Vielleicht hat der eine oder andere Leser schon einmal von ihm gehört, doch wo er genau sein Zuhause hat, seine Geschichte von der Gründung bis heute, seine Ziele und vielfältigen Aktivitäten – das möchten wir Ihnen in diesem Artikel nahebringen. Sein im Vereinsregister eingetragener Name lautet „Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte e. V.“. Wir trafen uns mit Vereinsvertreterinnen in der Geschäftsstelle des Vereins im hiesigen Rathaus, im Untergeschoss, Raum U12. Am Gespräch nahmen als 1. Vorsitzende des Vereins Dr. h.c. Swetlana Krätzschmar, Dr. Jessica von Seggern als Schriftführerin sowie Doreen Lutomski als Kassenwartin des Vereins und als Vertreterin der Geschäftsstelle des Vereins teil.

Wie es zur Vereinsgründung kam

Der auslösende Anlass für die Vereinsgründung liegt weit zurück: Im Laufe der Volksabstimmung im Jahre 1920 votierte die Bevölkerung im südlichen Landesteil von Schleswig, zu dem auch Flensburg gehört, am 14. März 1920 mehrheitlich mit rund 80 Prozent für den Verbleib bei Deutschland, während die Bevölkerung im nördlichen Teil mit ähnlichem Ergebnis am 10. Februar für eine Vereinigung mit Dänemark stimmte. Diese Abstimmungen wurden im Rahmen des Versailler Vertrags abgehalten, um die deutsch-dänische Grenze neu zu ziehen. Sie führten letztendlich im Ergebnis zur Abtrennung Nordschleswigs an Dänemark und zum Verbleib Südschleswigs bei Deutschland.

Nicht alle waren glücklich über die nun entschiedene Zugehörigkeit Flensburgs zu Deutschland, es regte sich auch Unmut unter all jenen, die sich einen anderen Ausgang der Abstimmung gewünscht hätten.

In diesen historischen aufregenden Zeiten, in denen viele sich der Frage nach ihrer Zugehörigkeit zu Dänemark oder Deutschland stellten, hielten führende Köpfe es für angebracht, eine Gesellschaft zu gründen, um die damals schon über 630 Jahre alte Geschichte Flensburgs zu vermitteln und in das Bewusstsein der Flensburger Bevölkerung zu rufen.

Unter Federführung insbesondere des damaligen Museumsdirektors und deutsch-dänischen Historikers Fritz Fuglsang sowie des in jenen Jahren ersten hauptamtlichen Leiters des Flensburger Stadtarchivs Fritz Graef trafen sich interessierte Flensburger Bürger, die im Jahre 1928 diesen Verein gründeten. An der Gründungsversammlung nahmen 78 Mitglieder teil, durchweg hiesige Honoratioren und für das Gemeinwohl engagierte Bürger und Bürgerinnen.  

Dafür steht der Verein

Die „Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte e. V.“ widmet sich insbesondere der Erforschung und Vermittlung der Geschichte Flensburgs, verfolgt aber durchaus auch Ziele wie andere Vereine: Er fördert ein gelebtes Miteinander in der Gesellschaft der Stadt Flensburg und gibt regelmäßig Publikationen heraus, darunter die beiden Schriftenreihen mit den Titeln „Große Reihe“ und „Kleine Reihe“, die sich mit verschiedenen Aspekten der Stadtgeschichte befassen. Der Vorstand des Vereins organisiert zudem regelmäßig Vorträge, Führungen, Ausflüge und andere Veranstaltungen, um zum einen Interessierte an die Stadtgeschichte heranzuführen und zum anderen seinen Vereinsmitgliedern Neuigkeiten oder Besonderheiten präsentieren zu können. Zur Information seiner Mitglieder gibt er regelmäßig zweimal im Kalenderjahr ein Mitteilungsblatt heraus, in dem sehr viel Lesenswertes, Termine, Vorhaben u. ä. bekanntgegeben wird.

Vorstand und Ehrenamt

Den Vorstand bilden aktuell 10 Vereinsmitglieder, als 1. Vorsitzende fungiert Swetlana Krätzschmar (von 2013 bis 2018 Flensburgs Stadtpräsidentin), die hauptamtliche Leiterin des Stadtarchiv, Jessica von Seggern, ist gleichzeitig Schriftführerin des Vereins. Die Zusammenarbeit im Vorstand sei vorzüglich, versichern mir die Damen.

„Wir freuen uns zusätzlich über die Anregungen unserer Vereinsmitglieder, die eine zentrale Säule der Gesellschaft sind und nicht nur durch ihre Beiträge, sondern auch durch ihr persönliches Engagement zu einer erfolgreichen Vereinbarkeit beitragen“, so Frau von Seggern. Der Vorstand ist nicht müde, Werbung für sich und sein Anliegen zu betreiben.

Dr. Krätzschmar ergänzt: „Wir haben uns kürzlich an einem Kooperationsprojekt der Europa-Universität Flensburg beteiligt. Fünf Studierende des Bachelorstudiengangs „Management, Innovation, Creativity and Entrepreneurship“ des zweiten Fachsemesters erarbeiteten in enger Zusammenarbeit mit dem Verein Vorschläge, wie wir die Sichtbarkeit unseres Vereins erhöhen können. Überhaupt: Die Stadt Flensburg ist sehr engagiert in Sachen Ehrenamtliches Engagement. Es gibt zu diesem Zwecke sogar eine eigene Homepage „Engagiert in Flensburg“ – sehr empfehlenswert!“

Zurück zum Verein: Die Geschäftsstelle – das bereits genannte großräumige Büro in U12 – ist technisch auf neuestem Stand, hell und freundlich eingerichtet und ausgestattet mit teils historischem Mobiliar – die Räumlichkeit lädt förmlich zum Stöbern ein!

