Sie waren begehrt und wer einen hatte, konnte froh sein; denn sie halfen zu überleben – besonders nach Ende der Kriegszeiten: die Klein- und Schrebergärten. Sie waren eine Nahrungsquelle für die Bevölkerung und dienten hauptsächlich zum Anbau von Gemüse, Kartoffeln, Beerenobst und Baumfrüchten. Im Laufe der Zeit gab es starke Veränderungen. Zum einen sind Fläche und Zahl der Kleingärten stark zurückgegangen, zum anderen sind sie heute in großer Zahl mit Blumen bepflanzte Oasen der Ruhe und Erholung. Eine nicht geringe Anzahl an Kleingärten ist verwildert und ungepflegt. Auf vielen ehemaligen Kleingartenflächen stehen heute Wohnhäuser und Wohnblocks, z. B. beiderseits der Marienallee, und auch Schulen wie beispielsweise der Schulkomplex an der Friesischen Lücke.

Die Entwicklung der Kleingärten in Flensburg

Ab 1880 konnten Bedürftige gegen eine geringe Gebühr sogenannte Armengärten nutzen. Sie wurden von der Stadt vergeben und waren die Vorläufer der Kleingärten. Die Stadt stellte 45 Parzellen auf dem Johannisfeld zur Verfügung. Im Jahr 1900 kamen weitere 68 Parzellen hinzu. Die Parzellen hatten eine Größe von 200 bis 400 m². 1895 organisierten sich Flensburger Gärtner in einem Gartenbauverein. An der Westerallee entstand 1909 die erste Schrebergartenkolonie. Sie enthielt auch einen Kinderspielplatz. Die Molsenkoppel im Gebiet der Schrebergartenkolonie wurde nach ihrem Gründer, dem Lehrer H. U. Molsen, benannt. 1933 benannten die Nazis den Verein um.
Die Zahl der Kleingärten nahm nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg stark zu, denn so konnten die Menschen sich mit Gemüse, Kartoffeln und Obst selber versorgen. Im Jahr 1948 wurde durch ein Kleingartengesetz festgelegt, dass Lauben in den Gärten gebaut und zu Wohnzwecken genutzt und vermietet werden durften, denn die vielen Flüchtlinge benötigten Wohnraum. Im Jahr 1949 erhielt der Kleingartenverein wieder eine neue Satzung ohne politische Bestimmungen. 1949 gab es in Flensburg etwa 12.000 Kleingärtner. Ab 1950 wurden viele Kleingärten als Bauland benötigt, da Wohnraum knapp war.
Im Jahr 1983 wurde im Bundeskleingartengesetz festgelegt, dass Gartenlauben nicht größer als 24 m² sein durften und zudem kein Wasser-anschluss in der Laube vorhanden sein durfte. Im Jahr 1985 fiel die Zahl der Kleingärtner zurück auf 2800. In diesem Zeitraum verringerte sich die Kleingartenfläche von ca. 360 Hektar auf ca. 160 Hektar. Die ursprünglichen Nutzflächen der Kleingärten zur Selbstversorgung wandelten sich Mitte der 1980er Jahre zu Nutz- und zu Ziergärten.
Der Verein der Gartenfreunde Flensburg e. V. hat heute 2600 Mitglieder und verfügt über ca. 108 Hektar Nutzfläche.
In den letzten 20 bis 25 Jahren sind viele Kleingärten verwildert oder wurden aufgegeben. Vielleicht besinnen sich die Menschen aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage und der stetigen Preissteigerungen für Obst und Gemüse wieder auf die Selbstversorgung und der Trend zum Kleingarten nimmt wieder zu. Erste Anzeichen dafür gibt es bereits. Die Begeisterung für Kleingärten, die die Nachkriegsjahre geprägt hat, könnte also wieder zurückkommen.

Text: Kurt Tomaschewski
Bild: envato.com

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