Als im März 2020 der Lockdown wegen des neuartigen Virus ausgerufen wurde, betraf dies auch uns, die Mieter und Angestellten der Wohnanlage des Betreuten Wohnens am Twedter Plack, Servicewohnen am Marrensdamm Die Angst und die Verunsicherung waren deutlich in unserer schönen Wohnanlage zu spüren. Jeder zog sich zurück, und unsere doch immer sehr belebte Eingangshalle war plötzlich menschenleer. Als Betreuerin dieser Wohnanlage blieb mir vorerst nichts anderes übrig, als alle Veranstaltungen der nächsten Wochen und auch unsere wöchentlichen, regelmäßigen Treffen abzusagen.
Auch unser Mittagstisch konnte nicht im gewohnten Maße abgehalten werden, da wir die Räumlichkeiten im benachbarten Malteserstift St. Klara aufgrund der Hygieneverordnungen natürlich auch nicht nutzen durften. Unser Zulieferer für den Mittagstisch, Herr Hartmut Dohm, hat uns trotz massiver Einschränkungen in seinem Betrieb weiterhin zuverlässig mit hygienisch abgepackten, leckeren Speisen versorgt. Da es am Anfang der Krise für viele Senioren schwierig war, Einkäufe allein zu erledigen, wurde von unserer Seite ein Einkaufsservice angeboten, und viele Ehrenamtliche standen bereit, Einkäufe für Hilfsbedürftige zu übernehmen. Letztendlich wurde diese Hilfestellung aber nur wenig genutzt, da viele Bewohner über sehr gute familiäre Netzwerke verfügten und andere sich diesen Weg zum Kaufmann auch nicht abnehmen lassen wollten. Die Maskendiskussion, ob sinnvoll oder nicht, wurde bei uns natürlich auch geführt, und um alle Mieter mit einer Stoffmaske zu versorgen, wurde Anfang April, auch mit Hilfe von ehrenamtlichen Helfern, fleißig genäht. Nach einem Monat Stille war es spürbar, dass viele Mitbewohner anfingen, unter dieser Zurückgezogenheit zu leiden. Es fehlte der Kontakt zu freundschaftlichen Nachbarn, und auch die wöchentlichen Treffen und Spielgruppen innerhalb der Wohnanlage wurden schmerzlich vermisst.
Ende April hat uns dann unser ehrenamtlicher Akkordeonspieler Knut Hansen eine große Freude bereitet und in jedem unserer beiden Höfe bekannte Shanties und Volkslieder vorgespielt. Alle Anwohner konnten von den Laubengängen oder dem eigenen Balkon zuhören, es war rührend, die Freude über dieses Wiedersehen, wenn auch mit großem Abstand, zu erleben. Da unsere Wohnanlage sich mit den beiden Innenhöfen tatsächlich sehr gut für diese „Hofaktivitäten“ eignet und es jahreszeitlich in die Sommermonate ging, waren viele Ideen geboren, um mit Abstand an der frischen Luft liebgewordene Termine wieder aufleben zu lassen. So wurde eine wöchentliche Hofgymnastik mit Headset und Lautsprecher entwickelt und ehrenamtlich von einer Mieterin übernommen. Alle Teilnehmer sind immer froh, wenn das Wetter am Donnerstag die geliebte Hofgymnastik zulässt. Mitte Juni dann
haben wir ein Hof-Bingo veranstaltet, das besser und reibungsloser ablief als gedacht. Alle hatten viel Freude und waren sehr konzentriert, um eventuelle Tonschwierigkeiten auszugleichen.
Die Stadt Flensburg, insbesondere die Fachstelle Soziales und Gesundheit, ist uns auch in dieser besonderen Zeit ein guter, verlässlicher Ratgeber gewesen. Über die Förderung „Wir im Quartier“ konnten wir zusätzlich viele besondere Hofaktivitäten verwirklichen. So haben wir im Juni die Band „Jazz oder nie“ für ein Hofkonzert gewinnen können, die „Gute-Laune-Musik“ war weit über die Nachbarschaft hinaus zu hören. Im Juli konnte uns bei schönstem Wetter Knut Keller von Art Petit mit seiner Luftballon- und Seifenblasenvorführung erfreuen. Im Herbst wird er uns in den Abendstunden seine Feuershow präsentieren. Wir freuen uns auf dieses besondere Spektakel. Im September haben wir ein „Operettical“ in zwei Akten, abermals als Open Air Veranstaltung, im Hof ausgerichtet. Die Künstlerin Sylvia Wieland und ihre Kollegen Ansgar Henning und Peter Geilich konnten uns diese Veranstaltung mit Liebe, Herzschmerz und hohen Tönen darbieten. Alle diese genannten Aktivitäten sind ein kleiner Ausschnitt aus unserem Leben in unserer Wohnanlage in dieser besonderen Zeit. So haben wir den Corona-Sommer 2020 trotz vieler Einschränkungen bisher mit viel Herz, Gemeinschaftssinn und Zuversicht gut verbringen können. Die gute Nachbarschaft und das Einbringen von ganz vielen in unserer Anlage sind immer erwähnenswert gewesen, und dies hat sich auch mit Corona nicht verändert.

Text und Fotos: Karen Immler-Diedrichsen

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