Am Hafermarkt soll in Kürze ein anspruchsvolles Neubauprojekt entstehen, die Planungen sind schon recht weit gediehen. Leider verzögert sich noch der Abriss des bisherigen und ziemlich heruntergekommenen Hafermarkt-Komplexes. Laut Aussagen der hiesigen Stadtverantwortlichen befindet sich das Bauvorhaben aktuell immer noch im Genehmigungsverfahren. Auf dem vorgesehenen Areal zwischen Johannisstraße und der Angelburger Straße sollen schicke und ansehnliche Häuser entstehen, in denen insgesamt 36 Wohnungen (mindestens sechs davon öffentlich gefördert), ein Lidl-Discounter, ein Drogerie-Markt sowie ein Bäcker eine neue Heimat finden werden. Im Untergeschoss des Objekts soll es wie bereits zuvor eine Tiefgarage geben. In diesem Zusammenhang will die Firma Lidl außerdem E-Lademöglichkeiten für zwei Autos und sechs Fahrräder sowie Stellplätze für elf Lastenräder anbieten.

Hier wird bald erneuert

Geschichte und Bedeutung des Hafermarktes

Der Hafermarkt ist von jeher ein Knotenpunkt und Kreuzungsbereich in Flensburg, ein Flecken, der einst als Marktplatz für Korn des Kirchspiels St. Johannis diente. Auf dem teilweise abschüssigen Gelände des Hafermarktes treffen gleich fünf Straßenzüge aufeinander: die Angelburger Straße, die Johannisstraße, die Glücksburger Straße, die Kappelner Straße sowie die Heinrichstraße. Der Hafermarkt liegt am Rande des Johannisviertels, einem Stadtbezirk des Stadtteils Jürgensby. Der einstige Marktplatz gehört jedoch offiziell bereits zum Stadtteil Sandberg. Im Mittelalter gab es im Bereich des Hafermarktes erst noch keine Bebauung, aber schon damals trafen dort die genannten Straßen und Wege zusammen. Der Bereich lag seinerzeit noch vor der Stadtbefestigung Flensburgs – der Stadtmauer – und dem dort befindlichen Johannistor. Im Jahre 1764 fand der Hafermarkt erstmals Erwähnung. Bald darauf, 1777, wurde das lange geltende Bauverbot gelockert. Die Stadtmauer hatte zu der Zeit schon längst ihre militärische Bedeutung verloren. Es durften seitdem landwirtschaftliche Betriebe vor den Stadttoren bauen. Aber Handwerks- und Handelsbetriebe, die denen in der Stadt Konkurrenz hätten machen können, sollten verboten bleiben. Dennoch wurden darüber hinaus freie Bauflächen benötigt, denn die Wirtschaft wuchs und Wohnungen waren auch in längst vergangenen Zeiten oft gefragt. Flensburg wuchs und wurde größer, zum Ende des 18. Jahrhunderts entstand so im Norden der vor der Stadtmauer befindliche Stadtteil Neustadt, gegenüber auf dem anderen Fördeufer gelegen. Das Bauverbot im Bereich des Hafermarktes wurde erst 1796 gänzlich aufgehoben.
Auf dem Hafermarkt verkauften aber seit dem 18. Jahrhundert die Bauern der angrenzenden Region Angelns trotz des besagten Bauverbotes schon längst ihr Korn, denn dieser Handelsplatz war günstig gelegen dank der fünf Straßen, die hier zusammentrafen. Mit dem Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich um den Straßen-Knotenpunkt herum ein Wohnquartier für sogenannte „kleine Leute“, insbesondere oberhalb des Hafermarktes im Gebiet der Hohlwege. Im Jahr 1840 wurde das Johannistor, das am Ende der Angelburger Straße bei der Hausnummer 81 stand, abgerissen. Der Hafermarkt behielt seine Bedeutung als Marktplatz etwa bis ins letzte Viertel des 19. Jahrhunderts.

Das Gebiet der Hohlwege

„Hohlwege“ war früher der Name des Gebietes der Stadt Flensburg oberhalb des Hafermarktes, das heutzutage zum großen Teil zum Stadtteil Jürgensby, teilweise aber auch zum benachbarten Stadtteil Sandberg gehört.
Nach der Eingemeindung im Jahre 1877 erhielten die beiden Hohlwege jeweils am 20. Juli 1881 ihren neuen Namen: Der Norderhohlweg wurde zur Glücksburger Straße, weil man über diesen Weg nach Glücksburg gelangte, über den einstigen Süderhohlweg beziehungsweise die heutige Kappelner Straße gelangte man weiter nach Angeln und schließlich bis nach Kappeln. Noch heute ist der Hohlwegcharakter der beiden Straßen an manchen Stellen gut erkennbar – und auch die im nördlichen „Weg“ ansässige Schule trägt noch heute den bezeichnenden Namen „Hohlwegschule“.

