Auf die Eingangsfrage: „Wie war das eigentlich früher bei euch zu Hause?“ gibt es eine unerwartete Antwort: „Ich war ein Ups-Kind!“, entgegnet mir schmunzelnd mein Gegenüber Claus. Nun, Claus, das ist Claus Möller, ein Flensburger Urgestein: Hier geboren, stets hier gelebt, groß geworden, ständig vor Ort das Arbeiten und das Leben gelernt – von beidem hat er ziemlich viel mitbekommen und mitgenommen, aber der Reihe nach.
Kindheit und Familie
Geboren und die Kindheitsjahre verbracht hat Claus Möller in der Glücksburger Straße, Hausnummer 170, in Jürgensby, nahe des Lautrupsbachs. „Sieben Kinder waren wir insgesamt zu Hause; ich war der absolute Nachkömmling, die Nr. 7. Die Nr. 6 ist immerhin 10 Jahre älter als ich“, klärt Claus die familiäre Situation von damals. „Deshalb auch ein Ups-Kind: Meine Eltern haben sich nach bereits sehr vielen Jahren Ehe bei meiner Geburt nämlich gesagt: Ups – es geht ja noch“, schmunzelt unser Protagonist. Zwischen Kind 1 und 7 lagen immerhin 25 Jahre Altersunterschied. „Meine Mutter sagte immer kurz vor Weihnachten über ihre persönlichen Geschenke: Dat eene Johr een Kind, dat anner Johr ne niee Kittelschürt …“
Tatsächlich sind fast alle ihre Kinder in den Monaten November und Dezember auf die Welt gekommen – ich übrigens am 7. November 1950.“
Die meisten Geschwister waren in Claus‘ ersten Kindheitsjahren schon groß und von zu Hause ausgezogen, eine fast gleichaltrige Kusine war seine erste Spielgefährtin. „Damals sah das Umfeld noch ganz anders als heute aus, in unmittelbarer Nachbarschaft gab es in den 50er Jahren die Gaststätte Albig, daneben einen Kohlen- und Kartoffelgroßhandel, auf der anderen Seite befand sich ein riesiger Kramladen, der alles Mögliche verkaufte – außer Lebensmitteln. Die Mutter arbeitete stundenweise mit, direkt gegenüber in der Heißmangel bei Stieglitz“, erinnert sich Claus. Drei seiner Geschwister leben noch, alle hier in der Region. „Besonders fit ist heute noch mein Bruder aus Glücksburg, der Ende Dezember 89 Jahre alt wird. Als er kürzlich mal zu einem MRT in die Diako sollte, ist er kurzerhand mit dem Fahrrad aus Glücksburg dorthin gefahren – so hatte er jedenfalls nach eigener Aussage oben auf Duburg keine Probleme mit der Parkplatzsuche …“
Schule und Lehrjahre
Gleich nach Ostern 1957 kam Claus in die Schule, er startete seine Schul-laufbahn in der Hauptschule Fruerlund, dort endete auch neun Jahre später für ihn diese Phase der Kindheit. „Die Schule habe ich mehr oder weniger gut absolviert, jedenfalls hatte ich zum Schluss den Hauptschulabschluss in der Tasche“, plaudert Claus über die Schuljahre. „Gern hätte ich den Beruf eines Bootsbauers erlernt, leider gab es in dieser Sparte damals in Flensburg keine Lehrstellen.“ Claus erlernte den Beruf eines Maurers, bei der bekannten Flensburger Baufirma Höft, damals in der Straße An der Reitbahn auf der Friesischen Höhe ansässig. Die Baubranche wuchs rasant in jenen Jahren, in der Bundesrepublik grassierte das Wirtschaftswunder, für Handwerker gab es reichlich zu tun. „Nach bestandener Lehre bin ich gleich gewechselt von den Maurern zu den Fliesenlegern, die verdienten etwas besser seinerzeit.“ Erst noch bei der Firma Toft in Glücksburg beschäftigt, wechselte er bald zur Firma Nissen nach Engelsby. Die 60er Jahre waren für ihn insbesondere geprägt durch Arbeit, Arbeit und nochmal Arbeit.
Berufswechsel und erwachsen werden
Anfang der 70er Jahre musste Claus sich aus gesundheitlichen Gründen umschulen lassen.
