Nach Kriegsende im Mai 1945 und nach Wiederbeginn des Schulunterrichts gehörte zum Sportunterricht das Schlagballspiel.
Die heute noch bestehende Schule Ramsharde in der Bauer Landstraße in Flensburg war führend in dieser Sportart. Zu verdanken war dies Sportlehrer Bolln, der den älteren Flensburgern bekannt ist. Unter anderem hat er als DLRG-Mitglied über mehrere Jahrzehnte vielen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen das Schwimmen beigebracht und ihnen die Prüfungen vom Freischwimmen bis zum Grundschein persönlich abgenommen.
In der Nachkriegszeit gab es jährlich ein Sportfest für alle Schulen im Flensburger Stadion. Im kleinen Rahmen vergleichbar mit den heutigen Bundesjugendspielen.

Die Schlagballmannschaft der Ramsharde-Schule 1949

Das Schlagballspiel hat eine lange Geschichte. Inka, Maya und Chinesen kannten schon ein Spiel, bei dem ein Ball mit einem keulenförmigen Schläger getrieben wurde. Am Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Schlagball auch in Deutschland, Deutschball genannt.
Im Wörterbuch der deutschen Sprache von 1810 steht die Erklärung: „Ein Ball wird als Schlagball bezeichnet, sofern er durch einen Schlag fortgetrieben, also nicht geworfen wird.“

In Meyers Lexikon von 1909 wird Schlagball unter anderem als ein altes deutsches Bewegungsspiel bezeichnet, das von zwei Parteien mit jeweils vier bis sechs und mehr Personen auf einer Spielfläche von 40 bis 50 Schritt Länge und 30 Schritt Breite unter Verwendung eines elastischen Balls von fünf bis sechs cm Durchmesser mit Schlagstöcken zum Treiben des Balls gespielt wird. Beim Spiel befindet sich die eine Mannschaft, die Schlagpartei, vor der Spielfeldlinie, die andere Mannschaft, die Fangpartei, innerhalb der Spielfläche. In meiner Schulzeit in der Schule Ramsharde von 1945-1954 wurde der Ball auf zwei Arten ins Spielfeld geschlagen. Ein Spieler hatte in einer Hand den Schlagstock und warf mit der anderen Hand den Ball in die Höhe, um ihn ins Spielfeld zu schlagen oder ein Spieler warf den Ball in die Höhe und ein zweiter Spieler schlug den Ball ins Spielfeld. Bei getroffenem Ball musste der „Schläger“ durchs Spielfeld hin- und zurücklaufen. Die Spieler der Feldpartei versuchten, ihn mit dem Schlagball zu treffen und ihn „abzuwerfen“. Gelang das, musste die Schlagpartei ins Spielfeld und die Feldpartei wurde Schlagpartei. Gelangte der Läufer der Schlagpartei, ohne abgeworfen zu werden, wieder an die Schlaglinie, gab es dafür Punkte. Danach musste ein anderer Spieler aus der Schlagpartei den Ball wieder ins Feld schlagen. Das ging der Reihe nach immer so weiter. Die Spieler der Feldpartei durften den Ball aus der Luft fangen oder ihn aufheben und ihn sich zuwerfen. Spieler, die mit dem 70 bis 80 Gramm schweren Ball abgeworfen wurden, hatten oft schmerzhafte blaue Flecke.

In einem Spielebuch von 1913 schreibt Hermann Wagner: „Das Schlagballspiel ist das schönste aller deutschen Jugendspiele. Es sollte schon längst das Nationalspiel aller Deutschen sein. Es erfordert ein hohes Maß an Schnelligkeit, Gewandtheit und Ausdauer, Mut und schärfste Aufmerksamkeit. Es verlangt höchste Anspannung aller Kräfte und gibt hinreichend Zeit zum Ausruhen. Es ist auch in gesundheitlicher Erziehung vielen Spielen vorzuziehen.“

Heute gibt es in Deutschland nur noch einige wenige Vereine, in denen Schlagball gespielt wird.
Auch weltbekannte Persönlichkeiten kennen und haben Schlagball gespielt.
Heinrich Böll schreibt in seinem Roman „Billard um halb zehn“ ausführlich vom Schlagballspiel in einem Kölner Gymnasium. In seinen Memoiren schreibt Michael Gorbatschow, dass man in den 1930er Jahren sonntags Schlagball spielte.
Europäische Auswanderer brachten das Schlagballspiel nach Nordamerika. Daraus entwickelte sich der in Amerika so populäre Baseballsport.

Kurt Tomaschewski

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