Buchholz: „Bessere Verzahnung von Ausbildung und Arbeitswelt“
KIEL. Schleswig-Holstein justiert den Kompass seiner beruflichen Bildung neu: Wie im Koalitionsvertrag der Jamaika-Landesregierung festgeschrieben, hat zum 1. Januar das frisch gegründete Schleswig-Holsteinische Institut für Berufliche Bildung (SHIBB) pünktlich seine Arbeit aufgenommen. In Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels und angesichts der Tatsache, dass immer mehr junge Menschen lieber studieren als eine Ausbildung beginnen, ist es wichtig, die berufliche Bildung – vor allem die duale Ausbildung – attraktiver zu machen und zu stärken
, sagte Wirtschafts- und Arbeitsminister Dr. Bernd Buchholz heute (18. Januar) in Kiel. Ab sofort ist sein Ministerium für das SHIBB und damit für rund 90.000 Schülerinnen und Schüler sowie fast 5.000 Lehrkräfte an den 35 Berufsbildenden Schulen im Land zuständig.
Nach den Worten von Bildungs-Staatssekretärin Dr. Dorit Stenke seien mit der neuen Behörde sämtliche Zuständigkeiten, die bislang auf vier Ministerien verteilt waren, nun unter einem Dach vereint. Die Rolle des Bildungsministeriums bleibt dabei bedeutsam im Blick auf alle gesetzlichen Vorgaben und bildet eine wichtige Schnittstelle zu den allgemeinbildenden Schulen im Land
, sagte Stenke. Neben der Qualitätssteigerung der beruflichen Bildung gehe es vor allem auch darum, junge Menschen für einen der rund 300 Ausbildungsberufe zu begeistern. Als beratendes Gremium für das SHIBB werde ein Kuratorium mit Vertreterinnen und Vertretern von Ministerien, Sozialpartnern, Schulträgern und berufsbildenden Schulen eingerichtet.
Schleswig-Holstein ist nach Hamburg das zweite Bundesland, dass die berufliche Bildung in einem Landesinstitut bündelt. Es geht uns dabei auch um eine engere Verzahnung von beruflicher Bildung mit den zunehmend komplexeren Anforderungen der Arbeitswelt
, sagte Buchholz. Als eine zentrale Herausforderung nannte Stenke vor allem die Digitalisierung: Dieser Bereich hat für die berufliche Bildung immer eine wichtige Rolle gespielt und wir haben sie in den letzten Jahren weiter gestärkt: In Schleswig-Holstein gehen 25 Prozent der Mittel für den Digitalpakt an berufsbildende Schulen. In vielen anderen Bundesländern ist das nicht der Fall.
Mit Blick auf den Fachkräftemangel appellierte Buchholz an die Betriebe im Land: Gerade in der jetzigen Krise ist es wichtig, die Ausbildungsbereitschaft hoch zu halten und junge Menschen für eine berufliche Ausbildung zu interessieren und zu motivieren.
Das SHIBB eröffne dabei die Möglichkeit, sämtliche Fragen der Beruflichen Bildung – von der Schule bis zum Berufsabschluss – unter einem Dach zu klären und schaffe damit beste Voraussetzungen, dass dieser Übergang gut gelingen könne. Dafür seien die Aufgaben der Schulaufsicht, der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften sowie die Unterstützung der betrieblichen Berufsausbildung einschließlich Gesundheits-, Pflege- und Landwirtschaftsberufen und die Lehrerpersonalverwaltung zusammengeführt worden. Die knapp 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des SHIBB sind am Kieler Sophienblatt nahe des Hauptbahnhofs untergebracht.
Stephan Cosmus, Vorsitzender des Verbandes der Lehrerinnen und Lehrer an Berufsbildenden Schulen in Schleswig-Holstein (VLBS), sagte zur Gründung des SHIBB: Jetzt besteht die Chance, die besonderen Herausforderungen der Berufsbildenden Schulen und der Regionalen Berufsbildungszentren noch besser in den Blick nehmen zu können. Dazu gehören unter anderem Maßnahmen der Attraktivitätssteigerung der dualen Ausbildung, zur Lehrkräftegewinnung und zur Weiterentwicklung von Lernangeboten mit digitalen Medien.
Auch die IHK Schleswig-Holstein sieht im SHIBB einen großen Schritt nach vorn für die berufliche Ausbildung: In den zurückliegenden Jahren wurde viel Arbeit und Energie von allen mit der beruflichen Bildung befassten Akteuren eingebracht, um das Institut an den Start zu bringen. Das Land hat diesen Prozess beeindruckend gut und kooperativ geleitet
, sagte IHK-Präsidentin Friederike C. Kühn. Nun gilt es, nach vorn zu schauen. Mit dem engeren Bezug von schulischer und betrieblicher beruflicher Bildung verbinden wir die Erwartung an innovative Impulse beispielsweise in den Bereichen Digitalisierung oder dem Übergang von der Schule in den Beruf. Wir wünschen dem SHIBB alles Gute und freuen uns auf eine zukunftsweisende Zusammenarbeit.
Nach den Worten von Buchholz habe er zusammen mit seinem Staatssekretär Dr. Thilo Rohlfs in den vergangenen Tagen bereits erste Gesprächsrunden mit den Schulleitungen zu aktuellen Themen geführt. Dabei hatte sich unter anderem herausgestellt, dass manche Firmen ihre Auszubildenden im Lockdown lieber in den Betrieb holen statt sie am Distanzunterricht teilnehmen zu lassen. Ich möchte noch einmal dringend an diese Betriebe appellieren, auch das Distanzlernen ernst zu nehmen. Nur wer am Unterricht teilnimmt, hat auch die Chance auf eine gute Abschlussnote – das sollten die Firmen schon im eigenen Interesse ihren Fachkräften von morgen nicht verbauen.
Pressemitteilung der Landesregierung
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