Wie für so viele andere heutige Flensburger war die Bundeswehr, die Bundesmarine, „Schuld“ daran, dass es unseren Protagonisten in den hohen Norden nach Flensburg verschlagen hat. Wir erzählen im ersten Teil seiner bemerkenswerten Vita, wie es dazu kam – und wie sein Dienstherr ihn schließlich für sehr spezielle und besondere Aufgaben rekrutierte, deren Ausgangspunkt stets im hiesigen Flensburg lag.

Alteingesessene Flensburger würden vielleicht sagen: „Der ist ja erst kürzlich zugezogen!“ Nun, wer hier bereits weit über hundertjährige Wurzeln hat, mag ja in der Hinsicht Recht haben. Doch lebt und wohnt unser Protagonist mittlerweile immerhin seit 45 Jahren in Flensburg, anfangs noch im Mürwiker Tannenweg, seit gut 30 Jahren im Stadtteil Engelsby im sogenannten Sternenviertel, genauer gesagt im Siriusbogen.

Vollmert Stock – aus dem Sternenviertel in die weite Welt hinaus
Das waren noch Zeiten!

Das Flensburg Journal sprach mit Vollmert Stock, einem gebürtigen Dithmarscher aus Lunden. Die Gemeinde Lunden als ländlicher Zentralort und anerkannter Erholungsort liegt im Norden Dithmarschens, mitten im Gebiet der Flusslandschaft Eider-Treene-Sorge, hat rund 2.000 Einwohner. Dort verbrachte er seine Kindheit und Jugend, absolvierte die Schule, schloss diese ab und lernte den Beruf eines Kfz-Mechanikers. Um seine handwerklichen Fertigkeiten (das Schweißen) zu vervollkommnen, schloss er eine einjährige Fortbildung in einem Fachbetrieb an.

Wer kann schon von sich behaupten, dass er während seiner (langen) beruflichen Laufbahn alle fünf Kontinente dieser Erde mehrfach bereist hat, in Bahrain im Gefängnis saß, in Djibouti vom arabischen Sender Al-Jazeera interviewt wurde, in Singapur mit den dortigen Behörden Probleme löste dank der Unterstützung durch den ARD-Korrespondenten, sowohl in Erich Honeckers „Air Force One“ Iljuschin IL-62 als auch in dessen Tupolev TU-154 im Chefzimmer gearbeitet und im einstigen Bett des Diktators geschlafen hat, echte „Kampfdelfine“ aus den USA nach Schleswig-Holstein überführte, und und und … ?
Nun, Vollmert Stock gehört zu dieser Kategorie, aber … der Reihe nach!

Vollmert Stock – aus dem Sternenviertel in die weite Welt hinaus
Meine Berufsstationen!

Wehrdienstzeit, als Soldat

Kurz vor seinem 18. Geburtstag meldete sich die Bundeswehr bei ihm; er sollte seinen Wehrdienst ableisten. Er war tauglich, verpflichtete sich des Geldes wegen allerdings gleich auf zwei Dienstjahre, die er in den Jahren von 1963 bis 1965 ableistete. „In Bad Segeberg beim Heer hat man mich das Laufen gelehrt“, schmunzelt Vollmert Stock im Gedanken an jene Zeit. Nach der Grundausbildung in Bad Segeberg ging es nach Itzehoe-Nordoe, anschließend nach Seeth zum Nachschub-Bataillon 610, mit einem kurzen Abstecher zu einem Gastspiel bei der Lufthansa-Technik in HH-Fuhlsbüttel, um auch einen Einblick in die Kunst der Feinwerktechnik zu bekommen.

