Sie ist ein Kind des Flensburger Hafens, hat eine spezielle Beziehung zu allem, was mit Wasser zu tun hat und/oder was sich im sowie am Wasser befindet. „Ich bin eine Flensburger Deern, aufgewachsen am Hafen und dort auch groß geworden“, beschreibt sie treffend ihre ersten Lebensjahre, ihre Kindheit und Jugend. Das Flensburg Journal unterhielt sich mit Susanne Hoop, ihres Zeichens ein ausgesprochenes „Hafenkind“: „Mein Leben in den ersten Jahren und Jahrzehnten glich eher einem „Verschiebebahnhof“ – wobei ihr persönliches „Bahnhofsareal“ alles an, in und neben der Flensburger Straße „Schiffbrücke“ betraf.  

Susanne Hoop – ein besonderes Flensburger Hafenkind
Das erste Zuhause an der Schiffbrücke

Hart ist das Leben an der Küste …

Den Satz kann man wohl unterschreiben, zumindest im Fall des persönlichen Werdegangs von unserer Protagonistin Susanne Hoop. „Tatsächlich bin ich in der Diako auf die Welt gekommen. Als ich mich bei meiner Mutter zur Geburt ankündigte, hat uns mein Vater schnell mit seinem alten Volkswagen „Käfer“ in die Klinik raufgefahren und am Eingang abgesetzt, das Auto anschließend beim damaligen Schrottplatz Klimek auf dem Hof abgestellt, und sich schließlich gleich zu seiner Lieblingstätigkeit davongemacht: zur Seefahrt.

Er war eigentlich ein guter und harmoniebedürftiger Mensch, wollte aber selber nicht mit den ganzen Dingen konfrontiert werden, die „eigene Familie“ so mit sich bringt: Geburt, Kinder, Haushalt, und alles was dazugehört waren ihm ein Gräuel“, weiß Susanne zu erzählen. „Das hat er wohl auch schon bei meiner älteren Schwester so gehandhabt. Aber meine Mutter war ja zum Glück nicht allein mit uns beiden Töchtern: Unter unserem Dach in der Schiffbrücke 19 haben wir mit mehreren Generationen auf recht beengtem Raum zusammengelebt: Urgroßmutter, Großmutter, Eltern – sprich meistens Mutter, und wir beiden Kinder!“

Susanne Hoop – ein besonderes Flensburger Hafenkind
Als begeisterte Motorradfahrerin

Das Haus Schiffbrücke 19 hatte einst der Urgroßvater Claus Hansen gekauft, im gleichen Hause seinen gleichnamigen Geschäftsbetrieb geführt – eine Schiffsausrüstung, und gleichzeitig mit der Familie gewohnt. „Meine Mutter war eine geborene Hansen, hieß nach ihrer Heirat allerdings Schewelies, so lautet natürlich auch mein Mädchenname.“

Die Kindheit an Schiffbrücke 19 und 33

Die kleine Susanne Schewelies wurde wie ihre sechs Jahre ältere Schwester praktisch im Laden des Urgroßvaters groß. „Es war ein altes Haus, im Winter froren die Fensterscheiben von innen zu, Kälte und Feuchtigkeit durchdrangen die Wände, wir schliefen auf unbequemen Seegras-Matratzen, die Toilette war auf dem Hinterhof – im Winter war der „Klogang“ immer ein Angang, ein echtes Abenteuer. Natürlich hatten wir einen Kohlenofen in der Stube, die dafür benötigten Kohlen kauften wir in der Neuen Straße, gleich um die Ecke. Besonders in der dunkleren Jahreszeit von Herbst bis ins Frühjahr hatten wir als Bewohner der Schiffbrücke oft mit Hochwasserlagen zu tun, dann wurden uns von Bekannten die Lebensmittel schon mal mit dem Ruderboot direkt ans Haus gebracht“, hat sie durchaus noch den einen oder anderen kalten Gedanken an so manchen frostigen, oder auch stürmischen Küstentag an der Flensburger Binnenförde.

