Not macht erfinderisch. Energiepreise und Heizkosten steigen seit Monaten, viele Mitbürger stellt der nahende Winter diesbezüglich vor finanziell große Herausforderungen.
Mitunter Herausforderungen, die kaum zu leisten sind. Auf der Suche nach alternativen und günstigen Heizmethoden stoßen viele auf Do-it-yourself-Projekte, wie Teelichtöfen. Bauanleitungen für derartige Miniöfen gibt es viele, selbst große Baumarktketten springen auf den Zug auf, bieten sogar fertige Bausätze an. Was nett klingt, Heizkosten reduzieren und eine Alternative zu den herkömmlichen Heizmethoden sein soll, ist mitunter brandgefährlich.
Deutschlandweit warnen Feuerwehren in diesen Tagen vor diesen selbstgebauten Öfen. Was im Internet oft nicht erwähnt oder stark vernachlässigt wird ist die Gefahr, die von den Öfen ausgehen kann. Versprochen wird bei TikTok, Instagram und Co schnelle und günstige Wärme durch die DIY-Mini-Heizkörper. Entzündete Teelichter sollen darüber angebrachte Tontöpfe erhitzen, die ihrerseits die Wärme in die Umgebung abgeben.

Für Glücksburgs Gemeindewehrführer Robert Renk und Ortswehrführer Arne Spring überwiegen bei diesen kleinen Selbstbauöfen allerdings die potentiellen Gefahren. „Grundsätzlich besteht die Gefahr einer unkontrollierten Brandausbreitung“, erklärt Robert Renk, „es handelt sich hierbei um offenes Feuer, die Feuerstelle ist nicht geschützt, steht quasi offen auf dem Tisch oder der Fensterbank.“ Gebaut werden können die Teelichtöfen bereits für wenige Euros. Es sind doch nur Teelichter, mag manch einer jetzt denken, wie gefährlich können diese kleinen Wärmequellen schon sein. „Auch beim Abbrennen von Teelichtern entstehen hohe Temperaturen“, ergänzt Arne Spring, „hinzu kommt, dass Wachs ab einer bestimmten Temperatur anfängt zu sieden und zu brennen.“
Ein Selbstversuch der Freiwilligen Feuerwehr Glücksburg zeigt, dass die Temperaturen der Teelichter bereits nach wenigen Minuten auf über 300 Grad gestiegen sind. Auch die Temperaturen der Tontöpfe steigen von Minute zu Minute. Während die Gefahr, die von einem einzelnen Teelicht ausgeht, als durchaus gering einzustufen ist, potenziert sich diese je mehr Teelichter man auf engstem Raum zusammenstellt. Wachs wird im Umfeld eines brennenden Dochtes flüssig. Diese flüssige Substanz wird vom Docht quasi aufgesaugt und verdampft dort, deshalb brennt die Spitze einer Kerze. Stehen viele Kerzen dicht beieinander, kann sich umso mehr Wachsdampf entzünden. Das Feuer kann dann schnell außer Kontrolle geraten und auch auf umliegende Einrichtungsgegenstände übergreifen.

