Ein Flensburger Kopf? Oh ja – und was für einer! Denn er ist durch und durch „Flensburger“, und zudem ein großgewachsener Flensburger, und einer mit einem wahrhaft großen Kopf: in jeder Hinsicht! Für Herkunft und äußeres Erscheinungsbild kann er nichts: Er ist gebürtig im Flensburger Stadtteil Achter de Möhl, groß gewachsen, eine imposante und nicht zu übersehende Erscheinung. Wir trafen Dirk Dillmann und Pauli, der seit gut 8 Wochen nicht von seiner Seite weicht, an seinem Arbeitsplatz am Schlachthof, in der Flensburger Werftstraße.

Dirk wächst heran

„Geboren bin ich im Flensburger Bahnhofsviertel, in der Mittelstraße. Das geschah im Jahre 1974 – als wir zum zweiten Mal Weltmeister wurden!“ Zwei Dinge sind somit geklärt: seine Herkunft und sein leidenschaftliches Interesse am Sport! „Schon als Kind bin ich viel in Flensburg rumgekommen, denn meine Eltern zogen mit uns drei Kindern recht häufig um: Aus der Mittelstraße erst um die Ecke in die Teichstraße, irgendwann dann schließlich rauf auf die Westliche Höhe, und dort fanden wir – Eltern, zwei Schwestern und ich – ein Zuhause in der Flurstraße.“
Da war es naheliegend, dass Dirk Nagel seine Schulkarriere auf der Waldschule begann, nur einen Steinwurf von der Flurstraße entfernt. Die nächste Schulstation hieß Nikolaischule. „Da hab‘ ich mich zwar durchaus wohlgefühlt, doch es war bereits absehbar, dass ich wegen der Schließung der Schule einen Schulwechsel vornehmen musste, und so hab‘ ich einen solchen Wechsel vorangetrieben, der schließlich auch von oben abgesegnet wurde – ich wechselte auf eigenen Wunsch an die Petri-Schule in die Apenrader Straße, also runter in die Nordstadt.“
Schon an diesem von Dirk selbst initiierten Schulwechsel erkennt man zwei seiner typischen Charaktereigenschaften: Es kommt bei ihm meistens so rüber, dass er nicht zurückhaltend wirkt, und dass er über ein gutes Durchsetzungsvermögen verfügt, und er so letztlich das durchsetzt was er möchte! „Dabei bin ich eigentlich nicht so“, beschreibt er sich selbst. „Man könnte es eher so umschreiben: Harte Schale, weicher Kern!“
Dabei kamen und kommen ihm sicher sein äußeres Erscheinungsbild sowie seine schon immer vorhandene Ausstrahlung zugute: Er war bereits in jungen Jahren immer körperlich recht groß und somit nicht zu übersehen – und hat bei jeder Gelegenheit konsequent seine eigenen Ansichten vertreten!
„Meine Mitschüler konnten es erst gar nicht verstehen, warum ich ausgerechnet zur „Petri“ gewechselt bin. Schließlich war die Schule in unseren Kreisen als „multi-kulti“ verschrien.
Doch das hat mich überhaupt nicht gestört: Die neuen Mitschüler haben mich übrigens sehr schnell akzeptiert, so wie ich war. Da ich schon immer standhaft meine Meinung vertreten hatte, aber wohl aus Sicht der anderen Schüler keinen „Mist gelabert“ habe, wurde ich schnell zum Klassensprecher, später sogar zum Schulsprecher gewählt, und war allgemein anerkannt. Und was noch wichtig war: Beim Bolzen und Kicken war ich stets gefragt, denn als guter Torwart gehörte ich meistens zu den ersten, die gewählt wurden bei der Teambildung.“ Gekickt haben Dirk und seine Freunde fast immer auf dem nachbarlichen DGF-Platz. „Das war damals unsere hauptsächliche Freizeitbeschäftigung. So war es nur natürlich, dass ich bei DGF meine Fußball-Laufbahn angefangen habe. Dabei habe ich von Beginn an eigentlich immer nur zwischen den Pfosten gestanden.“ An die erste Zeit bei den Kickern aus der Waldstraße denkt er gern zurück. „Ronny Grunewald war mein erster Trainer, aus heutiger Sicht ein Glücksfall für mich. Bei Ronny habe ich viel gelernt, neben dem Fußball-ABC insbesondere auch viel über Menschlichkeit und Empathie! Das „E“-Wort war uns zwar nicht bekannt, wir hätten wohl auch nicht gewusst, was es bedeutet. Doch im Fußball zählte für uns immer nur, was der andere kann, und was er für einen Charakter hat.“ Dirk erinnert sich auch noch gut an die jährlichen Aufenthalte mit den Jugendteams von DGF in Schwennauhof, in Glücksburg direkt an der Förde gelegen. Viele ältere Schleswig-Holsteiner und noch mehr Besucher aus anderen Bundesländern verbinden heute noch mit dem vom Sportverband Flensburg (SVF) betriebenen Jugendhof schönste Kindheitserinnerungen – leider kam im Jahr 2010 das Ende für den idyllischen Jugendhof. „Unsere Freizeitlager dort verbinde ich persönlich immer noch mit dem viel zu früh verstorbenen Reinhard Jacobsen, in der Flensburger Sportler- und Fußballszene als unvergessener „Mister DGF“ gut in Erinnerung!“