Mittlerweile wohnte er gemeinsam mit seiner damaligen Freundin in der Richard-Wagner-Straße. Beruflich sattelte er nun um zum Kunststoffschlosser und Modellbautischler, erhielt eine erste Arbeitsstelle bei der Firma „Nordplastik“ in Oxbüll. Doch schon nach relativ kurzer Zeit, Anfang 1976, wechselte er zum Flensburger Unternehmen Danfoss Compressors, in den Norden Flensburgs, in die Mads-Clausen-Straße.
„Ich hätte mir damals nicht träumen lassen, dass ich insgesamt für 34 Jahre bei Danfoss tätig sein würde“, beschreibt Claus seine Gemütslage beim Firmeneintritt. Er erklomm im Danfoss-Werk Schritt für Schritt die „Erfolgsleiter“ nach oben. Angefangen als Helfer in der Produktion, über die Tätigkeit als Einrichter der Produktionsmaschinen, bis hin zur Produktionsüberwachung führte ihn sein Weg bei Danfoss. Bei der „QRÜ“ (der Qualitätsregelkreisüberwachung) war letztlich für sehr viele Jahre sein Haupt-Job angesiedelt.
Ziemlich zeitgleich mit dem Beginn seiner Tätigkeit bei Danfoss kauften er und seine Freundin sich ein Reihenhaus unweit seiner Geburtsstätte; in der Philipp-Lassen-Koppel gleich um die Ecke zum elterlichen Wohnsitz. In der privaten Beziehung begann es allerdings nur wenige Jahre später zu kriseln, womöglich bedingt durch die wenige freie Zeit, die die beiden füreinander hatten. „Ich habe neben meinem eigentlichen Job bei Danfoss noch unheimlich viel nach Feierabend gearbeitet – für einen Handwerker überhaupt kein Problem. Das eigene Haus wollte ja schließlich finanziert und abbezahlt werden. Doch irgendwann ging es einfach nicht mehr, das Haus wurde verkauft, wir trennten uns“, schildert uns Claus seine erste unglücklich verlaufene Beziehung.
Das Glück gefunden
Manchmal haben einem das Leben und das Schicksal wundersame Zufälle zu bieten. „Eines Tages wollte ich einen Arbeitskollegen und seine Frau am Tegelbarg besuchen. Der Kollege war zwar nicht zu Hause, die Frau bat mich aber trotzdem rein. Meine Schwester ist auch da, sagte sie, wir können ja gemeinsam einen Kaffee trinken. Die Frau kam mir schon irgendwie bekannt vor: Als sie mir dann erzählte, dass sie im Stephanhof aufgewachsen ist, war es klar: Meine unmittelbare Nachbarschaft aus Kindertagen. Und ihre Schwester? Die entpuppte sich als die einstmals kleine Gunda, mit der ich zusammen eingeschult worden bin.“ Das erneute Kennenlernen der nun nicht mehr so kleinen Gunda entpuppte sich als Glücksfall für Claus Möller. „Wir freundeten uns recht bald an, der Funke sprang schließlich über. Und so gingen wir miteinander, wie man es früher nannte. Gunda lag damals noch in Scheidung, hatte erhebliche Probleme in der Ehe. Ich hatte sogar beim Gerichtstermin zur anstehenden Scheidungsverhandlung einen Auftritt, wurde vom Richter gefragt, wieso denn mein Auto öfters des Nachts vor Gundas Wohnung gestanden hätte. Meine Antwort klang schlüssig: Ich gab an, ihr beim Renovieren geholfen zu haben, bei der Arbeit von ihr ein Bier angeboten bekommen zu haben. Und mit Alkohol im Blut würde ich ja nun mal gar nicht mehr Autofahren. Und nach Beantwortung der letzten Frage des Richters war ich über jeden Verdacht erhaben. Er fragte mich nämlich abschließend: Seit wann kennen Sie denn die Dame? Meine verblüffende und der Wahrheit entsprechende Antwort lautete: Seit dem 1. April 1957, wir gingen damals gemeinsam in die erste Schulklasse.“
Im Oktober 1984 haben die beiden ihre Beziehung amtlich gemacht und geheiratet, nun hatte Claus gleich eine komplette Familie mit Gunda sowie zwei Töchtern aus Gundas erster Ehe. Ein eigenes gemeinsames Kind machte später das Familienglück perfekt.
Die „neue“ Familie Möller bezog ihre Familienwohnung am Tegelbarg in der Südstadt, eine Mietwohnung in der Verwaltung der Flensburger Wohnungsbau. Diese Gesellschaft ging Jahre später in den SBV auf. Die Wohnung bedeutete für die Familie anfangs ein gutes Zuhause, doch schlichen sich nach und nach immer häufiger wohnliche Mängel ein – insbesondere der Schimmelbefall der Wände im elterlichen Schlafzimmer bereitete Probleme. Die Gesellschaft führte den Mangel auf falsches Belüften zurück, doch mit Hilfe von mitgebrachten Messgeräten von Danfoss konnte Claus den Nachweis erbringen, dass das Problem ein bauliches war und nichts mit dem Lüften zu tun hatte.
