Es heißt nicht ohne Grund „Trauerarbeit“. Es ist wirklich harte Arbeit an sich selbst, seinen Gefühlen und auch seinem Umfeld. Trauer läuft in verschiedenen Phasen ab die oft verschmelzen und sich zeitlich nicht begrenzen lassen, aber sie ist ein wenig vorhersehbar und das macht sie nicht ganz so schrecklich. Man kann die Zeit des Trauerns in verschiedene Phasen unterteilen:

Schockphase

Hier spürt der Trauernde einen unsagbaren körperlichen und seelischen Schmerz. Wie betäubt und gelähmt kommt er sich vor. Angehörige und Freunde haben das Gefühl, der Trauernde sei gar nicht mehr anwesend, sondern weit weg vom wirklichen Leben. Diese Phase hält normalerweise bis zu einer Woche an.
Wie kann man helfen? Übernehmen Sie tägliche Pflichten die der Trauernde jetzt nicht leisten kann, ohne jedoch Gegenstände die vom Verstorbenen sind wegzuräumen. Dies muss der Trauernde selbst tun um zu begreifen. Sprechen Sie wiederholt, so oft der Trauernde das möchte, über den Verlust, auch das wird ihm helfen den Verlust zu realisieren. Lassen sie den Trauernden nun „laufen“. Wenn er weinen möchte halten sie ihn nicht davon ab, lassen sie ihn ausreden auch wenn er zum wiederholten Mal die gleichen Geschichten vom Verstorbenen erzählt.
Problematische Reaktionen: Der Trauernde muss begreifen, dass der geliebte Mensch gestorben ist, und darf den Tod nicht leugnen. Die Endgültigkeit des Todes muss ihm bewusst werden. Dabei kann es zu starken Abwehrreaktionen kommen. Diese können sich in der Verharmlosung oder Leugnung des Verlustes zeigen, es gibt auch Menschen die es einfach nicht akzeptieren und weiterleben wollen wie bisher.

Kontrolle

Der Trauernde ist damit beschäftigt, alles zu regeln, was mit der Bestattung zusammenhängt. Er wird durch die Hilfe der Angehörigen und Freunde entlastet und erlebt dadurch eine „Schonzeit“. Er lebt neben der Welt, fühlt eine Distanz zu anderen Menschen.
Helfen können Sie in der Zeit genauso wie in der Phase des Schocks, jedoch sollte die Entlastung nicht zu weit gehen, denn dann ist die Gefahr, dass der Trauernde in ein allzu tiefes Loch fällt wenn diese Hilfen nicht mehr da sind. Für den Moment sind Sie wichtig und gut, und Sie sollten auf jeden Fall Hilfe anbieten, jedoch nicht enttäuscht sein wenn der Trauernde sie ausschlägt. Fragen Sie immer mal wieder, ob Sie ihm irgendwie helfen können, denn er wird die Kraft dazu nicht haben es selbst zu sagen, oder er will sich nicht eingestehen, dass er jetzt Unterstützung braucht.

Trauerarbeit

Verlustverarbeitung

Hier spielt sich die eigentliche Trauerarbeit ab. Denn nun muss der erlittene Verlust vom Trauernden verarbeitet werden. Die Bestattung liegt hinter ihm, die Besuche werden weniger, er ist wieder auf sich allein gestellt. Starke Emotionen befallen den Trauernden und lassen ihn empfinden, dass er unterzugehen droht durch den Verlust, den er erlitten hat. Gefühle der Hilflosigkeit und Apathie stellen sich ein. Er neigt dazu, die Tatsache des erlittenen Verlustes des geliebten Menschen zu verdrängen. Der Trauernde lehnt sich auf gegen die Wirklichkeit und sucht nach dem Verstorbenen. Er glaubt, den Verstorbenen zu sehen, ihn zu hören, und spricht mit ihm. Gleichzeitig ist er voller Sorge wie es dem Verstorbenen nun geht, wo er ist.
Das Leben kommt dem Trauernden sinnlos und leer vor. Er fühlt sich „im Stich gelassen“ und einsam. Manchmal hat er das Gefühl, „verrückt“ zu werden. Dennoch zwingt er sich zu einem „normalen“ Verhalten aus Angst vor „Stigmatisierung“ und Ausgrenzung durch die Menschen seines Umfeldes. Hinzu kommt die Tabuisierung der Themen Trauer und Tod in der Gesellschaft. Der Trauernde spürt die Erwartung seiner Umgebung, endlich wieder „zur Tagesordnung“ überzugehen. Seine Gefühle und Entscheidungen sind widersprüchlich und zwiespältig. Seine Mitmenschen empfinden in dieser Phase das Verhalten des Trauernden daher häufig als launisch, undankbar, aggressiv, wehklagend und ungerecht. Weitere häufig auftretende Trauersymptome sind: Atemprobleme, Kraft-, Appetit- und Schlaflosigkeit.

Anpassung

Hier findet die Trauer ihren Abschluss durch die soziale Wiedereingliederung des Trauernden, die er sich auch durch Mithilfe anderer erworben hat. Trotz allen Schmerzes entdeckt er, dass es ein Leben ohne den Verstorbenen geben kann und muss. Er reflektiert die Vergangenheit mit dem Verstorbenen auch kritisch und hat sich ein neues Leben ohne den Verstorbenen aufgebaut. Er findet neuen Anschluss, lernt andere Menschen kennen, erlebt in alten Freundschaften etwas Neues und findet einen neuen Anfang.

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