Er wäre eher ein Kandidat für eine Serie wie „Schulen und Stadtteile“, ist er doch seit seiner Jugendzeit mit der Flensburger Schullandschaft sehr eng verbunden. Die Rede ist von Klaus-Peter Grunewald, seit bald genau 25 Jahren Sonderschulrektor der hiesigen Friholtschule. Die Schule wurde übrigens nach der einstigen Gemarkung Friholt benannt, auf dessen Grund und Boden sie sich befindet, im Flensburger Stadtteil Fruerlund in der Elbestraße 8.
Auf dem Land aufgewachsen
Geboren ist Peter Grunewald im Oktober 1957 in Flensburg, seine Kindheit und frühe Jugend hat er allerdings im nahegelegenen und ländlichen Ausacker verbracht. Seine Eltern waren Landarbeiter, sogenannte einfache Leute, wenngleich die Familienverhältnisse durchaus kompliziert waren. Peters Mutter kam 1944 mit ihrer kleinen Tochter aus Ostpreußen mit dem Schiff nach Schleswig-Holstein. Ihr Mann war bereits zuvor im Krieg gefallen. Mutter und Kind wurden als Flüchtlinge bei einem kinderlosen Ehepaar in Kollerup untergebracht. Seine Mutter hatte bald eine Beziehung mit eben jenem Mann, über die jedoch nie wirklich gesprochen wurde. Aus dieser außerehelichen Verbindung gingen er (1957) und seine Schwester (1960) hervor. Die Kinder erhielten den Mädchennamen ihrer Mutter als Familiennamen: Dziedek.
Die alleinstehende Frau und Mutter zog schließlich mit den drei Kindern zu ihrer Mutter in ein neu erbautes Siedlungshaus nach Ausacker. „Trotz der ungewöhnlichen Rahmenbedingungen weiß ich, dass meine Eltern sich geliebt haben. Mein Vater war regelmäßig bei uns in Ausacker zu Besuch, auch in Begleitung seiner Ehefrau. Zu beiden hatte ich stets eine enge Beziehung“, hat Peter noch gute Erinnerungen an seine ersten Kindheitsjahre. In jenem Ausacker kam er auch das erste Mal mit einer Schule in Berührung: Er besuchte in den Jahren von 1964 bis 1967, mit 2 Kurzschuljahren, die dortige Grundschule.
Die erste Schulzeit in Flensburg
Klaus-Peter, den alle aber nur Peter nannten, war in der Grundschule ein sehr guter Schüler und bekam sogar im vierten Schuljahr eine Gymnasialempfehlung. „Aber meine Mutter wollte nicht, dass ich aufs Gymnasium nach Satrup wechselte“, kennt Peter den Hintergrund der Schulauswahl. „Mutter war durch ihre jüngste Schwester die Käte-Lassen-Schule in Flensburg ein Begriff, dort sollte auch ich zur Schule gehen. Ich war übrigens immer ein ziemlich guter Schüler, bis auf Mathe und Sport. Beide Fächer hatte ich erst später, ab der 9. Klasse besser und dann richtig gut im Griff.“ So fuhr Peter regelmäßig als Fahrschüler in die Stadt nach Flensburg, er war von 1967 bis 1973, bis zur Erlangung der Mittleren Reife, Schüler auf der Käte-Lassen-Schule. Mit dem Abschluss der Mittleren Reife war er jedoch noch nicht am Ende seiner Schülerlaufbahn angelangt. Als guter Schüler sah er für sich eine gute Chance, noch weiter voranzukommen, und wechselte schließlich auf das Fachgymnasium Sozialwirtschaft in der „Staatl. Bildungsanstalt für Frauenberufe am Pferdewasser“. Mit Erfolg, denn 1976 schaffte er dort das Abitur. Besagtes Institut sollte ihn durchaus für sein späteres Leben mit prägen: „Durch den regelmäßigen Unterricht in Ernährungslehre lernte ich kochen. Das hat mir immer sehr gut gefallen und macht mir bis heute viel Freude. Und, ganz wichtig für mich: Im Musikunterricht lernte ich Gitarre spielen. Das war großartig und ein Schlüssel zum später eingeschlagenen beruflichen Weg!“, so der heutige Pädagoge.
