Eine kleine Wolkenwand schiebt sich über Schafflund. Den Himmel hat Michael Schwandt immer im Blick, bevor er sich für Langballig, Glücksburg, Holnis oder Röm entscheidet. Für den richtigen Ort einer Wochenend-Entspannung zieht er gerne auch die Drehrichtungen der Windräder hinter der Siedlung oder die Wetter-App als Entscheidungshilfe heran. Heute bleibt es bei der heimischen Terrasse, die vor zwei Jahren neugestaltet wurde. Während des Gesprächs kommt der Rasenmäh-Roboter kurz ins Stocken, aber nicht der Gang durch ein Leben, das inzwischen 53 Jahre umfasst. „Ich habe nie definiert, wo ich hinmöchte“, sagt der Hausherr. „Aber mir war immer wichtig, dass ich das, was ich mache, auch gerne tue.“

Vor dem Katharinen Hospiz am Park, dessen Fördervereinsvorsitzender er ist

Michael Schwandt wurde 1972 in Flensburg geboren. Die ersten Kindheitserinnerungen sind mit dem Martinsberg verbunden. Bruchstückhafte Erinnerungen eines Kleinkindes, die später mit Fotos und Stippvisiten aufgefrischt wurden. Sehr bald erfolgte der Umzug zur Backensmühle auf der Rude. Eine Bahnsiedlung wird zum Dauersitz der Familie. Der Vater war Beamter und als Diplom-Ingenieur in leitender Position bei der Bundesbahn, die Mutter betätigte sich auf selbstständiger Basis in der Kosmetik-Branche.

Rude und die Realschule-West

Es gibt drei Kinder; der kleine Michael war der Nachzügler. Er besuchte den Kindergarten an der Pauluskirche, dann die Rudeschule. Die Backensmühle lag eigentlich im Einzugsbereich der Realschule-Ost. „Meine Eltern hatten sich aber um die Realschule-West auf der Westlichen Höhe bemüht“, erinnert sich Michael Schwandt. „Diese Schule hatte den besseren Eindruck gemacht.“ Zur Infrastruktur gehörten Sprachlabor, Biotop und eine neue Sporthalle.

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Durch die Bahnkontakte des Vaters begünstigt, sicherte er sich zusammen mit seinem Bruder und einem seiner Freunde die Hege- und Pflegerechte an einem kleinen See an der Valentiner Allee. Hier wurden Hechte, Aale und vor allem Forellen ausgesetzt. Ein Idyll, in dem Michael Schwandt viel Zeit verbrachte. In seiner Freizeit entwickelte er auch erste „kaufmännische“ Aktivitäten. Er und ein Freund handelten mit geräucherten Aalen vom Flensburger Hafen, was sich aber nur einmal als ein gutes Geschäft erwies. Crêpes und Cider liefen im Schulcafé schon besser. Der jugendliche Geschäftssinn eignete sich auch, um mit Motorroller durch Flensburg zu kurven und um Sponsoren für das Schulfest zusammenzutrommeln.

Weichenstellung zum Bankkaufmann

Wider Erwarten sollte ein zweiwöchiges Schulpraktikum die Weichenstellung für die weitere Berufslaufbahn stellen. Die erste Option war eine Werbeagentur, deren Inhaber allerdings plötzlich verstarb. Der Wipo-Lehrer brachte seinen Schüler bei der Kreissparkasse Schleswig-Flensburg unter. Der Hauptsitz befand sich an der Ecke von Holm und Rathausstraße. Michael Schwandt kam auf den Geschmack, interessierte sich nun für eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Die Öffnungszeiten der nahen Rude-Filiale schienen ein angenehmes Leben zu versprechen. „Die klangen so, als ob man erst spät anfangen müsste zu arbeiten und eine lange Mittagspause hätte, in der man sich noch einmal aufs Ohr legen könnte“, erzählt er mit einem Schmunzeln. „Als 16-Jähriger hatte ich noch nicht so weit gedacht, dass Öffnungszeiten nicht gleich Arbeitszeiten sind.“

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Bereits ein Jahr vor dem Realschul-Abschluss im Sommer 1989 hatte Michael Schwandt den Ausbildungsplatz bei der Flensburger Stadtsparkasse in der Tasche. Außerhalb des festen Ausbildungsplanes musste der Azubi morgens oft erst einmal beim Personalchef Hans-Peter Nissen antanzen. Es wurde geprüft, wo Not am Mann ist. Egal ob Große Straße, Twedter Plack oder Nordertor – alle Filialen waren mal an der Reihe. Schließlich auch die Rude, ein „Heimspiel“ – aber nur für einen oder zwei Tage. Nach dem Ende der Ausbildung ging es noch ein halbes Jahr weiter. „Ich wollte noch etwas Geld verdienen, bevor ich zur Bundeswehr sollte, wo der Sold nur 400 D-Mark betrug“, erzählt Michael Schwandt. Seinen Wehrdienst leistete er nur wenige Kilometer entfernt: in der Fernmeldeausbildungskompanie der Briesen-Kaserne. Wie sollte es anders sein: als Rechnungsführergehilfe.

