Der Burgplatz gehört aufgrund seines eher ungewöhnlichen Profils und seiner eher ungewöhnlichen Mischung von Infrastruktur und Vegetation zu den markanten Flensburger Orten. Das Straßennetz gleicht einer gestutzten Acht und zieht im Westteil eine Schleife um eine mit Bäumen und Rasen bewachsene „grüne“ Insel. 1975 sprachen die Experten von einem „auseinandergezogenen Ringverkehr“. Denn vor 50 Jahren erhielt der Burgplatz seine heutige Form. Er ist aber deutlich älter. Ein historischer Abriss.

Die Ursprünge
1882 soll der Begriff „Burgplatz“ erstmals gefallen sein – in Anlehnung an die Duburg, von der nur noch Steinreste geblieben waren. Die Gegend an der Nahtstelle zwischen Westlicher Höhe und Innenstadt veränderte sich damals stetig. Die Diakonissenanstalt wuchs, das „Hotel Duburg“ begrüßte an der Ecke Duburger Straße/Dorotheenstraße 1894 erstmals seine Gäste. Über Pflasterstein bewegten sich Kutschen, Drahtesel und Fußgänger – und bald die ersten Autos. Eine Kreuzung entstand im Jahr 1900, als die neue Toosbüystraße den Fördehang hochgezogen wurde. 1923/24 folgte mit dem Finanzamt ein weiteres markantes Gebäude.

Der Burgplatz hatte parkähnliche Züge. Bäume, Sträucher und Rasen sorgten für einen grünen Anstrich. 1898 wurde ein Findling aufgestellt. Die Inschrift „1848 – 24. März 1898“ ist kaum noch zu erkennen. Der im Gras eingebettete Stein erinnert an den Auftakt des ersten schleswig-holsteinischen Krieges (1848-1851). Am 13. Juni 1926 wurde in seiner Nachbarschaft ein deutlich größeres Denkmal eingeweiht. Sein Titel „Auf der Wacht“. Der Volksmund nannte es „Sitzender Krieger“. Es war den im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten des Füsilier-Regiments „Königin“ Nummer 86 gewidmet. Im Dritten Reich versammelten sich am Denkmal Nazi-Gruppierungen. In der Nachkriegszeit wurden häufiger Kränze niedergelegt. Ende 1974 wurde der „Sitzende Krieger“ für 13.000 D-Mark an die Duburg-Kaserne umgepflanzt, ehe er anderthalb Dekaden später demontiert wurde.

Ein anderer Name für den Burgplatz
Auch der Burgplatz drohte in der Versenkung zu verschwinden – nicht in seiner Gestalt, aber namentlich. Ab dem 26. Mai 1933 lautete die offizielle Bezeichnung „Schlageterplatz“. Damit sollte ein nationalsozialistischer Aktivist zu einer Märtyrer-Figur erhoben werden. Im Mai 1945 kehrte man zum alten Namen zurück. 1953 meinten einige Söhne der Stadt, ein „Rektor-Möller-Platz“ wäre wünschenswert, da die in Flensburg häufige Vorsilbe „Burg“ eine Verwechslungsgefahr barg. Während einer Sitzung der „Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Duburg“ zerschellte dieser Vorschlag. „Uns oole Burgplatz mit einem anderen Namen – das geht nicht“, hieß es. „Verdienstvolle Persönlichkeiten können in den neuen Wohngebieten bedacht werden.“

Diskussionen um einen Umbau
Die Bezeichnung blieb, das Erscheinungsbild des Burgplatzes sollte sich aber verändern. Die zunehmende Motorisierung und Aspekte der Verkehrssicherheit hielten eine Neuordnung des Geflechts aus zweispuriger Kreuzung, tangierender Duburger Straße sowie zwei zusätzlich einmündenden Verkehrswegen (Dorotheenstraße, Bergstraße) für erforderlich. Bereits 1958 befand sich das städtische Liegenschaftsamt in Verhandlungen mit der Diakonissenanstalt – für einen 300 Quadratmeter großen Flächenpuffer.

