Hinter Meyn taucht auf der rechten Straßenseite irgendwann ein Schild „Beheiztes Freibad“ auf. Es geht über eine kleine Brücke zu einem Parkplatz in einem Wäldchen. Mit dem Fahrrad sind die Wege noch etwas verschnörkelter. Wenn aber die Lichtung mit dem Eingangshäuschen und der Drehtür vor einem auftaucht, dann ist man angekommen am Schwimmbad Waldeck. Auf dem Gelände huscht sofort eine Gruppe Kinder – elf oder zwölf Jahre alt mögen sie sein – am frischeingetroffenen Badegast vorbei, eilen ins Becken und toben im Wasser.

Ein gewohntes Bild im Schafflunder Waldeck. In einer Freizeiteinrichtung, die es in ähnlicher Form – zumindest derzeit – in Flensburg nicht gibt. Sie ist gerade 60 Jahre alt geworden. Es war der 27. Juni 1965, als die „Stunde null“ schlug. Es war kein besonders warmer Sonntag, dafür aber ein denkwürdiger. Zum damaligen Festakt erschien sogar der damalige schleswig-holsteinische Innenminister. Nach den Worten der Offiziellen folgten Vorführungen von DLRG und dem Flensburger Schwimmklub, ehe die Jugend aus der näheren und weiteren Umgebung in das Wasser eintauchen durfte.
Die Entstehung des Freibades
Auf diesen Moment hatten alle lange warten müssen. Denn es brauchte die Dekade zuvor mehrere Anläufe. Mergelkuhlen oder eine Vertiefung einer Stelle der Meyn-Au hatten sich nicht als die richtige Lösung entpuppt. Erfolgreicher war man in Lindewitt: Dort wurde der Mühlenteich zum Waldbad umgebaut. Ein Ergebnis, das zehn Kilometer weiter nördlich die Ungeduld nochmals steigerte. Einmal zog sogar ein Demonstrationszug durch Schafflund: Jugendliche machten sich mit Plakaten und Transparenten für den Bau eines Schwimmbades stark.

Bald ging es in die richtige Richtung. 1962 kaufte die Kommune Meyn ein 6,5 Hektar großes Waldgrundstück ganz im Westen der Gemeinde. Nach regen Diskussionen in der kommunalen Nachbarschaft fanden sich Schafflund und Wallsbüll, um gemeinsam den Zweckverband „Schwimmbad-Erholungsanlagen Waldeck“ zu gründen. Im September 1963 wurden die ersten Bauaufträge an Firmen der Region vergeben. Nur die Umwälzungsanlage für das Badewasser wurde von einem Unternehmen aus Celle installiert.
Tradition und DLRG
Am 27. Juni 1965 war die Begeisterung groß: der erste Badetag. Schon 1965 fand das erste Ferienschwimmen statt – mit 155 Kindern. Zunächst war das Freibad unbeheizt. Erst 1972 wurde eine Heizungsanlage für das Becken eingebaut. Um die Jahrtausendwende entstand ein neues organisatorisches Konstrukt mit Trägerverein und einem Förderverein, der seither bei Modernisierungen und Anschaffungen unterstützt. Dazu gesellen sich kommunale Mittel. Traditionell ist der Saisonstart am 1. Mai: Dann stürzen sich immer die ersten Wasserratten ins nasse Element.

Beaufsichtigt wird der Trubel im und am Becken von Bademeister Tim Drath-Johnsen. Auf der Brücke findet man auch die Vertreter der DLRG Waldeck-Schafflund, die sich auch 1965 gründete. „Wir sind acht Tage älter als das Schwimmbad“, schmunzeln die Mitglieder. Neben dem Wachdienst ist es die Hauptaufgabe der DLRG, den Kindern das Schwimmen beizubringen und sie – im Idealfall – in der Ausbildung bis zum Rettungsschwimmer zu begleiten. Im Sommer wird natürlich im Waldeck trainiert.
Infrastruktur und Fakten
Ins Freibad wird kontinuierlich investiert, um bei Ausstattung und Infrastruktur den guten Standard zu halten. Im letzten Jahr wurde eine vier Elemente umfassende Abdeckplane angeschafft. Sie soll in den Nächten das Abkühlen des Wassers drosseln, um dadurch den Energieverbrauch und die Kosten zu reduzieren. Klaus Schmitz, Vorsitzender des Schwimmbad-Vereins, ist optimistisch, dass es gelingt und dabei die Temperatur um die 25 Grad gehalten werden kann. „Wir werden nur mit Fernwärme und Solarenergie auskommen müssen“, erklärt er. „Die Ölheizung hat im letzten Jahr den Geist aufgegeben.“

Innerhalb des Trägervereins beobachtet Klaus Schmitz eine gewisse Alterung. Helfende Hände können überall rund um das Freibad gebraucht werden. Es müssten Beete gepflegt, Technik verwaltet und Verwaltungsaufgaben erledigt werden, erklärt der Vereinsvorsitzende. „Wer sich vorstellen kann, uns in irgendeiner Form zu unterstützen, darf gerne den Bademeister ansprechen“, sagt Klaus Schmitz.
Keine Frage: Das Schwimmbad Waldeck ist ein besonderes Kleinod des Freizeitsegments, das auch Besuch aus Flensburg oder Handewitt erhält. Die Ticketpreise für die aktuelle Bade-Saison: Erwachsene vier Euro, Kinder, Jugendliche sowie Schüler, Studenten und Behinderte mit amtlichem Ausweis zwei Euro. Kinder unter vier Jahren haben freien Eintritt. Und die Öffnungszeiten? Montags bis samstags von 13 bis 20.30 Uhr sowie sonntags von 10 bis 20.30 Uhr.
Text und Fotos: Jan Kirschner