Der Hafermarkt vor 100 Jahren

Die Stadt Flensburg hatte vor ziemlich genau hundert Jahren noch wesentlich weniger Einwohner als heute. Laut Volkszählung in 1919 waren es rund 61.000 Einwohner, laut der nächsten Volkszählung im Jahre 1925 etwas mehr, da wurden schon etwa 63.000 Menschen gezählt. Somit kann man wohl von geschätzten 62.000 Flensburgern im Jahre 1923 ausgehen. 1923 war für Deutschland ein schwieriges Jahr, eine grassierende Inflation und schwierige wirtschaftliche Verhältnisse nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg sowie eine fragile politische Lage kennzeichneten die allgemeine Situation im Lande. Das tägliche Leben stellte sich komplett anders dar als wir es heute kennen, der Grad der Motorisierung im gesamten Lande steckte noch in den Kinderschuhen. Es gab so gut wie keine Automobile und Krafträder in Flensburg: Pferd und Wagen waren noch überall dominant als gängiges Transportmittel.
1881 baute ein Berliner Unternehmen eine normalspurige Pferdestraßenbahn durch den Flensburger Hauptstraßenzug von der Apenrader Straße bis hin zur Angelburger Straße. 1906 lief jedoch die Konzession für den Betrieb aus. Die Stadt Flensburg baute nun in Eigenregie einen elektrischen Betrieb in der stetig wachsenden Stadt auf. Die erste meterspurige und zweigleisige Straßenbahnlinie folgte der alten Trasse zwischen Apenrader Straße und als Zielpunkt an der oberen Angelburger Straße Hafermarkt, sie nahm am 6. Juli 1907 ihren Betrieb auf. Insgesamt 4 Linien befuhren in den Folgezeiten regelmäßig das Flensburger Stadtgebiet, waren viele Jahre lang ein gern genutztes öffentliches Verkehrsmittel.
Diese Linie – es war übrigens die Linie 1 – hatte, wenn auch bei gelegentlich geänderten Streckenführungen, übrigens noch bis ins Jahr 1973 hinein Bestand – also bis vor ziemlich genau 50 Jahren.
Der Hafermarkt war vor hundert Jahren noch weit entfernt von hohem Verkehrs­aufkommen. Doch wurde den Verantwortlichen der Stadt schnell klar, dass nach Einweihung der Marineschule 1910 die Forderung nach einer weiteren Verbindungsstraße ins aufstrebende Mürwik unbedingt erfüllt werden musste. Deshalb entstanden umgehend die Bismarckstraße, die zwischen Johannisstraße und Glücksburger Straße auf den Hafermarkt trifft, sowie als deren Fortführung die Kaiser-Wilhelm-Straße – heute Mürwiker Straße.