Lehrjahre

Die Petri-Schule verließ Dirk mit einem erfolgreichen Hauptschul-Abschluss in der Tasche. Auf der Suche nach einer passenden Lehrstelle wurde seine Familie schließlich fündig in der Philipp-Reis-Straße. Bei der dort ansässigen Scania GmbH wurde Dirk zum LKW-Schlosser ausgebildet. „Das war damals schon eine harte Zeit in der Ausbildung. Der Satz „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ traf auf den Betrieb in jeder Hinsicht zu. Wir hatten noch eine 6-Tage-Woche, und der tägliche Feierabend variierte stark: Kam noch ein dringender Auftrag rein, mussten wir alle mit anpacken. Vor den Gesellen hatten wir Lehrlinge gehörigen Respekt: Deren Wort war praktisch Gesetz für uns! Insgesamt hat mich die Zeit aber auch geprägt: Es ging zwar vom Ton rau und manchmal ruppig zu, aber wir haben auch viel gelernt, und gelacht wurde auch nicht zu knapp.“
Dirks Fußball-Laufbahn nahm inzwischen Fahrt auf. So war er von DGF zum TSB Flensburg gewechselt, für den er in der B-Jugend in der Jugendleistungsklasse „Landesliga“ das Tor hütete. Eine Spielzeit später warb ihn der TSV Nord aus Harrislee ab. „Da durfte ich mir sogar kostenlos Torwart-Handschuhe beim Sponsor „Sport Möller“ aussuchen“, schmunzelt Dirk. „Doch die TSBer hatten mich weiterhin auf dem Schirm, und so wechselte ich als A-Jugendlicher wieder zurück an die Eckener Straße.“ Zu höheren Ehren hat er es leider nicht gebracht in der hiesigen Jugendfußball-Szene. „Ich war bestimmt ein guter Keeper, doch scheinbar gab es noch bessere in Flensburg; die damaligen Kreisauswahl-Trainer haben mich jedenfalls nie in die Auswahl berufen!“
„Mit den Arbeitszeiten in der Lehre und den Trainingszeiten beim Fußball hatte ich eigentlich während der gesamten Lehre so meine Probleme. Grundsätzlich war es zwar gern gesehen, dass ich Fußball spielte, aber wenn wichtige Arbeit anlag, durfte ich nicht rechtzeitig Feierabend machen. Ich bin sogar gelegentlich mal aus dem Betrieb getürmt, ab durchs Fenster und schnell weg zum Training. Der Meister hat‘s zum Glück nie mitgekriegt – sonst hätte es garantiert ein heftiges Donnerwetter gegeben!“