Eintritt ins Berufsleben

In seinen erlernten Beruf wollte er nicht zurückkehren. Er bewarb sich für eine zivile Beschäftigung bei der Bundeswehr, wurde auch sofort eingestellt – die suchten händeringend Fachpersonal. Unser Protagonist durchlief die Ausbildung zum „Technischen Beamten“, in Kiel und an der „Schule für Technik“ Mannheim, dort mit erfolgreichem Abschluss zum „technischen Beamten der Bundeswehrverwaltung im Mittleren Dienst“. Später wurde er sogar auf einen sogenannten „umgewandelten“ Dienstposten eines Transport-Offiziers versetzt und somit in eine höhere Besoldungsgruppe eingewiesen.
Er hatte nach Ausbildungsabschluss die freie Wahlmöglichkeit, wohin er gern versetzt werden wollte, entschied sich nach Rücksprache daheim für einen damals weitgehend unbekannten Ort in Schleswig-Holstein namens Olpenitz (Frage an die WBV: „Wo liegt das denn??“).
Am 2. Januar 1968 traf er erstmals am neuen Dienstort an der Schlei-Mündung ein, fand am Reiseziel eine „ziemliche Einöde“ vor.

Vollmert Stock – aus dem Sternenviertel in die weite Welt hinaus
Auf der Gorch Fock in Melbourne

Olpenitz

Zwischen 1959 und 1964 wurde der Marinehafen Olpenitz als Neubauprojekt errichtet. Olpenitz war Marinestützpunkt für Schnell- und Minensuchbootgeschwader. Schwimmende Einheiten, Werkstätten, Signalstellen und Wohnungen im benachbarten Ellenberg für die Soldaten, ließen Olpenitz damals zu einem der modernsten Marienhäfen werden. Zu Spitzenzeiten waren hier 1800 Soldaten und 450 Personen in Zivil stationiert. Während die einen hier eine Heimat fanden und sich ansiedelten, waren insbesondere Wehrpflichtige von der Abgeschiedenheit nicht erbaut.

Der Spitzname „Olpesibirsk“ ist Legende, auch „Porto Sando“ war ein beliebter Begriff. Im November 2004 wurde die Schließung des Stützpunktes Olpenitz verfügt, 2006 wurde der Standort geschlossen. Anfangs wollte Stock nach der ersten Inaugenscheinnahme der Einöde an der Schlei-Mündung noch die WBV darum ersuchen, ihn doch besser woanders hin zu versetzen. Doch die flehten ihn förmlich an, am neuen Dienstort durchzuhalten: „Wir hatten schon immer große Probleme, jemanden für diesen speziellen Posten zu gewinnen“, bekniete ihn sein Dienstherr. Nun, er ließ sich überreden und blieb dann doch erst einmal am Ort. Für Vollmert Stock folgten insgesamt 12 Jahre Aufbau im Marinestützpunktkommando (MStpKdo) Olpenitz, mit vielen Erlebnissen, die die damaligen Zustände bei der Marine oft genug wiedergaben.

Mehrere Verteidigungsminister hat er dort als Besucher erlebt, wobei er den Minister Helmut Schmidt einmal sogar aus einer misslichen Lage befreite: Der war mit seinem Dienstwagen und einem ortsfremden Fahrer im Straßengraben gelandet. Helmut Schmidt war auch oft privat mit seinem langjährigen Freund und Staatssekretär Willi Berkhan zum Segeln auf dem Brahmsee unterwegs. Die Herren brachten bei der Gelegenheit gelegentlich Schmidts Frau Loki nach Olpenitz, von wo aus Vollmert Stock die Ministergattin per V-Boot ins nahegelegene Vogelschutzgebiet Oehe-Drecht (Schleimünde) übersetzte, wo sie als Botanikerin ihrer Leidenschaft für die Natur und die hiesige Pflanzen- und Tierwelt nachging. Helmut Schmidt fuhr seinerzeit privat einen „uralten“ Opel Rekord, der häufig „zickte“ und nicht anspringen wollte – Stock oder einer seiner Mitarbeiter musste dann umgehend los und dem Minister Starthilfe leisten.

