Sportlich, groß und schlank, irgendwie sogar passend zu einem Leuchtturm, steht er bei der Begrüßung vor mir: Hanno Reese, hauptamtlicher Sportjugendkoordinator und Inklusionskoordinator im Sportverband Flensburg e. V..
Die Berufsbezeichnung ist recht sperrig – sie passt irgendwie besser zum Behördendeutsch in unseren Amtsstuben als etwa auf einen Sportplatz. Wir treffen uns im altehrwürdigen Flensburger Stadion in den im Erdgeschoss liegenden Räumlichkeiten des Sportverbands, die nach der Runderneuerung des gesamten Gebäudes vor ziemlich genau fünf Jahren längst auf einem aktuellen und vorzeigbaren Stand angekommen sind.
Was ist und macht die Sportjugend?
Als Jugendorganisation des Sportverbandes Flensburg repräsentiert sie knapp 6.000 jugendliche Mitglieder aus dem organisierten Sport der Stadt Flensburg. Unter dem Motto „Jung und engagiert in Flensburg“ und im Rahmen der Sportjugendkoordination aktiviert und etabliert sie den Nachwuchs für Bewegung und Engagement im Sport. „Wir bieten jugendliche und sportübergreifende Aus- und Fortbildungen an, wir unterstützen und/oder beraten unsere Mitglieder z. B.
in puncto Förderungen und Zuschüsse und erschließen Kooperationen zu anderen Trägern der Bildung, des Sports und der Kinder- und Jugendarbeit“, erläutert Hanno Reese.
Hanno Reese – Kindheit und Jugend
Er ist ein echtes Nordlicht, geboren wurde Hanno am 30. Januar 1997 im Kreis Steinburg, in der Nähe von Itzehoe. Dort verbrachte er zunächst die ersten Jahre seines Lebens, durchlief Kindergarten und Grundschule, und erfuhr eine recht unbeschwerte Kindheit. Als Zehnjähriger erlebte er einen großen Einschnitt in seinem jungen Leben: Die Familie Reese zog um vom Südwesten Schleswig-Holsteins in den Nordosten des Landes. Sie fand ihr neues Zuhause in Esgrus, einer beschaulichen Gemeinde unweit von Gelting gelegen. Zeitlich passte der Umzug insofern recht gut für Hanno, da für ihn altersgemäß gerade der Wechsel auf eine weiterführende Schule anstand. Er besuchte fortan die Klaus-Harms-Schule, ein Gymnasium in Kappeln. Zu Hause bei den Reeses – Hanno hat noch drei Brüder – war die Integration ins neue Umfeld kein Problem. Die vier Jungs waren allesamt sportbegeistert, seine drei Brüder spielten alsbald im heimatlichen Sportverein TSV Rundhof-Esgrus Fußball – übrigens jagen heute noch alle drei im gleichen Verein dem runden Leder hinterher. Hanno dagegen schlug sportmäßig etwas aus der Art, wie er es lächelnd formuliert.
Durch den täglichen Schulbesuch bereits an das größere Kappeln gewöhnt, fing er im dortigen Sportverein TSV Kappeln mit dem Rudern an. Die Rudervereinigung Kappeln im TSV Kappeln von 1876 e. V. – so die genaue Bezeichnung für die „Heimat“ der Kappelner Ruderer – ist über die Landesgrenzen hinaus wegen ihrer herausragenden Erfolge in der Szene bekannt. Zu den vielversprechenden Talenten gehörte seinerzeit auch Hanno, der als Jugendlicher an zahlreichen Regatten erfolgreich teilnahm.
Seinen größten sportlichen Erfolg erzielte Hanno im Jahr 2013: Er errang bei den Deutschen Meisterschaften als B-Junior (B-Junioren: 15- und 16jährige) die Bronze-Medaille im Einer, in der Gewichtsklasse der Leichtgewichte. Das Rudern bot ihm als Heranwachsenden die sportliche Erfüllung und den körperlichen Ausgleich neben der schulischen Arbeit. Im Jahre 2016 „baute“ er schließlich mit Erfolg sein Abitur auf besagtem Gymnasium in Kappeln.
Bundesfreiwilligendienst in Angeln
Eines war Hanno schon länger klar: Er wollte unbedingt nach erfolgreichem Schulabschluss beruflich etwas in Sachen „Sport“ machen. Da bot es sich förmlich an, den seinerzeit möglichen Bundesfreiwilligendienst im Bereich Sport zu absolvieren. Während seiner aktiven Ruderlaufbahn war er ja bereits mit vielen Ehrenamtlichen in Kontakt gekommen, wusste längst, wie Vereinsarbeit an der Basis funktioniert, was dort im Kleinen bereits von zahlreichen Helfern, Trainern, Betreuern und Unterstützern geleistet wird.