Die Lehre hat Dirk schließlich erfolgreich beendet; nun stand plötzlich die Bundeswehr auf der Matte, und rief den gerade erwachsen gewordenen jungen Mann an die Waffen. Dirk machte aus der Not eine Tugend, und verpflichtete sich für eine vierjährige Dienstzeit beim Bund. Nach der Grundausbildung verbrachte er den größten Teil seiner Dienstzeit in der Briesen-Kaserne in Flensburg-Weiche, wurde passend zu seiner zivilen Berufsausbildung im Instandsetzungsbereich eingesetzt.
Dirk spielte sogar eine Fußballserie lang außerhalb der Flensburger Stadtgrenzen. In der Saison 1996/97 kickte er beim TSV Lindewitt, für den er als Torwart mit den Klassenerhalt in der Landesliga sicherte. Sein Trainer war seinerzeit Bernd Hansen, und einer seiner Mitspieler Lars Meyer; die beiden trainieren heute gemeinsam Nordmark Satrup, auch in der Landesliga! Der wanderwillige Keeper war auch danach wieder in Flensburger Vereinen als Fußballer aktiv, und es kam ihm sehr gelegen, dass sein damaliger Co-Trainer beim TSB hauptberuflich als Soldat, als Oberstabsfeldwebel beim Heer, ebenfalls in der Briesen-Kaserne, tätig war. Die sich daraus ergebenden Vorteile nahm er gern mit, doch sollte ihm die Kickerei auch eines Tages fast zum Verhängnis werden. Beim Dienstsport ereilte ihn eine schlimme Verletzung: Ein Schien- und Wadenbeinbruch setzte ihn monatelang außer Gefecht! Diese sowieso schon langwierige Verletzung führte noch zu Komplikationen, und eine zweite Operation ließ sich leider nicht vermeiden. Kurz vor diesem sportlichen Schicksalsschlag hatte Dirk – damals als Torwart in der II. Männermannschaft des TSB in der Landesliga unterwegs – mithilfe des SBV, einem der Hauptsponsoren des TSB, seine erste eigene Wohnung in der Mürwiker Travestraße bezogen – im vierten Stock! „Das war auf Krücken eine echt harte Nummer für mich. Ich habe mir immer zweimal überlegt, ob ich tatsächlich nach draußen musste, und dabei die gefühlt hundert Treppenstufen rauf- und runterhumpeln sollte.“
Der Beinbruch und seine Nachwirkungen haben ihn noch lange Zeit beschäftigt: Die Verletzung holte er sich ein halbes Jahr vorm Dienstzeit-ende, und sie wurde auch vom Bund als Dienstunfall anerkannt, doch zog sich der Heilungsprozess über zwei lange Jahre hin, und so gab es für Dirk eine Menge zu regeln: erst noch übers Bundesversorgungsamt in Schleswig, später dann übers Bundesministerium für Arbeit.