Susanne Hoop – ein besonderes Flensburger Hafenkind
Auch im Urlaub wird geangelt

Einige Jahre später zog die Familie um, ein paar Häuser weiter in die Schiffbrücke 33. Der Geschäftsbetrieb in Nr. 19 wurde abgewickelt, letzte Aktivitäten einschließlich der Arbeiten im Zolllager-Transit, das sich in den heutigen Räumen des Schifffahrtsmuseums befand. Durch den Umzug einige Häuser weiter änderte sich allerdings nur wenig im Alltagsleben der Familie. „Die „Alexandra“ fuhr weiterhin regelmäßig im Linienverkehr vorbei und hupte speziell für uns beim Passieren unseres Hauses. Im Sommer unternahmen wir oft Ausflüge mit der „Alex“ oder auch zum nahe gelegenen Ostseebad, dorthin meistens mit der Straßenbahn. Zur Ausflugsroutine gehörte am Ostseebad stets das obligatorische Eis für uns Lütten, das dort an einem mobilen Verkaufsstand angeboten wurde.“ 

Susanne Hoop – ein besonderes Flensburger Hafenkind
Weihnachtsfeier Werft

Mein Vater war ein Unikum

„Mein Vater war berufsbedingt meistens auf Achse. Entweder fuhr er monatelang zur See, oder war später oft an Land als LKW-Fahrer in ganz Europa unterwegs. Vor seiner Fernfahrerzeit war er hier vor Ort im Einsatz für das stadtbekannte Handelsunternehmen von Hermann G. Dethleffsen – für den er auch oft genug private Touren unternahm.

Im Jahre 1739 gründete der Kaufmann Christian Dethleffsen ein Handelshaus für den Westindienhandel, das sich später auch für den Handel und die Herstellung von Spirituosen und Holz öffnete. 1871 erfolgte die Realteilung in den Holz- und Baustoffhandel einerseits und in das Spirituosengeschäft Herm. G. Deth­leffsen andererseits. Mit dem Erwerb der Markenrechte und der Rezeptur von „Bommerlunder“ wird ab 1907 das Spirituosengeschäft ausgeweitet.

Susanne Hoop – ein besonderes Flensburger Hafenkind
Auch beim Angeln gibt es Pokale zu gewinnen

Susannes „Vatern“ war als Privatchauffeur zunächst bei dem Firmenzweig „Spirituosen/Bommerlunder“ beschäftigt. Als LKW-Fahrer (mit dem Sattelschlepper) war er auch für die Firma Dethleffsen (Chr. Dethleffsen) unterwegs, aber im Baustoff- und Holzhandel tätig. „Dann bekam er meistens von Mutter mich als kleines Mädchen zum Aufpassen aufs Auge gedrückt. Einmal hatte er eine größere Ladung Holz von Flensburg nach Sylt zu transportieren. Da er das mit einer Fuhre jedoch nicht schaffte, hat er mich kurzerhand einfach beim Bauherrn Gunter Sachs abgegeben, der als einer der ersten Promis dort ein eigenes Anwesen bewohnte.

Auf längeren Touren nahm Vater mich oft mit. So hat er dann später auch mal einfach so in meiner Anwesenheit mit Peter Maffay ein Bier auf einem Autohof getrunken und geklönt, allerdings ohne zu wissen, wer ihm da gegenübersaß… Mein Vater hatte, genau wie ich heute auch, keinerlei Berührungsängste. Sein Motto lautete stets: Prominente sind doch auch nur Menschen! Dafür habe ich ihn immer bewundert!“

Apropos eigene Familie: Die kann auch schon mal nützlich sein: „Als Berufskraftfahrer genoss mein Vater einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Meine Oma war damals beruflich im KBA tätig, und soll – so wurde es in unserer Familie immer wieder gern erzählt, die eine oder andere Anzeige oder Ordnungswidrigkeit gegen ihn unter den Tisch fallengelassen haben …“ 

