Das war ein stiller Geburtstag. Niemand hat es mitbekommen. Ist auch gut so. Hier ist der Name Programm. Ruhe!

Am 30. September 2010 haben wir die Eröffnung des Ruheforstes am Andachtsplatz gefeiert.
Wer hätte zu der Zeit gedacht, welch eine Entwicklung diese Einrichtung nehmen wird?
In diesem Zeitraum habe ich (Klaus-Dieter Schmidt, ehe. Förster in Glücksburg) annähernd 6000 Ruhestätten in diesem Urnenbestattungswald vergeben. Für diese Beliebtheit sorgt natürlich in erster Linie die Lage. Der Ruheforst ist Teil der Försterei Glücksburg der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten und liegt direkt an der Flensburger Förde. Ca. 20 Meter über N. N. sorgen für einen wunderbaren Blick auf die Förde und Dänemark mit den Ochseninseln. Die Waldfläche des Ruheforstes bildet ein vielgestaltiger Laubmischwald mit bis zu 200jährigen, mächtigen Eichen und Buchen. Der Bergahorn ist ebenfalls in allen Altersstadien in der Fläche vertreten. Totholz und Findlinge komplettieren in der gesamten Fläche das Angebot an Ruhebiotopen.
Der Ruheforst wurde im Flächennutzungsplan der Stadt Glücksburg für 99 Jahre ab Einweihung festgeschrieben als Friedhof. Somit ist hier eine langfristige Nutzung gesichert. In diesem Ruheforst gibt es kein Ende der Urnenruhezeit. Ein Vertrag läuft nie aus. Eine weitere Rechnung in späteren Jahren gibt es nicht. Wir hier in einer biologisch abbaubaren Urne beigesetzt wird, wird Teil dieses Waldes. Hier kann man sich durch Kauf zu Lebzeiten einen schönen Platz sichern (Vorsorge). Aber natürlich können auch Familienangehörige für einen Verstorbenen den Platz auswählen. Auf jeden Sterbefall kommen hier etwa 2 Plätze in Vorsorge. Hier muss niemand namenlos beigesetzt werden. Man kann sich auf einer Gedenktafel am Baum eintragen lassen.

Der Ruheforst Flensburger Förde/Glücksburg läuft in der Trägerschaft der evangelischen Kirchengemeinde Glücksburg. Er ist aber völlig konfessionslos. Wir arbeiten hier sehr vertrauensvoll zusammen. Das Öffnen und Schließen der Gräber ist Aufgabe der Glücksburger Friedhofsverwaltung mit ihrem bewährten, zuverlässigen Team. Hier geht es mit- und nicht gegeneinander.
Dieser Ruheforst zeichnet sich auch dadurch aus, dass hier die Natur die Grabpflege übernimmt. Nicht jeder kann das sogleich einsehen, aber nachdrückliche Erläuterungen haben noch jeden Blumenfreund überzeugt (so zumindest meine Hoffnung). Hier gibt es eben weder Kränze noch Gestecke. Auch das Niederlegen von Blumen ist nicht gestattet. Wir sind eben anders. Spaziert man im April durch diesen Wald, so erblickt man einen Teppich blühender Buschwindröschen. Farne als natürliche Gestaltungselemente des Waldes werden überall belassen wo sie wachsen wollen. Es lohnt sich nicht, Geld für Blumen auszugeben, um sie hier zu platzieren. Wir sammeln sie grundsätzlich ein. Ebenso ergeht es Putten und Herzen mit oder ohne Sprüchen darauf. Wer sich in diesem Ruheforst beisetzen lässt, der hat diesen Platz bewusst gewählt. Die Personen suchten die letzte Ruhe in der Natur und dem wollen wir auch Folge leisten.
Mit einer Größe von ca. 14 ha verfügt der Ruheforst über eine Vielzahl von Biotopen. Natürlich sind die Plätze in Wassernähe am begehrtesten. Darin liegt auch ein Problem. Die Anzahl dieser Biotope entlang der mit weißen Dreiecken gekennzeichneten Ausweisungsgrenze sind endlich. Mancher denkt, der Ruheforst reicht bis zum Strand. Das ist aber nicht der Fall. Der gesamte Hangwald mit seinen bizarr gewachsenen Buchen wurde vor vielen Jahren bereits als Naturwald ausgewiesen. In dem Bereich wurde auch der Wanderweg gesperrt. Hier kann jederzeit Totholz herabfallen oder auch ein Baum umstürzen. Aufgestellte Verbotsschilder haben nichts mit dem Ruheforst zu tun. Innerhalb der Fläche des Ruheforstes gibt es Sicherheitsüberprüfungen mit nachfolgendem Einsatz von Baumkletterern, um Totholz aus den Kronen zu entfernen.

Ein erster Kontakt mit der Fläche treibt manch einem Falten auf die Stirn. Wie soll denn Oma mit dem Rollator da raufkommen? Ist aber kein Problem. Wer nicht mehr gut zu Fuß ist, der darf mit dem Pkw zum Andachtsplatz und auch bis auf Höhe einer möglichen Beisetzungsstelle fahren. Grundsatz dabei ist: so viele Wagen wie erforderlich und so wenige wie möglich. Niemand muss sich den Berg hinaufquälen. Alle anderen machen einen Waldspaziergang.
All das kann man sich in Ruhe ansehen. Egal ob allein oder während einer Führung. Gruppenführungen wie in früheren Jahren gibt es nicht mehr. Heute kann jeder Interessent mit mir einen Einzelführungstermin vereinbaren. Ganz egal ob zur Information oder zur Auswahl einer Ruhestätte. Treffpunkt ist grundsätzlich Parkplatz Quellental. Tel.; 0151 28269301.

Text: Klaus Dieter Schmidt
Fotos: Benjamin Nolte

- WERBUNG -