Dirk wird Erzieher

Er wollte auf keinen Fall als Soldat beim Bund bleiben, und stellte sich zum Ende seiner Dienstzeit die Frage: Was jetzt tun? Er begann schließlich eine Ausbildung zum Erzieher an der hiesigen Hannah-Arendt-Schule. Speziell für Kinder und Jugendliche etwas zu machen hatte ihn schon länger interessiert, so hatte er bereits als Lehrling gern beim Training der Jugendmannschaften unterstützt und erste Erfahrungen gesammelt. Während seiner Ausbildung wurden von ihm mehrere Praktika gefordert, eines dieser Praktika absolvierte er beim Jugendzentrum in der Neustadt. Im gleichen Haus Neustadt 12 befindet sich heute auch „sein“ Büro … Für jenes Jugendzentrum organisierte er in seinem Ausbildungs-Praktikum auch schon erste Fußballturniere. Das war im Millenniumsjahr 2000. Damals unterhielt die Stadt Flensburg ein eigenes Streetwork-Büro, in dem Dirk sein sechsmonatiges Abschluss-Praktikum absolvieren durfte. In diesem halben Jahr Praktikumszeit war er sehr umtriebig unterwegs, fand zunehmend Gefallen am Organisieren von Veranstaltungen und Sportprojekten. Zahlreiche Fußballturniere, aber auch Break-Dance-Events in der Flensburger Fußgängerzone, Mountainbike-Rallyes und Mitternachtsturniere, was so anlag, stellte er auf die Beine und war engagiert bei der Durchführung solcher Events. Ihm kam es dabei zugute, dass er schon viele gute Kontakte aus der einheimischen Sportszene mitbrachte, und durch seine offene Art schnell gute und nachhaltige Beziehungen zu zahlreichen Projektpartnern knüpfte, dadurch auch viele Fürsprecher für seine Anliegen fand. Der damalige Geschäftsführer des Flensburger Jugendrings, Jens Mädler, bot dem frischgebackenen Erzieher eine Projektstelle an, vorerst auf ein halbes Jahr befristet. Dirk griff zu, nahm die angebotene Chance gern wahr! Die befristete Stelle erhielt er umgehend, sie wurde übrigens insgesamt sechsmal um jeweils ein weiteres halbes Jahr verlängert!
Er fand zunehmend Freude und Zufriedenheit im neuen Beruf; die Kids und Jugendlichen akzeptierten und mochten ihn, und – wichtig – sie hörten auf ihn. Er war authentisch, unangepasst, irgendwie wie einer von ihnen. Seine Haare wurden allmählich länger und länger, seine Tattoos mehr und mehr, er kleidete sich nach seinem eigenen Geschmack: Er wurde in jeder Hinsicht ein Vorbild für die Jüngeren, vermittelte Selbstvertrauen und unterstützte sie beim Heranwachsen zu Jugendlichen bzw. Erwachsenen. Zumal sein Wort galt bei den Jugendlichen, er offen und ehrlich mit allen umging, aber auch Klartext sprach, wenn es sein musste!

Ein Schlüsselerlebnis

Dirk erinnert sich noch gut an den Moment, der wohl seinen weiteren Werdegang stark beeinflusst hat: „Im Jahr 2001 bin ich eher zufällig in der Marienhölzung unterwegs gewesen, und dabei auf einige BMXer gestoßen, die sich dort eine kleine Bahn gebaut hatten. Tags drauf traf ich die Kids wieder, allerdings nicht mehr mitten im Waldgebiet, sondern davor. Polizei und Förster waren auch dabei: Die Kids kriegten eine Frist von einigen Stunden Zeit eingeräumt, den Wald wieder in den einstigen Ursprungszustand zu bringen. Das ließ mir keine Ruhe: Es musste doch eine Lösung für die Kids geben, eine Möglichkeit wo sie ihre Freizeit sinnvoll gestalten konnten und das auch durften.“
Dirk nahm sich der Sache in seiner eigenen zupackenden Art und Weise an, auf dem damals völlig brachliegenden alten Schlachthof – einer Industriebrache schlimmster Art – entstanden alsbald die ersten Rampen, sein eigener VW-Bulli mit dem Toten-kopf-Emblem der Sportpiraten wurde schnell zum Erkennungszeichen. Im Juni 2001 war es soweit: Dirk durfte sich einen Namen für das Projekt ausdenken. „Eins war klar: Es musste was mit „Sport“ sein. Dann haben wir mit mehreren Leuten überlegt und überlegt – schließlich fanden wir den Begriff „Piraten“ passend: Wir wollten nämlich etwas erobern, etwas zurückholen – nichts weniger als passende Plätze für die Kids des Stadtteils, an denen sie spielen und sich aufhalten konnten, wo sie willkommen waren und nicht weggejagt wurden.“ So wurden folgerichtig die „Sportpiraten“ aus der Taufe gehoben! „Das Emblem mit dem Toten-
kopf habe ich von meinem Hoodie kopiert, den Ausdruck einfach auf die Seiten des Bulli geklebt!“, grinst Dirk schelmisch im Gedenken an jene ersten Tage und Wochen.
Man sieht: Wo ein Wille ist …

