Die „Evangelisch-Lutherische Diakonissenanstalt zu Flensburg“ – wie die DIAKO offiziell heißt – feiert in diesem Herbst einen bemerkenswerten „runden“ Geburtstag! Sie kann auf 150 Jahre ihres Bestehens zurückblicken, eine sehr lange Zeitspanne!
Wie alles begann
Am Michaelistag, dem 29. September 1874, wurde die Diakonissenanstalt – kurz DIAKO – gegründet. „Lobe den Herrn, meine Seele“ (Psalm 103), so lautete die Tageslosung ihres Gründungstages. Der Begriff „Diakon“ entstammt dem Griechischen und bedeutet „Diener“, dem in der frühen Kirche besondere Dienste an Benachteiligten übertragen wurden, zum Beispiel die Armenpflege. In dieser Tradition stand und steht die Arbeit der Diakonissen. Die Diakonissen alter Ordnung verpflichteten sich zudem zur Einhaltung der „evangelischen Räte“, also zu einer bescheidenen Lebensführung, zum Gehorsam und zur Ehelosigkeit (Zölibat).
Drei Diakonissen und fünf Schwesternschülerinnen begannen 1874 ihren Dienst in Flensburg. Sie übernahmen ein kleines Hospital, das auf eine Stiftung der Eheleute Gotthard und Anna Hansen zurückging. Die Eheleute Hansen waren gut betuchte Flensburger Kaufleute, christlich geprägt, unterstützten die Ärmsten mit Zuwendungen, so sollen sie auch ein sogenanntes „Siechenhaus“ finanziell unterstützt haben. Ihre bereits 1804 gegründete Stiftung, das „Gotthard-und-Anna-Hansen-Stift“ war die Keimzelle für das kleine Hospital.
Durch den unermüdlichen Einsatz von Diakonissen konnte die DIAKO stetig erweitert werden. Das Krankenhaus wurde ausgebaut und nach und nach erweitert. Zahlreiche Schwestern wurden ausgebildet und anschließend in die Krankenhäuser und Gemeinden des Landes entsandt.
Seit 5 Generationen im Dienste der Menschheit
Längst ist die DIAKO eine Konstante in Flensburg geworden. Denn seit gut fünf Generationen gibt es diese Einrichtung auf der Westlichen Höhe Flensburgs, unweit der einstigen Duburg. Das heißt: seit 150 Jahren liebevolle, zugewandte Pflege und Versorgung von unzählig vielen Menschen in der Stadt Flensburg, im Kreis Schleswig-Flensburg, Nordfriesland und sogar bis in die Gegend von Kiel!
Das heißt gleichzeitig, dass über diesen langen Zeitraum von 150 Jahren zahlreiche Menschen ihren Glauben und ihre Berufung in der Pflege, medizinischen Behandlung, Psychiatrie, Suchthilfe, in zahlreichen Funktions- und Verwaltungsdiensten, Service- und Verpflegungsbereichen gefunden haben und dort haben lebendig werden lassen.
Das heißt über 150 Jahre Leben in Gemeinschaft, füreinander einstehen, miteinander Glauben leben: unaufgeregt, unaufdringlich, aber zugewandt und liebevoll.
Die DIAKO – mehr als „nur“ ein Krankenhaus
Das Hospital, die Keimzelle der DIAKO, konnte stetig wachsen. Es wurde zu einem leistungsfähigen und der jeweiligen Zeit entsprechenden modernen Krankenhaus auf- und ausgebaut. Bereits im Jahr 1883 konnte die Kirche errichtet werden. Die Pensionats- und Schularbeit begann, Schwestern wurden ausgebildet und in die Krankenhäuser und Gemeinden des Landes entsandt. Es gelang, mit Geduld, Geschick und Gottvertrauen, ein bedeutendes Zentrum für Gesundheit und Diakonie in Schleswig-Holstein aufzubauen.
Die Diakonissenanstalt heute
Für die Flensburger bedeutet die DIAKO nach wie vor in erster Linie das Krankenhaus, doch macht eben dieses nur rund 50 Prozent der gesamten Diakonissenanstalt aus.
Heute gibt es zahlreiche Arbeitsbereiche der DIAKO zwischen Nord- und Ostsee, an immerhin 19 Standorten ist sie im Norden vertreten. Über 3.500 Mitarbeitende zählt die Diakonissenanstalt. In der DIAKO Krankenhaus gGmbH, dem Akutkrankenhaus im Klinikverbund Flensburg, werden pro Jahr über 80.000 Patienten ambulant und stationär versorgt, rund ein Viertel wird stationär aufgenommen. Insgesamt stehen über 400 Krankenhausbetten zur Verfügung.
