Energie ist kostbar, fossile Brennstoffe sind knapp. Das ist nichts Neues. Relativ neu und im Winter spürbar ist, dass das Ausbleiben von Erdgaslieferungen aus Russland aufgrund der Ukraine-Krise die Situation extrem verschärft hat und die Preise für Holz, Gas und Kohle in die Höhe schießen.
Das werden auch die Flensburgerinnen zu spüren bekommen. Einer von ihnen ist Kevin, derzeit Mitarbeiter im Bereich Logistik. Ruhiger schlafen lässt ihn, dass seine Flensburger Stadtwerke sich für den Winter mit ausreichend verfügbaren Brennstoffen gewappnet haben. Um seine zukünftige Strom- und Heizkostenrechnung macht er sich aber schon so seine Gedanken. 2021 hatte Kevin in seinem Ein-Personen-Haushalt noch eine Stromrechnung i.H.v. 400 EUR. Wie die Rechnung Ende dieses Jahres ausfallen wird, ist ungewiss. Vermutlich um ein Vielfaches höher – genau wie seine Heizkostenabrechnung. Fest steht: Ändern kann Kevin an den Umständen nichts. Den Kopf in den Sand stecken und in den Krisenmodus verfallen kommt für ihn als unerschütterlichen Optimisten aber nicht in Frage. Er hat sich vorgenommen, seine positive Grundeinstellung zu bewahren und das Beste daraus zu machen: Für seine „Mission Possible“ will er an den Stellschrauben drehen, die er selbst beeinflussen kann und seinen eigenen Energieverbrauch grundlegend überdenken. Dazu hat er sich u. a.bei der Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (bequa) und seinen Flensburger Stadtwerken ausgiebig schlau gemacht und möchte die Tipps – viele altbekannte, aber auch einige interessante neue Fakten – gern mit allen Flensburgerinnen teilen.
Statt Krisenmodus „Mission Possible“
Beleuchtung Licht
Dass LEDs stromsparender sind als (Halogen-)Glühlampen, ist ein alter Hut. Wusstet ihr aber, dass sich der Stromverbrauch für die Beleuchtung damit um bis zu 80% reduzieren lässt? Beim Verlassen eines Raumes lohnt sich „Licht aus!“ übrigens auch schon, wenn du einen Raum für nur 5 Minuten verlässt. Durch Zeitschaltuhren für Weihnachtsbeleuchtung kannst du im Vergleich zu ununterbrochenem Betrieb bis zu 75 % der Stromkosten sparen.
Heizkosten sparen!
Wusstest du schon? Pro Grad Raumtemperatur sinkt der Verbrauch an Heizenergie um bis zu 6%. Ich würde mich daher lieber mit einem warmen Pulli und oder einer gemütlichen Decke auf die Couch lümmeln, statt die Heizung auf volle Pulle hochzudrehen. Durch ein höher eingestelltes Thermostatventil wird die Heizung übrigens auch nicht schneller warm. Besser du stellst es nur auf die Stufe, die du benötigst. Auch bei längerer Abwesenheit solltest du die Heizung nie ganz abschalten, sondern in allen ungenutzten Räumen runterdrehen und die Temperatur auf mindestens 15 Grad belassen. Damit sich die Wärme der Heizung im Raum verteilen kann, unbedingt ihre Hüllen fallen lassen: Verkleidungen, lange Vorhänge oder Möbel vor Heizkörpern schlucken bis zu 20 % der Wärme. „Schotten dicht!“ gilt für Türen von beheizten Räumen. Ebenso in der Nacht für Rollläden und Vorhänge, die den Wärmeverlust über die Fenster um etwa 20% verringern. Die Luft ist raus? Gut so…: Gluckernde Heizungen weisen auf Luft in der Leitung hin, die bis zu 15 % Energie kosten kann, daher entlüfte diese besser.
Lüften – aber richtig…
Ohne Lüften geht es nicht, schließlich produziert ein 3-Personen-Haushalt statistisch gesehen bis zu 45 Liter Wasserdampf pro Tag und Schimmelpilz und feuchte Wände will schließlich niemand.
