Für Deutschlands Plattenfirmen, sowohl für die Major Labels in Sachen Musik – neben Universal Music zählen Sony Music Entertainment und die Warner Music Group zu den sogenannten Major Labels – als auch die vielen kleineren Firmen der Musikbranche hat der Name der Stadt Flensburg seit Jahren einen guten Klang und eine besondere Bedeutung.
Warum? Nicht etwa wegen der Punkte, die beim Flensburger KBA in der Verkehrssünderkartei gesammelt werden, oder jenen die die Handballer der hiesigen SG erspielen, nein: Die „Elephant Music“ ist eine Musikproduktionsfirma, die seit ihrer Gründung im Jahre 1997 in Flensburg zuhause ist, und der Stadt Flensburg in der Musikbranche längst zu einem guten Namen verholfen hat. Die Firma produziert überaus erfolgreich Pop-, Rock-, Hip-Hop- und Dancemusik. Der Musikproduktion ist zusätzlich im gleichen Hause auch noch ein Verlag, die Elephanten Edition, angeschlossen.
Das Team
Zur Produktionsfirma Elephant Music gehören neben den Firmengründern, den Produzenten, Komponisten und Textdichtern Hardy Krech, Mark Nissen und Annett Lorenzen-Krech, aktuell der Produzent Marc Schettler sowie Myriam Lück, zuständig für die Administration und die interne Buchhaltung. Ab dem kommenden Jahr wird dieses Team verstärkt werden durch Dirk Schlag, der wie die drei Firmengründer als Musik-Produzent tätig sein wird. Dirk ist auch ein „alter Hase“ im Musik-Geschäft, so ist er u. a. als ständiges Bandmitglied neben einem Drummer und einem Keyboarder bei Santiano aktiv. Auch Niklas Budinsky wird die „Elephanten“ als Produzent und Musiker ab 2022 zusätzlich verstärken.
Die Anfänge
Als offiziell eingetragene Firma im Handelsregister existiert Elephant Music seit dem Jahr 1997. Wie alles anfing? Hardy (Krech) und
Mark (Nissen) waren in den 90er Jahren beide als Studenten an der Uni eingeschrieben, Hardy studierte Architektur, Mark dagegen steckte in einem Studium der Elektrotechnik fest. Nebenbei waren beide schon lange in unterschiedlichen regionalen Bands unterwegs, machten leidenschaftlich und begeistert Musik. In der hiesigen Musikszene kannte man sich – so kamen die beiden sich
näher, stellten schnell fest, dass sie Musik in erster Linie für ihr eigenes Wohlbefinden machten. „Ich hatte gar nicht so den Drang, immer und stets auf der Bühne Musik machen zu müssen“, verrät uns Mark sein damaliges Gefühlsleben. „In jeder Band gibt es stets den einen Typen, der nicht nur den Gesang übernimmt oder die Gitarre zupft, sondern der nebenbei für den Aufbau, das technische Equipment, Stromversorgung usw. zuständig ist. In meinen Bands war ich das eigentlich immer – und Hardy ging es in seinem Fall genauso.“ Die beiden Hobbymusiker, Tüftler und Studenten wollten allerdings irgendwann mit der Musik kürzertreten oder ganz aufhören, probierten sich an der Herstellung von Werbespots – und stellten bald fest, dass es wohl nicht punktgenau das Richtige für sie sein würde. So entstand noch während ihrer Studentenzeit die Idee, eine eigene Firma für Musikproduktion ins Leben zu rufen. Gesagt, getan – die Namensfindung ergab sich eines Abends in einer Pizzeria in der Norderstraße: Auf einmal stand der „Elefant“ im Raum (nicht körperlich, aber als Begriff) – und beide stellten fest: „Klingt doch ganz gut: Wir werden die Elephant Music!“ Und das dazu passende Logo mit dem angedeuteten Elefanten war dann ganz leicht zu kreieren!
Beide ließen alsbald das Studium austrudeln – und verließen die Uni ohne Abschluss: Sie waren jetzt mit Begeisterung und Elan anderweitig engagiert und eingebunden!
Angefangen haben sie mit „Elephant Music“ in Harrislee – ganz klein und bescheiden, wie ein „kleines Baby“ nun einmal anfängt zu wachsen.
Annett kam hinzu, und um die Jahrtausendwende herum (Mark: „War es 1999 oder 2000? – Egal“) zog der noch kleine „Elephant“ um nach Flensburg, fand sein neues Zuhause an der Ostseite der Förde, in der Straße „Harnis“.