Schmidts Nachfolger als Verteidigungsminister war der volkstümliche und bei den Soldaten beliebte „Schorsch“ Leber. Diesen konnte Vollmert Stock im persönlichen Gespräch dazu bewegen, für die ihm unterstellten zivilen Kfz.-Mechaniker, die am Standort ganzjährig in einer unbeheizten Wellblechhalle arbeiten mussten, ein sogenanntes Feldheizgerät zu beschaffen („damit sich die Jungs hier bei der Arbeit nicht den Hintern abfrieren müssen, Herr Minister!“). Leber hielt sein Versprechen, das Großgerät wurde umgehend angeliefert! Übrigens waren die Minister damals auf ihren zahlreichen Reisen durchs Land noch komplett ohne Sicherheitsgefolge unterwegs …

Vollmert Stock – aus dem Sternenviertel in die weite Welt hinaus
Ankunft in Bahrain

Es wurde seinerzeit in Olpenitz viel und immer wieder improvisiert, doch letztlich gelang Stock dort der Aufbau einer funktionierenden Fahrbereitschaft, er löste mannigfaltige Probleme in der Transport-Logistik vor Ort, wurde sogar noch Jahre später (im September 1988) nach dem Ende seines dortigen Einsatzes mit dem „Ehrenkreuz der BW in Gold“ ausgezeichnet, damals als überhaupt erster Beamter innerhalb der Bundeswehr. „Auf diese Anerkennung meiner Arbeit war und bin ich immer noch stolz“, denkt Vollmert gern an jene ersten Jahre seiner Dienstzeit nahe Kappeln zurück.


„Nachhaltig geprägt haben mich dabei die Jahre enger Zusammenarbeit mit dem damaligen, legendären Stützpunktkommandeur, Kapitän zur See Helmut Dau – ein wahrlich ungewöhnlicher und einmaliger Mensch, dem ich viel zu verdanken habe. Ebenfalls unvergesslich bleibt die Erinnerung an den „urigen“ Olpenitzer Hafenkapitän Rötger Feldmann (übrigens der Vater von „Brösel“, dem Erfinder der Comic-Figur „Werner“).“

Berufliches Engagement

„Ich gehörte über viele Jahre den jeweiligen Personalvertretungen an. Sowohl als Gründungsmitglied seinerzeit in Olpenitz, als auch später in den Jahren in Flensburg und Glücksburg. Außerdem war ich langjähriges Mitglied als Vertreter der Beamten, im Bezirks­personalrat beim Marine-Unterstützungskommando in Wilhelmshaven. Dabei war es mir stets sehr wichtig, sowohl zum Wohl der Beschäftigten als auch der jeweiligen Dienststelle zu wirken“, war Vollmert Stock berufliches Engagement neben dem eigentlichen Dienstgeschäft stets ein persönliches Anliegen.

Vollmert Stock – aus dem Sternenviertel in die weite Welt hinaus
Unterwegs in der Iljuschin 1991

Erste Berührungen mit Flensburg

Es folgte für unseren BW-Zivilisten eine Versetzung auf einen höheren Dienstposten im Marinestützpunktkommando Flensburg-Mürwik (dem heutigen Sonwik). Im seinerzeit noch prall belegten Stützpunkt voller Schiffe übernahm Vollmert Stock die Leitung der Fahrbereitschaft und die örtliche Kfz.-Instandsetzung. Damit verbunden war für ihn persönlich der Umzug samt Familie von Kappeln nach Flensburg. Die Familie Stock bezog eine neue Bleibe im Tannenweg.