Der Zwist mit der WoBau zog sich hin, mittlerweile war die Familie so genervt, dass sie darum bat, die nächste freiwerdende Wohnung in der Gegend anmieten zu dürfen. „Die WoBau kam aber nicht aus den Puschen“, weiß Claus noch ganz genau. „Eines Tages im Jahre 1995 bekamen wir den Tipp, dass in der nahegelegenen Diblerstraße eine Wohnung freigeworden sei. Wir spazierten daran vorbei, und waren uns sofort einig: Die wollen wir haben!“ Nach einigem Hin und Her bekamen sie nicht zuletzt dank der Claus eigenen Hartnäckigkeit und auf „sanften Druck“ bei der WoBau den Zuschlag, und selbst einen erforderlichen Wohnberechtigungsschein erhielten sie schließlich – die neue Wohnung war nämlich etwas kleiner als die vorherige am Tegelbarg.
Claus hatte sich bereits kurz nach der Hochzeit einen Wohnwagen zugelegt, fortan verbrachte die Familie in den Sommermonaten regelmäßig viele Tage, Wochen und Monate auf dem festen Stellplatz in Norgaardholz – ihr damaliges zweites Zuhause.
Die Familie hat ihre endgültige Bleibe gefunden
Glücklich und hoch erfreut machte sich Claus sogleich daran, die Wohnung in der Diblerstraße 36, auch heute noch sein Zuhause, von Grund auf zu sanieren, zahlreiche Steckdosen neu zu verlegen, neue Türen einzusetzen, und und und … Rechtzeitig zum Einzug hatte er alles erledigt, die Möllers zogen somit in eine gefühlt nagelneue Wohnung ein, fühlten sich auch sofort dort heimisch. Die neue Heimat hatte neben der Wohnung noch mehr zu bieten: Neben einer großen Terrasse gab es noch ein kleines Stückchen Garten, die Möllers konnten also jederzeit bei gutem Wetter und an den Wochenenden gleich ins Freie raus. „Das war auch der Hauptgrund, dass wir bald unseren Wohnwagen verkauften und den Dauerstellplatz in Norgaardholz aufgaben“, erinnert sich Claus.
Wie Claus zur Feuerwehr kam
Die Firma Danfoss unterhielt ein hauseigene sogenannte „Werkslöschgruppe“ – aus rechtlichen Gründen durfte diese Einrichtung nicht als „Feuerwehr“ bezeichnet werden. „Anfang der 80er – ans genaue Jahr erinnere ich mich nicht mehr – wurde ich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, dabei mitzuwirken.“ Claus hat „ja“ gesagt, absolvierte einen Truppführer-Lehrgang in Glücksburg, wurde im Anschluss bald in der Landesfeuerwehrschule in Harrislee zum Gruppenführer I und II ausgebildet – nun war er vollwertiges Mitglied in der Danfoss-Werkslöschgruppe! „Die anfallenden Tätigkeiten und Aufgaben machten mir zunehmend Freude, zudem herrschte eine gute Kameradschaft unter allen Beteiligten“, denkt Claus gern an jene Zeit zurück. „Eines Tages erzählte mir ein Kollege beiläufig, dass die „Freiwillige Feuerwehr Innenstadt“ eine neue Feuerwache bekommen habe, zudem ständig auf der Suche nach neuen Mitgliedern sei. Das interessierte mich sofort, dort eventuell mitzumachen. Meine Frau bestärkte mich in dem Vorhaben, und sogar mein Sohn war sofort „Feuer und Flamme“! So kam es, dass umgehend beide männlichen Möllers in die FF Innenstadt eintraten. „Deren neue Feuerwache in der Eckernförder Landstraße hatten die Mitglieder teilweise in Eigenleistung mit aufgebaut – als sie nun einen ausgewiesenen Handwerker dazubekamen, stöhnten die Männer auf und fragten mich: Hättest Du nicht ein Jahr früher bei uns eintreten können?“
Claus und seine langen Jahre bei der Freiwilligen Feuerwehr
Bei der FF Innenstadt legte Claus einen rasanten Aufstieg hin. Schnell wurde er zum stellvertretenden Jugendwart gewählt, nur ein Jahr später direkt zum Jugendwart. „Immerhin für neun Jahre hatte ich den Posten inne. Wir unternahmen tolle Reisen mit den jungen Leuten, oft nach Mecklenburg-Vorpommern zum Paddeln auf den zahlreichen Flüssen und Seen, aber auch aufs „richtige Meer“ – die Ostsee – haben wir uns getraut. Unvergessen bleibt die einwöchige Rund-reise an Bord der hiesigen „Ryvar“, mit der Sichtung eines Finnwals in der Außenförde, und der Ankunft in Flensburg, als wir bis zur Hafenspitze segelten, mitten im damaligen Flensburger Hafenfest „Dampf Rundum“, und wir an der Hafenspitze musikalisch von der Bühne aus begrüßt wurden. Die Mitfahrer reden noch heute davon“, schmunzelt Claus.
