Es ist 7 Uhr morgens, auf die Minute genau versammeln sich zu dieser Zeit 20 Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr Flensburg in der großen Fahrzeughalle. Zum Schichtwechsel kommt man hier zum sogenannten „Antreten“ zusammen. Aktuelle Anliegen werden besprochen, sowie Fahrzeuge und Aufgaben eingeteilt.
Neben dem Löschzug der Feuerwehr mit 12 Einsatzkräften, verteilt auf die drei Einsatzfahrzeuge, werden auf der Hauptwache in Flensburg tagsüber auch vier Rettungswagen besetzt. Einer der Feuerwehrmänner ist der 28-jährige Finn Döhring, der heuteals Zugführer auf dem Löschzug im Dienst ist. Noch während der kurzen, allmorgendlichen Besprechung ertönt plötzlich ein lautes Klingeln, gefolgt von einem Gong. Im Anschluss eine Durchsage der Leitstelle: „Alarm für den Lösch zug, ausgelöste Brandmeldeanlage in einem Supermarkt“, so die knappe Info für die Einsatzkräfte. Nun geht alles sehr schnell, die Einsatzkräfte schlüpfen in ihre Schutzkleidung, die direkt neben den Einsatzfahrzeugen bereit steht, keine Minute später rücken das HLF 1 (Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug), die Dreh leiter, das HLF 2, der Einsatzleitwagen und ein Rettungswagen aus.

9 Minuten bis zum Einsatzort

Mit Blaulicht und Martinshorn fahren die schweren Löschfahrzeuge, sowie die Drehleiter durch den morgendlichen Berufsverkehr. Der Einsatzort befindet sich im äußersten Nordosten der Stadt, die Hilfsfrist von 10 Minuten ist hier aufgrund von Fahrstrecke und Verkehrsdichte für die vom Standort der Berufsfeuerwehr am Munketoft kommenden Berufsretter nicht immer einzuhalten. Somit sieht die Alarmund Ausrückeordnung der Stadt Flensburg in diesem Fall vor, dass eine Freiwillige Feuerwehr mit alarmiert wird, hier die Kameraden aus dem Stadtteil Engelsby.
Knapp neun Minuten nach dem Alarm treffen das HLF 1 mit Zugführer Finn Döhring, sowie der restliche Löschzug am Einsatzort ein. Der Marktleiter erwartet die Einsatzkräfte der Feuerwehr bereits an einem Nebeneingang, an dem sich die Brandmeldezentrale befindet. Er berichtet von einem Fehlalarm, ausgelöst durch Wasserdampf in einer Bäckerei. Dennoch kontrolliert Zugführer Döhring mit seinem Atemschutztrupp den ausgelösten Rauchmelder persönlich. An der Brandmeldezentrale des Gebäudes ist für ihn und seinen Gruppenführer Christian Ottsen genau ersichtlich, welcher Melder ausgelöst hat, und mit Hilfe einer sogenannten Laufkarte können die Einsatzkräfte schnell und unkompliziert den direkten Weg zum ausgelösten Melder finden. „Wir konnten den Fehlalarm schnell bestätigen und alle alarmierten Einsatzkräfte können nun wieder einrücken“, berichtet Döhring an der Einsatzstelle.
Zurück auf der Feuerwache wird der frühmorgendliche Fahrzeug- und Gerätecheck nachgeholt. „Die Kollegen holen alle Fahrzeuge aus den Hallen, überprüfen die Beladung, die technischen Geräte, testen Pumpen, Lichtmast oder Gefahrgutmessgeräte“, so Döhring, „dass Fahrzeuge und Technik immer zu 100% funktionieren, ist für uns überlebenswichtig.“