So schnell sollte es dann aber doch nicht gehen. In den Wintermonaten 1973 löste eine neue Vorlage der Verwaltung Widerspruch in der Kommunalpolitik aus. Die Amtsstuben betonten das Leitbild „Autogerechte Stadt“, während vor allem SPD- und SSW-Vertreter mehr an die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer dachten. Die Forderung: „Das Kraftfahrzeug muss sich unterordnen“. Und der Grünausschuss pochte auf den Erhalt der großen Bäume. Das Ende vom Lied: Im Tiefbauamt erarbeitete ein Arbeitskreis einen tragfähigen Kompromiss, der im April 1973 die städtischen Gremien passierte.

Der genehmigte Entwurf
Im Spätsommer 1974 lag schließlich der zuschussfähige, genehmigte Entwurf vor. Als die Fernwärmearbeiten im Stadtzentrum abgeschlossen waren, wurde der Burgplatz Ende November 1974 für den Verkehr gesperrt. Die Baumaschinen rollten an. In den nächsten Monaten wurde der „auseinandergezogene Ringverkehr“ umgesetzt. Das Konzept fußte auf zwei Hauptverkehrslinien, die im Einbahnstraßen-System über den Burgplatz geführt wurden – mit Links- und Rechtsabbiegern sowie vier Ampelanlagen. Der eine Strang entsprang in der Knuthstraße und mündete in der Duburger Straße. Dort begann der zweite, der die Dorotheenstraße berührte und dort in Richtung Toosbüystraße abknickte. Die große Grün-Insel wie auch die beiden kleineren Verkehrsteiler wurden wegen der verbreiterten Fahrspuren verkleinert. Asphalt statt Kopfsteinpflaster lautete die Losung, die Ecken wurden entschärft. Eine Toilettenanlage wurde an den Stadtpark verlegt.

Einige Nachbesserungen und Änderungen bis heute
Ab Mitte September 1975 floss der Verkehr über den neuen Burgplatz. Die Diskussionen ebbten aber nicht ab. Die Diako monierte, dass die Duburger Straße nun bis zur Wrangelstraße als Einbahnstraße angelegt war, was später rückgängig gemacht wurde. Die Kritik, dass man aus der Dorotheenstraße nur schwerlich in die Bergstraße oder den nördlichen Teil der Duburger Straße kommen würde, prallte ab. Zahlreiche Inhaber der Geschäfte wurden im Tiefbauamt vorstellig. Es gäbe einfach zu wenige Parkplätze in diesem Bereich, und die Ladezone wäre ständig von Dauerparkern blockiert. Rufe nach weiteren Stellplätzen in der grünen „Birne“ wurden laut. Ihnen schmetterte entgegen: „Derartige grüne Lungen müssen erhalten bleiben.“ Die Lösung versprachen Kurzzeitparkplätze mit Parkuhren in Burg- und Bergstraße sowie die Ankündigung der Stadtsparkasse, weiteren Parkraum zu schaffen.

Das Geldinstitut hatte auch das ehemalige „Hotel Duburg“ gekauft und ließ es 1982 abreißen. Zwei Jahre später stand eine neue Filiale der Stadtsparkasse. Der Burgplatz hatte sein Gesicht erneut verändert. 1999 war ein Kreisverkehr im Gespräch – ganz ohne Ampeln. Letztendlich wurde nur die Lichtsignal-Anlage vor dem Finanzamt abgebaut. Die westlichste Verkehrsinsel wurde 2006 mit einer nostalgischen Persil-Uhr verziert. Eine Initiative von Anwohnern, Arbeitsgemeinschaft „Duburg“ und Flensburger Verschönerungsverein mündeten in einer Schenkung des Henkel-Konzerns. Allerdings ist die Uhr stehengeblieben und der erfrischende Farbton der Säule längst verblasst und beeinträchtigt. Nichtsdestotrotz: Der Burgplatz ist weiterhin einer der markantesten Orte Flensburgs.
Text und Fotos: Jan Kirschner















