Liebe Leserinnen und Leser,

Nun hat der Herbst Einzug gehalten und Weihnachten steht unmittelbar bevor. Eine besonders schwere Jahreszeit, gerade für ältere Menschen, die einsam sind, den Verlust eines geliebten Menschen erfahren haben und sich in die eigenen vier Wände zurückziehen. Alt werden kommt so plötzlich wie Weihnachten, diese Erfahrung kommt Ihnen sicherlich bekannt vor. Es ist aber das Gesetz des Lebens: Die heute jüngere Generation wird auch mal alt und wir als Seniorenbeirat können aus unseren Lebens- und Berufserfahrungen einen Beitrag leisten, um so die jüngere Generation auf die Zeit nach dem Berufsleben generationsübergreifend vorzubereiten. Kein Mensch ist nicht politisch, hat die Philosophin Hanna Arendt einmal gesagt.

Demographischer Wandel und Gesellschaftliche Teilhabe

Der moderne Senior bzw. die Seniorin möchte am gesellschaftlichen und kulturellen Leben teilnehmen und es mitgestalten. An der letzten Kommunalwahl und der parallel durchgeführten Seniorenbeiratswahl 2023 waren ca. 27.000 SeniorInnen über 60 Jahre wahlberechtigt, 1/5 der gesamten wahlberechtigten EinwohnerInnen Flensburgs. Wir sind damit die größte EinwohnerInnengruppe Flensburgs.

Im Sozialbericht 2023 ist nachzulesen, dass die Gruppe der 65 – 80Jährigen langsam abnimmt, während die Altersgruppe ab 80 Jahre langsam ansteigt. Die Entwicklung zeigt die Tendenz des demographischen Wandels und gleichzeitig die Notwendigkeit eines Seniorenbeirates. Wir sind daher froh, dass in Flensburg satzungsmäßig ein Seniorenbeirat verankert ist, um den Belangen der Generation 60+ in den demokratischen Prozessen bei Politik und Verwaltung eine Stimme zu geben. Allerdings scheint dies noch nicht ausreichend bei Politik und Verwaltung angekommen zu sein, denn die gelebte Praxis sieht im Flensburger Rathaus anders aus. Das durften wir nach 1,5 Jahren Seniorenbeiratsarbeit immer wieder schmerzlich erfahren.

Von der Teilnahme an den nichtöffentlichen Ausschusssitzungen werden wir regelmäßig ausgeschlossen, bzw. des Saales verwiesen, ohne die Tagesordnung und die Inhalte der Unterlagen zu kennen. Reicht es nicht, dass wir als gewählte VertreterInnen des Seniorenbeirates ein Mandat besitzen, das 1/3 der Stadtgesellschaft repräsentiert? Im letzten Sozialausschuss wurde ein Antrag einstimmig beschlossen, die Haushaltsmittel geschlechtergerecht zu verteilen. Aber geht es nicht eher um die Inhalte der freiwilligen Aufgaben, so fragen wir uns? Wie sähe es aus, wenn die Haushaltsmittel auch nach einem Generation-Budget Schlüssel verteilt werden würde? Von diesem Vorschlag will niemand etwas wissen.

„Es zeigt die Notwendigkeit, dass der Seniorenbeirat in den Ausschüssen und den politischen Gremien immer wieder präsent sein muss, um seine Stimme für die Generation 60+ zu erheben“, macht der Vorsitzende des Seniorenbeirates Andreas Zech deutlich. „Wir wollen nicht politisch entscheiden, dies ist Aufgabe der politischen Fraktionen, wir wollen beraten und Beiträge leisten, damit die Belange der Generation 60+ in den politischen Entscheidungen berücksichtigt werden“, so Zech weiter. Denn Beschlüsse, die heute verabschiedet werden, werden meist erst in 15 bis 20 Jahren realisiert. Dann sind die meisten EntscheiderInnen vielleicht nicht mehr im Rat oder gehören selbst der Generation 60+ an.

Konzept für eine seniorenfreundliche Stadt

Flensburg ist ein guter Ort zum Altwerden! Das haben viele Menschen erkannt und Flensburg als Altersruhesitz erfreut sich steigender Beliebtheit! Das bedeutet für Flensburg auch einen wirtschaftlichen Faktor, der nicht zu unterschätzen ist. Dennoch besteht Handlungsbedarf, um die Bedürfnisse und Wünsche älterer Bürger stärker zu berücksichtigen und Flensburg zu einer lebenswerten Stadt für alle Generationen zu machen. Dafür hat der Seniorenbeirat ein Konzept „Seniorenfreundliche Stadt Flensburg“ erarbeitet, das als Leitfaden dienen soll, um die Lebens- und Aufenthaltsqualität der Senioren und zukünftigen Senioren in ihren verschiedenen Lebensbereichen zu verbessern. Dies soll durch die Förderung von Teilhabe, die Verbesserung der Infrastruktur sowie die Schaffung von Angeboten und Dienstleistungen für ältere Menschen erreicht werden.