Tagesdienst in den hauseigenen Werkstätten

Keineswegs wird bei der Berufsfeuerwehr während der Schicht nur auf den nächsten Einsatz gewartet. Nach dem Fahrzeugcheck ziehen sich
die Mitarbeiter in ihre Werkstätten zurück und gehen dort unterschiedlichsten Tätigkeiten nach.
„Eine Voraussetzung um sich für die Beamtenlaufbahn der Berufsfeuerwehr bei der Stadt Flensburg bewerben zu können, ist eine Ausbildung in einem handwerklichen, feuerwehrtauglichen oder medizinischen Beruf“, erläutert Döhring. In dem großen Feuerwehrgebäude sind neben Fahrzeughallen, Büros, Ruhe- und Aufenthaltsräumen auch die Werkstätten untergebracht. In der Atemschutzwerkstatt, direkt neben der Fahrzeughalle, werden die überlebenswichtigen Atemschutzgeräte der Einsatzkräfte geprüft, gewartet, gereinigt und die Pressluftflaschen wieder aufgefüllt. Dies im Übrigen nicht nur für die 110 Feuerwehrmänner/Feuerwehrfrauen bei der Berufsfeuerwehr, sondern auch für die rund 233 aktiven Mitglieder der sechs freiwilligen Feuerwehren der Stadt Flensburg. Florian Jöns und seine Kollegen haben hier besonders nach längeren Brandeinsätzen alle Hände voll zu tun um die Geräte schnellstmöglich wieder einsatzklar zu machen.
Gegenüber der Atemschutzwerkstatt liegt die Sanitätswerkstatt. Hier kümmert sich heute Philipp Bomhard um die Logistik des Rettungsdienstmaterials und der Medizinprodukte. Aus seinen Lagerräumen heraus werden zum Beispiel die Verbrauchsmaterialien
auf den Rettungswagen aufgefüllt und ausreichend Ersatzgeräte und Equipment vorgehalten. Philipp Bomhard sorgt auch dafür, dass immer
rechtzeitig Medikamente und Verbrauchsmaterialien nachbestellt werden, damit keine Engpässe in der Versorgung entstehen können.
Eine Tür weiter, in der Elektrowerkstatt werden alle elektrotechnischen Gerätschaften repariert und gewartet, wie zum Beispiel Funkmeldeempfänger, Taschenlampen, Funkgeräte, Stromerzeuger und vieles mehr.

Neubau der Feuerwache steht in den Startlöchern

„Wir versuchen so viel wie möglich hausintern selbst zu reparieren und zu warten“, erklärt Zugführer Finn Döhring, „das gilt für Ausrüstung der Feuerwehr, sowie des Rettungsdienstes aber auch für unsere kleinen und großen Einsatzfahrzeuge.“ Somit befindet sich am Ende des Gebäudekomplexes auch eine gut ausgestattete KFZ-Werkstatt, in der Servicewartungen und Reparaturen mittleren Umfangs selbst durchgeführt werden. „Größere Reparaturen werden an Fachwerkstätten oder direkt an die Hersteller abgegeben“, so Döhring. Was für die Atemschutzwerkstatt gilt, gilt übrigens auch für die weiteren Werkstätten der Berufsfeuerwehr, zusätzlich zum eigenen Equipment und dem eigenen Fuhrpark kommen auch Material und Fahrzeuge der freiwilligen Wehren und des Katastrophenschutzes hinzu. Im Ganzen etwa 92 Fahrzeuge, sowie 24 Anhänger und Pumpen.
Die 1952 errichtete Feuerwache der Berufsfeuerwehr Flensburg wurde im Laufe der Jahre stetig erweitert und vergrößert. Mittlerweile platzt das Gebäude aus allen Nähten, weitere Anbauten sind schon seit Jahren nicht mehr möglich. Der gestiegene Personal- und Fahrzeugbedarf kann kaum noch adäquat untergebracht werden. Fahrzeuge müssen teilweise in einem offenen Carport auf dem Hof stehen oder sind in externen Räumlichkeiten untergebracht, und auch nicht mehr alle Werkstätten und Büros finden Platz im Gebäudeinneren. Mit dem Abriss des alten Hallenbades, in dessen Keller auch Teile der Berufsfeuerwehr untergebracht waren, wurden auf dem Hof der Feuerwache Containerbauten errichtet.
„Unter anderem haben wir hier das Sanitätslager, sowie unser Gerätelager untergebracht“, erzählt Döhring, „hier lagern Schlauchmaterial, wasserführende Armaturen, Ausrüstung der Höhenretter und vieles Weitere.“ An diesem Zustand soll sich in den kommenden Jahren nun etwas ändern. Nachdem in der Flensburger Ratsversammlung der Beschluss für einen Neubau der Feuerwache fiel, konnte Anfang 2020 der Architektenwettbewerb mit der Präsentation der Entwürfe abgeschlossen werden. 2022 soll der Bau auf dem Gelände des ehemaligen Hallenbades und dem jetzigen Standort der Berufsfeuerwehr beginnen. „Personalstand und Fuhrpark haben sich im Laufe der Jahrzehnte jeweils mehr als verdoppelt“, berichtet Carsten Herzog, der Chef der Flensburger Berufsfeuerwehr, „konnte man in den 50er Jahren Brandschutz und Rettungsdienst mit 54 Mitarbeitern und 16 Fahrzeugen sicherstellen, so sind es heute fast 150 Mitarbeiter und etwa 40 Fahrzeuge, die es bei der Berufsfeuerwehr unterzubringen gilt.“

