Der Traum vom Segeln, Wind und Wellen, die endlose Weite der Meere spüren, frei sein, Anreize für diese Sport- und Freizeitbeschäftigung gibt es viele. Doch Segeln will gelernt sein. Getreu ihrem Motto „Richtig segeln lernen“ bietet die Hanseatische Yachtschule in Glücksburg unzählige Möglichkeiten sich mit Booten, Wind und Wellen bekannt zu machen und einen richtigen und sicheren Umgang zu erlernen. Die 1925 gegründete Glücksburger Hanseatische Yachtschule in Glücksburg genießt als größte Segelschule Deutschlands viel Anerkennung und einen hervorragenden Ruf, gilt in Seglerkreisen als Institution.
Zugehörig zum Deutschen Hochseesportverband Hansa e.V. (DHH) kann man in Glücksburg bereits ab dem Kindesalter und auch noch bis ins hohe Alter das Segeln lernen. Der Ausbildungsort liegt direkt am Wasser, umfasst ein rund 30.000 Quadratmeter großes Areal am Ufer der Flensburger Förde. Bootshalle, Schulungs- und Seminarräume, Kantine, Büros und Zimmer für die Kursteilnehmer, das Gelände ist größer, als es manch einer vermutet.
Über 3500 Segelschüler aus aller Welt kommen jedes Jahr an die Flensburger Förde um Segelkurse, Segelscheine oder Sportbootführerscheine zu machen. Um diese hohe Zahl an Schülerinnen und Schülern optimal zu betreuen und zu schulen, verfügt die Hanseatische Yachtschule in Glücksburg über rund 400 ehrenamtliche Ausbilder. Sie alle stammen aus den Reihen der 16.000 Mitglieder, die der DHH mittlerweile zählt. Zur Koordinierung aller Lehrgänge und Kurse beschäftigt die Yachtschule in Glücksburg auch mehrere hauptamtliche Segellehrer. Einer von ihnen ist Christian, der dem Segeln bereits seit seiner Kindheit tief verbunden ist und sein Wissen Jahr für Jahr an hunderte Segelschüler weitergibt.
Kursteilnehmer können in der Glücksburger Segelschule auch übernachten, genießen zudem Vollpension. Bis zu 190 Personen können hier gleichzeitig untergebracht werden. „Den Kursteilnehmern steht es frei hier bei uns im Haus zu übernachten oder umliegende Pensionen oder Hotels zu nutzen“, berichtet Segellehrer Christian, „die Atmosphäre bei uns im Haus ist aber schon etwas ganz Besonderes.“
Es ist Sommer, neun Uhr morgens, das Haus ist voll, auch außerhalb der Ferien. Vor der großen Halle stehen rund 200 Kinder, Jugendliche, Männer und Frauen, ausgestattet mit Ölzeug und Schwimmwesten. Zwischen ihnen rund ein Dutzend ehrenamtliche Segellehrer. Wie jeden Morgen gibt Christian in dieser Woche allen Kurs-teilnehmern einen Überblick über den Ablauf des Tages. Neben individuellen Kursen, zu denen man sich anmelden kann, bietet die Schule die Möglichkeit Klassenfahrten, Teamevents oder andere Gruppenveranstaltungen zu organisieren. So auch in dieser Woche. „Neben Schulklassen, die hier bei uns eine Woche lang Segeln lernen, führen wir parallel weitere Einsteiger- und Fortgeschrittenenkurse durch.“
Eine Segelwoche in Glücksburg besteht immer aus einer Mischung aus Theorie- und Praxiseinheiten. „Segeln lernt man nicht nur auf dem Wasser“, berichtet Christian, „auch theoretische Elemente wie Wetterkunde, Knotenlehre oder Bootskunde sind elementare Bestandteile eines Segelkurses.“ Anreisen tun die Teilnehmer meist an einem Sonntagabend, man lernt sich und das Haus kennen. Montagmorgen gehts dann zu den Booten, spielt das Wetter mit, dann ist man bereits am Nachmittag das erste Mal auf dem Wasser, ähnlich gehts am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag weiter. „Bei schlechten Witterungsbedingungen bleiben wir an Land, Sicherheit geht immer vor“, so Christian, „ausreichend Alternativen gibt es in unseren Räumlichkeiten an Land selbstverständlich auch.“ Freitags sind oft Ausflüge geplant oder es werden eventuell Prüfungen durchgeführt und abgenommen.