BMX- und Skatepark Schlachthof

Es war schon eine tolle Sache, dass die Stadt Flensburg die Fläche der Industriebrache Schlachthof zur Verfügung stellte – damit war es aber noch nicht getan. Immerhin 7 (sieben!) lange Jahre wurde auf dem einst heruntergekommenen Areal fleißig und emsig gebaggert und gebaggert, jede Menge Erdbewegungen und andere Tätigkeiten mussten erst erledigt werden und final abgeschlossen sein, bis am Ende des ersten Bauabschnitts im Jahre 2008 der BMX- und Skatepark Schlacht-hof eröffnet werden konnte.
Im Jahr 2011 wurde der zweite Bauabschnitt fertiggestellt, und irgendwann demnächst in 2022 erfolgt der Baubeginn des dritten und finalen Bauabschnitts.

Der Verein Sportpiraten Flensburg e. V.

Die Nutzung der fertigen BMX-und Skateparkanlage musste auf offizielle Füße gestellt werden. Zu diesem Zweck wurde der Verein gegründet und ins Vereinsregister eingetragen.
Der Verein ist anerkannter Träger der freien Jugendhilfe – kein Sportverein. Das Arbeitsfeld dieser Institution gliedert sich in die Bereiche „Offene Kinder- und Jugendarbeit“ mit einem stadtweiten Auftrag, die pädagogische Begleitung im BMX- und Skatepark Schlachthof und die generationsübergreifende Integrationsarbeit im Flensburger Stadtgebiet. Das Medium ist immer die mobile bewegungs- und sportbezogene Sozialarbeit. Dem Verein steht heute ein fünfköpfiger Vorstand vor: Dr. Jürgen Schwier ist erster Vorsitzender – landesweit anerkannter Sportwissenschaftler an der hiesigen Uni, zweiter Vorsitzender ist Gerri Christiansen (bekannt als einer der Macher im Volksbad), weiter gehören dem Vorstand noch Daniel Ivers, Gönke Mahlstedt und Sara Karstens an.
Der Verein ist der offizielle Arbeitgeber für Dirk Dillmann. Neben ihm ist eine weitere Kollegin im Schlacht-hof-Team tätig, unterstützt werden die beiden von jungen Menschen, die Sozialstunden ebendort ableisten können, sowie von unzähligen ehrenamtlichen Jugendlichen, die immer wieder tatkräftig mit anpacken. „Wir haben sehr viel Freiheit in unserem Tun und Lassen – hier beruht alles auf gegenseitigem Vertrauen!“ Kein Wunder – wer sich auf der weitläufigen Anlage umsieht, ist erstaunt, was hier alles so geschaffen wurde und in welchem guten Zustand sich die Anlage befindet.

Der BMX- und Skatepark Schlachthof wächst

Im Zuge des dritten Bauabschnitts wird der BMX- und Skatepark Schlacht-hof noch sehr viel breiter aufgestellt werden. Es werden Spielfelder für Fußball (Soc-cer-Courts) und für Basketball entstehen, ein Fitness-Parcours kommt dazu, einen Calisthenics-Park für sogenannte Street Workouts wird es geben, und … eine multifunktionale Rettungszufahrt!
Wenn dann schließlich alles steht und allgemein genutzt werden kann, werden insgesamt rund 2,5 Millionen Euro in das Gesamtprojekt über die vergangenen 20 Jahre investiert worden sein. Der Eigenanteil des Vereins beläuft sich dabei etwa auf eine halbe Million Euro. Der „Rest“ wurde gezahlt und gefördert durch die Kommune sowie Sponsoren!
Der BMX- und Skatepark Schlacht-hof als außerschulischer Lernort mit seinem Konzept der Peer to Peer Education verzeichnet steigende Nutzerzahlen und wird bei guter Wetterlage täglich von über einhundert Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen genutzt. Er ist das beeindruckende Ergebnis eines langjährigen Partizipationsprozesses von Kindern und Jugendlichen aus Flensburg und der Region. Nicht zuletzt die Ausrichtung als außerschulischer Lernort mit Besuchen von Schulklassen, Workshops, Camps, Beteiligungsprojekten, einem Container mit Verleih- und Erste Hilfe Station, Events und Contests dürften ferner dazu beigetragen haben, dass das Jugendareal sich inzwischen in der BMX- und Skateboard-Szene bundesweiter Bekanntheit erfreut – und selbst aus dem nahen Dänemark kommen gern und regelmäßig Nutzer zum Schlachthof. Der Park ist täglich geöffnet, bei Regen und Nässe allerdings nicht nutzbar – die Verletzungsgefahr wäre bei solchen Wetterbedingungen einfach zu groß.