Das Studium
Mit Beginn des Wintersemesters 1976/1977 begann er das Studium an der Pädagogischen Hochschule in Flensburg, zunächst im Lehramt zum Grund- und Hauptschullehrer mit den Fächern Erdkunde und Musik. Das Fach „Musik“ zu studieren, empfand er anfangs als ein echtes Abenteuer: Ohne Notenkenntnisse, nur als Gitarrist, unter lauter Studenten aus dem Leistungskurs Musik, die scheinbar bereits alles konnten und wussten. Aber es entwickelte sich seinen ursprünglichen Befürchtungen zum Trotz eine wunderbare solidarische Gemeinschaft unter den Studenten. „Ich habe alle Prüfungen bestanden und war einer von nur zwei Studenten, die ohne Klavierspiel – nur mit Gitarre – letztlich die Lehrerprüfung bewältigten. Es gab einen Kernsatz in der Ausbildung: „Der Musiklehrer prägt das kulturelle Leben an der Schule“ – den habe ich mir gemerkt und das hat mein späteres Lehrerleben sehr positiv beeinflusst!“, so lautete sein Fazit der ersten Semester an der PH Flensburg. Dann kam es jedoch zu einer Unterbrechung des Studiums: „Vom 1.9.1977 bis zum 30.11.1978 musste ich für immerhin 15 Monate den Zivildienst ableisten. Mitten im Abitur befindlich hatte ich seinerzeit den Kriegsdienst vor dem Hintergrund der Flüchtlingsgeschichte meiner Familie aus Ostpreußen verweigert und wurde gleich in der ersten mündlichen Verhandlung als „Verweigerer“ anerkannt.“
Peter war dann als „Zivi“ im damaligen Sonderkindergarten Adelby e. V. als Busfahrer und Gruppenhelfer tätig. Er hat diese Zeit aber nicht als Rückschritt empfunden, im Gegenteil: „Die Tätigkeit mit den behinderten Kindern gefiel mir ausnehmend gut. Meine ältere Schwester hatte 1968 Zwillinge bekommen, die durch ungeklärte Umstände geistig behindert auf die Welt kamen. Ich hatte deshalb bereits seit jenem Ereignis über das Sonderschullehramt nachgedacht, konnte mich aber noch nicht dafür entscheiden.“ Spätestens jetzt aber war für ihn endgültig klar, dass er Sonderschullehrer werden wollte. Nach Ablauf des Zivildienstes und zwei weiteren Semestern in Flensburg ging es für ihn im Wintersemester 1979/1980 am Heilpädagogischen Institut der Pädagogischen Hochschule in Kiel weiter. „Im Januar 1982 beendete ich – in der Regelstudienzeit! – das Studium mit der 1. Staatsprüfung zum Sonderschullehramt“, erinnert er sich gern an seine Studienzeit zurück.
Privates Glück und neuer Name
Die Kieler Studentenjahre werden für ihn sicher auch aus einem anderen Grunde unvergessen bleiben: „Während meines Studiums in Kiel habe ich meine spätere Frau Andrea kennen- und lieben gelernt. Sie ist übrigens auch Sonderschullehrerin. Am 1.7.1983 haben wir in Kiel geheiratet. Dabei habe ich den Nachnamen Grunewald angenommen. Es war einfach der schönere Name und ich musste meinen alten Namen Dziedek endlich nicht mehr bei jeder Gelegenheit buchstabieren! Andrea und ich sind seit dem ersten Tag sehr glücklich miteinander. Beruflich hatte sie später allerdings insofern das fachspezifische Pech, dass ich überall wo wir waren die Förderzentren GE (Geistige Entwicklung) blockiert habe. Andrea musste immer auf andere Schulen und Bereiche ausweichen, denn wir wollten nicht gemeinsam an einer Schule arbeiten. So war sie später unter anderem im Bereich Sprachheilpädagogik und am Förderzentrum Lernen, sowie nachher in Flensburg im Bereich Integration tätig. Von 2009 bis 2021 arbeitete sie in der Beratungsstelle für inklusive Schule als Autismus-Beraterin.“ Dieser Umstand hat ihrer guten Beziehung jedenfalls nicht geschadet; es war ja auch eine einvernehmliche Entscheidung der beiden Eheleute!