Leider änderte sich das kameradschaftliche Miteinander bei der FF Innenstadt, als ein neuer Wehrführer die Einrichtung übernahm. „Es passte menschlich nicht mehr“, so Claus. „Nach einem wiederholten Zwist schmiss ich hin und verließ mit sofortiger Wirkung die FF Innenstadt.“ Das blieb in den hiesigen Feuerwehrkreisen nicht lange unbemerkt. „Schon am nächsten Morgen auf der Arbeit bei Danfoss „schanghai-te“ mich ein Kollege mit den Worten: „Du weißt doch: Ich bin Mitglied in der FF Klues, komm doch zu uns, wir sind ein verschworener Haufen!“
Claus hat nicht lange gezögert, er war einfach zu sehr und zu gern ehrenamtlich bei der Freiwilligen Feuerwehr. „Ich habe schnell zugesagt, die haben mich als ausgebildeten und fertigen Feuerwehrmann gleich mit Kusshand genommen. Die Zusage habe ich nie bereut, es war eine sehr schöne und harmonische Zeit mit den Kameraden in der FF Klues. Der einzige Nachteil für mich: Bei einem Alarm in Klues konnte ich wegen meines Wohnorts in der Südstadt meistens nur den Einsatzfahrzeugen hinterhersehen“, lächelt Claus. „Es war insgesamt eine sehr schöne Zeit in der FF Klues, ich habe dort als Helfer und Ratgeber in allen Lebenslagen und Angelegenheiten mitgewirkt.“
Wie man auch zu einem Nebenjob kommen kann
„Es war wohl im Jahr 1990, als ich mir bei „Max Bahr“ – einem damaligen Baumarkt in Flensburg, einige Holzteile zusägen lassen wollte. Der zuständige Mitarbeiter an der Säge war bockig und lehnte den Auftrag ab, ich beschwerte mich deshalb sogleich bei der Geschäftsführung. Die entschuldigten sich mit dem Argument, dass gutes Personal für so einen Job nur sehr schwer zu bekommen sei. Ich habe mich sofort für die Stelle angeboten, und wurde prompt vom Geschäftsführer für die Tätigkeit im Nebenjob eingestellt“, erzählte er die Anekdote von seiner spontanen Jobfindung. Immerhin 21 Jahre lang war Claus anschließend bei Max Bahr einer der „Männer an der Säge“.
Die Hauptarbeit bei Danfoss ging natürlich davon unbeeindruckt weiter. „Ich habe dort über 40 Jahre lang in einem Schichtbetrieb gearbeitet, alle möglichen Schichtsysteme erlebt, viele Jahre lang jeweils immer sechs Tage gearbeitet und anschließend vier freie Tage genießen dürfen. Den Nebenjob konnte ich stets passend in meinem „Schichtfrei“ unterbringen.“
Der Weg in den Ruhestand
Claus Möller hat neben seiner eigentlichen Tätigkeit bei Danfoss rund 30 Jahre lang im Betriebsrat mitgearbeitet. Auch den 2010 beginnenden Personalabbau hat er begleitet und an einer mitarbeiterfreundlichen Umsetzung mitgewirkt.
„Meine Zeit bis zum Wechsel in den Ruhestand sah so aus: Im Oktober 2010 bei Danfoss ausgeschieden, dann ein Jahr lang in die Transfergesellschaft, einen Monat lang gestempelt, dann noch im Nebenjob bei Max Bahr für 7 Monate in Vollzeit gearbeitet, zum Abschluss bis zum endgültigen Schritt in die Rente nochmals 23 Monate lang gestempelt.“ Den Abgang hätte er sich auch besser ausmalen können, doch: „Du musst es nehmen wie es kommt“, weiß Claus längst, wie das Leben so läuft.