Diese Zeit um das Jahr 2000 herum war für die gesamte Musikbranche eine harte Phase, diverse Umwälzungen begannen, das Internet kam immer stärker auf, Songs wurden vermehrt downgeloaded, CDs wurden kopiert und/oder gebrannt – die Musikindustrie litt seinerzeit unter diesen Neuerungen, mancher vermeintlich „Große“ überlebte das letztlich nicht.
Die ersten eigenproduzierten Songs boten die Elephants den Labels der Branche an, und hatten ziemlich schnell das Glück der Tüchtigen auf ihrer Seite: Ein solches Band landete – eher zufällig – auf dem Tisch eines Verantwortlichen bei Warner Brothers, und der fand den Song „geil“: Der Anfang war gemacht. Daneben galt und gilt in der Musikbranche als Grundsatz: sich etwas trauen, bei den Labels die Klinken putzen, sich ins Gespräch bringen – zuhause bleiben und auf den großen Erfolg lauern bringt es nicht!
Am Standort Harnis in Flensburg erlebte die Firma sozusagen ihre Wachstumsphase, und wurde von Jahr zu Jahr und mit jedem weiteren Erfolg ein Stück erwachsener, bis sie im Jahre 2015 ihr aktuelles Domizil in der Gartenstadt Weiche gefunden hat.
Der Erfolgsweg im Business
„Aller Anfang ist schwer“. Das bewahrheitete sich für Elephant Music zwar auch, doch erste Erfolge stellten sich relativ schnell ein. Den ersten „Award“ – eine Platin-Platte, gab es für den Song „Get Freaky“, eine Single der Künstler „Music Instructor feat. Abe“, die hohe Verkaufszahlen in Deutschland im sechsstelligen Bereich erzielte.
Den ersten großen Erfolg mit einer Eigenproduktion erreichte die noch junge Produktionsfirma mit dem Song „The Rigga Ding Dong Song“ der Gruppe „Passion Fruit“. Und so ging es weiter: Die nächste Auszeichnung ließ nicht lange auf sich warten, die Künstlerin „Highland“ mit der Single „Bella Stella“ wurde geehrt. Übrigens lebt besagte Sängerin seit geraumer Zeit hier oben in unserer Region.
Seitdem haben die Flensburger zahlreiche nationale und internationale Erfolge sowie diverse Gold- und Platin-Auszeichnungen und Echo-Awards vorzuweisen – eben eine echte Erfolgsgeschichte in der Musikbranche!
Die Palette der von Elephant produzierten Künstler
Elephant Music ist keineswegs auf eine spezielle Musikrichtung festgelegt. „In der Vielfalt liegt für uns die Herausforderung. Unsere Ansprüche sind gute Musik zu machen, eingängige Songs zu komponieren, Texte zu schreiben und schließlich ein fertiges Endprodukt zu produzieren“, nennt uns Annett ihre Maxime.
Bei Elephant Music in Flensburg gaben sich schon zahlreiche Künstler und Musiker unterschiedlichster Stilrichtungen die Klinke in die Hand: Von Exit Eden über Oonagh, Bannkreis, Kelly Family, König der Piraten, Faun, Heino, DJ Ötzi, Passion Fruit, Beyond the Black, Velile, Sven van Thom, Highland, Puhdys, Voxxclub, Schramme 11, Kissin Dynamite bis hin zu Brenner waren sie hier vor Ort.
Santiano
Wer kennt sie wohl nicht, diese deutsche Band aus dem Norden Schleswig-Holsteins, die in ihren Liedern häufig seemännische Motive besingt. Die Idee zur Gründung Santiano stammt übrigens von Joe Chialo, Hardy und Annett. Sie brachten die Musiker, mit denen die Flensburger seit Jahren befreundet sind, schließlich zusammen. Mark spielte eine Zeitlang mit Thimsen (Hans-Timm Hinrichsen) in einer Band, Hardy mit Pete Sage, und Axel, Fahni und Björn Both waren in unzähligen personellen Zusammensetzungen musikalisch unterwegs.