Daten und Fakten

Dem Verein gehören heute im Herbst 2025 immerhin 936 Mitglieder an, die Mitgliedschaft beträgt 18 Euro für ein ganzes Jahr – ein erschwinglicher Mitgliedsbeitrag! Übrigens profitieren die Vereinsmitglieder von einem besonderen Service! Die Mitgliedschaft im Verein beinhaltet eine kostenlose Jahresgabe, die bei allen sehr geschätzt wird.

Die Mitgliederzahl entwickelte sich seit der Vereinsgründung vor 97 Jahren durchaus positiv. Von den ursprünglich 78 Gründungsmitgliedern ging es stetig bergauf mit den Zahlen bis zu 249 Mitgliedern im Jahre 1958 und sogar 1180 Mitglieder im 50. Jahr des Bestehens in 1978. In den zurückliegenden Jahrzehnten bis einschließlich heute konsolidierte sich die Zahl der Vereinsmitglieder zwischen 900 und 1.000.

Die Schriftenreihen

Die Gesellschaft gibt regelmäßig Publikationen heraus, darunter die „Große Reihe“ mit mittlerweile 88 Publikationen sowie die „Kleine Reihe“ mit aktuell 48 Publikationen. Allen Publikationen ist eines gemeinsam: Sie befassen sich mit den verschiedensten Aspekten der über 740 Jahre währenden Flensburger Stadtgeschichte.

Die „Kleine Reihe“ begann mit dem Werk „Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte 1928-1978“, die „Große Reihe“ eröffnete mit einem Werk von Fritz Graef aus 1928: „Geschichte des Stadtarchivs“. Die eine oder andere Publikation ist aktuell vergriffen, doch weit über die Hälfte der Werke ist in der Geschäftsstelle einsehbar und käuflich zu erwerben. Das aktuelle Buch der „Großen Reihe“ mit der Nummer 88 heißt „Der Oluf-Samson-Gang“ – Eine Hafengasse mit Geschichte.

Zum Inhalt: Den Oluf-Samson-Gang kennen alle. Er ist die einzige Flensburger Hafengasse, die vollständig in ihrem historischen Bestand erhalten ist. Der vorliegende Band geht erstmals auf breiter Quellengrundlage auf alle diese Verwicklungen ein, stellt jedes einzelne Haus vor und lässt die Beteiligten – einschließlich der früher im Oluf tätigen Frauen – selbst ausführlich zu Wort kommen. Er enthält zudem eine Fülle historischer Fotos und Dokumente.

Wir meinen: absolut empfehlenswert!

Wie werde ich Mitglied?

Das ist einfach zu regeln. Ein Beitragsformular findet sich auf der Vereins-Homepage www.stadtgeschichte-flensburg.de. Das ausgefüllte Formular ist entsprechend per Mail, per Fax oder postalisch an die Geschäftsstelle zu senden – siehe Erklärung auf der Homepage.

Das Zuhause des Vereins

Wie es die Postadresse schon verrät, befindet sich die Geschäftsstelle des Vereins im Untergeschoss des Rathauses:
Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte
c/o Stadtarchiv Flensburg, Rathausplatz 1
24937 Flensburg

Wichtig – nicht nur für Mitglieder!

An die Freunde der Flensburger Stadtgeschichte richtet Doreen Lutomski eine herzliche Einladung: „Schauen Sie doch einfach mal in unserem Vereinsbüro im Rathaus vorbei! Sie finden uns im Untergeschoss, in Raum U12. Die Geschäftsstelle ist eine Anlaufstelle für alle Belange rund um den Verein. Dort können Sie in unseren Publikationen schmökern und sie käuflich erwerben. Wenn Sie bereits Mitglied sind, erwartet Sie Ihr persönliches Jahresgeschenk, oder Sie können sich über unsere neuesten stadtgeschichtlichen Veranstaltungen, Führungen und Vorträge informieren.“

Während der Öffnungszeiten stehen gern Frau Lutomski und/oder ein anderer Kollege zur Verfügung. Geöffnet ist am Mittwoch von 9 Uhr bis 16 Uhr, am Freitag von 9 Uhr bis 12.30 Uhr. Wenn ein persönlicher Besuch zu den Öffnungszeiten nicht möglich ist, stehen Ihnen auch alternative Kontaktmöglichkeiten offen: Sie erreichen das Geschäftszimmer telefonisch unter 0461-85 2850, per E-Mail oder über unser Online-Formular.

Das Flensburg Journal bedankt sich bei den Gesprächspartnerinnen für ein sehr aufschlussreiches und informatives Gespräch. Wir bedanken uns zudem – sicher auch im Namen aller Flensburger und Flensburgerinnen – für ihr ehrenamtliches Engagement. Wir sind uns sicher: Der Verein „Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte e. V.“ ist eine wichtige Säule dafür, die jahrhundertelange Geschichte Flensburgs auch weiterhin zu erforschen und sie für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich zu machen!

Das Gespräch führte Peter Feuerschütz
Fotos: Stadt Flensburg  
  

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