Susanne Hoop – ein besonderes Flensburger Hafenkind
Susanne packt stets mit an

Und Susanne weiß heute: „Mein Vater hätte es gern gesehen, wenn ich ein Junge geworden wäre. So behandelte er mich manchmal auch, nahm mich als halbwüchsiges Mädchen einfach zum Boxclub „Sparta“ mit, wo er für den Ringaufbau zuständig war. Boxen war damals ein Sport, der nicht so gut angesehen war – es gab noch keine Sponsorenverträge oder andere finanzielle Zuwendungen für die Sportler. Vater besorgte mir sogar Boxhandschuhe, und ließ mich unter der Obhut von Erwin Pophal trainieren – für Mädchen damals völlig ungewöhnlich. Vater war in Flensburg an der Küste als „Hans Dampf in allen Gassen“ bekannt, ein gern gesehener Gast in den vielen Kneipen wie „Silberquell“ und „Schinkenklause“.“

Die Geschäfte in unserem Dunstkreis

„Mein Vater kannte in unserem Quartier „Gott und die Welt“, kam mit jedem bestens zurecht. Wir bezogen unsere Medikamente und Arzneien in der Schwanen-Apotheke, Obst holten wir aus dem Hamburger Fruchtlager, Brot und Torten gab es in der Neuen Straße und in der Norderstraße, bei Hentschel (dem Höker) in der Norderstraße konnte man die Brotpudding- oder auch Kohlpuddingformen kaufen (einst ein sehr beliebtes norddeutsches Gericht). Spielzeug für uns Lütten besorgte er bei Hansi Schulz, zum Friseur gingen wir zum legendären Harald Meyer – beides übrigens Vaters beste und engste Freunde! „Bonscher“ gab es bei Anni Twist oder Teddy Koppe, Brause wurde von der Firma Ebsen geliefert.

Susanne Hoop – ein besonderes Flensburger Hafenkind
Vor dem Schweißen…

Die Eltern von Mutters Schulfreundin Ilse Beutnagel hatten auch eine Brausefabrik am Herrenstall. Wir waren auch oft im Kaufhaus Uldall an der Ecke Schiffbrücke/Norderfischerstraße, zu dem wir jedes Frühjahr gingen, um die Federbetten auffüllen zu lassen (auch typisch Flensburg). Bier bekamen wir natürlich von der Flensburger Brauerei, die damals auch „privat lieferte“. Übrigens haben wir Kinder mit den gesammelten Kronkorken damals „Pintschern“ auf den vielen Hinterhöfen gespielt (ein Spiel, das die Kinder heute wohl nicht mehr kennen: den Korken einfach so nahe wie möglich gegen und an eine Wand werfen). Struckmann hieß ein recht bekannter Kurzwarenhändler an der Ecke Neue Straße/Norderstraße, von dem mir bis heute der Spruch „Ich habe zu wenig Geld, als dass ich mir etwas Billiges kaufen kann“ in Erinnerung blieb – auch sehr prägend für mein Leben. Ein besonderer Feiertag war für uns Mädels immer dann angesagt, wenn wir zum Eis­essen zu „Cortina“ mitdurften.“

Susanne Hoop – ein besonderes Flensburger Hafenkind
… Maske aufsetzen

Das familiäre Umfeld 

„Meine Urgroßmutter brauchte übrigens keinen Gehstock (heute wäre es wohl ein Rollator): Sie konnte sich ja ebenso gut an der Sportkarre festhalten, mit der sie mich als Kleinkind häufig durch die nähere Nachbarschaft schob. Überhaupt musste sich niemand um uns kleine Mädchen Sorgen machen, wir hatten nämlich äußerst qualifizierte Aufpasser: Oft genug wurden wir mal stundenweise bei Massimo oder auch bei Iwan mit der Hakenhand (der damit wie ein Pirat aussah) abgegeben. Beide wohnten in unmittelbarer Nachbarschaft im „Oluf“ und waren stadtbekannte Zuhälter, bei denen wir sicher wie in Abrahams Schoß waren – beide auf ihre Art herzensgute Kerle, die uns Lütten sofort in ihr Herz geschlossen hatten.