Die ersten Schritte im Beruf
Während des Studiums hatte Peter einen Dozenten kennengelernt, der hauptberuflich als Schulleiter der Janusz-Korczak-Schule, Förderzentrum Geistige Entwicklung in Kaltenkirchen tätig war, Achim Wolfram. „Ich war sehr beeindruckt von ihm und wollte gern nach dem abgeschlossenen Studium an seiner Schule arbeiten. Zu meiner großen Freude tat sich plötzlich die Möglichkeit auf, dies in die Tat umzusetzen: So begann meine Zeit in der Schule mit einer vollen Stelle als Mutterschutzvertretung in einer Werkstufenklasse in der Schule Kaltenkirchen, vom 1.2.1982 bis zum Ende des Schuljahres. Damit bin ich jetzt 40,5 Jahre an Schulen tätig!“, hat Peter Grunewald rückblickend noch beste Erinnerungen an seine erste Tätigkeit als Sonderschullehrer. Dieser folgte im direkten Anschluss von August 1982 bis Juli 1983 ein einjähriges Referendariat an der Schule Jürgensby in Flensburg, Fachrichtung Lernen, sowie ein weiteres zweites Ausbildungsjahr vom Sommer 1983 bis Sommer 1984 an der Sonderschule G in Kaltenkirchen.
Seine zweite Staatsprüfung bestand er zur großen Freude mit Auszeichnung. Seine zu bewältigenden Aufgaben lauteten für den Prüfungs-Unterricht: „Wir schminken uns wie Nena + Wir geben ein Popkonzert mit der Schülerband „Die wilde 13“!
Prägend war für ihn insbesondere die Zeit in Kaltenkirchen: „Dort habe ich in vielen langen Gesprächen mit dem Schulleiter Hans-Joachim Wolfram Visionen und Gedanken zur Weiterentwicklung der Sonderschule für Geistigbehinderte entwickelt. Jetzt war für mich endgültig klar, dass ich unbedingt Schulleiter werden wollte!“
Doch ganz so weit war es vorläufig noch nicht: Seine erste Planstelle erhielt Peter Grunewald nicht in Schleswig-Holstein, sondern im benachbarten Bundesland Niedersachsen, in dem offensichtlich mehr Bedarf an Lehrkräften bestand als seinerzeit in Schleswig-Holstein. Peter wirkte an der Schule am Kalkberg in Lüneburg für knapp viereinhalb Jahre, vom 1. August 1984 bis zum 31. Januar 1989, als Musiklehrer und Klassenlehrer. Er war ein engagierter Pädagoge: In jedem Schuljahr gestaltete er mindestens ein, manchmal sogar 2 Musikprojekte mit der gesamten Schule – er war schon früh mit Leib und Seele Musiklehrer!
Lüneburg war auch im privaten Bereich prägend für sein späteres Leben: „In Lüneburg wurden unsere drei Kinder Janna 1988, Finn 1989 und Lasse 1992 geboren. Wir Grunewalds waren somit eine komplette Familie …“ Peter erinnert sich noch heute ganz genau, wie es sich mit seinem beruflichen Weiterkommen weiter entwickelte: „Durch Freunde hatte ich erfahren, dass die Schulleiterstelle der Hachede-Schule in Geesthacht neu zu besetzen war. Ich entschied mich für die Bewerbung um den vakanten Posten. Es gab aber noch zwei weitere Kandidaten, darunter auch einen klaren Favoriten. Völlig überraschend wurde aber ich gewählt! Zu der Zeit trug ich einen langen blauen Zopf, den ich beim Auftritt vor dem Wahlausschuss dezent im Kragen verborgen hatte. Nach der Wahl holte ich den Zopf heraus und sagte, jetzt könne ich ja Farbe bekennen.“
Endlich Schulleiter!
„So wurde ich im jugendlichen Alter von erst 31 Jahren bereits Schulleiter. Ich war damals bis auf die „Zivis“ der jüngste Lehrerkollege an der Schule, und wurde anfangs auch oft mit den Zivis verwechselt. Am 1. Februar 1989 wurde ich offiziell in das Amt eingeführt“, hat er noch genau die erste Zeit in der Stadt an der Elbe vor Augen. Es war 1989 noch eine relativ kleine Schule, mit 39 „SuS“ (SuS = Abk. für Schülerinnen und Schüler) in 6 Klassen.