Berufliche und private Veränderungen

Zum Januar 1994 kehrte er zurück zur Flensburger Sparkasse. In der Filiale am Holm regelte inzwischen ein neues Modell die Arbeitszeiten. Jeweils einen Tag in der Woche hatten der Filialleiter und sein Stellvertreter frei. Heute klingt es für ihn banal, aber als zweiter Stellvertreter hatte der Jung­spund eine „semi-wichtige Verantwortung zum Üben“ – so eine rückblickende Tätigkeitsbeschreibung.

Nach zwei Jahren ergab sich etwas Neues: Die Flensburger Sparkasse etablierte ein Vermögens-Management. Michael Schwandt saß nicht mehr am Schalter, sondern im separaten Büro und beriet mit nur 24 Jahren den betagteren Gutverdienenden, wie die Tausender am besten anzulegen seien.

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Privat tat sich in den 1990er Jahren viel. Seine Nina hatte er beim 17. Geburtstag eines Freundes kennengelernt. Das Paar war schon lange zusammen, als sich allmählich die Hochzeit ankündigte und in Wassersleben eine erste gemeinsame Wohnung bezogen wurde. „Sie war schön, aber etwas klein“, skizziert Michael Schwandt. Perspektivisch schien ein Haus in Wanderup zu passen. Aber das war dann doch schon weg. „Der Makler erzählte uns von einer Doppelhaushälfte in Schafflund, die wir uns noch am selben Tag anschauten“, erinnert sich Michael Schwandt. „Und nur drei Tage weiter saßen wir beim Notar.“

Schafflund und Nordfriesland

Schafflund war bis dahin eher unbekanntes Terrain, lag aber halbwegs in der Nähe von Weiche, wo die Schwieger­eltern wohnen. Es war praktisch, wenn man vor der Arbeit den Hund abgeben und danach auch wieder abholen konnte. Im Mai 2000 wurde die gemeinsame Tochter Paulina geboren, und die Golden-Retriever-Hündin steckte freiwillig und liebevoll zurück. Drei Jahre später war mit der Geburt von Sohn Jan-Erik das Familienglück komplett.

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In jener Phase hatte sich Michael Schwandt auch beruflich weiter gen Westen orientiert. In Flensburg hatte er sich zunächst um eine Fortbildung bemüht, bekam diese aber nicht, weil er bereits einen anderen Lehrgang absolviert hatte. Das Ende vom Lied? „Mir wurde eine Gehaltserhöhung verwehrt, weil es eben ohne genau diese Fortbildung nicht möglich sei.“ Eine gute Perspektive sieht anders aus. Parallel liefen schon länger immer mal wieder Gespräche mit der Sparkasse Nordfriesland. Eine Bekannte hatte – noch in den 90er Jahren – auf ein Stellenangebot hingewiesen. Es blieb aber vorerst beim Beschnuppern. Dann war Sylt ein Thema. Die Gehaltsstufe, die in Flensburg nicht drin war, erwies sich an der Westküste nicht als Hindernis.

Michael Schwandt rechnete die Fahrzeit vom Noch-Wohnort Wassersleben durch. „Über Klanxbüll nach Westerland – das dauerte etwa eineinhalb Stunden“, berichtet er. „Mein Schwager aus Berlin meinte, das wäre für Berlin normal.“ Einem Nordlicht schien es zu viel Pendelei zu sein.

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Schließlich kündigte er, als er zum 1. Oktober 1999 in Niebüll als Leiter der Vermögensbetreuung anfangen konnte. Von Schafflund waren es nur gut 20 Minuten Fahrweg. Michael Schwandt war nun für die Vermögensberatung Südtondern verantwortlich und später auch für Föhr und Amrum. Sein Fazit in Bezug auf die Kundschaft: „Flensburg war eine gute Schule, Nordfriesland danach richtig entspannend. Irgendwie waren die Menschen freundlicher.“

Banken-Fusionen und Club 100

2003 fusionierte sein Arbeitgeber mit der Kreissparkasse Schleswig-Flensburg, der Sparkasse, in der er 15 Jahre zuvor sein Praktikum absolviert hatte. Die „erste“ Nord-Ostsee-Sparkasse – noch ohne die Flensburger Sparkasse – entstand. 2005 war Michael Schwandt wieder zurück am Holm.