Nicht ganz so viel wusste meine ältere Schwester mit mir anzufangen, wenn sie mal auf mich aufpassen musste. Sie hat mich dann gern nebenan beim Rumhaus Sonnberg auf die vor dem Haus stehenden Rumfässer gesetzt. Überhaupt war der gesamte Bereich einschließlich der Hafenkante unser natürlicher Spielplatz. Bei den Muschelfischern habe ich oft genug von den dort beschäftigten Männern und Fischern selbst gebastelte Muschelketten geschenkt bekommen, die ich mir stolz umhängte. Als kleines Mädchen bekam ich sogar jedes Jahr einen eigenen Geburtstagskuchen von einer „Dame“ aus dem Oluf-Samson-Gang spendiert.

Susanne Hoop – ein besonderes Flensburger Hafenkind
Das glückliche Hochzeitspaar

Mein damaliger Lieblingskuchen hieß „Schwarzer Peter“ (oder auch kalter Hund genannt), den ich am liebsten ganz allein gegessen hätte.“ Und sie ergänzt: „Meine Mutter hatte einst beim Rumhaus „Pott“ eine Lehre gemacht und anschließend noch eine Zeitlang dort gearbeitet, nach der Heirat jedoch aufgehört und daheim den Haushalt geführt. Gelegentlich hat sie später noch mal nebenan bei Pott stundenweise gearbeitet – allerdings immer nur heimlich, denn unser Vater durfte davon nichts wissen.“

Heimlichtuereien waren in der Familie nicht unüblich: So war eine Oma väterlicherseits in den 30er Jahren als Artistin beruflich unterwegs (damals ein Skandal), bevor sie anschließend auf der Germania-Werft in Kiel gearbeitet hat und später als Stewardess zur See gefahren ist. Auch soll es irgendwie eine uneheliche Tochter in Flensburg gegeben haben. Bevor die Oma beim KBA anfing, half sie im Familienbetrieb mit, bediente viele Stammkunden wie die „schwarze Gang“ (die Zöllner), verkaufte selbstgerösteten Kaffee und selbstgerollte Zigarren – unter anderem an den Peco-Kaffee-Vertreter, der damals regelmäßig in der Schiffsausrüstung Hansen verkehrte.

Die Schulzeit

„Nach der Kindergartenzeit am Nordertor rief irgendwann die Schule, der Ernst des Lebens begann für mich mit der Einschulung in die Schule Ramsharde. Nach der Volksschulzeit wurde ich umgeschult an die Hebbelschule (heute Comeniusschule), schloss dort meine Schulzeit mit der Mittleren Reife ab.“

Susanne Hoop – ein besonderes Flensburger Hafenkind
Im Schwedenurlaub

Susanne erinnert sich: „Bei uns zu Hause wurde fast nur „Plattdeutsch“ gesprochen – wie auch in unserem gesamten Dunstkreis. Ich habe natürlich in der Schule nicht nur Platt gesprochen, sondern hatte mich auch beim an der Küste üblichen „Petuh“ und teilweise dem Dänischen bedient – was bei unserer teils dänischen Verwandtschaft nahe lag. Meine Mutter war wohl damals die Einzige, die versucht hat mir Hochdeutsch beizubringen. Zu Hause hatten wir oft Besuch, viele meist dänische Bekannte und Verwandte kamen zum Kartenspielen und zum „Kaffeesieren“ – wie Oma es nannte.

In der Vorweihnachtszeit freute ich mich ganz besonders darauf, dass das örtliche Schnellbootgeschwader aus dem Stützpunkt zu uns rüber verlegte, dabei sogar den Nikolaus an Bord hatte, der den Kindern „Bonscher“ und kleine Geschenke im großen Sack mitbrachte – und zur Abschreckung eine Rute dabeihatte. Auf dem Südermarkt spendierten die Eltern auch schon mal ein Los der großen Weihnachtslotterie – gewonnen haben wir leider nie. Übrigens war für mich ein Wechsel auf eine dänische Schule nicht erlaubt, weil: Zu der Zeit bekam man anschließend keine Lehrstelle – wie es bei uns hieß…. Und der dänische Schulabschluss war damals nicht so gut angesehen.“