Stock war jetzt auch eingesetzt beim noch im Bau befindlichen Hauptquartier der Marine (MHQ) in Glücksburg-Meierwik. Dort wurde in jenen Jahren das Führungsinformationssystem (FüInfoSys) für das Marinehauptquartier installiert; Entwicklung, Inbetriebnahme und Nutzungserfahrung, von 1974 bis 1982, mit der allseits bekannten damaligen „Tarn“-Bezeichnung „Tenne“. Vollmert Stock kümmerte sich nun vor Ort um alle möglichen irgendwie mit der Logistik befassten Angelegenheiten. Seine Arbeitsplatzbeschreibung lautete konkret: „Zuständig für das Transportwesen, Transport-Logistik, Instandsetzung – auf der Straße, der Schiene, zu Wasser und in der Luft“. Das klappte wohl überwiegend recht gut aus der Sicht seiner Vorgesetzten, und so nahmen die folgenden Dinge alsbald ihren Lauf:

Vollmert Stock – aus dem Sternenviertel in die weite Welt hinaus
Die Übergabe und die Beteiligten

Der „Mann für alle Fälle“

Die Bundesmarine war schon immer auf der Suche nach geeigneten Leuten, denen man Spezialaufträge „bedenkenlos aufs Auge drücken konnte“, wie Stock es heute treffend formuliert. „Man suchte nach einem flexiblen, unerschrockenen, belastbaren Beamten, den man in der gesamten Welt (also auch fernab der Heimat) für besondere spezielle Aufgaben einsetzen konnte.“ Irgendwann kam das vorgesetzte Kommando in Wilhelmshaven (MUKdo) auf ihn zu. Stock wurde gefragt, ob er es sich zutrauen würde, bei Bedarf Mensch und Material in die weite Welt zu transportieren, einschließlich dem regelmäßigen Austausch von Schiffsbesatzungen („Crew-Wechsel“) zu vorher festgelegten Zeiten und an allen möglichen Standorten des Planeten. Auf die Frage, „was das genau für ihn bedeutete?“, erhielt er die lapidare Antwort: „Das wissen wir auch nicht im Vorwege einer solchen Aktion. Das wird dann jeweils von Fall zu Fall zu besprechen sein!“
Nun, Vollmert Stock traute sich den ihm angetragenen „Job“ durchaus zu, er sagte folglich „Ja“ zum unterbreiteten Angebot aus Wilhelmshaven.

Der erste Auslandseinsatz

Sein erster Auslandseinsatz führte ihn gleich nach Asien, genauer gesagt nach Singapur zum damaligen Schulschiff der Marine „Deutschland“, das sich auf einer halbjährigen Auslandsreise von Mitte März bis zum 16.08.1983 befand, in Singapur den geplanten Austausch der Besatzung vornahm. Stock kümmerte sich um alles im Zusammenhang mit dem dortigen Crew-Wechsel. Immerhin rund 150 Kadetten mussten hin und zurück verlegt werden, sowie zusätzlich und spontan die Klärung eines vor Ort aufgetretenen Problems mit den örtlichen Behörden. Letzteres gelang ihm mit Hilfe des damaligen ARD-Asien-Korrespondenten Winfried Scharlau zur Zufriedenheit aller Beteiligten. Über diesen Trip nach Singapur berichtete im Übrigen Vollmert Stocks Heimatzeitung, das „Lundener Mitteilungsblatt“, am 21.07.1983! Die gelungene Art und Weise der (erfolgreichen) Abwicklung des ersten Einsatzes durch unseren Protagonisten fand überall in den Kreisen der Marine und selbst der Diplomatie Lob und Anerkennung – weiteren Einsätzen stand somit nichts im Wege!
Noch im selben Jahr 1983 folgte für ihn bereits ein weiterer Auslandseinsatz mit Flug nach Norfolk/Virginia. Es sollte nicht sein letzter Aufenthalt in den USA werden.

