„Der Bund für‘s Leben“, „Auf immer und ewig“, „Bis der Tod uns scheidet“ oder einfach nur „Ja, ich will!“
Immer weniger Flensburger geben sich diese Versprechen vor dem Traualtar. Alle jedoch treffen sich, oder jetzt darf man sagen, trafen sich im Standesamt in der Friesischen Straße. Viele haben bereits mehrfach Bekanntschaft mit der schmucken ‚Villa Besenbruch‘‚ Friesische Straße‘ – Ecke ‚Am Pferdewasser‘ gemacht. Zum einen, weil das „auf immer und ewig“ die Wirklichkeit nicht überdauert hat, zum anderen, weil das Standesamt mehr leistet als Eheschließungen. Zumindest als Flensburger sind wir ganz früh damit in Berührung gekommen. Jede Geburt muss dort angezeigt und registriert werden. Das Standesamt ist nicht nur ein Ort des feierlichen oder manchmal auch profanen Eheversprechens, sondern eine Behörde, die dafür sorgt, dass wir zwischen den rund 80 Millionen Einwohnern der Republik nicht ‚verloren gehen‘. Alle müssen am Schreibtisch von Sandra Karjel und ihren neun Kolleginnen und Kollegen vorbei. Und die erleben bei den Eheschließungen Auftritte, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Vom Paar in Frack und Paillettenkleid bis zu anderen im Freizeitlook, Jeans und Pulli, haben sie die ganze Bandbreite der ‚Outfits‘ erlebt.
Für manche geht es nicht schnell genug, andere wollen die ganz große Feier. Da sind den städtischen Bediensteten Grenzen gesetzt. Das Standesamt, so attraktiv die Location auch sein mag, ist kein Ersatz für ein Eventlokal. Es ist und bleibt „Behörde“, obwohl man erkannt und anerkannt hat, dass durch den häufigen Wegfall der kirchlichen Trauzeremonie der Anspruch auf einen gehobenen Rahmen für das Ja-Wort gestiegen ist. Die Stadt hat dem Rechnung getragen und Gebäude und Einrichtung aufgewertet. Der Trausaal mit Platz für 25 Gäste bietet einen angemessen feierlichen Rahmen für das Eheversprechen. Die Standesbeamtinnen und -beamten bemühen sich, das amtliche Verfahren so persönlich wie möglich und gewünscht zu gestalten.
„Bei allem, was ich und mein Team machen, sind wir immer mit beidem dabei: Mit Herzblut und Professionalität“, sagt die Leiterin des Standesamtes Sandra Karjel.
Wenn das Brautpaar einen Teil seiner gemeinsamen Geschichte preisgeben möchte, erhält es am Tag der Hochzeit eine kleine, persönliche Traurede, die sein Standesbeamter oder seine Standesbeamtin individuell auf es zugeschnitten hat. Ein Glas Sekt gehört zum Ritual, ein großes Buffet allerdings nicht. Wer Glück hat – das kann viermal im Jahr sein, begegnet einer ganz besonderen Standesbeamtin, der Oberbürgermeisterin Simone Lange. ‚Buchen‘ kann man sie nicht.

Der Vertrag

Vor der Eheschließung allerdings sind einige formelle Hürden zu nehmen. Bei der Anmeldung zur Eheschließung müssen die Standesbeamtinnen und -beamten zunächst feststellen, ob beide Partner berechtigt sind, die Ehe einzugehen. Bei dieser Prüfung der ‚Ehefähigkeit‘ geht es manchmal sehr juristisch zu. Etwa, wenn internationales Privatrecht angewendet werden muss. Die Normen unterschiedlicher Herkunftsländer sind nicht immer einheitlich, widersprechen sich zum Teil, genauso wie es auch Regelungslücken gibt. Erst nach dieser Prüfung kann die Eheschließung vollzogen werden.
Die standesamtliche Eheschließung ist im rechtlichen Sinne ein privatrechtlicher Vertrag zwischen den beiden Partnern.

  • Nach deutschem Recht wird man mit 18 Jahren volljährig und ‚ehemündig‘. Eine Eheschließung vor Vollendung des 18. Lebensjahres ist in Deutschland nicht mehr möglich.
  • Verwandte in ‚gerader Linie‘ (Eltern, Geschwister) können nicht heiraten!
  • In Deutschland kann man nur mit einem Ehepartner verheiratet sein, deshalb muss man dem Standesamt die Auflösung von sämtlichen Vorehen nachweisen. Das gilt auch für Menschen aus Ländern, in denen eine Mehrfachehe üblich ist.
  • Wenn diese Formalien geklärt sind, darf gefeiert werden, und das nicht nur in der Villa an der Friesischen Straße. Die Stadt hat ihr Angebot an Trauorten ausgeweitet und damit einen noch attraktiveren Rahmen für das Eheversprechen geschaffen. Kathrin Ove, enge Mitarbeiterin der Flensburger Oberbürgermeisterin, hat unserem Fotografen die Orte vermittelt.