Als Erwachsene war Susanne später dann sogar mit Freude im plattdeutschen Verein aktiv. Dort traf sie ihren ehemaligen Schuldirektor Adolf Knottnerus-Meyer wieder, der in jenem Verein mittlerweile „Ehrenmitglied“ war. „Dieser Pädagoge war als Direktor sehr streng. So mussten wir Schüler immer aufstehen, sobald er den Raum betrat. Wenn ich im Unterricht mal wieder Platt sprach, sagte er immer: Plattdeutsch ist die Sprache der Kinder von der Straße. Wir sind hier in einer deutschen Schule, also wird hier nur Hochdeutsch gesprochen – das waren klare Ansagen! Soweit zum einstigen Verfechter der hochdeutschen Sprache …

Susanne Hoop – ein besonderes Flensburger Hafenkind
Hochzeitsgaben

Unsere damalige Erziehung ist mit der heutigen kaum zu vergleichen“, weiß Susanne. „Auch zu Hause wurden wir oft genug mit markigen Sprüchen erzogen, wie etwa: „Solange Du noch die Füße unter meinen Tisch stellst“, oder „Wenn Du nicht artig bist, kommst du am Ende sogar noch ins Frauen-Gefängnis im Südergraben.“  (die heutige Justizvollzugsanstalt)

Susanne wird erwachsen

Sie war – nicht zuletzt auch durch das Verhalten des Vaters – in mancher Hinsicht eher ein Junge als ein Mädchen. Schon in jungen Jahren interessierte sie sich brennend fürs Angeln. „Ich bin ja am Hafen direkt am Wasser hauptsächlich mit Jungs aufgewachsen – da war es ganz normal, dass man sich fürs Angeln begeisterte.  Zudem kannte ich mich mit Fisch bereits gut aus, hatte meine Oma mich doch häufig zum Heringe kaufen zu „Butendeich“ geschickt. Ich habe dann natürlich später auch selbst Heringe geangelt und diese zuhause abgegeben, das Geld dafür aber kassiert. Oma tat so, als hätte sie das nicht mitbekommen, doch ich glaube, dass sie es gewusst hat“, schmunzelt Susanne beim Erzählen.

Susanne Hoop – ein besonderes Flensburger Hafenkind
In China auf der Werft…

Mit 12 Jahren machte sie ihren Angelschein, ist seitdem mit dem „Angel-Gen“ infiziert und mittlerweile seit über 40 Jahren im örtlichen Angelverein „ASV Petri Heil“ ehrenamtlich engagiert und dort sehr aktiv, inzwischen als 2. Vorsitzende des Vereins. „Meine Mutter hätte es übrigens lieber gesehen, wenn ich einen damals üblichen Tanzkurs belegt hätte.“ Die Mittlere Reife hatte sie mit 16 Jahren in der Tasche, doch galt damals noch eine Schulpflicht bis zum Alter von 18 Jahren. „Ich besuchte deshalb zur Überbrückung die „Puddingakademie“ (eine Art Berufsschule) in der Straße Am Pferdewasser, bis es soweit war, dass ich endlich meine ersehnte Lehrstelle bekam.“

Susanne trat ihre Lehrstelle bei der Flensburger Werft an, die seinerzeit zur Harmstorf-Gruppe gehörte. Sie startete eine Ausbildung zur technischen Zeichnerin/zum Schiffsbauer und fand schnell Gefallen an dieser Tätigkeit. „Anfangs hatten die für mich dort noch keinen eigenen Arbeitsplatz im Büro, doch ich war schon längst eine begeisterte und gute Handwerkerin, hatte das Schweißen von einem guten Freund gezeigt bekommen und wusste deshalb wie es geht. So fühlte ich mich auch bei der praktischen Arbeit an Schiffen und Schiffsteilen auf dem Außengelände pudelwohl“, erzählt Susanne. Nach dreijähriger Lehrzeit schloss sie die Prüfung in Husum mit einer sehr guten Note erfolgreich ab.