Die DIAKO Nordfriesland gGmbH hält 160 Betten sowie 72 Reha-Plätze bereit. Die Tätigkeitsbereiche der DIAKO Nordfriesland sind Psychiatrie und Psychosomatik, Suchthilfe, Wiedereingliederung und Rehabilitation.
Die DIAKO Pflege kümmert sich um pflegebedürftige Menschen in der Region. Zu diesem Bereich gehören rund 500 Pflegeheimplätze in acht Seniorenheimen der DIAKO und 300 Wohnungen mit Betreuungsangebot. Fünf ambulante Pflegedienste und fünf Tagespflegeeinrichtungen zwischen Flensburg und Kappeln versorgen die gesamte Region mit professionellen Pflegedienstleistungen.
Auch der Servicebereich ist im DIAKO Verbund stark aufgestellt: Die DIAKO Service GmbH und die DIAKO Service Nordfriesland GmbH bieten Reinigungsleistungen für die eigenen Häuser an, der Menü-Service Nord bekocht nicht nur die Krankenhäuser, sondern auch Seniorenheime und Privatkunden.
Weitere wichtige Bestandteile der Diakonissenanstalt
Im Gespräch mit dem Flensburg Journal betonen sowohl der Rektor, Pastor Dirk Outzen, als auch die Oberin, Schwester Hannelore Balg, die Bedeutung und hohe Wertschätzung weiterer Bestandteile der Diakonissenanstalt. „In unserer DIAKO KiTa Kapernaum betreuen unsere kompetenten Erziehungsfachkräfte den jüngeren Nachwuchs vieler Mitarbeiter, aktuell sind es 205 Kinder vom Krippen- bis zum Schulalter, verteilt auf 13 Gruppen. Es gibt sogar eine Nacht-Betreuung, die den Arbeitszeiten speziell im Krankenhaus geschuldet ist“, erzählen die beiden Mandatsträger. Sie kann nicht nur von DIAKO-Mitarbeitenden, sondern z. B. auch von Angehörigen der Berufsfeuerwehr, Bundeswehr, Polizei und anderen Menschen im Schichtdienst für die Betreuung ihrer Kinder genutzt werden.
Seit mehr als 50 Jahren gibt es die evangelische Kindertagesstätte der DIAKO. Ursprünglich als reiner Betriebskindergarten gegründet, ist diese KiTa heute auch für Kinder von Nicht-Mitarbeitenden offen. Untergebracht ist sie in einer für den zeitgemäßen Betrieb einer KiTa umgebauten alten Reedervilla und sich anschließenden Gebäuden in enger Nachbarschaft zu den anderen Einrichtungen der DIAKO.
Das evangelische Profil bildet die Grundlage für die pädagogische Arbeit in der KiTa, basierend auf einem Konzept der Ganztagsbetreuung und einem kontinuierlichen Angebot für Kinder von 0-12 Jahren.
Aus- und Fortbildung
Gemeinsam mit dem Malteserkrankenhaus St. Franziskus-Hospital betreibt die DIAKO das Ökumenische Bildungszentrum ÖBiZ, in dem Pflegefachkräfte und Hilfskräfte ausgebildet werden, und das Katharinen Hospiz am Park für Hospizpflege und Palliativmedizin.
Im ÖBiZ werden 400 Schülerinnen und Schüler in Pflegeberufen ausgebildet. Im Einzelnen gehören folgende Berufsausbildungen zum umfangreichen Angebot: Generalistische Ausbildung zur Pflegefachfrau/zum Pflegefachmann, Altenpflegehilfe, Krankenpflegehilfe, Duales Studium Therapie und Pflegewissenschaft (B.Sc.) in Kooperation mit der Hamburger Fernhochschule. Als Einstieg können das Freiwillige Soziale Jahr und der Bundesfreiwilligendienst genutzt werden. Zudem bietet das „Referat Fort- und Weiterbildung“ Seminare, Fachweiterbildungen, Lehrgänge und Qualifizierungen in den Bereichen Pflege, Gesundheitsförderung, Kommunikation/Management und Ethik/Spiritualität an.
Die Diakonissenanstalt – eine christlich geprägte Institution
„Unseren Glauben leben wir nicht nur in unserer Arbeit, sondern auch in der Gemeinde der DIAKO Kirche und der Diakoniegemeinschaft“, betonen Pastor Outzen und Oberin Schwester Hannelore Balg.