Butcher Jam

In Flensburg gab es von 2008 bis 2019 immer zu Pfingsten einen guten Grund zu feiern, denn an jenem langen Wochenende wurde der „Butcher Jam“ im BMX- und Skatepark Schlachthof durchgeführt. Dirk erzählt, wie es zu dem Event kam: „Kurz nach der Skateparkeröffnung im Mai 2008 kam von unseren einheimischen Nutzern der Vorschlag, einen reinen BMX-Contest zu veranstalten. Der Titel „Butcher Jam“ stammt übrigens aus einem Namenswettbewerb.
Das Butcher Jam ist über die Jahre nachhaltig gewachsen. Die breite Palette mit Pool/Park, Miniramp, Street, Dirt und den Fahrerklassen Beginner, Amateur, Girls und Pro wuchs stetig an. Etwa 15.000 Besucherinnen und Besucher jedes Jahr bilden mit dem Familienfest und dem gleichzeitig stattfindenden Dockyard Musikfestival ein tolles Gesamtpaket. Ein Veranstaltungsformat, das in Deutschland einmalig ist und unsere Region bereichert.“
Die Corona-Pandemie hat leider die letzten beiden geplanten Events in 2020 und 2021 zum Scheitern gebracht. „Für alle Interessierten: Das Butcher Jam 2022 ist für den Zeitrahmen 3.6. bis 5.6.2022 fest eingeplant!“, ergänzt Dirk seine Ausführungen.
Auch für ein solches Mega-Event sind akribische Vorbereitung und Planung unerlässlich. Wir wollten wissen, wer dabei alles mitmischt: „Praktisch alle, die hier in irgendeiner Weise involviert sind: Von Klein bis Groß, Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, Eltern und Freundinnen. Jede und jeder übernimmt eine Aufgabe. Die Gesamtveranstaltung wird ja von vielen Kooperationspartnern organisiert und durchgeführt. Hier nur auf den BMX-Contest zu gucken, wäre einfach zu kurzsichtig. Förderer sind zum Beispiel die Stadt Flensburg, die dänische Minderheit, ein grenzüberschreitender Fördertopf und sehr viele Partner aus der Wirtschaft“, fällt Dirk beim Aufzählen schon beinahe wieder in den Organisiermodus.