„Als ich dort am 31. Juli 1997 die Schule verließ, war ich ein gestandener Sonderschulrektor, hatte mittlerweile die Zahl der Kinder auf 72 SuS fast verdoppelt.“ Weitere Ereignisse sollten seine Zeit in Geesthacht prägen: „1990 begann mit dem Regierungswechsel in Kiel die Zeit der Integration. Immerhin fünf Jahre lang war ich der „Kreisfachberater für Integration“ im Kreis Herzogtum Lauenburg und versuchte als dieser die integrative Beschulung behinderter SuS auf den Weg zu bringen. Auch im Kreisverein der Lebenshilfe
e. V. war ich engagiert. Mein erklärtes Ziel war immer, die Bedingungen für behinderte Menschen von der Frühförderung/KiTa bis zur Werkstatt für behinderte Menschen zu optimieren! So entpuppte sich Geesthacht für mich als ein Füllhorn an Erfahrungen, guten und schlechten gleichermaßen! Ideelle Ansprüche und Visionen und deren Umsetzung innerhalb einer Schulgemeinschaft, das ist nicht einfach! Trotzdem kam meine Art die Schule zu leiten im Kreis, in der Stadt, im Kollegium und bei den Eltern sehr gut an.“ Man spürt im Gespräch förmlich, wie Peter Grunewald sich erneut für diese Themen erwärmt.
„In der Schule war es immer mein vorrangiges Ziel, dass es den Menschen gut geht. Das galt auch für das Kollegium! Wenn die Bedingungen für die Mitarbeiterinnen gut sind, geht es auch den Kindern gut.“
Der Abschied aus Geesthacht war für alle Beteiligten unglaublich bewegend und tränenreich. „In der Bergedorfer Zeitung stand im Artikel über mich der Titel: Der gute Mensch aus Geest-
hacht geht nach Flensburg!“, kann Peter Grunewald mit Fug und Recht auf eine tolle Zeit seines Lebens zurückblicken. „Darauf bin ich heute noch stolz. Aber ich hatte kurz vor meinem 40. Geburtstag auch das Gefühl, dort alles getan zu haben. Für die nächsten 25 Jahre brauchte ich ein neues größeres Arbeitsfeld“, richtete er bereits den Blick in die Zukunft. „Meine Familie war bereit, für eine neue Stelle mit mir nach Flensburg zu gehen, trotz anfänglicher Quengeleien und Einwände der Kinder.“
Rückkehr nach Flensburg
„Als Nachfolger der legendären Sonderschuldirektorin Hilde Terheggen, die 25 Jahre lang seit Eröffnung der Schule im Jahre 1972 die Schule geleitet hatte, übernahm ich am 1. August 1997 die Schulleiterstelle der Friholtschule. Im Wahlausschuss war mein alter Freund Achim Wolfram der Mitbewerber: Der Lehrling trat gegen den Meister an und … gewann die Wahl. Aber wir hatten und haben ein sehr gutes Verhältnis miteinander! Im Flensburger Tageblatt stand der Satz: Ein junger Mann aus Angeln wird neuer Leiter der Sonderschule G.“
Der Wechsel der Schulleiterposition erfolgte exakt zum 25-jährigen Schuljubiläum. Jetzt, nach den nächsten 25 Jahren, schließt sich der Kreis mit dem 50-jährigen Jubiläum der Friholtschule.
Die Familie Grunewald bezog nach dem Umzug ein schönes Haus im Adelbyer Kirchenweg – eine offensichtlich gute und richtige Wahl, denn sie leben auch heute noch dort!
Die Friholtschule
Die Flensburger Friholtschule entpuppte sich als durchaus anderes Kaliber: Sie stellte eine weitaus größere Herausforderung für den neuen Schulleiter dar als die Hachede-Schule in Geesthacht.
In die Friholtschule gingen immerhin 185 SuS in 24 Klassen, sie unterhielt Außenstellen in der GS (Grundschule) Adelby, der GS auf der Rude und in der damaligen Sprachheilgrundschule in der Duburger Straße. „Ich erbte und übernahm ein kleines Imperium, dazu kam ein beschlossener Anbau am Gebäude in der Elbestraße, der 1999 in Betrieb genommen wurde, schließlich kam noch ganz viel Basisarbeit hinzu! Die personelle Situation war genau wie in Geesthacht immer zu eng“, beschreibt Peter Grunewald seine Ausgangssituation als Schulleiter in Flensburg. (Ergänzung von ihm: Es fehlt auch heute noch ein zeitgemäßes Personalkonzept.) Und er fährt fort: „Mein erstes Ziel war deshalb eine vernünftige Personalbesetzung in den Klassen. Von den Außenstellen blieb bald nur die in Adelby übrig, aber dort wollte ich gern versuchen, eine Kooperation mit der Grundschule aufzubauen! Nach Wechseln der Schulleitung in Adelby entwickelte sich das zunehmend positiv, so dass in der Stadt die Idee zum Ausbau des sogenannten Campusmodells entstand“, so beschreibt er die weitere konzeptionelle Entwicklung. „Mit dem Neubau der GS Ramsharde und einstimmigen Beschlüssen im Finanz- und Bildungsausschuss war der Weg frei. Seit dem Schuljahr 2021/2022 werden alle SuS der Klassen 1 bis einschließlich 4 der Friholtschule in Adelby oder Ramsharde beschult. Jedes behinderte Kind hat die Chance auf schulischen Kontakt mit Regelkindern. Das ist einmalig in Schleswig-Holstein und beispielhaft für die sonderpädagogische Arbeit unserer Schule“, so ein mit Recht stolzer Schulleiter mit einem Blick zurück und nach vorn.
