Der 2. Dezember 2001 steht für eine Zeitenwende an der deutsch-dänischen Grenze. Vor 20 Jahren wurde die Campushalle, die heute den Namen Flens-Arena trägt, eingeweiht. An jenem Tag zog die SG Flensburg-Handewitt von der Fördehalle in die neue Spielstätte um, die aber nicht nur zur Heimat der Handballer wurde. Auch Show, Kultur, Wirtschaft und Bildung nehmen regelmäßig Kurs auf den Campus.

Die Planungen

Lange war um eine neue Mehrzweckhalle in der Region gerungen worden. Hoch im Kurs stand ein Ausbau der Flensburger Fördehalle, aber auch ein Neubau auf der grünen Wiese an der Autobahn bei Handewitt. Der Vorschlag der Universität, eine Halle auf dem Campus zu errichten, entpuppte sich als der entscheidende Kompromiss. Das Finanzkonzept stand: Etwa 70 Prozent der rund 24 Millionen Euro teuren Halle stammten vom Land. Am 6. Oktober 2000 begann der Bau der neuen „Campus-Halle“.

Die Einweihung

Die Bauarbeiten blieben halbwegs im Plan. Einer großen Einweihungsfeier am 2. Dezember 2001 stand nichts im Weg. Nach einem offiziellen Akt mit der Schlüsselübergabe begann ein erster Show-Teil. Die Handball-Tore brachten Mitglieder der Fan-Clubs in den neuen Handball-Tempel. Noch vor dem ersten Anpfiff ein erster Torjubel: SG-Jugendspieler Max Lipp durfte gegen Nationalkeeper Jan Holpert antreten – und traf. Am Abend, nach dem ersten Handball-Match der SG, folgten drei Show-Acts. „Supernase“ Mike Krüger widmete das Lied „Bodo mit dem Bagger“ den vielen Bauarbeitern. Danach legten die dänischen „Olsen Brothers“ und die gewichtigen „Weather Girls“ los.

Zurückhaltung der Spieler

Die Handballer schätzten das Flair der Fördehalle, wo sich alles eingespielt hatte und sie nach den Spielen die Tribüne hochgingen, um mit den Fans zu schnacken. „Wie viele andere waren wir innerhalb der Mannschaft skeptisch, was den Neubau der Campushalle anging“, erinnert sich der damalige Kapitän Jan Fegter. „Die Zurückhaltung wollte sich auch nicht so ganz legen, als wir in der Vorbereitung auf das erste Spiel in der Campushalle trainierten. Es war kalt und ungemütlich, weil auch die Tribünen nicht ausgefahren waren.“ Als die SG Mannschaft zum ersten Spiel in die Halle einlief, war auf einen Schlag alles in Ordnung. Denn nun war die neue Spielstätte mit Licht und Menschen gefüllt. Die „Hölle Nord“ erwachte an einem neuen Standort.

Die ersten Tore

Am 2. Dezember 2001 besiegte die SG den ThSV Eisenach mit 30:22. Nach exakt zwei Minuten und 14 Sekunden hatte der Ball zum ersten Mal im Netz gezappelt: das 0:1 für die Gäste aus Thüringen durch Preben Vildalen. „Im Spiel habe ich mir nichts dabei gedacht“, sagte der Norweger zehn Jahre später. „Nach dem Abpfiff bin ich aber mehrmals auf das Tor angesprochen wurden. Da wusste ich, das ist etwas für mein weiteres Leben.“ Das erste Erfolgserlebnis der SG ging auf die Kappe von Thomas Knorr. „Eine schöne Randnotiz“, meint die ehemalige Nummer 20. „Die neue Halle war ein Meilenstein für die SG und wird noch lange stehen.“

Bildungsauftrag

Die Erstsemester der Hochschule und der Universität betreten die Flens-Arena, bevor sie einen Hörsaal oder ein Labor sehen. Seit vielen Jahren findet zum Auftakt eines Wintersemesters die Begrüßung der neuen Studierenden auf dem Handball-Parkett und den Rängen statt. Wegen der Corona-Pandemie lagerte die Hochschule zuletzt auch Prüfungen auf das Spielfeld aus. „Unter Berücksichtigung der Hygiene- und Abstandsregelungen können wir die Prüfungen nicht in unseren eigenen Gebäuden durchführen“, hieß es.

Hallen-Streit

Im November 2011 entzündete sich ein Schlagabtausch zwischen dem Betreiber „Förde Show Concept“ und der SG. Argumente wurden teilweise leidenschaftlich und mit persönlichen Nadelstichen ausgetauscht, immer häufiger über die Medien. In Pressemitteilungen legten beide Parteien ihre Sichtweisen zum vorliegenden Mietvertrag dar. Die Rahmenbedingungen wurden völlig unterschiedlich interpretiert. Die Endsummen klafften um rund 150.000 Euro pro Saison auseinander. Erbittert wurde debattiert, ob Kosten für Sonder-Parkplätze, besondere Werbeflächen und den VIP-Bereich eingerechnet werden könnten. Der Bundesligist befürchtete eine jährliche Mehrbelastung von 85.000 Euro, schlechtere wirtschaftliche Bedingungen und den Einstieg in eine „Abwärtsspirale“, die Zuschauer, Sponsoren und sportliches Renommee kosten würde. „Wir müssen erhöhte Kosten weitergeben, haben es aber mit einer SG zu tun, die nur nehmen, aber nicht geben will“, erklärte FSC-Geschäftsführer Peter Thomsen, während die Handballer mit einer Abwanderung nach Neumünster drohten. Nach einigen Monaten wurde man sich doch einig.

Sponsoring

Rund zehn Jahre lang zierte das Sparkassen-S den Schriftzug der „Campushalle“. Am 14. November 2012 erfolgte die Umbenennung in Flens-Arena. „Eine Sparkassen-Arena kann überall in Deutschland stehen, eine Flens-Arena nur in Flensburg“, strahlten Vertreter der Hallen-Besitzgesellschaft und der Flensburger Brauerei.

Show-Charakter

Die Flens-Arena war schon Schauplatz vieler Versammlungen und Messen. Die Ehrlich Brothers inszenierten ihre magische Show. Musik-Stars wie Bob Dylan, Santiano, Ringo Starr, Helene Fischer, die Toten Hosen oder Die Ärzte gaben vor tausenden Fans ihre Visitenkarten ab. Die Sport-Fans erfreuten sich nicht nur an Handball, sondern auch an Hallen-Fußball und einem Tennis-Schaukampf zwischen Boris Becker und Michael Stich.

Handball-Fakten

Bis Ende Oktober bestritt die SG insgesamt 480 Pflichtspiele in der „Hölle Nord“. Nur 53 Partien gingen verloren. Die SG erzielte 15.240 Tore und kassierte 12.475 Gegentreffer. Insgesamt strömten über 2,5 Millionen Zuschauer in die Flens-Arena. Drei Titel wurden in der „Hölle Nord“ errungen: die Meisterschaften 2004 und 2018 sowie der Europacup der Pokalsieger.

Der Umbau

Geplant ist die Zuschauer-Kapazität zu erhöhen. Der Hospitality-Bereich und der Kabinentrakt sollen optimiert werden.
„Es wurden sechs Millionen Euro aus Kiel zugesagt“, berichtet SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke. „Doch der Bewilligungsbescheid ist bei der Besitzergesellschaft, die Stadt und Kreis bilden, immer noch nicht eingegangen.“ Und je länger man wartet, desto weniger kann man angesichts von Inflation und Steigerung der Baukosten mit dieser Summe anfangen.

Text und Fotos: Jan Kirschner

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