Susanne Hoop – ein besonderes Flensburger Hafenkind
… und Land und Leute entdecken

Nach der Lehrzeit arbeitete sie eine Zeitlang bei der hiesigen Maschinenfabrik Gubisch, bis diese leider in Konkurs ging. Sie machte aus der drohenden Arbeitslosigkeit das Beste für sich, meldete sich umgehend an der Flensburger Fachoberschule an und legte dort erfolgreich das technische Fachabitur ab. Anschließend jobbte sie einige Monate lang im hiesigen Stadtarchiv, bevor sie wieder eine Anstellung an der Flensburger Werft fand.

Privates Glück stellt sich ein

Auf der Werft hatte sie auch ihren zukünftigen Ehemann Manfred Hoop kennengelernt, der dort als Ingenieur arbeitete. Anfangs waren sie „nur“ gute Kollegen, er fungierte sogar als einer ihrer Ausbilder.

Susanne Hoop – ein besonderes Flensburger Hafenkind
Susannes Sportheimat ist der PSV

Es dauerte eine ganze Zeit, bis sie irgendwann zueinander fanden, sogar ein Paar wurden, und dann im Jahr 1989 heirateten. Wie es sich für zwei Werftangehörige gehört, feierten die beiden sogar im noblen Schiffbauerzimmer der Werft – dort, wo sonst Empfänge der Chefetage nach Schiffstaufen stattfanden. „Wir feierten dort sehr schön und nach unseren eigenen Vorstellungen, der Sektempfang und die anschließende Hochzeitsfeier haben wir beide noch in bester Erinnerung“, lächelt Susanne Hoop, geborene Schewelies.

„Als meine Eltern dann von der Schiffbrücke wegzogen, zog Oma zunächst zum Hafermarkt, dann später zur Westerallee, meine Eltern fanden eine Wohnung im Drosselweg, ich wohnte später dann zunächst bei meinem Mann in der Duburger Straße. Mein Mann und ich zogen kurzzeitig in den Drosselweg. Doch es dauerte nicht lange, bis uns ein tolles Grundstück von einem Kollegen der Werft zum Kauf angeboten wurde: in der Michelsenstraße, in unserem bevorzugten Stadtviertel. Wir erwarben es umgehend und waren begeistert, und ein Jahr nach der Hochzeit bauten wir uns unser eigenes Haus auf besagtem Grundstück – in der Michelsenstraße sind wir heute noch glücklich und zufrieden zuhause.“

Die mittleren Lebensjahre und die Berufskarrieren

Die Hoops halfen fleißig mit beim Hausbau und bei der Kultivierung des großen Gartens. „Es war zwar teils anstrengend, aber wir beide mochten gern „handwerkern“, empfanden die Arbeit eher als Vergnügen – wir hatten ja auch ein erstrebenswertes Ziel vor Augen.“

Nach endgültiger Fertigstellung des Eigenheims genossen sie das Leben ebendort. „Doch inzwischen waren meine Eltern „in die Jahre“ gekommen, ich pflegte zunächst jahrelang meinen Vater, der auf gar keinen Fall in ein Altersheim gehen wollte. Auch meine Mutter bekam mit zunehmendem Alter gesundheitliche Probleme, wurde schwer herzkrank. Sie hatte sogar das große Glück, ein neues Herz zu bekommen. Die Herztransplantation fand in Berlin statt – das war damals für die ganze Familie eine aufregende und schwere Zeit.“

Susanne Hoop – ein besonderes Flensburger Hafenkind
Es gibt immer was zu tun

Susannes Ehemann hatte sich beruflich mittlerweile verändert, arbeitete nicht mehr um die Ecke auf der Flensburger Werft. Manfred Hoop wechselte zu dem weltweit tätigen „Lloyd`s Register“ – das ist eine Art „TÜV für Schiffe“. Als Gutachter war es seine vordringliche Aufgabe, die herausgegebenen Bauvorschriften für Schiffe auf Einhaltungen zu überprüfen. „Er war zunächst für die Begutachtung von Containerschiffen und Fähren und später für Mega-Yachten und Sportboot-Richtlinien eingesetzt, war außerdem auch als Mitglied im DIN-Ausschuss tätig. Zu seinem Job gehörten auch neben vielen anderen Dingen Baumusterprüfungen und Glasteste bei den Herstellern.

