„Viszewas“ werden sich jetzt einige fragen…Das haben wir uns auch und deshalb Privatdozent Dr. Jörg Schrader, Chef­arzt der Inneren Medizin, und Dr. Ulf Niemann, Chefarzt der Viszeralchirurgie an der Klinik Husum, um Aufklärung gebeten. In einem ausführlichen Gespräch haben sie uns verraten, was sich hinter Fachbegriffen wie „Viszeralchirurgie“ und „Gastroenterologie“ versteckt. Zuerst etwas …

… Altsprachliches

Die beiden Chefärzte erklären, dass der Begriff „Viscera“ aus dem Lateinischen kommt und „Eingeweide“ bedeutet. Die Viszeralchirurgie wird allerdings in aller Regel etwas weniger plakativ mit „Bauchchirurgie“ übersetzt.
Die Silben „Gastro“ und „Entero“ kommen aus dem Griechischen und bedeuten „Magen“ und „Darm“. Die „Gastroenterologie“ wurde früher mit der „Lehre der Pflege des Bauches“ übersetzt.

„Viszeralmedizin“ im Klinikum Nordfriesland
Dr. Ulf Niemann führt eine Ultraschalluntersuchung bei einer Patientin mit einer Schilddrüsen-Erkrankung durch

Die Bandbreite der Viszeralmedizin

Bevor uns PD Dr. Jörg Schrader und Dr. Ulf Niemann ganz tief in die „Viszeralmedizin“ entführen, stecken sie in kurzen und verständlichen Worten ihre Fachgebiete ab: Unter den Begriff „Viszeralmedizin“ fallen Untersuchungen und Behandlungen rund um alle Organe, die bei der Nahrungsverwertung eine Rolle spielen. Die spezialisierten Mediziner*innen kümmern sich somit um die Erkrankungen an allen Organen im „Bauchraum“: beginnend bei der Speiseröhre, über den Magen und Dünndarm, die Gallenblase, die Leber und die Bauchspeicheldrüse bis hin zum Dick- und Enddarm. Dabei geht es um eine Vielzahl von Erkrankungen: von kurzfristigen Unterbauchbeschwerden, über langwierige Entzündungen der Bauchspeicheldrüse oder des Darmes, schmerzhaften Gallensteinleiden bis hin zu Krebserkrankungen.
Die Behandlung erfolgt dabei regelhaft „interdisziplinär“ im Team aus Internisten mit einer gastroenterolgischen Facharztausbildung und Chirurgen mit einer viszeralchirurgischen Spezialisierung. Dabei werden sie durch die Radiologen im Klinikum Nordfriesland unter Leitung von Privatdozentin 
Dr. Caroline Jung unterstützt.
Nach Überweisung oder Einweisung in die Klinik Husum, kann der Patient von dem in den letzten Jahren durch personelle Verstärkungen und Schaffung von Kompetenzzentren nochmalig gewachsenen Expertenwissen in Diagnostik, Therapie und Nachsorge profitieren, die eine bestmögliche, leitliniengerechte Therapie nach aktuellem Stand der medizinischen Wissenschaft zum Ziel hat.

„Viszeralmedizin“ im Klinikum Nordfriesland
Die Chefärzte Schrader und Niemann besprechen gemeinsam mit der Chefärztin der Radiologie, PD Dr. Caroline Jung, die Ergebnisse einer Schnittbilduntersuchung

Umfangreiches Leistungsspektrum in der Gastroenterologie

Dr. Jörg Schrader erläutert, welches umfangreiche Methodenspektrum die Innere Medizin in Husum für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt anbieten kann. So wird die gesamte diagnostische Endoskopie mit Magenspiegelungen (Gastroskopien), Darmspiegelungen (Koloskopien), Darstellungen der Gallengangswege (ERCP) und die Endosonographie (bei der ein Ultraschallkopf mit Hilfe einer Gastroskopie in die Nähe der inneren Organe geführt wird) durchgeführt.
Bei all diesen Verfahren können auch gleich endoskopische Eingriffe (Interventionen) durchgeführt werden. Dazu gehören die Stillung von akuten Blutungen, die Entfernung von Gewebewucherungen (Polypenabtragung), die Aufweitung von Engstellen und die Einlage von Plastikröhrchen (Stents) zur Wiederherstellung des Galleflusses.