Eine Familiengeschichte begleitet die Entwicklung des Hafermarktes bis ins Heute

Wir sprachen über die Geschichte und Entwicklung der Situation des Hafermarkts mit Peter Petersen, der in dritter Generation sein stadtbekanntes Fahrradgeschäft – in Flensburg bei vielen Einheimischen nur als „Peter Rad“ bekannt – direkt am Hafermarkt betreibt. Vor etwas über 100 Jahren legte der erste Petersen, auch ein Peter, der Großvater unseres Gesprächspartners, den Grundstein für die Familiengeschichte: Genau am 6. Februar des Jahres 1923 eröffnete Peter Jessen Petersen seine eigene Schlosserei – „trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten als Folge des Ersten Weltkriegs“, wie es sein Sohn Jahrzehnte später in seinen Erinnerungen an die Gründungszeit der Firma festhielt. Der erste Standort lag übrigens gegenüber des aktuellen Firmensitzes: Am Hafermarkt 7 lautete die damalige Adresse. Aller Anfang ist schwer – das konnte man in dem Falle wirklich mit Recht behaupten. Die Lage des Standorts war nicht zufällig gewählt, denn ganz in der Nähe betrieb bereits der Bruder Peter Petersens, Christian Petersen, eine Gaststätte, die Gastwirtschaft namens „Hohenfriedberg“. Die Petersens kannten also das Quartier um den Marktplatz bereits und wussten um die günstige und zentrale Verkehrslage, Peter Petersen und seine Mitarbeiter kehrten auch gern zum Feierabendbier oder mal am Wochenende beim Bruder ein. Der damals 30jährige und noch jugendliche Peter hatte im Gründungsjahr seines eigenen Betriebs bereits ein bewegtes Leben hinter sich. Er stammte aus Bährenhöft bei Schafflund, war Sohn einfacher Bauern, diente nach absolvierter Schulzeit bei der Kaiserlichen Marine in Kiel, dort lernte er seine spätere Frau kennen und heiratete sie im Jahre 1913. Mindestens bis zum Ende des Ersten Weltkriegs in 1918 war er Soldat, wo und wie er seine handwerklichen Fähigkeiten als Schlosser erlernte, ist nicht bekannt. Er hielt es wohl für richtig, in seinem damaligen Alter sesshaft zu werden, eine Familie und einen eigenen Betrieb zu gründen. Das ist ihm beides trefflich gelungen, seine Schlosserei wurde nach anfänglichen Startschwierigkeiten offensichtlich von der stetig wachsenden Kundschaft gut angenommen, auch seine Familie vergrößerte sich. 1924 gebar ihm seine Frau einen Sohn: Peter Erich Petersen. In der eigenen Werkstatt waren Schlosser- und Schleifarbeiten, Reparaturen von Pferdefuhrwerken das übliche Tagewerk, aber auch schon gelegentlich Reparaturen von Fahrrädern an der Tagesordnung.

Kappelner Straße

Der Umzug ins Haus Hafermarkt 19

Trotz der nicht gerade rosigen wirtschaftlichen Zeiten nutzte Peter Petersen eine gute Gelegenheit, sein Geschäft zu vergrößern und auszuweiten. Im Jahr 1927 zogen die Petersens auf die gegenüber liegende Seite des Hafermarkts, vom Haus Nummer 7 ins Haus mit der Nummer 19. Das neue Zuhause, in dem die Familie auch eine eigene Wohnung bezog, bot wesentlich mehr Platz für Arbeiten und Reparaturen. Die Werkstatt befand sich auf dem Hinterhof des Hauses – wie übrigens auch heute noch …
Der Firmengründer und seine Leute hatten in den 20er und 30er Jahren wie viele andere Selbständige hart zu kämpfen, doch mit der Zeit etablierte sich das Geschäft in Flensburg. Die Reparatur von Fahrrädern nahm im Laufe der Jahre stetig zu, irgendwann begannen die Petersens auch damit, Fahrräder zu verkaufen, mit ihnen zu handeln. Trotz seinerzeit großer Konkurrenz im hiesigen Stadtgebiet – „bis zu 15 (Fahrrad-) Geschäfte gab es in Spitzenzeiten im Flensburger Stadtgebiet“ ist aus alten Schriften überliefert, setzte sich diese Geschäftsidee des Firmengründers durch. Ein besonderer Kundenservice wurde den Pendlern aus dem Angelner Raum angeboten: Zahlreiche Beschäftigte fuhren damals mit dem Fahrrad zur Arbeit nach Flensburg, viele dieser Arbeiter und Angestellten stellten ihr Fahrrad gern tagsüber auf dem Hof der Petersens ab, wo es sicher vor Diebstahl war. Von diesem damaligen Parkservice profitierte letztlich der Betrieb, wie auch davon, dass man frühzeitig erkannte, dass man mit guter und intensiver sowie fachmännischer Beratung die Kunden an sich binden konnte. Wie es wörtlich schon in alten Familienschriften stand: „Das Bemühen um jeden Kunden war mit ein Grund für den Bekanntheitsgrad der Firma im Umland und der Stadt, schon bald wurde der Name „Peter Rad“ ein fester Begriff für den Betrieb.“ Es gab zwar damals noch lange nicht den offiziellen und anerkannten Beruf des Zweiradmechanikers, doch die Entwicklung im einstigen Schlosserbetrieb ging immer mehr in die Richtung Fahrrad beziehungsweise Zweirad.

