Flensburgs größtes Naherholungsgebiet zieht täglich hunderte Besucher an. Die Marienhölzung ist nicht einfach nur ein Wald, vielmehr ein solcher zum Anfassen und zum Erleben. Auf rund 170 Hektar Fläche steht Bürgerinnen und Bürgern der Stadt sowie Touristen ein sehr dichtes und gut ausgebautes Wegenetz zur Verfügung. Zudem gibt es Reitwege, einen Hundefreilauf, Spielplätze, einen Lehr- und einen Wald-Erlebnispfad sowie ein Wildgatter, in dem Damm- und Schwarzwild zu finden ist. Bereits 1986 wurde von der Flensburger Ratsversammlung ein „Pflege- und Entwicklungskonzept für die Marienhölzung“ beschlossen. Mit dem Ziel, Flensburgs größten Forst durch eine naturgemäße Waldwirtschaft ohne Chemie und Raubbau in seinen ökologischen Funktionen zu stärken. Allen Bürgerinnen und Bürgern soll so die Gelegenheit für eine sinnvolle und naturverträgliche Freizeitgestaltung gegeben werden.

In der Obhut des TBZ Flensburg

Wir haben uns gemeinsam mit Michael Gräf, dem Abteilungsleiter Grün und Forst beim TBZ und seinem Kollegen Martin Luhn (Forstwirtschaftsmeister) einmal in diesem Landschaftsschutzgebiet umgeschaut. „Typisch für die Marienhölzung ist ein artenreicher, vielschichtiger und ungleichmäßig alter Wald“, erläutert Michael Gräf, „unser Ziel ist durch viele Arten einen möglichst stabilen Wald zu halten.“ Buche, Eiche, Lerche, Douglasie, Ahorn, Baumhasel oder Küstentanne, in der Marienhölzung herrscht Artenvielfalt. „Seltene Arten werden gefördert und wir müssen an bestimmten Stellen auch eingreifen um die Naturverjüngung voranzutreiben“, so Gräf weiter, „denn beispielsweise ein zu dichter Buchenbestand dunkelt alles Darunterliegende irgendwann aus.“ Eingriffe in das natürliche Wachstum der Marienhölzung sind für den dauerhaften Erhalt dieses Ökosystems somit unerlässlich. Licht muss den Boden erreichen können, damit auch andere Pflanzen und junge Bäume Gelegenheit haben zu wachsen.
Naturnahe, ökologische Forstwirtschaft, die Erholungs- und Schutzfunktion der Marienhölzung stehen im Vordergrund. „Wir wollen einen stabilen Klimawald haben, der auch in Zeiten des Klimawandels gut gerüstet ist“, ergänzt Martin Luhn, „er soll struktur- und artenreich sein, um dies zu gewährleisten sind Eingriffe nicht immer vermeidbar.“ Von diesen Eingriffen bekommen die Waldbesucher, die sich insbesondere in den Sommermonaten in großen Scharen in der Marienhölzung aufhalten, kaum etwas mit. In der Marienhölzung wird Holz nicht im großen Stil geschlagen um daraus Profit zu ziehen. „Eingeschlagenes Holz nutzen wir zu einem nicht unerheblichen Teil selbst“, berichtet Luhn, „wir nutzen es für den Bau von Erholungseinrichtungen wie Bänke, einen vor kurzem aufgestellten Aussichtspunkt oder auch Stege im Naturschutzgebiet.“ Zusätzlich wird das Holz auch im Flensburger Raum von anderen Abteilungen des TBZ genutzt. Zudem können sogenannte Selbstwerber in der Marienhölzung Brennholz schlagen.
„Der Zustand des Waldes ist grundsätzlich okay“, so Michael Gräf, „doch auch die Flensburger Wälder haben ihre Probleme und sind insbesondere von Trockenheit betroffen.“ An mehreren Stellen im Wald kann man es erkennen: blätterlose Äste hoch oben in den Kronen der Bäume. „Die Zopftrockenheit ist an einigen Stellen deutlich zu erkennen“, so Gräf, „wir haben hier zwar einen recht hohen Grundwasserspiegel, dennoch sterben zunehmend auch bei uns Bäume durch Trockenheit ab.“ In den Wintermonaten werden diese Bäume dann gefällt. Großflächige 
Trockenheitsprobleme gibt es in der Marienhölzung zum Glück nicht: „Ein etwas feuchteres Jahr 2021 hat die Probleme verlangsamt, aber sie sind da.“

