Nach dem ersten Schock, den man oft nur in einer Art Dämmerzustand erlebt, kommen die Gefühle in voller Stärke wieder: Verzweiflung, Wut, Unglauben, tiefste Trauer. Dazu körperliche Schmerzen, Schlafstörungen, wiederkehrende Gedanken und Bilder, die unglaubliche Sehnsucht nach der verstorbenen Person, und vielleicht auch der Wunsch, das alles möge endlich, wie auch immer, zu Ende gehen. Diese neue Welt ist schwer auszuhalten.

Was kann man tun, wenn man mitten drinsteckt in der Trauer?

Leider gibt es keine schnellen Rezepte, keine Heilmittel oder Medikamente, die die Gefühle erträglicher machen. Tatsächlich gibt es nur den einen Weg: Sich der Trauer zu stellen und sie bewusst zu erleben. Aber möglichst nicht allein! Man sollte sich Unterstützung suchen, sei es bei Freunden, Familienmitgliedern oder auch anderen Menschen, die Ähnliches erleben bzw. erlebt haben. Manchmal kann der Schmerz auch so unerträglich werden, dass man Angst bekommt, sein eigenes Leben nicht mehr in den Griff zu bekommen, dann sollte man sich Unterstützung bei professionellen Begleitern holen, wie Ärzte, Therapeuten oder Seelsorger.

Man sollte reden über seinen Kummer, seine Sorgen, auch über die verstorbene Person! Man sollte sich erlauben, die Liebe zu fühlen, die der verstorbene Mensch für einen empfand, und sollte so auf sich achten, wie der oder die Verstorbene dies gewünscht hätte: Das bedeutet, man sollte sich bemühen um eine ausgewogene Ernährung, einen gesunden Lebensstil ohne Alkohol oder schädliche Substanzen.

Was einem persönlich hilft, sich der verstorbenen Person nah zu fühlen, muss jeder für sich selbst herausfinden. Manche Menschen führen Gespräche oder schreiben Briefe an die Person, andere füllen ein Erinnerungsalbum aus oder schneiden Videoaufnahmen zusammen für einen bewegenden Porträtfilm, wieder andere malen oder dichten etwas. Sehr hilfreich sind Rituale. Hier einige Beispiele:

  • ein Treffen mit Freunden im Gedenken an die verstorbene Person
  • ein letzter Gruß wird auf die Reise geschickt (in einem Papierschiffchen oder an einen Ballon gehängt)
  • ein Baum wird gepflanzt
  • im Internet einen Nachruf veröffentlichen
  • eine Ecke in der Wohnung mit Fotos und Andenken einrichten

Vermeiden Sie eine Depression

Wer versucht, alle Gefühle zu unterdrücken, der läuft Gefahr, eine Depression oder andere Symptome einer unverarbeiteten Trauer zu entwickeln. Das heißt, noch Jahre nach dem Tod können Hinterbliebene dann keine wirkliche Lebensfreude mehr fühlen. Dabei ist es durchaus sinnvoll, sich während der Trauer auch einmal abzulenken – solange man sich das Recht zugesteht, die Trauer, wenn sie wieder hochkommt, zuzulassen!
Nur leider wird es eine ganze Weile dauern, ehe man wieder das Gefühl haben wird, ins Leben zurückgekehrt zu sein. Wenn die meisten der Bekannten und Arbeitskollegen schon nicht mehr an die verstorbene Person denken, und wenn man vielleicht bereits wieder „funktioniert“, wird uns dennoch die Trauer weiter begleiten.
Besonders an Jahrestagen wird die Trauer auch wieder so intensiv werden, wie ganz am Anfang. Und dennoch wird im Laufe der Zeit die Trauer milder werden, ein Teil von uns, der uns zu der Person macht, die wir sein werden: Vielleicht eine neue Person, jemand, der man nie sein wollte, aber doch jemand, der tiefen Schmerz und tiefe Empfindungen verarbeitet hat und hoffentlich auch wieder lieben und fröhlich sein kann.

- WERBUNG -