Im Februar 2012 erschien ihr erstes Album, und es schoss bei den Verkaufszahlen durch die Decke. Wie alle späteren Alben der Band erreichte „Bis ans Ende der Welt“ Platz 1 der deutschen Album-Charts, die Band war plötzlich in aller Munde – und in aller Ohren! Die Nachfolge-Alben sprangen sämtlich unmittelbar nach Erscheinen von Null auf Platz Eins der wöchentlich veröffentlichten Album-Charts. Der Rest ist mittlerweile Geschichte. Die Männer von Santiano sind die erfolgreichste Band in Deutschland der letzten 10 Jahre!! „Und es macht immer noch großen Spaß, sie um sich zu haben“, schildert Mark die tolle Zusammenarbeit mit Band, Plattenfirma, Management. „Wir sind stolz, dass wir zum Mega-Erfolg von Santiano unseren Anteil geleistet haben.“
Das berufliche Highlight
„Mittlerweile haben wir als „Elephant Music“ viele Auszeichnungen und Preise, diverse Ehrungen einheimsen können – doch auf eine Auszeichnung sind wir besonders stolz“, präsentiert uns Annett mit leuchtenden Augen jene „outstanding“ Auszeichnung:
Es handelt sich um den Award, den Santiano für das „MTV Unplugged Album“ erhielt, das bei dem hier beschriebenen Konzert aufgezeichnet und 2019 veröffentlicht wurde.
An zwei aufeinanderfolgenden Tagen im Juni 2019 durfte Santiano in der Lübecker Kulturwerft Gollan ein MTV-Unplugged-Konzert geben. Als Gäste standen neben anderen Wincent Weiss, Angelo Kelly und Ben Zucker mit auf der Bühne. Die Gollan-Werft war entsprechend hergerichtet: Sessel und Sitzkissen vor der Bühne sorgten in der großen Halle für eine entspannte Lounge-Atmosphäre, ein ausgewähltes Publikum nahm am Event teil. „So sieht es aus, wenn MTV ein Konzert seiner legendären Unplugged-Reihe aufnimmt“, ergänzt Annett. „Der Musiksender hat die Kulturwerft Gollan in ein riesiges TV-Studio verwandelt und unsere norddeutsche Band Santiano mit der Aufnahme sozusagen geadelt. Wie vor ihnen schon Künstler wie Paul McCartney, The Cure, Nirvana, Herbert Grönemeyer oder die Toten Hosen wurde Santiano damit in die MTV Hall of Fame aufgenommen.
Von Media Control gab es für das entsprechende Album zum Charteinstieg auf Platz 1 auch noch den Chart Award.
Jennifer Haben So geht‘s!
Aktuelles und Kommendes
Als das Flensburg Journal an einem stürmischen und verregneten Oktobertag im Studio bei Elephant Music zu Besuch war, waren sie nicht die einzigen Gäste.
Aus dem Süden Deutschlands waren Jennifer Haben und Chris Hermsdörfer als gern gesehene Besucher da; man sei dabei, neue Projekte auf den Weg zu bringen, verriet uns Jennifer im Gespräch. Jennifer ist die Sängerin der Band „Beyond The Black“, und Chris ist der Gitarrist dieser deutschen Metal-Band.
Es herrschte durchaus eine emsige und betriebliche Atmosphäre im Hause vor, mit einem Becher Kaffee in der Hand und mit guter Laune ließ sich auch unser norddeutsches Schietwetter aus den Gedanken vertreiben; Musik und offensichtlich Musik machen und/oder arbeiten hebt schnell die Stimmung.
„Als Produzenten sind wir nicht so sehr die Künstler, wir bringen uns dann eher mit unseren Kompositionen ein“, bringt Mark die Produzententätigkeit aus seiner Sicht auf den Punkt. Das scheinbare Abklingen der Corona-Pandemie lässt auch die Musikbranche hoffungsvoll in die Zukunft blicken.
„In 2022 stehen hoffentlich wieder Veranstaltungen und Touren an, wir gucken optimistisch und freudig nach vorne!“, gibt sich Jennifer energisch und scheint dabei voller Tatendrang zu sein.
Das gilt im Übrigen auch für zwei der drei „Rudelführer“ von Elephant Music: „Die restlichen Jahre des 20er-Jahrzehnts können kommen, wir sind gut vorbereitet, haben noch viele gute Ideen und Songs in unseren Köchern!“, wissen Hardy Krech und Annett.
Das werden wir mit Spannung und großer Vorfreude im Auge behalten! Ihr werdet das schon hinkriegen, da ist sich das Flensburg Journal sehr sicher!
Peter Feuerschütz besuchte Elephant Music, Fotos: Benjamin Nolte