Schloss Glücksburg
Im romantischen Ambiente von Schloss Glücksburg, einem der schönsten Wasserschlösser Nordeuropas, kann man sich das Ja-Wort geben. Das elegante, achteckige Trauzimmer, ausgestattet mit stilechtem wertvollem Mobiliar, befindet sich in einem der Türme des Schlosses und gewährt einen Blick auf den Schlosssee. Trauungen finden ganzjährig zu festgelegten Terminen statt. Pro Jahr werden dort ca. 130 Trauungen durchgeführt. Die Saalmiete beträgt EUR 230,- .

Der Salondampfer „Alexandra“
Flensburg ist „die“ historische Seefahrer- und Hafenstadt im Norden mit einer einzigartigen Lage des Hafens. Ein besonderer Blickfang im Flensburger Hafen ist der historische Salondampfer „Alexandra“. Eheschließungen sind von Mai bis September zu festgelegten Terminen möglich. Während an Samstagen eine Trauung nur in Kombination mit einer anschließenden Charterfahrt möglich ist, finden Trauungen am Freitagmittag ausschließlich an der Pier statt. Die Kosten für eine Trauung am Pier belaufen sich auf 250,- EUR + MwSt, während für eine Trauung mit anschließender Charterfahrt 1750,- EUR + MwSt. veranschlagt werden. Es werden ca. 15 Trauungen pro Jahr durchgeführt.

Der Museumsberg
Zu den schönsten Gebäuden in Flensburg zählt das 1903 erbaute Städtische Museum. Trauungen sind in verschiedenen Zimmern möglich, z. B. Pariser Zimmer, Direktorenzimmer, Friedrichstädter Bürgerzimmer, Schleswiger Zimmer, ggf. mit Lounge.
Die Saalmiete richtet sich nach der jeweiligen Räumlichkeit (180,- EUR – 750,- EUR).

Das Nordertor mit dem auffälligen Treppengiebel ist das Wahrzeichen der Stadt Flensburg. Es steht seit 1595 und hat allen Abrissabsichten getrotzt – zum Glück! Trauungen werden Freitagnachmittag von Mai bis September durchgeführt. Die Raummiete beträgt 100,- EUR.

Das Kompagnietor liegt unterhalb der Marienkirche direkt am Hafen. Trauungen werden Freitagnachmittag von Mai bis September durchgeführt. Die Raummiete beträgt 150,- EUR.

Von der Wiege bis zur Bahre

Eheschließungen sind das Kerngeschäft des Standesamtes. Die Bekanntschaft mit der Behörde machen die Flensburger schon sehr früh. Das Standesamt bekommt dazu täglich die Geburtsanzeigen aus der Diako zugesandt und bereitet alles vor, damit es schnell geht, wenn junge Mütter und Väter dem Kind einen Namen geben. Innerhalb von vier Wochen muss das Kind im elektronischen Geburtenregister der Stadt Flensburg beurkundet werden. Formell geht es auch am Ende des Lebens zu. Im Standesamt Flensburg wird das städtische Sterberegister geführt.
Hier arbeitet das Standesamt eng mit den umliegenden Bestattungsunternehmen zusammen, um für die Hinterbliebenen die bürokratischen Hürden zu erleichtern.
Von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Standesamtes wird ein hohes Maß nicht nur an fachlicher Kompetenz, sondern auch an Fein- und Mitgefühl abverlangt. Sie versuchen die notwenigen Formalitäten so menschlich, persönlich und ‚informell‘ wie möglich zu vermitteln.
Von sich sagen sie: „Im Flensburger Standesamt können alle Mitarbeiterinnen sämtliche Aufgaben leisten und beraten die Kundinnen vor dem Besuch im Standesamt gern telefonisch – das hält die Wartezeiten während der Öffnungszeiten kurz und zufriedene Kund*innen bedeuten nicht nur für die Leiterin des Standesamts Sandra Karjel das A und O.“

Bericht: Dieter Wilhelmy, Fotos: Benjamin Nolte

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