Ein Lob für die Stadt Flensburg
„Für die inklusive Beschulung behinderter Kinder war es mein Ziel, dass die Bedingungen inklusiv oder im Förderzentrum gleich gut sein sollten. Das war lange Zeit nicht lösbar. Erst mit der UN-Behindertenrechts-Konvention konnten wir gemeinsam erreichen, dass die Stadt sogenannte Maßnahme-Klassen personell besonders ausstattete und wir durch einfache Absprachen und die Kooperation der städtischen Förderzentren genügend Sonderschullehrerstunden in diese Klassen geben konnten. Aus meiner Sicht ist auch dieser Weg beispielhaft in Schleswig-Holstein. In Flensburg besteht eine faktische Wahlfreiheit für Eltern behinderter Kinder in Bezug auf die Beschulung. Und die inklusiven Bedingungen sind richtig gut!
Der Aufbau der Offenen Ganztagsschule und damit ein verlässliches, qualitativ hochwertiges Betreuungsangebot war auch ein wichtiger Schritt. Der von Eltern gegründete Verein Tollhaus e. V. war 1999 die Grundlage dazu. Ab 2007 übernahm Adelby 1 (Kinder-und Jugenddienste gGmbH) die OGS im Hauptgebäude in der Elbestraße. Seit Februar 2021 wird die OGS in Adelby und Ramsharde in eigener Trägerschaft des Schulverbandes Friholtschule geführt. Vom 1.2.2017 bis zum 31.7.2019 hat Peter Grunewald aufgrund der Leitungsvakanz auch die Max von der Grün-Schule, Förderzentrum mit dem Schwerpunkt Körperliche und Motorische Entwicklung in Flensburg, als Schulleiter übernommen. Er ist sehr dankbar dafür, dort an entscheidenden Veränderungsprozessen beteiligt gewesen zu sein. „In Flensburg habe ich von Anfang an versucht mit allen Einrichtungen und Vereinen zusammenzuarbeiten, die sich um die Belange behinderter Menschen kümmern. Man muss das gesamte System sehen, Netzwerke bilden und an den entscheidenden Stellen aktiv werden, wenn man etwas verändern und verbessern möchte“, bricht Peter Grunewald eine Lanze für den Schulträger, besonders die Stadt Flensburg.
Sein Lebensmotto:
Nicht stehenbleiben,
sondern weiterentwickeln!
„Und das wollte ich immer! Nicht stehenbleiben, sondern weiterentwickeln! Seit 2013 bin ich im Vorstand der Lebenshilfe Flensburg und Umgebung. Die Schnittstelle zur Friholtschule ist der Sonderpädagogische Hort, aber auch die Entlastung zahlreicher Eltern über den Familienunterstützenden Dienst ist mir ein Anliegen! Seit 2014 bin ich im Vorstand der Adelby 1 Kinder- und Jugenddienste gGmbH. Adelby 1 ist Kooperationspartner der Friholtschule und trägt die Offene Ganztagsschule (OGS) in der Elbestraße. Adelby 1 stellt auch den mit Abstand größten Teil der Schulbegleiter/-innen in unseren Klassen. In der Friholtschule sind derzeit 230 SuS in 27 Klassen. 25 SuS werden inklusiv beschult und durch Friholt-Kolleginnen und Kollegen gefördert.
Seit über 40 Jahren bin ich Mitglied der GEW. In Flensburg war ich bei allen Personalratswahlen der Lehrkräfte im Wahlvorstand für die Stadt, die meiste Zeit als Vorsitzender.“ Damit geht und ging Peters Engagement weit über das übliche Arbeitsfeld eines Schulleiters hinaus.