Fuhrpark für alle Einsatzlagen

Am bekanntesten und für die meisten Bürger der Stadt am häufigsten sichtbar sind die Rettungswagen der Berufsfeuerwehr, sowie der Löschzug, bestehend aus zwei HLF und einer Drehleiter. In den Fahrzeughallen werden aber zusätzlich noch Fahrzeuge für unterschiedlichste Einsatz- und Sonderlagen vorgehalten. Der Löschzug steht hier als Reserve in gleicher Konstellation ein zweites Mal. Für Großlagen gibt es einen ELW2, eine Einsatzleitzentrale untergebracht in einem kleinen LKW. Des Weiteren gibt es Sonderfahrzeuge mit Bootsanhängern für die Taucher und die Wasserrettung, ein Gerätewagen Rettungsdienst, einen Gerätewagen Hilfeleistung, der bei kleineren Einsätzen ausrückt, Fahrzeuge für Gefahrguteinsätze, wie den ABC-Erkunder, Abrollbehälter für Schiffsbrandbekämpfung, Technische Hilfe oder Öleinsätze, Reservefahrzeuge für den Rettungsdienst, den Notarzt oder den leitenden Notarzt.
„Die Tagesabläufe bei der Feuerwehr sind genau durchorganisiert und getaktet“, berichtet Finn Döhring, „Frühstücks-, Mittags- und Bereitschaftszeiten sind genau festgelegt, natürlich immer nur dann, wenn kein Einsatz dazwischen kommt.“ Gekocht wird bei den Kollegen der Berufsfeuerwehr mittlerweile an einigen Tagen selbst. „Dies fördert nicht nur Kameradschaft und Teamgeist sondern auch die Gesunderhaltung der Kollegen*innen“, so Döhring. Mehrmals die Woche steht Dienstsport auf dem Programm, Fitnessstudio oder Fußball sind dabei bei den Beamten der Berufsfeuerwehr am beliebtesten. Für die diensthabende Nachtschicht gibt es Ruheräume, von der Anzahl ausreichend, so dass jeder während der Schicht seinen eigenen zur Verfügung hat und sich bei Bedarf auch mal zurückziehen kann.
Im Jahr 2019 sind die Männer und Frauen der Berufsfeuerwehr 1240 Mal zu Einsätzen alarmiert worden, dies entspricht 3-4 Alarmen pro Tag. Der Rettungsdienst, der in Flensburger größtenteils ebenfalls von der Berufsfeuerwehr durchgeführt wird, wurde im vergangenen Jahr knapp 30.000 Mal alarmiert.

