Noch vor knapp einem Monat kam die schlechte Nachricht vom voranschreitenden Schmetterlings-Sterben in Schleswig-Holstein. Laut Expert*innen sind 40 Prozent der Tagfalter hier bei uns im Norden vom Aussterben bedroht oder bereits verschwunden. Damit gehören Tagfalter zu den am meisten vom Insektenrückgang betroffenen Artengruppen.

Zumindest für eine Art, den Goldenen Scheckenfalter, gibt es jetzt einen Hoffnungsschimmer: In den vier untersuchten Stiftungsgebieten Nordoe bei Itzehoe im Süden von Schleswig-Holstein, in Lütjenholm im Kreis Nordfriesland, auf der Geltinger Birk am Ausgang der Flensburger Förde und in Reesholm östlich von Schleswig fällt die Bilanz der Schmetterlingsretter*innen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein stabil aus.

Untersuchungen zeigen gute bis sehr gute Tagesflugzahlen

„Wir haben in allen vier Projektgebieten gute bis sehr gute Tagesflugzahlen“, resümiert Dr. Detlef Kolligs, Schmetterlings-Experte der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Unterstützt von Antje Walter nahm er die Flächen im Nachgang zu dem EU-geförderten Schmetterlings-Rettungsprojekt „LIFE Aurina“ (2010-2018) in diesem Sommer wieder einmal genau unter die Lupe. „Dieses aufwendige Monitoring gehört bei EU-geförderten Projekten sozusagen zur Nachsorge“, erklärt Kolligs. Schließlich sollen die vielfältigen und teils aufwendigen Maßnahmen ja langfristig wirken und so vielen Insekten wie möglich unter die Flügel greifen. Nach ersten Zählungen in diesem Jahr geht es dem Goldenen Scheckenfalter (Euphydryas aurinia) wieder sehr gut. Vor Beginn des Projekts im Jahr 2010 galt er als ausgestorben und wurde zuletzt in den 90er Jahren hier bei uns in Schleswig-Holstein gesichtet.

Über 400 Falter in vier Stiftungsgebieten

In Nordoe zählte Kolligs 120 Falter, in Lütjenholm waren es sogar 150 Exemplare der goldbraun-schimmernden Schönheit. Über die Geltinger Birk flatterten 100 Falter und auch in Reesholm zählte der Experte 50 Schmetterlinge. „Das heißt wir haben in Nordoe, Lütjenholm und auf der Birk gute, stabile Populationen mit mehreren Subpopulation bzw. mindestens mehreren Standorten mit unterschiedlichen Eigenschaften, die auch Witterungsschwankungen relativ gut wegstecken können“, erklärt Antje Walter, Insektenexpertin der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Die Trockenheit habe dazu geführt, dass die Raupen sich zwar noch an ihrer Nahrungspflanze, dem lila-leuchtenden Teufelsabbiss (Succisa pratensis), satt fressen und gut entwickeln konnten. Aber später im Jahr waren die meisten Exemplare der Wildpflanze schon eingerollt und zur Eiablage der Schmetterlings-Weibchen nicht mehr geeignet. „Deshalb bangen wir nach jedem Extremwetterereignis um die Auswirkungen auf die Populationen“, sagt Walter.

In Reesholm, nördlich von Schleswig, so Walter weiter, gebe es häufig Überflutungen im Gebiet, so dass die Raupen dadurch dezimiert werden. Das erkläre auch die etwas geringeren Falterzahlen. Dort werden in den kommenden Jahren noch weitere Veränderungen vorgenommen, die zum Leben und Überleben im Klimawandel helfen sollen. Toll sei die Entwicklung in Lütjenholm im Kreis Nordfriesland. Mit 150 Faltern ist dieses Projektgebiet ein wahrer Schmetterlings-Hot-Spot. Obwohl im vergangenen Jahr so viele Raupen des Goldenen Scheckenfalters dort gefressen haben, dass die Nahrungspflanze, der Teufelsabbiss, fast überall abgefressen und stark verringert war, gab es dennoch genug Fressen und Eiablage-Möglichkeiten für alle. „Unsere Sorgen, dass die Schmetterlingszahlen aufgrund dieser Entwicklung wieder einbrechen, waren umsonst. Denn offenbar sind im Stiftungsland, auf den Flächen des örtlichen Naturschutzvereins und vor allem auf dem nahegelegenen Standortübungsplatz mittlerweile so viele Teufelsabbiss-Pflanzen, dass die Weibchen der Falter genügend Eiablagemöglichkeiten hatten“, sagt Antje Walter.

Pressemitteilung Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein

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