Vollmert Stock – aus dem Sternenviertel in die weite Welt hinaus
Kreta, Ordensverleihung

Stock wird offiziell zum Globetrotter

Neben seinen bereits erwähnten Aufgaben oblag ihm – ganz nebenbei – auch die Abwicklung von Zollangelegenheiten für die gesamte Marine vor Ort im In- und Ausland. Dazu erhielt er eine spezielle Zollausbildung mit Zollvereidigung beim „Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung“ (BWB) in Koblenz. Die dort erlernten Fähigkeiten führten letztlich dazu, dass man ihm bei der Truppe alsbald den auf ihn persönlich durchaus zutreffenden Spitznamen „Zoll-Stock“ verpasste. Zur Verbesserung seiner rudimentären Sprachkenntnisse in der Weltsprache „Englisch“ wurde er sogar eine Zeitlang zum Bundessprachenamt nach Hürth geschickt, wo er sein Englisch erfolgreich dahingehend verbesserte, dass er sich nun weltweit mit den jeweiligen Gastgebern problemlos verständigen konnte.

Praktisch alle Auslandsreisen bedeuteten für ihn, dass er entweder mit Flugzeugen der Bundeswehr oder aber ziviler Fluggesellschaften (Lufthansa und/oder Condor) unterwegs war. Stock erinnert sich besonders gern an jene Reisen in der einstigen „Air Force One“ von Erich Honecker. „Es war schon ein eigenartiges Gefühl zu wissen, dass vor noch nicht allzu langer Zeit just an diesem Platz der mächtigste Mann der DDR saß und arbeitete, ich zudem in dessen Schlafgemach nächtigen durfte“, schmunzelt Vollmert Stock. Anfangs waren es sogar noch die gleichen Besatzungsmitglieder, die einst den „Erich“ auf seinen Auslandsflügen flogen und betreuten.
„Die hatten auch so manche lustige Begebenheit zu erzählen, waren aber durchweg nett, höflich, und haben natürlich nur solche Dinge erzählt, die nicht ins Intime gingen.“

Vollmert Stock – aus dem Sternenviertel in die weite Welt hinaus
Nach der Auszeichnung September 1988

Als Übergabeverantwortlicher im Mittelmeerraum

Im Jahr 1989 war Vollmert Stock gefühlt die meiste Zeit des Jahres auf Achse. Das begann im Februar mit einer Australienreise („Crew-Wechsel“) nach Melbourne, anschließend übergab er noch im ersten Quartal des gleichen Jahres im Rahmen der sogenannten „Verteidigungs-Hilfe“ innerhalb der NATO offiziell das einstige Flottendienstboot (auch als Messboot oder Aufklärungsschiff bekannt) „Oker“ in Kreta an die griechische Marine. Für sein dortiges geschicktes und souveränes Auftreten auf diplomatischem Parkett wurde er von seinem „Gegenüber“, einem griechischen Admiral mit der Bezeichnung „Naval Commander Aegean Sea“, mit einem griechischen Orden ausgezeichnet.

Ein weiteres Flottendienstboot – die „Alster“ – übergab Stock im November 1989 an die Türkei, im Marinehafen Izmir. Für die türkische Marine fuhr das Boot später noch jahrelang unter dem Namen „Yunus“ zahlreiche Aufklärungseinsätze.
Auch mit den einheimischen Türken musste Stock als Ehrengast nach heimischen Ritualen die Übergabe der Schiffe standesgemäß mitfeiern. Einmal erlebte er sogar eine sogenannte Schächtung an Bord eines gerade abgegebenen Schiffes mit. „Als Gast wurde man dort regelrecht hofiert und königlich bewirtet, die landesüblichen Bräuche waren aber schon gelegentlich gewöhnungsbedürftig“, denkt Vollmert Stock mit teilweise gemischten Gefühlen an jene Zeit zurück.

Vollmert Stock – aus dem Sternenviertel in die weite Welt hinaus
Übergabe Alster Izmir

Die Bundesmarine hatte mittlerweile längst adäquaten Ersatz gefunden für die an die NATO-Partner abgegebenen älteren Einheiten. Die „Neuen“ waren schon fahrbereit und einsatzfähig, die Marine hatte sogar eine jeweils nagelneue und hochmoderne „Oker“ und „Alster“ in ihrem aktuellen Bestand.
Im gleichen Jahr 1989 war Stock auch noch an der Übergabe der Fregatte „Braunschweig“ an die Türkei, diesmal im Marinestützpunkt Gölcük, als offizieller Übergeber beteiligt.

