Das Sediment Lehm setzt sich zusammen aus Sand und Ton. Lehm entsteht, wenn Gestein verwittert und sich zersetzt.
Vor 6000 Jahren schon gelang es Menschen, die ersten gebrannten Ziegel herzustellen, einen Baustoff, der Jahrtausende überdauert hat. Ab Ende des 19. Jahrhunderts wurden Ziegel immer mehr in speziellen Öfen gebrannt. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Feldbrand ein weit verbreitetes Verfahren, um aus Lehm Ziegel zu brennen. Noch heute wird in Afrika und Indien diese Methode angewandt. Per Handstreichverfahren wurden dabei sogenannte Rohlinge aus Lehm geformt und zum Trocknen gelagert.

Ziegeleien in Flensburg

Im 16. Jahrhundert entstanden im Raum Flensburg erste Ziegeleien. Sie stellten Ziegel als künstliches Bauelement her. Ziegel waren in Norddeutschland für lange Zeit ein vorherrschender Baustoff. Sie wurden nicht nur lokal verbaut. Man exportierte sie nach West­indien, Riga und Königsberg. In der Blütezeit gab es rund um Flensburg und an der Flensburger Förde 76 Ziegeleien, die ein bedeutender Wirtschaftsfaktor waren. Um größere Mengen zu verschicken, wurden Ziegel häufig mit Schiffen transportiert.

Die Flensburger Ziegeleien entwickelten im 18. Jahrhundert einen gelben Ziegelstein, den „Flensburger Stein“. Der Stein hatte gegenüber den bisherigen Steinen ein kleineres Maß. Dadurch konnte beim Verlegen der Steine eine längere Mörtelmasse aufgebraucht werden. In der Blütezeit der Ziegeleien wurden die Ziegel mit Schiffen zu den benötigten Stellen transportiert. Die Ziegeleien lagen überwiegend in Ufernähe, so konnten die Ziegel gut weitertransportiert werden. Zeugnisse von Ziegeleien findet man um und an Flensburgs Küste, wo Ziegelschutt als Uferbefestigung verwendet wurde. Zahlreiche Bauten in Flensburg, wie Kirchen, das Flensburg Huus, das Deutsche Haus und viele Kaufmannshöfe, wurden mit „Flensburger Ziegeln“ gebaut.

Ziegeleien findet man heute noch in Dänemark bei Gravenstein. Dort sollen noch sieben Ziegeleien Ziegel produzieren. In Langballig werden noch Lehmsteine im Handstrichverfahren hergestellt. Es gibt verschiedene Steinformate. Für Flensburg war ein sogenanntes Klosterformat wichtig mit den Abmessungen 28-30 x 14-15 x 9-10 Zentimeter. Die Backsteinproduktion hatte seit dem Mittelalter immer mehr an Bedeutung im Raum an der Flensburger Förde gewonnen. Auch an der alten Landstraße nach Harrislee entstanden nach und nach Ziegeleien. 1739 entstand die Ziegelei Katharinenhof, etwa dort, wo sich heute die Shell-Tankstelle am oberen Ende der Harrisleer Straße befindet.

Am 19. Juli 1852 zeigte Fritz Erasmi Christiansen dem Magistrat die Absicht an, in seiner Eigentumslücke an der Flensburg-Apenrader-Chaussee eine Ziegelei anzulegen, wogegen die Stadt nichts hatte. Später baute er hinter der Ziegelei ein Wohnhaus für zwei Arbeiterfamilien. Das Schaffen des Wohnraums war wichtig, denn die Ziegelei und Kalkbrennerei arbeiteten schon mit 18 Leuten, die irgendwo wohnen mussten. Diese Ziegelei war später im Besitz von Hollesen, dann von Budach und Petersen. Sie ist heute verschwunden, aber die älteren Menschen erinnern sich noch an sie.

Kurt Tomaschewski

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