Nachwuchs zu generieren, eine Aufgabe, mit der sich deutschlandweit jede Feuerwehr beschäftigen muss. Um dieses wichtige Ehrenamt zukunftssicher aufzustellen und vor allem personell nachhaltig zu stärken, ist die Nachwuchsförderung einer der wichtigsten Bausteine. Jugendfeuerwehren gibt es in vielen Wehren, ab dem 10. Geburtstag lernt man hier die Arbeit einer Freiwilligen Feuerwehr kennen. Die Kinderfeuerwehr der FF Jürgensby setzt noch etwas früher an. „Bereits ab dem sechsten Geburtstag kann man bei uns mitmachen“, erklärt Luzie Schönfelder, „Spiel und Spaß stehen hier im Vordergrund, aber auch das langsame und vorsichtige Heranführen an Erste Hilfe oder ein sicherer Umgang mit Feuer spielen eine Rolle.“ Mit zehn Jahren können die Kinder dann in die Jugendfeuerwehr wechseln.
„Die Idee einer Kinderfeuerwehr schwirrte in unseren Köpfen schon seit einigen Jahren umher“, berichtet Wehrführer Mario Quade, „vor drei bis vier Jahren haben wir mit den ersten Planungen begonnen, wollten aber erst so richtig starten, wenn alle Voraussetzungen passen und ein komplettes Konzept steht.“ Als Luzie Schönfelder in die Einsatzabteilung der Feuerwehr Jürgensby eingetreten ist, wurde auch die Planung der Kinderfeuerwehr konkreter. „Mit Luzie haben wir die ideale Besetzung für die Leitung der Kinderfeuerwehr gefunden“, so Quade, „durch ihren Beruf bringt sie alle Voraussetzungen mit.“ In der Wehr entschloss man sich den Start der Kinderfeuerwehr trotzdem noch etwas aufzuschieben. Schönfelder, die seit vielen Jahren in einem Kindergarten arbeitet, sollte erst einmal in der aktiven Abteilung Fuß fassen, das feuerwehrtechnische Know-how lernen und die notwendigen Lehrgänge absolvieren. 

Die Umsetzung einer Idee

Neben dem personellen Grundstein für den Start der Kinderfeuerwehr mussten auch logistische Schwierigkeiten, insbesondere in puncto der Unterkünfte, gelöst werden. Die Freiwillige Feuerwehr Jürgensby gehört zu einer der Feuerwehren in Flensburg, die seit vielen Jahren mit Liegenschaften zurechtkommen musste, die alles andere als ideal waren, mitunter für den Betrieb und die Abläufe einer Freiwilligen Feuerwehr, insbesondere der Kinder- und Jugendabteilung, völlig ungeeignet. „Wir haben uns zwischenzeitlich auch Gedanken gemacht, ob nicht Kindergärten, Schulen oder Kirchengemeinden in Frage kommen und wir uns dort mit den Kindern einmieten könnten.“ 
2022 folgten dann gleich mehrere gute Nachrichten. Der Neubau der Feuerwache für die ehrenamtlichen Brandschützer wird zwar noch einige Jahre auf sich warten lassen, angepeilt ist aktuell das Jahr 2028, doch die Stadt Flensburg fand adäquate Übergangslösungen. In der Schultze-Delitzsch-Straße und der Waitzstraße hat die Wehr neue Unterkünfte für Personal und Fahrzeuge gefunden, muss zwar wie bereits in der Vergangenheit mit zwei Standorten leben, aber die Kameraden zeigen sich mehr als zufrieden mit dieser Lösung. „Mit der Übernahme dieser Liegenschaft in der alten Schule haben sich dann alle Puzzleteile in unserer Planung zusammengefügt“, so Quade. „Hier haben wir nun ideale Voraussetzungen und tolle Räumlichkeiten gefunden.“ Im Frühjahr 2022 ist der Beschluss getroffen worden, den Betrieb der Kinderfeuerwehr zum Sommer aufzunehmen. Abläufe und Rahmenbedingungen wurden geplant, rechtliche Stolpersteine abgeklopft und die Eröffnungsfeier geplant. Auch seitens des Stadt-Feuerwehrverbandes und der Mitglieder in den eigenen Reihen erfolgte grünes Licht, alle waren begeistert von der Idee und sicherten Unterstützung zu.
„Die Nachfrage nach Plätzen in der Kinderfeuerwehr war von Beginn an hoch“, so Quade, „die fünfzehn Plätze, die zur Verfügung standen, schnell vergeben, die Warteliste ist lang.“ Mehr Kinder aufzunehmen plant die Feuerwehr Jürgensby aktuell nicht. Man legt viel Wert auf eine adäquate Betreuung und die lässt sich bei steigender Anzahl an Kindern nicht gewährleisten. „Man darf nicht vergessen, dass Luzie Schönfelder und auch alle anderen ehrenamtlich tätig sind“, so Quade, „endlos Personal haben wir auch nicht zur Verfügung und gerade bei der Arbeit mit Kindern ist es enorm wichtig, dass dort fachlich qualifiziertes Personal tätig ist.“