Mit prominenter Begleitung zum „Crew-Wechsel“ nach Mallorca

Im November des Jahres 1990, unmittelbar nach der erfolgten deutschen Wiedervereinigung im Oktober, erhielt Vollmert Stock einen heiklen Auftrag. Er sollte, wie schon oft zuvor, einen „Crew-Wechsel“ auf der „Gorch Fock“ organisieren und durchführen, diesmal allerdings in prominenter Polit-Begleitung. Bereits seit 1962 hatte der Schleswig-Holsteinische Landtag die Patenschaft für das Traditions-Schulschiff „Gorch Fock“ inne, und die damalige amtierende Landtagspräsidentin Lianne-Maren Paulina-Mürl sollte als Patin das Segelschiff während seiner Liegezeit in Palma de Mallorca besuchen. Die Politikerin erwies sich schnell als angenehmer Reisegast.
Sie unterhielt sich stets interessiert mit Vollmert Stock, ließ sich von ihm das gesamte Drumherum erklären, kam durch ihre unkomplizierte und aufgeschlossene Art und ihre sehr höflichen Umgangsformen bei allen Beteiligten bestens an. Im Nachgang bedankte sich Frau Paulina-Mürl übrigens noch persönlich in einem netten Brief bei ihrem „Reiseführer“.

Vollmert Stock – aus dem Sternenviertel in die weite Welt hinaus
1990 Abflug nach Mallorca

Lianne-Maren Paulina-Mürl, geb. Paulina, war eine deutsche Politikerin (SPD). Sie war von 1987 bis ins Frühjahr 1992 Präsidentin des Landtages von Schleswig-Holstein. Sie starb am 27.07.1992 in Kopenhagen an einem schweren Krebsleiden.

Unterstützung durch die Bundesmarine im Golf-Krieg

Es gab mehrere sogenannte „Golf-Kriege“ in den letzten beiden Dekaden des vorherigen Jahrhunderts, viele sprechen heute vom 1. und vom 2. Golf-Krieg, manche sogar von drei dortigen Konflikten. Im 2. Golf-Krieg (zwischen Irak und Kuwait) war die bundesdeutsche Marine insoweit involviert, dass sie den Minenabwehrverband „Südflanke“ abstellte, der nach Kriegsende im Jahr 1991 die Aufgabe erhielt, im Persischen Golf Minen zu räumen. Am 16. August 1990 liefen zu dieser Unternehmung fünf deutsche Minensucher sowie ein Versorger aus Wilhelmshaven in Richtung Persischer Golf aus. Stocks Beteiligung an jener Aktion bestand darin, im Jahr 1991 in Bahrain die umfangreiche Logistik vor Ort sicherzustellen. Er flog mit einer kleinen Delegation in jenen Golf-Staat. Es ergab sich dort, frisch angekommen, sogleich ein unerwartetes Problem für das deutsche Logistik-Kommando: Sie flogen mit einem einstigen, inzwischen von der Bundeswehr übernommenen DDR-Flugzeug (Iljuschin) zu jenem Einsatz, das Flugzeug wurde noch von ehemaligen NVA-Piloten und entsprechender Besatzung geflogen. Das Problem: Diese Besatzung durfte zu jenem Zeitpunkt nicht mehr die „alte“ NVA-Uniform tragen, allerdings auch noch nicht die aktuelle Dienstkleidung eines Bundeswehrangehörigen. Der Grund dafür: Die Frauen und Männer der ehemaligen NVA waren noch nicht „gegauckt“. „Gegauckt“ ?