Ein erstes Ehrenamt führte ihn zu den Flensburger Wirtschaftsjunioren. Er war aktiv in den Arbeitskreisen Politik und Wirtschaftsraum, organisierte das bereits etablierte Drachenbootrennen mit. Über die Nord-Ostsee-Sparkasse besuchte er häufiger die Heimspiele der SG Flensburg-Handewitt und die Lounge an der Arena. Diese war die Anlaufstelle für den Sponsorenpool „Club 100“. Diesem Netzwerk – wenn auch für andere Arbeitgeber – blieb Michael Schwandt bis zum heutigen Tage treu und fungiert seit wenigen Jahren als Geschäftsführer vom „Club 100“.

„Drachenboot-Orga-Team der Neuzeit“: Schwandt mit Sven Peschel, Tom Schiebler, Georg Prinz, Mark Schumacher, Jan-Erik Schwandt, Mathis Petersen und Luis Matzen

Zum Jahreswechsel 2007/2008 lockte die „HSH Nordbank“, die den Raum Flensburg stärken wollte. „Du bist vernetzt“, lautete ein schlagendes Argument. Es war die Zeit, als die Landesbanken von Hamburg und Schleswig-Holstein gerade fusioniert hatten und sich noch neue Strukturen herausbilden mussten.

Die Bank wollte im Norden mehr machen und im „Private Banking“ sichtbarer werden. Da war die Mitgliedschaft im Förde-Golf-Club eine gute Möglichkeit, mit interessanten Menschen ungezwungen in Kontakt zu kommen und sein Netzwerk weiter auszubauen. „Ich spiele seit mehr als zehn Jahren, aber ich kann es immer noch nicht richtig“, schmunzelt Michael Schwandt.

Fotoshooting für Arbeitgeber DONNER & REUSCHEL mit den Kindern

Mit einem Headhunter zur Privatbank

Dann überschlugen sich die Ereignisse. Die Nachrichten über die damalige Finanzkrise säumten den Anruf eines Headhunters. Plötzlich lag ein Angebot von „Deutschlands kundenorientiertester Privatbank“ und „Hamburgs bestem Arbeitgeber“ auf dem Tisch. Das klang so gut, dass eine gesunde Skepsis angebracht war. Als sich aber ein Kollege outete, ihn bei der Hamburger Privatbank „Donner & Reuschel“ ins Gespräch gebracht zu haben und selbst auch zu wechseln, reiften die Gedanken. „Das war die Chance, von einem abbremsenden auf einen schnellen Zug zu springen“, erklärt Michael Schwandt rückblickend.

Zum 1. Oktober 2009 begann er wirklich bei „Donner & Reuschel“. Hamburg ist der Unternehmenssitz, das Nordlicht taucht aber nur unregelmäßig an der Alster auf. Der Auftrag bestand darin, in Schleswig-Holstein eine Niederlassung und ein Berater-Team aufzubauen. Man entschied sich für eine Dependance in Kiel. Das heimische Büro war aber seit dem Wechsel der zentrale Einsatzort des Bankers. „Es macht aus ökologischen und ökonomischen Gründen überhaupt keinen Sinn, morgens in die Bank nach Kiel oder nach Hamburg zu fahren, um sich nachmittags mit einem Kunden in Flensburg zu verabreden“, sagt er. Kundenbesuche sind häufig.

Schwandt als Löwe mit Tochter und LEO-Club Gründungspräsidentin Paulina

Die Vermögensverwaltung umfasst Bereiche wie Finanzierung, Anlagen, Stiftungen oder Untergesellschaften. „Unser Motto in Schleswig-Holstein war immer: Privates zählt, Geschäftliches ergibt sich! Dabei verzichte ich lieber auf ein Geschäft, wenn es kein gutes ist oder die Kunden kein gutes Bauchgefühl haben“, erklärt Michael Schwandt und zitiert mit einem Lächeln: „Prognosen sind mit Vorsicht zu genießen, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“

Freimaurer-Loge, Lions Club und Hospiz

Von einem Freund erhielt er die Empfehlung für ein besonderes Persönlichkeits-Training: die Freimaurerei. Seit Jahren ist der Bankkaufmann Mitglied in der Loge „Wilhelm zur nordischen Treue“. Die Treffen finden im Anzug und mit Zylinder statt. Die internen Rituale unterliegen einer Verschwiegenheitspflicht. Nach einer Weile wollte sich Michael Schwandt aber zusätzlich aktiv in die Gesellschaft einbringen und schloss sich dem „Lions Club Flensburg-Schiffbrücke“ an. 2019/2020 war er Präsident dieses Service-Clubs, initiierte einen Flensburg-Becher und belebte den karitativen Punschverkauf auf dem Holm wieder.