Markante Unterschiede

Kinder- und Jugendfeuerwehr unterscheiden sich bezüglich der vermittelten Inhalte und des aufgestellten Konzeptes deutlich. Während die Jugendlichen, die ab dem 10. Geburtstag in die Jugendfeuerwehr eintreten können, sich viel mit feuerwehrtechnischen Aspekten auseinandersetzen, Gerätekunde betreiben und auch ganze Übungseinsätze durchlaufen, geht es in der Kinderfeuerwehr nicht hauptsächlich um die Feuerwehr. „Der spielerische Umgang steht hier im Vordergrund“, erklärt Schönfelder, „wir basteln, backen und spielen.“ Das Thema Feuerwehr ist hingegen auch hier natürlich nicht ganz unwichtig, bekommen doch gerade die ganz Jungen sofort leuchtende Augen, wenn sie vor dem großen Feuerwehrauto stehen. „Wir widmen uns natürlich auch, angepasst an die Altersgruppe der Kinderfeuerwehr, dem, was uns als Feuerwehr ausmacht“, so Schönfelder weiter. „Somit schauen wir uns auch auf den Fahrzeugen um, wir zeigen und erklären den Kindern die Ausrüstung und besprechen, was die Feuerwehr eigentlich alles so macht.“ Neben den technischen Aspekten geht es bei den Kindern aber auch um Erste Hilfe. Insbesondere sollen die Nachwuchsretter für gewisse Dinge sensibilisiert werden: „Wie reagiere ich, wenn sich jemand verletzt? Wo rufe ich an, wenn jemand dringend Hilfe braucht? Solchen Fragen stellen wir uns ebenfalls.“ 

Feuer löschen, eine der Kernaufgaben der Feuerwehr

Wenn es brennt wird‘s gefährlich und dann muss die Feuerwehr kommen und löschen. Für Kinder sind es Helden in Uniform. Doch wie vermeide ich eigentlich, dass es überhaupt zu Feuern kommt? Eine Frage, mit der sich auch die Kinderfeuerwehr beschäftigt. „Die Kinder sind bereits in einem Alter, wo sie Zusammenhänge erkennen und begreifen, was bestimmte Handlungen bewirken können“, so Schönfelder. „Wir vermitteln den Kindern somit unter anderem einen sicheren Umgang mit Kerzen. Mit kleinen Experimenten und spielerisch, aber durchaus mit ernstem Hintergrund.“ Auf einer kindlichen Ebene werden somit neben Basteln, Backen und Spielen auch Experimente durchgeführt. Die Elemente Feuer, Wasser und Luft spielen da eine große Rolle. „Welche drei Elemente braucht das Feuer um zu überleben und was kann man wegnehmen, damit die Flamme eventuell erstickt? Solche Fragen erörtern wir auch schon mit den Kindern.“ 
Die 39-jährige Luzie Schönfelder beschäftigt sich nicht nur in der Feuerwehr mit der Kinder- und Jugendarbeit. Sie liebt die Arbeit im Kindergarten und kann diese nun auch mit dem erst vor wenigen Jahren entdeckten Ehrenamt verbinden. „Ich arbeite gerne mit Kindern, auch im Kindergarten finde ich das Thema Brandschutzerziehung wichtig.“ Spaß haben, das ist ihr besonders wichtig. Die Kinder sollen gerne zur Feuerwehr kommen und das Fazit nach den ersten Monaten fällt auch dementsprechend aus. „Die Kinder in unserer Kinderfeuerwehr brennen regelrecht für das, was wir hier machen, sie freuen sich immer, wenn sie zu uns kommen dürfen.“ Ausflüge stehen ebenfalls auf dem Programm. Besuche beim Rettungsdienst, der Berufsfeuerwehr, dem THW oder anderen Kinderfeuerwehren stehen und standen auf dem Programm. 

Ausblick

„Unser bisheriges Fazit ist nur positiv“, so Wehrführer Mario Quade, „auch von außerhalb erhalten wir weiterhin viel Zuspruch und können stolz sagen, dass die Entscheidung neben der Jugendfeuerwehr auch eine Kinderfeuerwehr anzubieten, mehr als richtig war.“

Text und Fotos: Benjamin Nolte

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