Richtig voll wird es in den Sommermonaten, die Unterkünfte sind dann durchgehend voll belegt, mit Kursteilnehmern und ehrenamtlichen Ausbildern. „Eltern können ihre Kinder in den Sommermonaten bereits ab 7 Jahren zu uns in die Segelferien schicken“, erklärt Christian, „viele von ihnen kommen in den Folgejahren immer wieder und wechseln im Idealfall irgendwann in den Kreis der ehrenamtlichen Ausbilder.“ Segeln verbindet und so wundert es nicht, dass zwischen Kindern und Jugendlichen, aber auch unter den Erwachsenen im Laufe der Jahre tiefe Freundschaften entstehen. „Man lernt sich hier kennen und manchmal sogar auch lieben“, berichtet Christian, „viele verabreden sich, nachdem sie sich hier bei uns kennengelernt haben, für das kommende Jahr erneut um eine Woche gemeinsam zu segeln.“
Vorrangiges Ziel eines Segelkurses bei der Hanseatischen Yachtschule in Glücksburg ist nicht das schnelle Erreichen von Führerscheinen, sondern zum einen „richtig segeln lernen“, aber für Christian geht es noch wesentlich weiter: „Wir bringen den Leuten die Sehnsucht zum Meer und ein familiäres Gemeinschaftsgefühl bei. Trotz der Größe unserer Schule sind das Leben und der Umgang hier bei uns sehr familiär, ehrenamtliche Ausbilder treffen sich auch außerhalb des Segelns, beispielsweise für gemeinsame Skiurlaube.“
Segeln ist Teamwork und dieser Gedanke wird in Glücksburg groß geschrieben. Bis 12 Jahre sind die Schülerinnen und Schüler in der Regel noch allein in einem sogenannten Opti unterwegs, lernen in Gruppen, aber dennoch jeder für sich in seinem Boot, die Grundlagen des Segelns, den Umgang mit Wind und Wellen. Ab 12 Jahren wechseln sie in Boote mit mindestens zwei Personen. „Hier kommt dann erstmals das Crew-Gefühl auf, ein Miteinander“, so Christian, „nur zusammen gelangt man ans Ziel.“ Mit 13, 14 und 15 Jahren geht es für die Jugendlichen dann Jahr für Jahr auf größere Boote, aus einer kleinen Crew wird langsam eine größere.
„Besonders freut es uns immer, wenn uns unsere Schülerinnen und Schüler verbunden bleiben“, so der Segellehrer, „viele kommen auch nach Vollendung ihres 18. Lebensjahres wieder, fangen bei uns als ehrenamtliche Ausbilder an, geben ihr Wissen und ihre Erfahrung dann wiederum an die Kleineren weiter.“ In Glücksburg werden die Grundlagen gelegt, der sichere Umgang mit Material, Wind und Wetter sowie das Erlernen der richtigen Seemannschaft steht im Vordergrund. „Wir erzeugen hier keine Regatta-Leistungssegler“, so Christian, „für den Leistungssport braucht man wöchentliches Training.“
Der DHH ist ein gemeinnütziger Verein, lebt von den Beiträgen seiner rund 16.000 Mitglieder, Kursgebühren und Spenden. Alleine in Glücksburg stehen für Ausbildungszwecke rund 140 Boote aller Größen zur Verfügung. Angefangen vom ganz kleinen Opti, bis hoch zum Flaggschiff X 612 einer 19 m langen Hochseeyacht. „Welcher Lehrgang und welcher Teilnehmer bei uns welches Boot fährt, das hängt auch stark vom Alter und Erfahrungsstand ab“, erläutert Christian, „13-15-jährige Anfänger fahren bei uns ein anderes Boot als der 18-jährige, der zum ersten Mal zu uns kommt.“
Das Revier rund um Glücksburg bietet ideale Voraussetzungen, um Segeln zu lernen. Von Glücksburg aus geht es je nach Kurs für zunächst wenige Stunden raus aufs Wasser, für Tagesausflüge oder auch mal zu längeren Segeltörns. „Jedes Jahr im Frühling schicken wir größere Yachten los, die dann beispielsweise in Frankreich, Spanien, Madeira, Island, Finland oder entlang der Lofoten unterwegs sind. Die Crews wechseln dann an unterschiedlichsten Orten auf der Welt.“ Zwischen 5-8 Schülern, sowie 1-2 Trainer bilden jeweils die Crew, die dann eine oder zwei Wochen unterwegs ist. Die Yachten kehren erst im Herbst wieder von ihrer Staffel zurück.
Neben Kindern und Jugendlichen sind es aber auch viele Erwachsene, die nach Glücksburg kommen um Segeln zu lernen bzw. kommen um ihre Kenntnisse auszubauen. „Nicht nur unsere ehrenamtlichen Ausbilder, sondern auch die Teilnehmer kommen aus dem gesamten Bundesgebiet“, so Christian, „aber auch aus vielen anderen Ländern der Welt reisen Teilnehmer zu uns, um Segeln zu lernen.“ Im Wochenrhythmus finden Kurse für Jugendliche und Erwachsene statt. Reine Frauengruppen oder auch Unternehmen buchen Lehrgänge und Kurse um an Land und auf dem Wasser aktiv zu sein. Voraussetzung für die Teilnahme an einem der Kurse ist eine Mitgliedschaft im Deutschen Hochseesportverband HANSA e.V.
Text und Fotos: Benjamin Nolte