Feuer in einem Mehrfamilienhaus

An diesem Tag bleibt es bis zum späten Nachmittag ruhig, ehe der laute Alarm die unterschiedlichen Tätigkeiten der Feuerwehrmänner unterbricht. Von allen Seiten eilen sie nun in die Fahrzeughalle und rüsten sich für den Einsatz aus. Mittels Lautsprecherdurchsage informiert die Leitstelle die Besatzung grob über den Anlass des Alarmes. „Brandgeruch und Rauchentwicklung aus einer Wohnung“, berichtet Zugführer Finn Döhring kurz darauf während der Anfahrt, „der Bewohner soll sich nach Aussage noch in der Wohnung befinden, deswegen dürfen wir nun keine Zeit verlieren.“ Der Einsatzort liegt in einem Wohngebiet, das aufgrund von Bauarbeiten aktuell nur schwer zugänglich ist. Der Löschzug teilt sich auf, damit im Zweifel nicht alle Fahrzeuge von der falschen Seite in eine Sackgasse fahren. Zugführer Döhring steigt aus und erkundet. Sekunden später folgt über Funk die Info für den Löschzug, „wir sind richtig, HLF 1 und Drehleiter bis zum Brandort vorrücken.“
Die Polizei ist bereits vor Ort, das Mehrfamilienhaus evakuiert. Der Angriffstrupp rüstet sich aus, schlägt die Atemschutzgeräte an, greift sich ein Schlauchpaket und geht auf direktem Weg zur Wohnung, in der es brennen soll. Jeder weiß was zu tun ist, die Aufgaben sind stets klar verteilt. Während der Angriffstrupp die Tür zur Wohnung aufbricht, stellen die Kollegen Nico Köster und Joachim Petersen unten auf der Straße die Wasserversorgung zu einem Hydranten her.
Kurze Zeit später die Rückmeldung aus der Wohnung: „Feuer aus, Essen auf Herd, Wohnung wird gelüftet, keine Personen in der Wohnung.“ Mit Abschluss dieses Einsatzes und der Rückkehr auf die Wache endet für einige Kollegen der heutige Dienst auf dem Löschzug. „In der Regel machen wir 24h-Dienste, doch es kommt auch vor, dass Kollegen nach 12 Stunden auf einen Rettungswagen wechseln oder Feierabend haben.“ Anders als bei anderen Berufsfeuerwehren gibt es in Flensburg keine festen Wachabteilungen, sondern einen flexiblen Dienstplan. Jeder Feuerwehrmann ist zugleich auch ausgebildeter Rettungsassistent oder Notfallsanitäter und verrichtet seinen Dienst auch auf den Rettungswagen der Berufsfeuerwehr.
Als Feuermann/Frau gehören Teamgeist, handwerkliches Geschick, Verantwortungsbereitschaft und Fingerspitzengefühl zum Berufsalltag. Das Team der Berufsfeuerwehr befindet sich in einer Umbruch- und Wachstumsphase. Der Personalbedarf steigt und ältere Kollegen gehen in den wohlverdienten Ruhestand, für die Berufsfeuerwehr Flensburg ist der Bedarf an neuen Auszubildenden in den vergangenen Jahren stark gestiegen. „Neue Bewerber suchen wir immer“, so Feuerwehrchef Carsten Herzog, „alle weiteren Infos und aktuelle Ausschreibungen finden sich immer auf unserer Website unter www.berufsfeuerwehr.flensburg.de.“ Auch im Rettungsdienst der Berufsfeuerwehr werden ständig qualifiziertes Personal und auch Auszubildende gesucht, auch hier gibt es alle Infos auf dem Internetauftritt der Berufsfeuerwehr Flensburg.


Text und Fotos: Benjamin Nolte

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