„Besonders hoch wird die Gefahr, wenn die Teelichter weit heruntergebrannt sind“, stellt Spring fest, „die Temperaturen steigen noch einmal deutlich an und es kann zu einer unkontrollierten Brandausbreitung kommen, so wie es in unserem Experiment nach rund zwei Stunden der Fall war.“ Das Wachs in den Teelichtern begann regelrecht zu kochen. Es bildeten sich teilweise hohe Flammen und Temperaturen von über 500 Grad. Zu viel für den Tonuntersetzer, er brach in der Mitte durch. Heißes Wachs und die Flammen hätten leicht auf den Tisch übergreifen können. „Nach geraumer Zeit kam es bei unserem Experiment zu einem ganzflächigen Brand des Ofens“, so Renk, „eine große Gefahr, wenn so etwas in einem Zimmer oder der Wohnung passiert.“
Auf keinen Fall darf ein solch außer Kontrolle geratener Teelichtofen mit Wasser abgelöscht werden. „Ein Wachsbrand verhält sich ähnlich wie ein Fettbrand“, so Renk, „gibt man Wasser hinzu, dann verdampft diese schlag- bzw. explosionsartig, der entstehende Wasserdampf reißt kleine Wachströpfchen mit, eine große Stichflamme entsteht.“ Das Mittel der Wahl sind hier eine Löschdecke oder spezielle Feuerlöscher, die für Fettbrände geeignet sind. Zudem gilt, sofort die 112 wählen.
Fazit der Feuerwehr: „Die Gefahren, die solche Miniöfen mit sich bringen, stehen in keinem Verhältnis zur entstehenden Wärmewirkung in Bezug auf das Aufheizen von Wohnungen“, so Spring, „es ist ja nicht nur das offene Feuer, sondern es besteht auch die Gefahr einer Kohlenmonoxidvergiftung.“ Rund 50 bis 100 Watt benötigt man laut Experten um einen Quadratmeter eines Raumes zu heizen. Ein einziges Teelicht leistet umgerechnet rund 40-50 Watt, bei einer Brenndauer von zwei bis vier Stunden. Für einen 15 Quadratmeter großen Raum bräuchte man somit bis zu 30 Teelichter, die im schlechtesten Fall alle zwei Stunden ausgetauscht werden müssen. Selbst bei den günstigsten Teelichtern kommt man so schnell auf mehrere Euro Kosten für wenige Stunden heizen.

Vorsicht auch bei Elektro- oder Gasheizkörpern

Nicht nur Teelichtöfen, sondern auch elektrische oder mit gasbetriebene Heizkörper haben aktuell Hochkonjunktur. Auch hier lauern Gefahren, die schnell zu Wohnungsbränden führen können. „Zunächst einmal gilt: Nutzen Sie nur Geräte, die auch für den Gebrauch in Innenräumen zugelassen und geeignet sind und lesen Sie die Betriebsanleitung“, fasst es Spring zusammen, „zudem verzichten Sie auf Verlängerungskabel und schließen Sie nicht mehrere Geräte an eine Steckdose an.“ Leistungsstarke Geräte haben schnell 2000 Watt oder mehr. Mehrfachsteckdosen können bei Überlastung extrem heiß werden, auch Kurzschlüsse können die Folge sein.
Lebensgefährlich sind auch offene Feuer in geschlossenen Räumen. Grills oder Feuerschalen haben in Wohnungen oder Häusern nichts zu suchen. „Rauchgas- oder Kohlenmonoxidvergiftungen können schnell lebensbedrohlich werden und auch zum Tod führen, man nimmt das entstehende Gas nicht direkt wahr, einem wird schwindelig, man wird müde und schläft ein“, erklärt Gemeindewehrführer Renk, „sowas gehört nicht in eine Wohnung.“
Holz als Energielieferant ist bei vielen Deutschen weiterhin hoch im Kurs. Öfen und Kamine sind beliebte Heizalternativen zu Gas, Öl oder Fernwärme. „Auch hier lauern Gefahren, die sich aber schnell und einfach verhindern lassen“, so Renk, „regelmäßige Kontrollen und Wartungen durch Fachfirmen und/oder Schornsteinfeger sind hier besonders wichtig. Auch ein Kohlenmonoxidwarner (CO-Melder) macht durchaus Sinn und sollte im Umfeld des Kamins installiert werden. Wird die CO-Konzentration zu hoch, so schlägt er, ähnlich wie ein Rauchwarnmelder, Alarm. In einem solchen Fall sollte zudem umgehend die Feuerwehr über 112 verständigt werden.“ Ebenfalls ein wichtiger Faktor ist das Holz selbst. Feuchtes Holz ist eine Gefahrenquelle, kann zu Schornsteinbränden führen.

Text und Fotos: Benjamin Nolte

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