Drei bis vier Mal täglich für zwei bis zehn Minuten bei weit geöffnetem Fenster lüften ist besser als Dauerlüften auf Kipp. Die Heizung solltest du dabei ausdrehen, da sie sich sonst noch stärker erwärmt, um den Wärmeverlust nach draußen auszugleichen. Lasse die Türen zu anderen Räumen geschlossen. Übrigens: Auch bei Regen kann gelüftet werden, sofern es nicht reintropft.
Kochen & Backen
Kochen ohne Deckel verbraucht dreimal so viel Strom. Aber nicht nur der Deckel muss auf seinen Topf passen, der Topf auch auf die Kochplatte. Wenn die Durchmesser nämlich abweichen, gehen bis zu 20% Energie verloren.
Spare Strom und Zeit, indem du gleich zur Sache kommst und den Ofen schon während des Aufheizens zum Garen benutzt! Auch die Nachwärme kannst du nutzen und den Herd/Ofen vor Ende der angegebenen Koch-/Garzeit ausschalten. Beim Reisgaren kannst du bis zu 20 Minuten früher abschalten.
Wichtig ist auch, dass du das richtige Gerät verwendest. Zum Erhitzen kleiner Portionen ist eine Mikrowelle am sparsamsten, bei größeren Portionen sind Herd und Backofen günstiger. Wasser- und Eierkocher sind gute Alternativen zum Herd und sparen 50 % Energie ein. Brötchen vom Toaster statt aus dem Backofen sparen sogar 70 %. Ein Schnellkochtopf spart 30 % und ist ideal für lange Garzeiten.
Damit die Backofentür gut schließt, Gummidichtungen und Rahmen regelmäßig säubern. So bleibt die Wärme da, wo sie hingehört.
Kühl- und Gefriergeräte
Wusstest du, dass 5 Millimeter Eis an der Wand des Eisschranks den Verbrauch um rund 30 % erhöhen? Regelmäßiges Abtauen zahlt sich also aus.
Warme Speisen sollten vor dem Kühlen erst Zimmertemperatur erreichen, damit der Kühlschrank der Hitze nicht entgegenwirken muss. Gefrorenes solltest du dagegen möglichst bei Zimmertemperatur und nicht in der Mikrowelle auftauen. Wenn möglich, sollte dein Kühlschrank nicht in der Nähe von Herd und Sonne stehen. Wenn du allerdings mal 2 Wochen in die Sonne willst, gönne auch deinem Kühlschrank Urlaub und lasse die Tür einen Spalt offen.
Da sich die Energieeffizienz in den letzten Jahren stark verbessert hat, holst du die Kosten für eine Neuanschaffung eines Kühlschranks oft innerhalb weniger Jahre wieder rein.
Wäsche waschen und trocknen
Weniger ist mehr! So sollte dein Motto lauten, wenn es um das Thema Vor- oder Kochwäsche geht. Auf die kannst du meist gut und gern verzichten. Wenn du dann noch deine Wäsche statt bei 60° nur bei 40 Grad wäschst, kannst du sage und schreibe 50 % Strom sparen.
Mehr ist mehr heißt es dagegen, wenn es um die Beladung von Waschmaschine und Trockner geht, denn es genügt eine Handbreit Platz über der Wäsche. Da Wäschetrockner Stromfresser sind, nutze die Kraft der Natur (Sonne und Wind) oder aber gut belüftete Räume zum Trocknen.
Wasser sparen
Wenn du nur so lange duschst wie nötig und während des Einseifens das Wasser abstellst, lässt sich im Vergleich zu einem Bad 2/3 Wasser, Energie und Geld sparen. Mit Sparduschköpfen lässt sich der Wasserverbrauch um bis zu 50 % reduzieren. Mit einer Armatur mit nur einem Hebel sparst du viel ungenutztes Wasser und Energie im Gegensatz zu 2-Griff-Armaturen.
Fernseher, Computer, Notebooks…
Wusstest du schon: Fernseher und Stereoanlage, Computer, Tablet und Drucker, Playstation und DSL-Router verursachen fast ein Viertel des Stromverbrauchs aller Ein- bis Fünf-Personen-Haushalte!