So bewarb sich Hanno bei zwei Vereinen aus der Angelner Nachbarschaft, die einen BFDler suchten. Der MTV Gelting und die TSG Scheersberg – das waren die besagten Vereine – entschieden sich für den jungen Mann aus Esgrus, der eine aussagefähige und ansprechende Bewerbung vorgelegt hatte. „Das eine Jahr Bundesfreiwilligendienst im Sportbereich hat mir unheimlich viel gebracht. Ich konnte in den zwölf Monaten bei zwei typisch ländlichen Vereinen sowohl hinter die Kulissen gucken als auch selbst aktiv den täglichen Sportbetrieb mitgestalten“, denkt Hanno stets gern an jene Zeit zurück. Ob es die Übernahme von Übungseinheiten war, die Teilnahme an vereinsinternen Sitzungen oder Besprechungen – aber auch an solchen mit Behörden – beides führte ihm die ganze Bandbreite der Aktivitäten in einem Verein vor Augen. „Natürlich machte es am meisten Spaß, mit den Menschen, ob nun Kinder, Jugendliche oder Erwachsene, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen, aber die Arbeiten im Hintergrund sind mindestens genauso wichtig für den Fortbestand eines funktionierenden Gemeinwesens!“, lernte Hanno sowohl bei den Geltingern unter dem rührigen hauptamtlichen Sportlehrer Boris Kratz als auch bei den Scheersbergern. Hanno organisierte nebenbei noch diverse Sportangebote für beide Vereine, wie etwa einen Lauftreff oder eine Freizeit-Federballgruppe. Das freiwillige Jahr verging für ihn wie im Fluge, Hanno sah sich bestärkt in seinem Wunsch, beruflich unbedingt etwas in Sachen Sport machen zu wollen.
Der Ernst des Lebens beginnt
Hanno entschied sich für ein Studium im Fach „Sportmanagement“ an der Hochschule Wismar. Das Studium sagte ihm von Beginn an sofort zu. Heute, gegen Ende des Jahres 2020, befindet er sich aktuell im letzten Semester – falls nichts dazwischenkommt. Sein erstes Etappenziel ist der „Bachelor Sportmanagement“ – ein ziemlich BWL-lastiges Studium, wie Hanno augenzwinkernd verrät, sein letztliches Studienziel ist der Master in „Sportwissenschaften“. Schon seit Aufnahme des Studiums konnte er relativ viele Arbeiten im „Home Office“ erledigen – eine permanente Präsenz in Wismar war somit nie erforderlich, und das hat sich in den „Corona-Zeiten“ noch entsprechend verstärkt.
Früh sah Hanno sich nach Möglichkeiten um, neben dem laufenden Studium außerhalb Schleswig-Holsteins seine Praxisjahre im Sport zu erweitern. Er bewarb sich auf ein Angebot in Bayern, und erhielt prompt den Zuschlag. So bekleidete er von September 2018 bis August 2019 für ein Jahr lang eine befristete Stelle als Bildungsreferent für die bayrische Sportjugend in Würzburg, zog für die besagte Phase seines beruflichen Fortkommens um in den tiefen Süden. „Die Zeit in Bayern war hochinteressant für mich, sie hat meinen Horizont in jeder Hinsicht erweitert“, gewinnt Hanno diesen zwölf Monaten viel Gutes ab. Nebenher hat er seine Übungsleiterlizenzen C, B und A, zum Teil auch parallel zum laufenden Studium, absolviert.
Seine privaten und sportlichen Kontakte in die Heimat pflegte er weiterhin. So bekam er auch mit, dass es bundesweit eine Stellenausschreibung für eine aus seiner Sicht sehr interessante Position beim Sportverband Flensburg gab. „Mit Flensburg hatte ich bis dahin noch nicht besonders viel zu tun, kannte die Stadt natürlich, aber sportlich lagen meine Betätigungsfelder vorher eher woanders, aber das konnte sich ja auch schnell ändern“, erinnert sich Hanno. Folgerichtig bewarb sich Hanno auf jene Stelle, und erhielt zu seiner großen Freude den Zuschlag. Die ausgeschriebene Stelle des hauptamtlichen Sportjugendkoordinators und Inklusionskoordinators im Sportverband Flensburg war bis dato absolutes Neuland in der hiesigen Sportszene; solche Positionen – wenn es sie denn überhaupt gab – bekleideten sonst stets Ehrenamtler.