Die DIAKO Kirche ist eine eigenständige Kirchengemeinde, nicht nur für Angehörige der DIAKO oder Menschen im Krankenhaus. Die Kirchengemeinde wie auch die Kirche selbst stehen allen offen und verstehen sich als Teil des christlichen und kulturellen Lebens in Flensburg. Insbesondere die vielseitigen Konzerte, die regelmäßig in der Kirche stattfinden, bereichern das musikalische Angebot der Stadt Flensburg.
Die Diakoniegemeinschaft ist ein Zusammenschluss von rund 150 Diakonissen, Diakonischen Schwestern und Brüdern. Viele von ihnen fördern das diakonische Profil der DIAKO durch verschiedene ehrenamtliche Tätigkeiten. Mit ihren Mitgliedsbeiträgen unterstützt die Diakoniegemeinschaft zahlreiche Projekte im eigenen Hause, daneben auch in der Region, teils sogar weltweit.
„Der diakonische Gedanke ist das, was unsere Arbeit im Kern ausmacht. Wir wollen, dass die uns anvertrauten Menschen bei uns in guten Händen sind“, fasst Pastor Outzen zusammen.
Die DIAKO sagt „Danke“
„Wir danken im Rückblick all denen, die in den letzten 150 Jahren dabei waren und die DIAKO in Flensburg als gemeinsames Werk zu dem gemacht haben, was es heute ist. Wir danken in der Gegenwart allen etwa 3.600 Menschen, die gerade jetzt dabei sind, das Werk mit ihrer Tatkraft und Zuwendung zu prägen und zu leben.
In 150 Jahren hatte jede Generation ihre Herausforderungen, Rückschläge und Erfolge. Die heutige Generation weiß das im Übrigen auch sehr gut. Jede Generation spürte und spürt auch, dass wir nie fertig werden, sondern dass wir uns in unseren vielfältigen Diensten immer wieder neuen Aufgaben stellen müssen und dabei immer wieder neuen Menschen begegnen.
Wir freuen uns auf die Menschen, die kommen werden und die DIAKO in Flensburg in die Zukunft bringen und gestalten werden. Wir alle gemeinsam bilden die DIAKO als nächstliebendes und fürsorgendes menschliches Werk.“
Die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der DIAKO lässt sich in einer Ausstellung nachvollziehen, die in der Lukashalle des Krankenhauses seit kurzem zu sehen ist. Zwischen 9 und 17 Uhr steht die Ausstellung täglich allen Interessierten offen (Eingang Marienhölzungsweg 2).
Ausblick
Die Diakonissenanstalt hat es geschafft, in den zurückliegenden 150 Jahren mit den Anforderungen der jeweiligen Zeit mitzugehen und mitzuwachsen. Sie ist heute eine moderne Institution, die sich mit Erfolg den zahlreichen Herausforderungen der Gegenwart stellt und sich zudem bereits gezielt vorbereitet auf das, was in den kommenden Jahren auf sie zukommen wird: Flensburg bekommt ein neues Klinikum.
Bis 2030 entsteht am Peelwatt am südlichen Stadtrand das Herzstück einer hochmodernen und ganzheitlichen Gesundheitsversorgung für die gesamte Region, das Fördeklinikum Katharinen-Hospital.
Auch auf die dortige Entwicklung blicken die beiden Diakonissen mit Freude voraus. Die beiden Damen sind seit Jahresfrist gewissermaßen die Empfangsdamen für die Gäste und Mitarbeiter des Hauses Pniel in der Duburger Straße – dort, wo die Leitung und die Verwaltung der Diakonissenanstalt ihren Sitz haben.
Das Feierabendheim Pniel (auch: Haus Pniel), im Jahre 1902 erbaut, gehört zu den Kulturdenkmalen der Stadt Flensburg. Einst wurde das Gebäude als Altersheim für Diakonissen errichtet, heute besitzen die Oberin und der Vorstand der DIAKO dort ihre Büros, außerdem finden dort auch hin und wieder Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen und Feiern statt. Im Gebäude befindet sich unter anderem auch ein größerer Saal, der für solche Veranstaltungen genutzt werden kann.
Das Flensburg Journal bedankt sich bei Pastor Outzen und der Oberin Schwester Hannelore Balg für ein interessantes Gespräch. „Wir gratulieren der Diakonissenanstalt zum 150. Geburtstag und wünschen ihr für ihre Zukunft alles Gute!“
Mit beiden Persönlichkeiten sprach Peter Feuerschütz.
Fotos: Diakonissenanstalt