Hier lohnt es sich wirklich, genauer hinzusehen. Aus die Maus statt Stand By sollte daher die Devise lauten. Geräte mit externen Netzteilen sollten von der Steckdose getrennt werden, um keinen Strom zu ziehen. Gut geeignet sind hierfür Steckdosenleisten mit Ausschalter, um mehrere Geräte gleichzeitig vom Strom zu trennen.
Auf deine Einstellung(en) kommt es an: Achte bei Computern, Monitoren und Druckern auf Energiespareinstellungen. Schnellstartfunktionen verbrauchen viel und sollten deaktiviert werden und auch auf Bildschirmschoner solltest du verzichten, da sie bei Flachbildschirmen nicht nötig sind und die Animation viel Strom verbraucht.
Wenn Monitore nicht direkt von Sonnenlicht oder Lampen angestrahlt werden, genügt für gute Sicht eine geringere Helligkeit, welche stromsparender ist.
Ein Desktop-Computer benötigt im normalen Betrieb rund 200 Watt und mehr, ein Laptop mit vergleichbarer Ausstattung und Leistung dagegen kommt mit nur 30 Watt aus. Das spart im Jahr rund 50 EUR Energiekosten.
Mein Special: Gemeinsam statt einsam – kuschelige Heimkinoabende mit Freunden sind nicht nur gut fürs Gemüt. Sie sparen auch Energie- und Heizkosten.
Geschirr spülen
Eine volle Ladung Geschirr mit der Hand zu spülen, verbraucht etwa 46 Liter warmes Wasser, die Maschine hingegen benötigt nur ca. 11 Liter und etwa 1,1 Kilowattstunden. Bequemer ist es obendrein. Geschirr bitte nicht vorspülen, sondern nur von groben Speiseresten befreien und ab in die Maschine.
Reinige die Siebe und Sprühdüsen der Sprüharme regelmäßig. Wähle nur bei sehr stark verschmutztem Geschirr das Intensivprogramm und sonst vorzugsweise die Sparprogramme. Bei der Neuanschaffung lieber Standard-Geräte mit 60 Zentimetern Breite wählen. Sie verbrauchen im Verhältnis weniger Energie als schmale.
Aber nicht nur Kevin, auch andere Akteure bieten Unterstützung in Sachen Energiesparen an, z. B. die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein, die Stadtwerke und die Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (bequa):
Bis zu 350 Euro Ersparnis durch den Stromsparcheck (bequa)
So können Menschen, die Arbeitslosengeld II, Sozial- und auch Wohngeld beziehen, den kostenfreien Stromsparcheck der bequa in Anspruch zu nehmen. Es kommt dann eine Mitarbeiterin und nimmt den aktuellen Stromverbrauch verschiedener Elektrogeräte sowie den Wasserverbrauch auf. Bei einem zweiten Besuch werden kostenlos notwendige Soforthilfen wie Energiesparlampen, schaltbare Steckdosenleisten, Zeitschaltuhren, Wassersparduschköpfe etc. installiert. Ergänzend werden konkrete Tipps zur Einsparung von Strom, Wasser und Heizenergie gegeben. Bis zu 350 Euro sparen die teilnehmenden Haushalte auf diesem Wege im Jahre ein. Auch 100-Euro-Gutscheine zum Erwerb neuer Geräte sind denkbar. Mehre Informationen auf www.bequa.de
Messgeräte leihen
Die Flensburger Stadtwerke halten ebenfalls wertvolle Tipps auf ihrer Website und Messgeräte zum Leihen in ihrem Kundenzentrum in der Nikolaistraße bereit.
Und wenn alle Stricke reißen?
Menschen, die besonders schwer von den aktuellen Kostenerhöhungen betroffen sind und in finanzielle Schieflagen geraten, sollten sich unbedingt beraten lassen. Im Notfall können diese unter Umständen drohende Sperren noch abwenden. Hierfür hat die Stadt Gelder zur Verfügung gestellt. Beratungsstellen sowie weitere Tipps und Infos zum Thema gibt es auch auf flensburg.de/energiesparen
Nachahmer gesucht!
Kevin jedenfalls ist vorbereitet und würde sich freuen, wenn er viele Nachahmer*innen findet, die gemeinsam mit ihm „Zusammen auf Energiesparkurs“ gehen – fürs Portemonnaie, das Klima und seine Stadt.
flj