Fahrrad Petersen etabliert sich

Der freundliche und zuvorkommende Umgang mit der Kundschaft war das eine Standbein, das andere war und ist die qualifizierte und fachlich gute Ausbildung aller Mitarbeiter – einschließlich des Chefs bis runter zum jüngsten Lehrling im Betrieb. So war es für Peter Petersen selbstverständlich, sich zum Mechaniker-Meister ausbilden zu lassen. Genauso viel Wert legte er auf die solide Ausbildung aller Mitarbeiter, insbesondere der Lehrlinge, um die man sich stets besonders bemühte. Alle Petersens haben sich schon frühzeitig in ihrem Berufszweig ehrenamtlich engagiert, haben Aufgaben in den jeweiligen Innungen übernommen, teils sogar als Obermeister den Vorsitz innegehabt. Im Jahr 1941 begann der Sohn – auch ein Peter Petersen – im eigenen Betrieb eine Mechaniker-Ausbildung. Kriegsbedingt wurde er jedoch kurz nach Beginn der Lehre zur Wehrmacht eingezogen, geriet während des Krieges in russische Kriegsgefangenschaft und kehrte erst 1949 nach Hause zurück: „Sehr abgemagert und erschöpft, die Familie musste ihn erst einmal wieder aufpäppeln“, erinnert sich unser Gesprächspartner an Erzählungen von früher. Der junge Mann beendete schließlich erfolgreich seine Lehre, fand jedoch in Flensburg keine Arbeit, wechselte deshalb Anfang der 1950er Jahre nach Nürnberg; zu den dortigen Victoria-Werken hatte die Familie Petersen bereits geschäftliche Kontakte. Immerhin vier Jahre dauerte diese Episode im Frankenland. „In jenen Jahren hat mein Vater viel gelernt, seine Fähigkeiten und Fertigkeiten in Sachen Fahrrad und Moped beträchtlich erweitert. Es waren also keine verlorenen Jahre für ihn.“ Das passte in die Zeit, denn Anfang der 50er Jahre zeichnete sich in der Zweiradbranche eine Welle der Motorisierung ab. Die ebbte zwar bald wieder ab, doch durch die Einführung von Führerscheinen sowie einer gesetzlich verordneten Helmpflicht stagnierte dieser Geschäftsbereich mangels Nachfrage, überhaupt nahm Anfang der 60er Jahre das Automobil einen hervorragenden Platz im Ansehen der Deutschen ein, Fahrrädern haftete seinerzeit ein Makel des „Fortbewegungsmittels der armen Leute“ an. In dieser Epoche, in der manche Betriebe aufgaben oder aufhörten, übernahm der Junior das Geschäft von seinem Vater, genau am 1. August 1964. Peter II war da längst auch selbst Mechaniker-Meister, legte die Prüfung vor der hiesigen Handwerkskammer schon 1957 ab.