Auszeichnungen

Dirks Umtriebigkeit und immerwährender Einsatz für die gerade benannten vielen Gemeinschaftsprojekte blieben in unserer Region, insbesondere der Stadt Flensburg, nicht lange unbemerkt.
So wurde er schon im Jahr 2011 in Flensburg als „Mensch des Jahres“ ausgezeichnet, ein Jahr später in 2012 gingen der Deutsche Bürgerpreis und Flensburger Innovationspreis an die mobile Jugendarbeit des Flensburger Skateparks. Das Projekt „Rampenbau“ wurde von Prof. Dr. Jürgen Schwier und dem Erlebnispädagogen Dirk Dillmann ins Leben gerufen, der den BMX- und Skatepark in Flensburg gegründet hat. Es wurde vom Verein „Flensburg Innovativ“ mit einem Preisgeld von 15.000 Euro ausgezeichnet.
Im Jahr 2017 wurde Dirk der „Fördefuchs“ verliehen, eine Auszeichnung, für die eine Jury aus fünf Personen aus Wirtschaft, Kultur und Medien die Preisträger auswählt. Die Auszeichnung in jenem Jahr wurde mit einer festlichen Matinee im Glücksburger Strandhotel begangen, die passende Musik kam vom Flensburger Querflötenensemble La Flute, natürlich mit Piratenkopftüchern und Rocksängerin Anna Brunner unplugged! Der Geehrte erhielt einen geschnitzten Fuchs aus der Hand des Flensburger Künstlers Johannes Caspersen. Das Preisgeld von 2000 Euro stiftete der Preisträger übrigens an die Krankenhaus-Clowns der Flensburger Diako – eine typische Reaktion für Dirk Dillmann!
Daneben ist regelmäßig in den hiesigen Tageszeitungen von Dirks Aktivitäten zu lesen, und der NDR brachte in den vergangenen zehn Jahren mehrere Berichte über ihn in Rundfunk und Fernsehen. Dirk ist sogar an der Uni Flensburg aktiv: In der Funktion „Lehrbeauftragter Trendsport/Jugendarbeit“ vermittelt er am Institut Gesundheits-, Ernährungs- und Sportwissenschaften (IGES) seine Kenntnisse und Erfahrungen weiter an interessierte Studenten.
Die Schwerpunkte seiner täglichen Arbeit liegen im Bereich der Sport- und der Bewegungskultur mit einem stadtweiten Auftrag. Das ist zum einen der BMX- und Skatepark Schlacht-hof und zum anderen die vielen mobilen Angebote wie zum Beispiel offene Sporthallen, Mitternachtsturniere und Angebote im Rahmen von Stadtteilfesten. Schwerpunkte des Arbeitsfeldes sind die Jugendsozialarbeit, Demokratiebildung und die Integration von jungen Menschen in ein buntes Flensburg. Das Arbeitsfeld der Sportpiraten hat einen hohen pädagogischen Wert und zahlt sich für Flensburg aus.

Dirk privat und Ausblick

Auch sein Erwachsenenleben ist von Wandel geprägt, er war zweimal verheiratet, hat drei Töchter, auf die er sehr stolz ist. Mit seinen Eltern versteht er sich nach wie vor gut. „Mein Privatleben ist recht bunt. Meine Hob-bies: Meine Feuerwehr, Reisen und zum Beispiel auch Winterbaden! Seit Jahren schon jogge ich regelmäßig und reise gern und viel, mein monatliches Laufziel ist eine Strecke von insgesamt 200 km – manchmal schaffe ich das, aber halt nicht immer.“ Wohnungsmäßig war und ist Dirk eigentlich immer in Flensburg unterwegs gewesen: „Nach der ersten Wohnung in der Travestraße folgten weitere in Jarplund, in der Norderstraße, in der Gartenstadt Weiche, im Marienhölzungsweg und auf Jürgensby“, schmunzelt Dirk. „Autos habe ich auch verschiedene gehabt, aber immer Transporter, so diverse VW-Bullis, oder mein Lieblingsgefährt, ein alter selbst zurechtgemachter ehemaliger Feuerwehrwagen. Mein Traum: nach Erreichen der Altersgrenze mit besagtem Gefährt ab in den warmen Süden und eine gute Zeit an Spaniens oder Portugals Küsten verbringen!“
Okay – bis dahin fließt aber noch einiges an Wasser den Lautrupsbach runter, und er wird wohl noch unzählige Stunden, Tage und Wochen – Jahre – auf dem Schlachthof verbringen, und weiteren Generationen von Kids und Jugendlichen eine tolle Freizeitgestaltung in Flensburg ermöglichen. An seiner Seite wird in den nächsten Jahren wohl regelmäßig Hund und Promenadenmischung Pauli zu finden sein, seit einem Vierteljahr sein neuer Alltagsgefährte. „Pauli habe ich aus dem Tierschutz, die Tierschutzorganisation „Breed Love“ aus Bulgarien hat ihn mir vermittelt. Er ist mir gleich ans Herz gewachsen, ein toller Bursche!“, schwärmt Dirk von seinem vierbeinigen Freund.
Man sieht: Dirk hat ein großes Herz – da passen nicht nur viele Menschen, sondern auch andere Kreaturen herein, die Hilfe und Unterstützung benötigen!

Text: Peter Feuerschütz
Fotos: B. Nolte, privat

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