Mit Ehefrau Nina, Sohn Jan-Erik und Tochter Paulina anlässich ihres Studienabschlusses

Diese Präsidentschaft verfolgte auch Lions-Freund Thomas Schwedhelm, Geschäftsführer vom „Katharinen Hospiz am Park“. Man kam ins Gespräch. Der Hospiz-Förderverein suchte nach einem neuen Vorsitzenden. Michael Schwandt begegnete vielen bekannten Gesichtern und übernahm im Sommer 2022 das Amt.

„Ich bin nicht die Fachkraft in der Sterbebegleitung“, stellt er klar. „Vielmehr geht es darum, Leute zu motivieren Mitglied und Förderer zu werden und darum, die Öffentlichkeitsarbeit zu verbessern. Denn Hospizarbeit ist von Haus aus defizitär und braucht dringend Unterstützung.“ Gerade hat der Förderverein einen Sonderverkauf in der Angelburger Straße mit Restposten von „Trixie“ auf die Beine gestellt. Der Erlös kommt dem „Ka­tharinen Hospiz am Park“ zugute.

Anbringung der Schuppe am Spendenfisch des Katharinen Hospiz mit Lions Club-Freund Torsten Reimer und Künstler Hans-Ruprecht Leiß

Familie, Beruf und Ehrenamt unter einem Hut

In seiner Familie ist Michael Schwandt der einzige mit einer Sparkassen-Vergangenheit, denn für die anderen ist diese Bankrichtung die berufliche Gegenwart. Frau Nina und Sohn Jan-Erik sind bei der „Nospa“ beschäftigt, Tochter Paulina ist bei der „Haspa“ in Hamburg. Beide Kinder gründeten vor sechs Jahren mit anderen zusammen den „Leo-Club Flensburg“, die Junioren-Organisation der Lions.

Paulina war sogar Gründungspräsidentin. Heute ist noch Jan-Erik aktiv im Leo-Club. Und in dieser Konstellation verfolgen Vater und Sohn gerade ein gemeinsames Projekt: das Comeback des Flensburger Drachenboot-Cups. Für das Hafen-Event am 12. Juli wurde aufgrund der hohen Nachfrage bei 52 Booten das Anmeldeverfahren gestoppt. So ist Michael Schwandt derzeit mit mehreren ehrenamtlichen Richtungen vertraut. Sein Arbeitgeber „Donner & Reuschel“ sieht das gesellschaftliche Engagement positiv. Zudem entstehen durch die verschiedenen Ehrenämter reichlich Synergieeffekte, die den Aufwand drosseln oder bündeln lassen. Jemand kennt jemand anders, der an anderer Stelle wieder helfen kann. Und manche Dinge kann man mehrfach verwenden. „Es ist wie mit den Omeletts“, betont Michael Schwandt. „Für vier Eier in der Pfanne muss man keinen größeren Aufwand betreiben als nur für ein einziges.“

Spendenannahme aus dem Erbsensuppenverkauf der Bundeswehr

Das richtige Urlaubsgefühl

Privat schätzt der Bankkaufmann das Reisen. Regelmäßig ist er mit der Familie unterwegs. Neben Flugreisen zu ferneren Zielen, gerne auch mit dem Wohnwagen. Die Küsten, Orte und Straßen von Spanien, Frankreich, Italien oder Kroatien sind wohl bekannt. Während der Vor- und Nachsaison reizt aber auch die Region. Mal eben nach Röm, den Stuhl vor dem Wohnwagen aufstellen – und das perfekte Wochenende kann beginnen. Dünen und Strand, das Meer in Sichtweite, Getränke und Grill – das ist eine Kombination der Entspannung.

Präsentation der selbstkreiierten Flensburg-Becher mit Tochter Paulina (und Gena Wildenhain-Reimer und Torsten Reimer)

Alternativ bieten sich auch Langballig, Glücksburg oder Holnis an. Bisweilen sind die Temperaturunterschiede durch die Windeinwirkungen erstaunlich. „Lieber Holnis bei West- als bei Ostwind – das ist viel geschützter“, betont Michael Schwandt. Wind ist nichts für ihn. Ein Grund, schon lange mit dem Surfen aufgehört und mit dem Segeln nie warmgeworden zu sein. Und sein Blick geht häufiger zum Himmel, zu den Windrädern oder auf die Wetter-App. Dieses Wochenende soll es überall schön werden.

Text: Jan Kirschner
Fotos: Jan Kirschner, privat 
  

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