„In den Jahren meiner Schulleitertätigkeit hat sich eine hervorragende Zusammenarbeit mit dem Schulträger, d. h. der Stadt und dem Kreis Schleswig-Flensburg, entwickelt. Dabei mussten immer wieder hohe Geldbeträge in die Gebäudesanierung der Schule investiert werden. Alle Entscheidungen wurden einvernehmlich in enger Abstimmung mit der Schule getroffen und durchgeführt. Auch beispielhaft ist die Unterstützung unserer Arbeit durch die Eingliederungshilfe in beiden Verwaltungen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten ist die Zusammenarbeit zum Wohle der behinderten Kinder und Jugendlichen sachlich, von gegenseitiger Akzeptanz geprägt sehr gut.“
Berufliches Fazit
„Ich blicke zurück auf eine erfüllte und aus meiner Sicht sehr erfolgreiche Tätigkeit. Es hat mir immer viel Freude bereitet. Ich bin immer gern zur Schule gegangen. Beharrlichkeit, klare Ziele und der Wunsch nach Gemeinschaft und Kooperation haben mir immer geholfen. Ich bin allen Menschen auf Augenhöhe begegnet und wollte immer das bestmögliche für behinderte Menschen erreichen. Nur mit ganz wenigen Menschen bin ich beruflich angeeckt. Und ich bin so vielen tollen Menschen begegnet. Gemeinsam haben wir etwas bewegt! Vom jüngsten Kollegen bin ich in über 33 Jahren als Schulleitung zum Vater und Großvater geworden. Die Generation unserer Kinder stellt jetzt die Leistungsträger.“
Und er erlaubt sich einen Ausblick ins Private: „In ganz besonderer Weise bewegt mich die Erkenntnis, dass unsere eigenen 3 Kinder ihre Profession als Sonderpädagogin, als Psychologe und Psychotherapeut und als Musiker in genau den Bereichen platziert haben, die mich in meiner Arbeit am meisten positiv beeinflusst haben.“
Wie es an der Friholtschule weitergehen wird? „Ich freue mich auch sehr darüber, dass mein wahrscheinlicher Nachfolger ein junger Mann mit neuen Ideen, Anregungen und ganz viel Potential sein wird. In der Begegnung mit zahlreichen Eltern habe ich mich bemüht so zu agieren, wie es mir als Vater eigener Kinder wichtig gewesen wäre. Ich wollte, dass es allen Menschen gut geht und hoffe sehr, das auch bei vielen erreicht zu haben! Ich habe mir viel Zeit für Gespräche genommen, konnte abwarten, den Menschen Raum geben und habe versucht, allen mit Wertschätzung, einem individuellen Blick und ganz viel Akzeptanz zu begegnen.“
Das neue Leben im Ruhestand
Seine Karriere hat er als Musiklehrer und Musiker begonnen. Das war ganz offensichtlich der Schlüssel für seine persönliche Entwicklung! „Inzwischen hat das musische Interesse etwas gewechselt und ich bin Kunsthandwerker geworden.“ Wie es dazu kam? „Da ich als männlicher Lehrer von Anfang an in den Bereich „Werken“ gedrängt wurde, hat sich daraus allmählich eine neue kreative Form des Ausgleichs und des Glücks entwickelt. Im Urlaub – meistens auf Korsika – sammeln meine Frau und ich begeistert Treibholz an den Stränden und Flüssen. Zu Hause säge, schleife und bastele ich daraus kleine und große Treibholzfische, die sich immer wieder einer großen Nachfrage auf Kunsthandwerkermärkten oder Geschäften stellen. Nie hätte ich gedacht, dass von mir selbst konstruierte und produzierte Objekte von jemanden gekauft werden!“, ist Peter Grunewald begeistert von seinem neuen Arbeitsfeld und Hobby! Er gibt dem Flensburg Journal somit ein (Achtung Wortspiel) Wal-Versprechen: „Aber damit ist klar, was nach der Schule kommt: Reisen, Urlaube, Treibholz suchen, Fische bauen! Welch ein erfüllendes Hobby! Und jeweils drei Kinder, Schwiegerkinder und Enkelinnen freuen sich auf uns – und wir uns auf die Zeit mit unserer Familie!“, blickt er optimistisch und freudig in eine Zeit nach dem beruflichen Lebensabschnitt!
Dem bleibt nichts hinzuzufügen, außer: Genießen Sie den wohlverdienten Ruhestand!
Mit Peter Grunewald schnackte Peter Feuerschütz
Fotos: Benjamin Nolte, privat