„Die demographische Entwicklung in Deutschland zeigt auch in Flensburg eine zunehmende Alterung der Bevölkerung. Der Seniorenbeirat der Stadt Flensburg (SBR) hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Bedürfnisse und Anforderungen der älteren Generation in den Fokus zu rücken und Flensburg zu einer seniorenfreundlichen Stadt zu entwickeln“, so das SBR-Mitglied Manfred Saust. Andere Städte und Länder haben es bereits beispielhaft vorgemacht. Es gab sogar einmal einen bundesweiten Wettbewerb, der, mit Fördermitteln ausgestattet, „die seniorenfreundlichste Kommune“ auslobte. Eine umfassende Bestandsaufnahme der aktuellen Situation ist daher notwendig:

• Demographische Daten und Prognosen

• Bestehende Angebote und Einrichtungen für Senioren

• Barrieren und Herausforderungen im Alltag

• Rückmeldungen und Wünsche der Senioren aus Befragungen und Workshops

Um die Aufenthaltsqualität in der Stadt zu verbessern, gehören u. a.: Bänke und Sitzmöglichkeiten ohne Konsumzwang, Trinkwasserspender und benutzbare öffentliche Toiletten, günstiges Seniorenticket für den Bus, und und und…

Der detaillierte Konzeptentwurf kann von der Homepage der Stadt heruntergeladen werden: www.flensburg.de/Leben-Soziales/Senioren-innen/index.php?NavID=2306.193.1

Wir haben diesen Konzeptentwurf bei Verwaltung und Politik eingebracht und bisher eine eher geringe Resonanz erfahren. Gerade jetzt, wo die Haushaltsberatungen stattfinden, wäre ein Verfahren seitens der Stadtverwaltung wünschenswert, wie dieser Konzept­entwurf gesellschaftlich verankert werden kann. Wir möchten Sie, liebe interessierte Leserinnnen und Leser, dazu ermuntern, mit uns gemeinsam das Konzept weiterzuentwickeln, zu ergänzen, Vorschläge einzubringen und mit uns gemeinsam daran zu arbeiten, wie wir unsere bunte Stadt Flensburg, die uns angeblich so liebt, seniorenfreundlicher gestalten können.

Senden Sie Ihre Vorschläge bitte an seniorenbeirat@flensburg.de. Vereinbaren Sie gern einen Termin in unserem Büro (Tel. 0461 - 85 23 39) oder besuchen Sie unsere 14tägigen öffentlichen Sitzungen, die jeweils donnerstags ab 09.30 Uhr stattfinden.

Alterseinsamkeit und Altersarmut

Alterseinsamkeit und Altersarmut sind weitere Themen, mit denen sich der 8. Seniorenbeirat derzeit schwerpunktmäßig beschäftigt. Um der Alterseinsamkeit zu begegnen, sind Kunst, Kultur und Sportveranstaltungen der Kitt, der die Gesellschaft generationsübergreifend zusammenhält. Und hier ist Flensburg gut aufgestellt. Folk Baltica, Flensburger Hofkultur, Theater, Oper, Kleinkunst und auch das Programm Flensburg Erleben leisten gute Beiträge. Trotz Sparmaßnahmen dürfen Budgets hier nicht gekürzt werden.

Aufraffen, den inneren Schweinehund überwinden und die eigenen vier Wände verlassen, das muss jeder selber tun. Gerade im Herbst und Winter fällt dies vielen Menschen besonders schwer. Wir als Seniorenvertretung können Sie nur dazu ermuntern, denn beim Besuch von Veranstaltungen, Konzerte, Theater, Museen etc. wird man staunen, wie vielen Gleichgesinnten und Gleichaltrigen man hier begegnet.

Die Altersarmut steigt, der Bedarf an einem altersgerechten Wohnraum ebenfalls!

Für viele Rentner reicht die Rente nicht aus, sie müssen bereits heute Grundsicherung zur Rente beantragen, Tendenz zweistellig steigend! Etwa 7 Millionen zukünftige Rentner werden ebenfalls Grundsicherung im Alter beantragen müssen, das zeigt eine gerade veröffentlichte Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Ein Problem, das von der Politik und der jeweiligen Bundesregierung rechtzeitig hätte erkannt werden können, denn jede Geburt und Sterbeziffer wird statistisch akribisch erfasst. Leider wurde die Chance vertan hier rechtzeitig politisch gegenzusteuern. Österreich, Niederlande und unser Nachbarland Dänemark bieten gute Beispiele, wie es besser und gerechter funktionieren könnte.

Die Rentner wurden beim Inflationsausgleich nicht berücksichtigt, die prozentuale Erhöhung der letzten Renten- und Pensionserhöhungen fielen unterschiedlich aus, auch kam den Pensionären die Erhöhung bereits drei Monate früher zugute. Zeigt also, dass hier noch viel politischer Handlungsbedarf auf Bundes- und Landesebene besteht. Wer nach einem langen Arbeitsleben den Ruhestand genießen möchte, den sollten nicht auch noch finanzielle Sorgen plagen. Dafür setzen wir uns ein, im Landesseniorenrat, mit Anträgen zum jährlich stattfinden Altenparlament und auch in den Ausschüssen des Stadtrates Flensburgs.

Und zum Schluss

Es gibt sicherlich noch viele Themen, die die Belange von SeniorInnen betreffen. Wenn Sie ein besonderes Anliegen haben, was unter Umständen viele ältere Menschen betrifft:

Sprechen Sie uns einfach an, vereinbaren Sie einen Termin auf dem AB unter 0461 - 85 23 39 oder per Mail seniorenbeirat@flensburg.de oder besuchen Sie unsere öffentlichen Sitzungen im Rathaus. Wir treffen uns gerne mit Ihnen zu einem persönlichen Gespräch in unserem Büro im Rathaus (H54).

Nächster Termin: Do. 07.10.24, 9.30 Uhr, Raum H 72

Wir freuen uns Sie kennenzulernen und wünschen Ihnen einen schönen und bunten Herbst. Bleiben Sie gesund, zuversichtlich und gelassen, denn „et hätt noch immer jotjejangen“!

Andreas Zech, Vorsitzender des Seniorenbeirats    

- WERBUNG -