Ein Wald für alle

Die Marienhölzung steht grundsätzlich für jeden Besucher offen, es gilt aber auch in Flensburg das Landeswaldgesetz. „Die Marienhölzung ist nicht zuletzt deshalb bei Spaziergängern, aber auch Sportlern und vielen Kindergartengruppen beliebt, weil sie über ein sehr ausgeprägtes Wegenetz verfügt“, erklärt Martin Luhn, „wir sind auch das ganze Jahr über im Einsatz um diese zu pflegen und instand zu halten.“ Zwei Seen, der Schwanenteich im Osten des Waldes und das Wolfsmoor im Westen locken Waldbesucher zum Verweilen an. Kleine und große Wanderungen bzw. Spaziergänge sind auf den rund 14 Kilometer Wanderwegen möglich. Der Hauptparkplatz liegt im Herzen des Waldes, angrenzend die alte Gaststätte, die aktuell als Café vom Hospiz genutzt wird. Die höchste Erhebung der Marienhölzung, die auf einer Stauchendmoräne der letzten Vereisung liegt, misst 63,8 Meter über dem Meeresspiegel. Ein Paradies auch für Jogger und Hundehalter. „Ein Highlight sind der vom Kinder- und Jugendbüro eingerichtete Fitness-parcours sowie eine Ansammlung an Spielgeräten am Hauptweg, die in den vergangenen Jahren eingerichtet worden sind“, so Luhn. Auch eine ehemalige Burg-anlage gibt es mitten in der Marienhölzung, die „Eddeboe“. Die dazugehörigen Wassergräben sind noch heute, trotz dichtem Bewuchs, zu erkennen. Die Burganlage soll zurückgehen auf einen sagenumwobenen Ritter vor 1200.
Seit 1993 ist auch der Flensburger Waldkindergarten in der Marienhölzung zu Hause. Frei nach dem Motto „keine Türen, kein Wände, kein Lärm, keine Reizüberflutung“, bietet der Waldkindergarten Kindern in der freien Natur ein ganz besonderes Umfeld. 

Die „Bewohner“ der „Hölzung“

An der südlichen Mitte der Marienhölzung wartet auf Klein und Groß ein weiteres Highlight, das dort bereits seit Jahrzehnten für besondere Erlebnisse und Begegnungen sorgt: Damm- und Schwarzwild in einem Wildgatter. „Aktuell haben wir hier vier Dammkühe, einen Dammhirsch, deren Nachwuchs und nebenan drei Bachen, die unsere Waldbesucher beobachten können“, so Michael Gräf, „das Wild darf auch gefüttert werden, die Schweine nicht.“ Neben dem Wild im eingezäunten Bereich leben in der Marienhölzung auch rund 20 weitere Rehe und Hirsche. „Die Tiere sind durch die hohe Anzahl der Waldbesucher sehr heimlich, bewegen sich auch nicht nur im Waldgebiet, sondern auch in den angrenzenden Parks und Kleingärten“, so Gräf, „Wild braucht viel Platz und insbesondere auch Rückzugsorte, an denen es nicht gestört werden sollte.“ Neben dem Wild bietet der Wald rund 50 verschiedenen Brutvogelarten einen Lebensraum. Ein Problem, das auch in der Marienhölzung jeden Tag aufs Neue auftritt, sind freilaufende Hunde. „Laut Landeswaldgesetz sind Hunde anzuleinen“, klärt Martin Luhn auf, „hinzu kommt, dass man mit den Hunden die Waldwege nicht verlassen darf. Täglich müssen wir bei vielen Waldbesuchern auf diese Regeln hinweisen.“ 

Neue Attraktion

Eine weitere Attraktion im Laubwald Marienhölzung wurde erst vor wenigen Tagen eröffnet, der neue Walderlebnispfad. Der rund zwei Kilometer lange Erlebnispfad ist barrierefrei angelegt und führt zu insgesamt neun Stationen, bei denen es kleine Aufgaben zu erfüllen gilt. TBZ-Maskottchen „Mulle“ hat an jeder Station eine Aufgabe und einen Buchstaben für ein Lösungswort hinterlassen. „An den Stationen können kleine und große Besucher alles über den Wald und die Pflanzen und Tiere erfahren, die dort leben“, so Luhn. 

Ausblick

Für die Zukunft wünschen sich Martin Luhn und Michael Gräf einen starken, gesunden und nachhaltigen Bestand in der Marienhölzung und rücksichtsvolle Besucherinnen und Besucher. „Wir sind schon seit Jahren dabei unseren Wald auf die Zukunft und die Änderungen in puncto Klima vorzubereiten“, so Gräf, „die Küstentanne ist einer unser Hoffnungsträger. Wir hoffen, dass wir dort alte, gesunde Bäume erreichen, die auch mal genutzt werden können.“ 
Flensburg hat 350 Hektar Wald, alleine 170 Hektar bilden die Marienhölzung, schauen Sie doch mal vorbei, auf eine Runde durch den Wald, abseits von Lärm und hektischem Alltag.

Text und Fotos: Benjamin Nolte

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