Der im Jahr 2015 initiierte und erfolgreich verabschiedete Sportentwicklungsplan für die Stadt Flensburg sah im weiteren Verlauf eine erst einmal unbefristete Stelle im Sportverband bei der Sportjugend vor, es wurde eine 19,5-Stunden-Stelle.
Hanno Reese nahm am 1. September 2019 seine Tätigkeit auf diesem Posten bei der Sportjugend auf. Somit ist die durch die städtische Sportentwicklungsplanung initiierte Stelle des Sportjugendkoordinators seit über einem Jahr (genau seit 15 Monaten) mit dem 23-jährigen Hanno Reese besetzt. Es handelt sich dabei um den Versuch, den Sport sowie das Sport-Ehrenamt durch eine hauptamtliche Kraft zu unterstützen und zu entlasten – man nennt so etwas heutzutage ein „Leuchtturmprojekt“ – es steht also erkennbar in der Landschaft und besticht durch seine Strahlkraft! Das könnte man scherzhaft und mit einem Augenzwinkern auch von Hanno behaupten!
Welche Aufgaben hat eigentlich ein Sportjugendkoordinator?
„Unsere Kernaufgabe ist die Weiterentwicklung sportjugendlicher Angebote und Strukturen“, nennt Hanno uns das wesentliche Merkmal seiner Tätigkeit. Hierzu hat die Sportjugend Flensburg in einem eigens entworfenen Strategiepapier die „Fünf Säulen der Sportjugendkoordination“ formuliert:
Aktivierung von Kindern und Jugendlichen für Bewegung und Engagement im organisierten Sport,
Qualifizierung des jungen Engagements durch jugendliche und sport-übergreifende Aus- und Fortbildungsangebote,
Etablierung einer jugendlichen Partizipation (Teilhabe) im organisierten Sport,
Finanzierung von sportjugendlichen Projekten durch unterstützende Tätigkeiten bei Fördermöglichkeiten und Zuschüssen, und Kooperationen erschließen und forcieren zu weiteren Trägern des organisierten Sports, der Bildung sowie der offenen Kinder- und Jugendarbeit.
Neben diesen Leitplanken, den Vereinscoachings und gesonderten Projekten verfolgt die Jugendorganisation des Sportverbandes Flensburg auch jugendverbandliche Themen wie den Ausbau des Teamer*innen-Teams zur Mitgestaltung sportjugendlicher Aktivitäten, Freizeiten und Jugendreisen, internationale Jugendarbeit, Inklusion im Kinder- und Jugendsport, Sport in der Kita und im Ganztag, aktiven Kinderschutz wie auch Freiwilligendienste im Sport.
Ein umfangreiches, weites und spannendes Tätigkeitsprofil – und was macht die Faszination dieser Planstelle für ihren Inhaber aus?
„Neben ihrem außenkommunikativen Leuchtturmcharakter sind es für mich die Vielseitigkeit der Inhalte, das Netzwerken zu diversen dennoch differenzierten Institutionen und das Ziel junge Menschen zu bewegen“, fasst Sportjugendkoordinator Hanno Reese zusammen.
Eine erste Zwischenbilanz lässt erahnen, dass Hanno in seinem Bestreben um die Verwirklichung aller genannten Ziele bereits ein gutes Stück des Weges erfolgreich gegangen ist. Der Sportverband hat bereits erkannt, dass eine Aufstockung der Wochenstundenzahl von 19,5 auf 24 Stunden zielführend sei. Die erweiterte Stundenzahl umfasst zusätzlich einige Aufgaben des Inklusionskoordinators.
Ausblick
Sein endgültiges Berufsziel bleibt eine Tätigkeit im Bereich des Sports – wo auch immer …
Zu seinen eigenen sportlichen Aktivitäten befragt, schmunzelt Hanno und führt aus: „Den Leistungssport betreibe ich schon länger nicht mehr aktiv, doch ganz ohne Sport geht es wohl nicht: Recht regelmäßig spiele ich als laienhafter Breitensportler Badminton, auch mal ein Tennismatch, und Joggen geht immer, insbesondere in der schönen Heimat.“
Hanno wohnt inzwischen in Gelting – natürlich nahe der Birkhalle am Ortsrand. Und dort stellt sich für einen Jogger stets die Qual der Wahl, für welche Laufstrecke er sich denn letztlich entscheiden möchte.
Das Flensburg Journal wünscht Hanno für seine Tätigkeiten als Sportjugend- und Inklusionskoordinator im Sportverband Flensburg weiterhin stets viel Erfolg und ein glückliches Händchen, und für ihn persönlich natürlich einen erfolgreichen Studienabschluss im weiten Feld des Sportes.
Das Gespräch mit Hanno Reese führte Peter Feuerschütz
Fotos: Benjamin Nolte und privat