Die Adventszeit und auch die Vorweihnachtszeit sind bereits in Sichtweite. Der allseits beliebte Weihnachtsmarkt mit seinen vielfältigen Buden und Verkaufsständen in Flensburgs Innenstadt öffnet auch in 2025 wieder seine Pforten: Wie gewohnt ab dem Tag nach dem Totensonntag am 23.11. ist Weihnachtsmarkt-Zeit in Flensburg, vom 24. November bis zum 30. Dezember 2025. Doch eine Sache wird in diesem Jahr anders sein: Dem Weihnachtsmarkt wird ein „Wintermarkt“ vorangestellt, der Veranstalter – die Tourismus Agentur Flensburger Förde (TAFF) – hat einen solchen „Wintermarkt“ seit diesem Sommer in Planung und Vorbereitung – obwohl dessen einwöchige Laufzeit noch komplett in den Herbst des Jahres fällt …. Ein Hauch von Hygge wird wohl in diesem Jahr bereits ab Montag, den 17. November durch die Fußgängerzone wehen, dort, wo wie gewohnt Kunsthandwerk sowie kulinarische Spezialitäten in den nordisch inspirierten Hütten zwischen dem Süder- und dem Nordermarkt angeboten werden.
Warum der zusätzliche Wintermarkt?
Der Aufsichtsrat der TAFF hat der Agentur zur Auflage gemacht, zusätzliche Einnahmen zu generieren. Mit der Stadt steht auch die TAFF als städtische Tochter unter dem Druck, den schwächelnden Haushalt der Kommune zu konsolidieren, möglichst Einnahmesteigerungen zu erzielen. So kam man schließlich auf die Idee, den attraktiven Weihnachtsmarkt zeitlich zu verlängern. Der neu ins Leben gerufene Wintermarkt als vorgezogener Beginn des weit über die Region hinaus beliebten Weihnachtsmarktes soll dabei ein zentraler Baustein werden. Zudem erhofft man sich, dass Flensburg auch touristisch davon erheblich profitieren wird. Die einfache Rechnung: Ein längerer Markt bedeutet mehr Gäste, mehr Strahlkraft für unsere Innenstadt und wichtige Impulse für den Einzelhandel.
Das Für und Wider eines Wintermarktes
Es war den Initiatoren von Anfang an klar, dass eine solche Maßnahme auch Konflikte mit sich bringen würde – man ist jedoch nach eigener Aussage bemüht, den Betroffenen hier so weit wie möglich entgegenzukommen und mit allen Beteiligten und Betroffenen in den Dialog zu treten.
Erfreut reagierte etwa Frank Dörksen, der Vorsitzende des Schaustellerverbandes Schleswig-Holstein, über diese Initiative zum Wintermarkt. Seine Berufsgruppe habe sich das seit vielen Jahren gewünscht, denn zahlreiche andere Städte in Schleswig-Holstein hätten bereits seit Langem ähnliche Veranstaltungen im Vorfeld ihrer Weihnachtsmärkte, die alle sehr hohen Besucherzuspruch auslösen, im Angebot.
Die TAFF selbst verweist zudem auf die enorm gestiegenen Kosten für diese populäre Veranstaltung. Hier seien nur die Sicherheit des Weihnachtsmarktes und die Weihnachtsbeleuchtung genannt, die man durch den Wintermarkt auffangen könne. Daneben sieht man dort aber auch den ansässigen Einzelhandel als Adressaten. Warum? Nun, Flensburgs Fußgängerzone ist von Jahr zu Jahr dringender auf die Steigerung ihrer Attraktivität angewiesen. Besondere Events sind deshalb notwendig zur Belebung, und insbesondere der Weihnachtsmarkt ist dabei unbestritten die erfolgreichste Veranstaltung in der Hinsicht. Mit dem Wintermarkt hofft man, diesen Erfolg ausweiten zu können.

Andere Betroffene haben dazu jedoch eine gegensätzliche Meinung: Für die Wochenmarkt-Betreiber bedeutet der noch weiter vorgezogene Aufbau des „Wintermarktes“ einen zusätzlichen Markttag mehr in der ungeliebten „Weihnachtsmarkt-Aufstellung“, und damit nicht nur platzmäßig Einschränkungen, sondern auch den zeitweisen Verlust von Stammkunden, die wegen der veränderten Aufstellung und wegen des Trubels auf dem Weihnachtsmarkt wegbleiben, weiß Boy Gondesen, der 1. Vorsitzende des Flensburger Wochenmarktes e. V., aus vielen Kundengesprächen.
Auch Marcus Friedrich, der Gemeindepastor der evangelischen Kirchengemeinde St. Nikolai, ist nicht glücklich über den „Wintermarkt“, insbesondere weil unmittelbar vor der St. Nikolai-Kirche der Schwerpunkt des Marktgeschehens liegen wird. Er hätte sich mehr Respekt für die kirchliche Woche der Stille sowie die Feiertage Volkstrauertag und Totensonntag gewünscht, außerdem gehöre ein Weihnachtsmarkt in die Adventszeit. „Der Weihnachtsmarkt hält sich allerdings auch in 2025 daran, wenn er am 24. November eröffnet werden wird. Erst dann werden die Straßen, Tannen und Hütten mit Weihnachtsbeleuchtung illuminiert – zudem bleiben am Volkstrauertag sowie am Totensonntag sämtliche Buden und Verkaufsstände geschlossen.“ Friedrich weist in seiner Funktion als Sprecher des Forums „Südermarkt“ auch auf die zusätzliche Belastung für die Anwohner in der Innenstadt hin, die durch die Verlängerung entstehen dürfte.
Ausblick
Die TAFF und der Schaustellerverband erwarten einen stimmungsvollen, erfolgreichen Wintermarkt mit hoher Besucherfrequenz für Beschicker und Einzelhandel. Sollte sich das Konzept ökonomisch und organisatorisch bewähren, heiße das aber noch nicht automatisch, dass der Wintermarkt in den Folgejahren erneut stattfinden werde.
Die TAFF hat allen Beteiligten versprochen und zugesagt, im Nachgang die Vor- und Nachteile für alle Beteiligten erst festzustellen und zu bewerten und einzuordnen, bevor eine finale Entscheidung für eine Wiederholung fällt.
Wir sind gespannt und werden den „Wintermarkt“ und den unmittelbar anschließenden „Weihnachtsmarkt“ beobachten, und schauen mal, wie die Beteiligten und die Betroffenen im Nachgang beide Events bewerten werden.















