher Bäcker“ übernimmt Flensburger Traditionsbetrieb

Ausblick

„Seit 100 Jahren ist die Hansen Bäckerei ein echter Familienbetrieb, der das Beste aus Tradition und Innovation vereint. Bei uns steht die Qualität an erster Stelle und das schmeckt man auch – dieses Feedback erhalten wir auch von unseren Kunden. Gutes Brot braucht nämlich seine Zeit – ganze 18 Stunden Stehzeit, um genau zu sein. Für unsere Kundschaft bedeutet das: Aroma und Bekömmlichkeit, die Sie mit jedem Bissen schmecken können.

Bei der Meisterbäckerei Hansen können Sie sich stets auf die beste Qualität zu fairen Preisen verlassen. Unsere Zutaten sind kein Geheimnis: Wer mehr über unsere Inhaltsstoffe erfahren möchte, ist herzlich eingeladen, einen unserer Workshops zu besuchen. In Kürze können Sie sich über unsere Internet-Seite für die Workshops anmelden.“

Das Flensburg Journal bedankt sich bei Hakan Çolak für ein interessantes und zielführendes Gespräch. Wir wünschen ihm und seinem Unternehmen den verdienten Erfolg!

Mit Hakan Çolak sprach Peter Feuerschütz
Fotos: Benjamin Nolte

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