„Viszeralmedizin“ im Klinikum Nordfriesland
PD Dr. Jörg Schrader führt eine endoskopische Untersuchung durch – ggf. erfolgt sofort eine kleinere Intervention

Große Bandbreite in der Viszeralchirurgie

Dr. Ulf Niemann berichtet, dass in der Klinik Husum das gesamte operative Spektrum der Chirurgie am Verdauungstrakt vorgehalten wird. Ein hoher Anteil der Operationen wird für die Patienten besonders schonend in minimalinvasiver Technik durchgeführt. Dies betrifft insbesondere die Operationen am Dickdarm bei Darmkrebserkrankungen.
Als besondere Schwerpunkte haben sich in den letzten Jahren die Adipositas-Chirurgie, die „endokrine Chirurgie“ (Operationen an der Schilddrüse und Nebenschilddrüse) und die Reflux-Chirurgie herausgebildet.
Seit vielen Jahren verfügt das Klinikum Nordfriesland über eine Adipositas-Zentrum, in dem sehr übergewichtige Menschen behandelt werden. Zum operativen Repertoire gehören sowohl die gängigen Operationsverfahren wie Schlauchmagen- und Magenbypassoperationen als auch bariatrische Umwandlungsoperationen und erforderliche Korrektur­eingriffe.
Ebenso gut etabliert ist das Schilddrüsenzentrum, in dem gemeinsam mit der Nuklearmedizin an der Klinik Husum, Patient*innen mit Schilddrüsenerkrankungen und Nebenschilddrüsenerkrankungen behandelt und operiert werden. Die Klinik ist als einzige Klinik in Schleswig-Holstein Mitglied im „Deutschen Schilddrüsenzentrum“. Auch Patient*innen mit einer Reflux-Schwäche, bei der Speisebrei aus dem Magen in die Speiseröhre zurückfließt und somit Sodbrennen und Entzündungen der Speiseröhre auslöst, können erfolgreich operiert werden.

„Viszeralmedizin“ im Klinikum Nordfriesland
Ein OP-Team der Klinik Husum bei einer Schilddrüsen-Operation – Dr. Ulf Niemann (rechts) trägt eine Operationslupe, um die feinen Gewebestrukturen besser erkennen zu können

Hohe Expertise bei der interdisziplinären Behandlung von Krebserkrankungen

Im Gespräch mit PD Dr. Jörg Schrader und Dr. Ulf Niemann wird relativ schnell deutlich, dass sich ihre Teams leider sehr häufig mit verschiedenen Krebserkrankungen des Magen-­Darm-Traktes befassen müssen. Sie machen dabei aber in der Form Mut, dass sich in den letzten Jahren die Therapieerfolge deutlich gebessert haben und dass sie alles dafür geben, an Krebs erkrankten Patient*innen eine Heilung zu ermöglichen. Nahezu alle dafür erforderlichen Disziplinen, diagnostischen Verfahren und therapeutischen Methoden kommen in der Klinik Husum zum Einsatz. Koordiniert wird die Behandlung der Krebspatient*innen in einer interdisziplinären Tumorkonferenz, in der die Experten aus den Fachgebieten Radiologie, Pathologie, Viszeralchirurgie, Gastroenterologie, Onkologie und Strahlentherapie zusammensitzen und die bestmögliche Therapie für die Patient*innen festlegen und umsetzen. Für schwierige Fälle gibt es einen engen Austausch mit dem Tumorzentrum am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, so dass auch diese Patienten optimal behandelt werden können. Die Klinik in Husum pflegt eine enge Zusammenarbeit mit den MVZ-Praxen Onkologie in Husum von Karin Bendig und in Niebüll von Dr. Dirk Hartwig­sen ebenso wie mit der Strahlenklinik in Flensburg. Darüber hinaus sind die niedergelassenen Gastroenterologen wichtige Partner für die Erkennung („Darmkrebsvorsorge“) und Nachsorge der Patient*innen.

Fotos: Lars Franzen

Kontakt:

PD Dr. Jörg Schrader
Chefarzt Innere Medizin / Gastroenterologie
Tel. 04841 660-1256

Dr. Ulf Niemann
Chefarzt Allgemein- und Viszeralchirurgie
MVZ Praxis Allgemein-,
Schilddrüsen und Viszeralchirurgie
Tel. 04841 660-1270

Adipositas-Zentrum
Tel. 04841 660-1533
www.klinikum-nf.de

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