Für „Lloyd`s Register“ ist er weltweit viel unterwegs gewesen“, denkt Susanne an jene Zeit zurück. „Aber auch ich bin viel auf dem Planeten herumgekommen, habe im Auftrag meiner Werft unter anderem monatelang auf Malta und sogar in China gearbeitet. Mein Mann war und ist für mich immer ein Vorbild gewesen. Er war in einem verantwortungsvollen und fordernden Beruf tätig – was bei seinem schulischen Werdegang nicht selbstverständlich war: Ursprünglich hatte er nur den „Volksschulabschluss“ vorzuweisen, anschließend als Beruf Holzbootsbau gelernt, danach noch studiert und seinen Ingenieur gebaut. Er hat wie ich stets lösungsorientiert gedacht und gearbeitet.“

Susanne Hoop – ein besonderes Flensburger Hafenkind
Eine Leidenschaft: Der eigene Garten

Ihr Leben der letzten etwa zehn Jahre

Susanne hätte selbst in ihrem Beruf Karriere machen können, noch häufiger weltweit tätig sein können. „Den Freiraum hätte mein Mann mir natürlich eingeräumt, doch ich entschied mich letztlich dafür, mehr zu Hause sein zu wollen, mich lieber um die vielen Freunde, Verwandten und Bekannten kümmern zu können, zudem war mir längst der Angelverein ASV Petri Heil ans Herz gewachsen. Langeweile kannte und kenne ich auch heute noch nicht. Ich treibe regelmäßig meinen Sport – Nordic Walking und Yoga – beim Polizei SV an der Westerallee, bin auch Mitglied beim Verein für Flensburger Stadtgeschichte, und helfe gern überall dort, wo ich gebraucht werde.“

Und sie ergänzt: „Ich kann aber auch mal gut allein für mich sein, ein gutes Buch lesen, Briefe per Hand und mit meinem Füller schreiben, dabei gern auch klassische Musik hören.“ Sie weiß von sich selbst: „In mancher Hinsicht bin ich wohl eher altmodisch, mit Social Media etwa habe ich nichts am Hut, obwohl ich auch gern für meine ehrenamtliche Tätigkeiten am PC arbeite und entsprechend oft im Internet unterwegs bin.“ Von ihrer Leidenschaft für den Schiffbau ist sie nach wie vor beseelt: „Ich war und bin immer noch eine aktive Gewerkschafterin, heute noch aktiv bei den „IG-Metall-Senioren“, habe früher stets mit demonstriert, wenn das angesagt war. Als ehemaliges Mitglied im Betriebsrat interessieren mich sämtliche Belange der hiesigen Werft, so habe ich auch immer bei den Demonstrationen der letzten Jahre gegen den früheren Investor Lars Windhorst mitgemacht.“

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Susanne im „Oluf“

Ausblick

Susanne Hoop ist heute mit sich selbst im Reinen. „Ich kenne keine Langeweile, bin gerne mit meinem inzwischen pensionierten Ehemann daheim aktiv, habe aber auch genügend Hobbies, so dass Langeweile und Müßiggang gar nicht erst aufkommen“, bilanziert sie. Frei nach ihrem Lebensmotto „Freiheit, Gleichheit, Menschlichkeit, Toleranz, Gerechtigkeit und Verschwiegenheit“ kommt sie bestens durchs Leben, hat für sich dabei längst entschieden: „Mach dein Ding, jedoch ohne die Mitmenschen oder dich selbst zu schädigen!“

Das Flensburg Journal bedankt sich bei Susanne Hoop für ein kurzweiliges und höchst interessantes Gespräch, und wünscht ihr für die Zukunft alles Gute!

Mit Susanne Hoop sprach Peter Feuerschütz
Fotos: privat, Benjamin Nolte   
 

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