50 Jahre Petersen

Die zweite und die dritte Generation

Der neue Chef von „Peter Rad“ hatte durch seine Jahre und Erfahrungen in der Fremde gute Kontakte weit über Flensburg hinaus geknüpft und rechtzeitig erkannt, wie wichtig eine gute Vernetzung im Geschäftsleben sein kann. So trat man in 1968 der nationalen „Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft“ (kurz ZEG) bei – mit Sitz in Köln. In diesem Netzwerk ist man heute noch aktiv und nutzt entsprechende Einkaufsvorteile. „Dank dieser Partnerschaft können wir unseren Kunden sowohl bei Fahrrädern als auch beim Zubehör stets ein besonders gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten“, ist der aktuelle Peter Rad (Nr. 3) überzeugt von dieser Geschäftsbeziehung. Im Jahr 1973 lief nicht nur die Zeit der hiesigen Straßenbahnen ab, beinahe zeitgleich konnte der Geschäftsbetrieb „Fahrrad Petersen“ sein 50jähriges Firmenbestehen feiern.
Da war der dritte Peter Petersen bereits 11 Jahre alt. Auch sein Vater war nicht nur ein erfolgreicher Geschäftsmann, sondern gründete seine eigene Familie, wurde 1962 glücklicher Vater eines Sohnes, der – wie hätte es auch anders sein können – ebenfalls auf den Namen Peter hörte. Die ältere Schwester Maren von Peter Junior konnte sich immer gut an die damalige Zeit am und um den Hafermarkt herum erinnern, welche Geschäfte es in den 60er Jahren, ihrer gemeinsamen Kindheit, gab und wo diese zu Hause waren: „In der Hausnummer 13 war der Laden von „Pfeifen Thomsen“ drin, nebenan in der Nummer 15 die Gaststätte „Kleine Perle“, in Nummer 17 führte Ella Fries ihren Laden mit Papierwaren. Hinter allen genannten Häusern lagen die jeweiligen Gärten, in denen die Besitzer ihr Obst und ihr Gemüse anbauten und Blumen wuchsen. Doch gegen Ende der 60er Jahre fielen alle genannten Häuser der Abrissbirne zum Opfer, es wurde dringend Platz benötigt für den Bau der damaligen Kreditbank an eben jener Stelle.“
Ein wahrer Schatz an Informationen über die früheren Anwohner und Geschäftsleute rund um den Hafermarkt ist eine Chronik des einst auch am Hafermarkt tätigen Friseurs Hans-Wilhelm Petersen – den Anrainern meist nur als „Herr Barbier“ bekannt. Es werden aufgezählt der Gemüseladen Weiß, Friseur Boisen (später Thomsen), Hutmacherin Mimi Kruse, die Glaserei Kruse (später Reimer), Möbel Krugmann, Schlachter George, Uhrmacher Thomsen, um nur einige zu nennen. Im Haus Hafermarkt 5 war einst ein Kolonialwarenladen, später Jörgen Jörgensen Herrenbekleidung – im Volksmund als „Jörgen billig“ bekannt. Diese Liste ließe sich unendlich fortführen, sie zeigt aber schon in Auszügen auf, wie vielfältig das Angebot in früheren Zeiten für die Anwohner rund um den Marktplatz war.
Auch Peter Rad III hat noch zahlreiche Erinnerungen an seine ersten Jugendjahre. „Damals war die Heinrichstraße höchstens halb so breit wie heute, auf dem heutigen Rasenstück zur Kappelner Straße stand noch eine komplette Häuserreihe, dort gab es unter anderem einen A&O-Laden, wo wir gerne mal „Naschies“ gekauft haben, daneben lag der „Bessenkrog“, wo unser Vater gern und oft zum Skatspielen hinging. Auf dem Sandberg stand damals noch die Ruine der ehemaligen Marmeladenfabrik, die nach und nach verfiel. Für die vielen Hafermarkt-Kinder, wie uns Petersens und die Kinder von Glas Reimer, die damals auch ihr Geschäft hier hatten, war in unserem Alter gerade die Ruine ein idealer Abenteuerspielplatz – auch wenn wir für unsere Eltern dort nie hingehen durften. Wir spielten dort und oft auch in den Grünanlagen unterhalb der Goe­the-Schule mit Kartoffelpistolen und Pusterohren. Die Straßen zu überqueren war in den 60ern noch ungefährlich für uns Kinder, es gab im Vergleich zu heute wesentlich weniger Straßenverkehr in jener Zeit. Mein damaliger Schulweg war auch nicht besonders weit für uns Kinder, erst ging ich zu Fuß zur Hohlwegschule, später ebenso den Sandberg rauf zur Löhmann-Schule in der Schulze-Delitzsch-Straße. Meine Eltern wären nie auf die Idee gekommen, uns zu bringen oder gar zu fahren!“, weiß Peter III zu erzählen. Und er ergänzt: „Der Hafermarkt war in den 70er Jahren ein sehr lebenswerter und liebenswerter Marktflecken. Das Leben pulsierte am Hafermarkt. Dort und in den sechs angrenzenden Straßen gab es unzählige kleine inhabergeführte Geschäfte, von der Sparkasse bis hin zu unserem Fahrradgeschäft waren fast alle denkbaren Gewerke vertreten: Es gab einen Friseur, einen Bestatter, diverse Kneipen und Gaststätten, mehrere Kioske, Läden für Obst und Gemüse, Milchläden, Schlachter, Bäcker, Schuster – alles was das Herz begehrte, und alles was für das Leben und den täglichen Bedarf so benötigt wurde. Supermärkte gab es damals ja noch nicht, und schon gar nicht die heute üblichen Discounter.“ Zweiräder waren schon damals sein „Ding“: „Als Jugendliche sind wir gern mit unseren Mofas in der Gegend herumgefahren, das war damals das Größte für uns. Sogar bis nach Ringsberg und an die umliegenden Strände der Förde sind wir bei unseren Ausflügen gefahren!“

