Kaum eine Anlageklasse hat sich 2022 so gut entwickelt wie Immobilien und Gold. Doch nicht nur Investoren haben gute Gründe, das gelbe Edelmetall zu horten, sondern auch Staaten. So könnte der wahre Run noch bevorstehen und nicht wenige Experten halten eine Verdoppelung oder Verdreifachung des Preises für realistisch.
Im Jahr 2022 sieht sich die Weltwirtschaft mit der größten Belastungsprobe seit den 1970er Jahren konfrontiert. Jetzt geht es nicht mehr vordergründig um die gehypten Kryptowährungen oder NFTs. Es geht um die älteste Anlageklasse überhaupt: Gold.
Das Edelmetall hat sich als äußerst wertstabil erwiesen. Fast schon wider Erwarten. Denn noch 2021 hatten einige Beobachter, nicht unumstritten, Gold seine positive Marktkompetenz abgesprochen, Krisenwährung und Vermögensschutz in schwierigsten Zeiten zu sein. Schließlich war in den vergangenen Jahren mit Bitcoin ein mächtiger Konkurrent aufgetreten, der von seinen Anhängern als „das Gold des 21. Jahrhunderts“ gepriesen wurde.
Doch sind Bitcoin und andere Kryptowährungen bestenfalls nur als Ergänzung zu anderen Invest-ments geeignet und haben zudem dieses Jahr massiv an Wert verloren. Der Goldpreis hingegen steigt. Anfang Mai 2022 steht das Edelmetall gerechnet rund vier Prozent höher als zum Jahresanfang. Da der Dollar gegenüber dem Euro deutlich an Wert gewonnen hat, beträgt das Plus aus hiesiger Sicht fast zwölf Prozent. Zugleich ist die Nachfrage nach Gold als Investment im ersten Quartal 2022 um mehr als 30 Prozent gestiegen.
„Geopolitische Krisen haben das Interesse der Anleger für Gold wiederbelebt“, urteilen auch die Analysten des World Gold Council und spielen hauptsächlich auf den russischen Einmarsch am 24. Februar 2022 in die Ukraine an. Diese Invasion stürzte globale Ökonomie in eine Energiekrise. Als Folge vervielfachten sich die Preise für Erdgas und andere wichtige fossile Brennstoffe binnen weniger Wochen.
In diesem Zusammenhang erlebt die westliche Welt den größten Inflationsschub seit vier Jahrzehnten. In Deutschland betrug die Teuerung im April 7,4 Prozent, die USA verzeichneten im Frühjahr einen Anstieg der Verbraucherpreise um 8,5 Prozent.
Eine vergleichbare Teuerung geht zurück auf die 1970er- und frühen 1980er- Jahre. Seinerzeit eilte der Goldpreis von einem Rekord zum nächsten. In den westlichen Staaten sicherten sich die Haushalte in großem Stil mit Münzen und Barren gegen den Kaufkraftverlust ab. Wohl dem, der es damals getan hatte.
Denn zwischen 1971 und 1980 kletterte der Unzenpreis von circa 42 auf 850 Dollar – ein Anstieg um den Faktor 20. Gold wird traditionell in „Gold je Feinunze“ gehandelt. Eine Feinunze entspricht 31,1 Gramm.
Es sind jedoch nicht nur private Anleger, die Gold 2022 wiederentdeckt haben. Auch Regierungen verfolgen die Geschehnisse des Jahres 2022 ganz genau. In Reaktion auf den Angriffskrieg haben die westlichen Staaten Guthaben der russischen Zentralbank eingefroren. Der Kreml kann somit über einen großen Teil der Devisenreserven nicht mehr verfügen.
Dadurch können auch andere Akteure sich veranlasst sehen, ihre Goldbestände aufzustocken. Dies wiederum könnte die Goldnachfrage der Zentralbanken und anderer Institute und Anleger weltweit anschieben.
Ein relativ geringer Anstieg des Gold-Anteils an den globalen Finanzanlagen – zum Beispiel auf zwei Prozent – könnte zu einer Verdoppelung der Nachfrage und damit des Unzenpreises führen. Insgesamt haben Zentralbanken zwischen Januar und März mehr als doppelt so viel Gold gekauft wie im Vorquartal, so dass die staatlichen Gold-reserven in den ersten drei Monaten des Jahres 2022 um mehr als 84 Tonnen aufgestockt wurden.
Die Risiken der Goldrallye
Doch die Goldrallye hat auch Risiken, wenn auch kalkulierbare. Aktuell profitiert das gelbe Metall von der hohen Inflation und den niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten. Da die amerikanische Zentralbank ihre Geldpolitik aber weiter straffen wird, ändert sich auch die Zinssituation.
Dann könnte auch die Attraktivität der unver-zinsten Anlageklasse Gold leiden. Anfang Mai 2022
warfen zehnjährige US-Staatsanleihen knapp drei Prozent ab. Das bedeutet eine Rendite von mehr als fünf Prozent unterhalb der Inflationsrate.
Gold als „Schmuckmetall“
Auch eine Konjunkturabkühlung in Asien hätte negative Auswirkungen. Dort wird Gold als „Schmuckmetall“ nachgefragt und hat so auch einen Wohlstands- und Vorsorgeaspekt. Im Schmucksegment ist die weltweite Nachfrage nach Gold im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent gefallen, hauptsächlich aufgrund der geringeren Nachfrage in China und Indien.
Die anfänglich gute Entwicklung in China während der dortigen Neujahrsfestzeit ist durch neue Corona-Ausbrüche gedämpft worden. Im Sinne ihrer Zero-Covid-Politik verhängte die chinesische Regierung strikte Lockdowns, was die Konjunktur in der größten asiatischen Ökonomie dämpfte.
Wie attraktiv Gold also als Investment bleibt, wird auch davon abhängen, wie sich die Supermächte künftig verhalten: So wäre die Kombination von rapide steigenden Zinsen in den USA und einem Einbruch der Wirtschaft in China dem Edelmetall wenig zuträglich. Abgesehen davon gilt Gold weiterhin als ein Investment der Stunde und gehört neben der Immobilie als Kapitalanlage, nicht zuletzt als steuerlich hoch interessanter Sachwert, in jedes Anlegerdepot.
Hinweis
Eine exklusive Informationsveranstaltung zum Thema „Inflation über 7 Prozent: Immobilien und Edelmetalle als Kapitalanlage“ findet am 28.06.2022 um 18:30 Uhr im Hotel Das James, Fördepromenade 30, 24944 Flensburg, statt. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an Lars Pommerening (lars.pommerening@compexx-vertrieb.de). Sie erhalten dann eine persönliche Einladung.