Vollmert Stock – aus dem Sternenviertel in die weite Welt hinaus
Vor der Schiffsübergabe

Wer als ehemaliger Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst der DDR für den Staatssicherheitsdienst gearbeitet hatte, durfte zum Beispiel nicht im bundesdeutschen öffentlichen Dienst arbeiten. Die Überprüfung fand durch die damalige Gauck-Behörde statt; wer dieses Verfahren durchlaufen hatte, galt als „gegauckt“.

Diese Problematik war den einheimischen Behördenvertretern am Flughafen in Bahrain natürlich nicht plausibel zu erklären, wenngleich die eingereisten Deutschen im Vorwege diplomatisch akkreditiert worden waren. Sprachprobleme erschwerten zudem eine reibungslose Kommunikation. Das Durcheinander nahm also seinen Lauf, die Einheimischen fragten immer wieder mit Blick auf die aus ihrer Sicht in Phantasiekluft gekleideten Besatzungsmitglieder (in schwarzer Lederjacke, Jeans und Kampfstiefeln): „ Was ist das denn bloß für ein Verein?? Sind das etwa Agenten oder Spione??“ Kurzerhand nahmen die Verantwortlichen vor Ort auf dem Rollfeld unseren Vollmert Stock in seiner Eigenschaft als Leiter der Delegation vorläufig fest und sperrten ihn einfach erst einmal ins Gefängnis. Die mitgereisten Bundeswehrangehörigen verblieben solange in brütender Hitze in der gelandeten Maschine auf dem Rollfeld sitzen. Nach mehreren Stunden Haft und einigen klärenden Telefonaten – Stock durfte vom „Knast“ aus immerhin telefonieren – mit dem örtlichen Lufthansa-Vertreter wurden die Irritationen aufgelöst, man ließ unseren Protagonisten schließlich wieder frei, die deutschen Gäste konnten nun endlich ihrer eigentlichen Mission nachgehen und die Anlagen im Hafenbereich von Bahrain in Augenschein nehmen.

Vereinbarung mit der Lufthansa und Condor

Im Laufe seiner vielen Einsätze entwickelte Vollmert Stock eine enge und vertrauensvolle Beziehung zu den deutschen Standortleitern der Lufthansa in Hamburg sowie von Condor in Kelsterbach (nahe Frankfurt). Es entstand bald ein Freundschaftsverhältnis zu beiden Herren. Man hatte oft miteinander zu tun, entwickelte schließlich gemeinsam die Idee, die benötigten Flugzeuge für die jeweiligen Transfers ins Ausland so zu nutzen, dass möglichst nur noch freie Flug-Kapazitäten (insbesondere in Nächten) von der Bundeswehr belegt wurden. Das kam natürlich auch den Fluggesellschaften sehr gelegen, denn tagsüber waren deren Flugzeuge meistens ausgelastet und komplett verplant.
Daneben konnten so die anfallenden (hohen) Kosten für die Bundeswehr spürbar gesenkt werden (immerhin um ein Drittel!). Später führten die guten Kontakte sogar dazu, dass einige Flüge nach Djibouti von Bundeswehr-Flugplätzen in Nordholz oder von Jagel aus stattfinden konnten. Einigen Airline-Piloten waren diese Flugplätze sogar noch aus ihrer alten Zeit bei der Luftwaffe oder den Marinefliegern bekannt.

Vollmert Stock – aus dem Sternenviertel in die weite Welt hinaus
Persönliches Geschenk vom Kommandanten

Wir erzählen im zweiten Teil seiner bemerkenswerten Vita, wie er mit Bravour sämtliche an ihn gestellte Anforderungen meisterte – darunter ganz spezielle Aufträge … freuen Sie sich auf sehr spannende Lektüre, in einer unserer kommenden Ausgaben!

Mit Vollmert Stock sprach Peter Feuerschütz
Fotos: privat, Benjamin Nolte

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