Peter Petersen III übernimmt

Im Jahr 1991 übernahm der auch heute noch als Seniorchef tätige Peter III den elterlichen Betrieb. Längst hatte er beim Vater den Beruf erlernt und 1989 die Meisterprüfung an der Handwerkskammer Mittelfranken in Nürnberg mit Erfolg abgelegt. Er führte das Familiengeschäft erfolgreich im Sinne seines Vaters und Großvaters fort, brachte eigene und zeitgemäße Ideen mit ein und so entwickelte sich das Unternehmen vorteilhaft. „Natürlich haben wir neben guten und erfolgreichen Jahren auch mal solche gehabt, in denen es nicht optimal lief, doch insgesamt war es eine erfolgreiche Zeit.
Das Fahrrad und das Zweirad gewannen im Laufe der Jahre immer mehr an Ansehen in der Gesellschaft, das Umweltbewusstsein der Menschen wuchs und so ging es mit der Popularität des Fahrrads bergauf.“ Die Ausstattung des Familienbetriebs wurde nach und nach den steigenden Bedürfnissen angepasst, so hatte bereits sein Vater Anfang der 80er Jahre die hauseigene Werkstatt umgebaut und auf den aktuellen Stand gebracht.
Im Jahre 2002 erfolgte zudem eine Aufwertung des Ladengeschäfts, das komplett neu und modern gestaltet wurde. Bis heute erfüllt es ein zeitgemäßes Marketing, das mit über 1.000 (!) Fahrrädern aller Couleur und Technik namhafter Hersteller vor Ort sowie Zubehör die Kunden angenehm anspricht – natürlich inklusive fachkundiger Beratung durch das gut geschulte Mitarbeiterteam.
Peter III wohnt übrigens schon seit langem nicht mehr im gleichen Haus Hafermarkt 19: „Wir sind in den 80ern ins nahegelegene Jürgensby umgezogen, fühlen uns dort auch ausgesprochen wohl – von dort aus ist auch nicht weit zum Hafermarkt!“

Peter Rad III.

Die neue Generation ist auch schon im Geschäft aktiv

Peter III hat längst eine eigene Familie gegründet, mit zwei mittlerweile erwachsenen Kindern. Neben der Tochter Lia gibt es den Sohn Peter, namentlich die Nummer 4 in der Familienhierarchie. Der 1996 geborene Stammhalter hat nach dem Schulabschluss an der Fritjof-Nansen-Schule und einem Bundesfreiwilligen-Jahr am Holländerhof eine Kaufmannslehre erfolgreich absolviert, in Büdelsdorf und im elterlichen Betrieb. Eine viermonatige Fortbildung bei der ZEG in Köln hat zusätzlich sein Fachwissen erheblich erweitert.
Seit 2018 arbeitet er mit im Familienbetrieb, um alle Tätigkeiten „von der Pike auf“ zu erlernen. Seit diesem Jahr 2023 ist er zusammen mit seinem Vater Mit-Gesellschafter in der OHG. Die Grundlage für eine erfolgreiche Fortführung des Familienunternehmens ist damit gelegt. „Sohnemann wohnt übrigens in einer WG hier im Hause Hafermarkt 19, um die Zukunft muss ich mir keine Sorgen machen, kann mich dann in Kürze etwas zurücknehmen und mit meiner Frau auf Reisen gehen“, erzählt uns sein Vater stolz – die Tradition wird also am Leben gehalten.
Im aktuellen Jubiläumsjahr 2023 erlebt Fahrrad Petersen einen intensiven Nachfrageboom. Moderne Pedelecs mit Elektroantrieb sind ein wesentlicher Faktor dafür; auch die langen Einschränkungen der Corona-Pandemie trugen dazu bei. Dafür ist das immer noch inhabergeführte Familiengeschäft mit seinem gut 20-köpfigen Mitarbeiterteam und großzügigen 550 Quadratmetern Verkaufsfläche bestens aufgestellt. Der Verbleib am ursprünglichen Standort Hafermarkt 19 ist dabei kein Nachteil für Fahrrad Petersen: Besucher und Kunden staunen immer wieder aufs Neue, wie viel Platz doch das Innere des Gebäudes bietet in erstaunlich vielen Räumen und Ebenen. „Wir sind guter Dinge, kommen bestens mit allen Nachbarn am Hafermarkt zurecht – natürlich auch mit den „Alternativen“, die ursprünglich in der alten Phänomenta zuhause waren, dann aber von der Stadt wegen des Neubaus der „Phäno“ umquartiert wurden. Wir hoffen jetzt auf eine zeitige Fertigstellung des eingangs erwähnten Neubaukomplexes, versprechen uns davon eine spürbare Aufwertung der Lebensqualität am lebens- und liebenswerten Hafermarkt, einem zentralen Standort in Flensburg mit viel Geschichte und Tradition!“

Mit Peter Petersen sprach Peter Feuerschütz
Fotos: Benjamin Nolte, privat

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