Liebe Flensburgerinnen und Flensburger, Liebe Kinder und Jugendliche,

wie es guter Brauch ist, möchte ich als Ihre Oberbürgermeisterin auch in diesem Jahr zum Jahresabschluss ein paar Worte an Sie richten. Es ist für mich das letzte Mal, dass ich Ihnen als Oberbürgermeisterin kurz vor der Adventszeit und dem Jahreswechsel schreibe.

Vor nun gut 6 Jahren hatte eine Mehrheit der Flensburger Wählerinnen und Wähler entschieden, mir das Amt der Oberbürgermeisterin unserer schönen Stadt anzuvertrauen, und vor wenigen Wochen hat wiederum eine solche Mehrheit entschieden, dass in Zukunft jemand anderes diesen Platz an der Spitze der Stadtverwaltung einnehmen soll. Eine Entscheidung, die ich als überzeugte Demokratin selbstverständlich respektiere, auch wenn ich als Mensch darüber, und ich hoffe das sehen Sie mir nach, traurig und enttäuscht war. Ich habe die Aufgabe sehr gern ausgeübt und wir können stolz auf das Erreichte sein.

Ich möchte mir erlauben, an dieser Stelle ein kleines Resümee zu ziehen und dabei eher auf Themen einzugehen, die nicht laut und provokant in der öffentlichen Diskussion standen.
So haben wir eine Kita-Qualitätsoffensive auf den Weg gebracht, die uns und vor allem den Flensburger Kindern und ihren Familien, aber auch den KiTa-Trägern zugutekam und noch immer kommt. Aktuell stehen wir hier vor neuen Herausforderungen, nämlich den hohen Bedarf an fachlich qualifiziertem Personal decken zu können. Hier werden noch viele Anstrengungen nötig sein.
Besonders stolz bin ich darauf, dass es uns gelungen ist, den Krankenhausneubau konkret auf den Weg zu bringen. Dass solche Prozesse, in denen es auch um viel Geld geht, vieler Beratungen bedürfen und einen entsprechenden Zeitraum benötigen, nicht von heute auf morgen abgeschlossen sind, ist Teil dieser Entscheidung und ich hoffe sehr, dass die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen dem Krankenhausneubau nicht im Wege stehen werden.

Ebenfalls in meiner Amtszeit haben wir uns entschieden, der Europäischen Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern beizutreten. Mit dem Aktionsplan Geschlechtergerechte Stadt haben wir nicht nur bei uns in der Verwaltung etwas bewirkt, sondern die öffentliche Diskussion in der Gesellschaft führt auch in Flensburg dazu, dass wir auf einem guten Weg in Sachen Gleichstellung sind. Ich bin stolz und froh darüber, dass in der Stadtverwaltung das Zahlenverhältnis von Männern und Frauen in Leitungspositionen nahezu ausgeglichen ist.

Das Amt der Oberbürgermeisterin bringt es mit sich, dass man viele interessante Menschen kennenlernen darf. Menschen, die in Flensburg leben und Menschen, die als Gäste in unsere Stadt gekommen sind. Ein Höhepunkt war dabei sicherlich der Besuch der dänischen Königin Margrethe II. Mit ihrem Besuch sollten die Feierlichkeiten zum 100jährigen Jubiläum der Grenzziehung im folgenden Jahr in die Wege geleitet werden. Auch in Flensburg hatten wir uns auf dieses Jubiläum vorbereitet, das wir mit unseren dänischen Nachbarn feiern wollten. Aber auch der Besuch von Wladimir Klitschko und der des Bundespräsidenten waren Höhepunkte für mich.

Corona veränderte dann alles. Jede und jeder hat eigene Erinnerungen und ich will das hier auch nicht vertiefen. Als Oberbürgermeisterin hatte ich Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen anzuordnen, die nicht immer populär waren und meistens ihren Ursprung in Kiel oder Berlin hatten. Auch das gehört zu diesem Amt. Insgesamt darf man am Ende des dritten Pandemiejahres aber, so denke ich, feststellen, dass wir in Flensburg im Großen und Ganzen sozial und ökonomisch ganz gut durchgekommen sind. Auch als Verwaltung brauchen wir uns nicht zu verstecken. Ich bin sehr dankbar, ein so tatkräftiges Team der Stadtverwaltung zu haben.

Alle haben oft am Limit gearbeitet und nie die Motivation und den Mut verloren. Wir haben ein Impfzentrum aufgebaut, ein Netz an Teststationen ermöglicht und wurden in der Pandemie Modellstadt im Bereich Sport und Kultur. Dafür zolle ich allen meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Dank und Anerkennung.
Gerade als Corona in diesem Jahr begann, den Griff zu lockern, stellt uns der völkerrechtswidrige Überfall Russlands auf die Ukraine vor neue Herausforderungen.
Wieder stehen Menschen vor unserer Tür, die vor einem Krieg flüchten und bei uns Schutz und Hilfe suchen. Ebenso bringt der Krieg Probleme für die Energieversorgung mit sich, die Preissteigerungen nach sich ziehen. Das bringt viele Menschen auch in unserer Stadt in Bedrängnis. Die Schlangen vor der Flensburger Tafel und den weiteren Lebensmittelausgaben sprechen da eine deutliche Sprache. Als Stadt versuchen wir gemeinsam mit den Sozialen Partnern zu helfen, wo es geht. Als Stadtgesellschaft sind wir sehr stark und solidarisch, und bewältigen diese Probleme immer und immer wieder. Dafür danke ich Ihnen allen von Herzen!

2022 hatte aber auch schöne Ereignisse. Wir konnten z. B. die neue Ramsharde-Schule in Betrieb nehmen, die Baufortschritte der Schule Fruerlund sind deutlich sichtbar, im Schwarzenbachtal entsteht ein neues Wohnquartier, die Jugendberufsagentur und die lernpädagogische Werkstatt haben ihren Betrieb aufgenommen. Am 22. November erhielt die Stadt das Siegel Kinderfreundliche Kommune verliehen. Ich könnte hier noch viele Dinge aufzählen, die nicht das gleiche aufgeregte Medienecho wie der Bahnhofswald oder die Rathausstraße bekommen haben, obwohl sie es verdient gehabt hätten.

Bei meiner Arbeit als Oberbürgermeisterin lagen mir einige Dinge immer besonders am Herzen:

• Kinder und Jugendliche sollen in unserer Stadt alle Chancen für eine gute Zukunft haben.
• Gute Zusammenarbeit mit unseren Nachbarn diesseits und jenseits der Grenze.
• Eine verantwortungsbewusste Erinnerungskultur, die Flensburgs historischer Rolle gerecht wird.
• Die Wertschätzung unserer jüdischen Gemeinde, auch im gemeinsamen Gedenken.
• Eine Stadtgesellschaft, die von Respekt und gegenseitiger Wertschätzung geprägt ist. Flensburg liebt Dich – so wie Du bist.

Es war mir eine Ehre, eine Freude und meistens auch ein Vergnügen Ihre Oberbürgermeisterin sein zu dürfen. Das Wohl unserer Stadt und der Menschen, die hier leben, war für mich stets Richtschnur meines Handelns.
Allen, die mir dabei zur Seite gestanden und mich unterstützt haben, gilt meine tief empfundene Dankbarkeit.
Ich wünsche Ihnen allen eine schöne Weihnachtszeit, einen guten Rutsch und ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr.

Herzlichst, Ihre Simone Lange,
Oberbürgermeisterin

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