Der Ruhestand – eigentlich kein solcher …
Viele Menschen fallen beim Eintritt in den Ruhestand in ein Loch. „Das kann ich von mir so gar nicht sagen“, erinnert sich Claus. „Endlich hatte ich etwas mehr Zeit für die Familie, fürs Heimwerken, aber auch für meine diversen Hobbies“, verrät er uns seine damalige Gemütslage. „Ich war eigentlich schon immer begeisterter Motorradfahrer. Selbst mein schwerer Unfall im Jahre 1998 hat mir diese Leidenschaft nicht vermiest. Damals bin ich mit meiner Maschine schwer gestürzt, zog mir einen komplizierten Trümmerbruch im Fuß zu, war anschließend fast neun Monate lang krank. Glück im Unglück: Es war ein sogenannter „Wegeunfall“ – auf dem Weg zur Arbeit. Die gesundheitliche Schädigung wurde als Behinderung anerkannt, ich beziehe seitdem eine entsprechende Rente.“
Motorradfahren und andere Hobbies
„Meine Frau mochte das Hobby Motorrad leider nicht mit mir teilen, ihr war das zu gefährlich. Doch sie hat mich stets gelassen, und so bin ich in jedem Jahr auf eine Urlaubsreise gefahren. Bis nach Italien haben mich diese Reisen geführt, oft auch nach Meck-Pomm, ich war sogar zehnmal als Teilnehmer zum alljährlich stattfindenden Motorrad-Gottesdienst in Greifswald – eine besondere und beeindruckende Erfahrung. Bei meinen Touren habe ich regelmäßig in Jugendherbergen übernachtet – das kann ich allen Reisenden nur wärmstens empfehlen. Du bist gut untergebracht, und kannst am nächsten Morgen vor der Weiterreise noch ein üppiges Frühstücksbüfett genießen.
Doch alles hat seine Zeit“, erzählt mir der rüstige Rentner. „Ich werde im nächsten Jahr 73 Jahre alt, für mich kommt in 2023 der richtige Zeitpunkt, meine Maschine zu verkaufen. Im Übrigen habe ich immer noch die Chance, eine uralte BMW von 1954 zu fahren, die mir bei den „Oldtimerfreunden der Feuerwehr Flensburg“ zur Verfügung steht“, grinst Claus mich spitzbübisch an.
„Als ich mal an einem schönen Sommertag mit dem alten BMW-Krad von 1954 bei Annies Kiosk eine Pause machte, forderten mich die dort ebenfalls rastenden Harley-Fahrer auf: „Mach Dich bitte mal vom Acker hier, solange Du mit Deiner BMW hier abhängst, interessiert sich nämlich kein Schwein mehr für unsere Harleys!“
Apropos „Oldtimerfreunde der Feuerwehr Flensburg“: „Bei diesem Verein mische ich heute noch mit, bin mittlerweile seit 19 Jahren mit Freude dabei, bin sogar seit nun schon 7 Jahren 1. Vorsitzender dieses einmaligen Vereins“, gerät Claus ins Schwärmen. „Auf unserer Homepage kann man übrigens unsere „Juwelen“ und Schmuckstücke begutachten und bewundern“, verrät der ausgewiesene Feuerwehrfreund. „Ein weiteres Hobby ist erst kürzlich dazugekommen: Mein Mitstreiter und Stellvertreter Rudi Bormann hat mich quasi dazu angestiftet, auch bei dem Traditionsdampfer „Alexandra“ mitzumachen. In dem Verein bin ich jetzt auch noch seit Sommer 2021 aktiv, nehme an Ausfahrten und anderen Events mit großer Freude teil!“
„Ach ja, ich bin ja auch noch seit vielen Jahren ehrenamtlich als Mieter unterwegs: Erst als Mitglied im Mieterbeirat der WoBau, später jahrelang in der Vertreterversammlung des SBV – diese Posten sind mir so selbstverständlich geworden, dass ich fast vergessen hätte, die hier zu erwähnen“, fällt Claus noch ein weiteres Betätigungsfeld in seiner ehrenamtlichen Vita ein.
Seniorenbeirat
Fast schon zu guter Letzt hat sich Claus Möller 2018 in den Seniorenbeirat der Stadt Flensburg wählen lassen, ist dort zuständig für alle Belange, die sich schwerpunktmäßig um Feuerwehr, Bürgerservice, Schutz und Ordnung sowie Jugendhilfe und Mobilität drehen. „Man kann es nicht mehr leugnen, wir gehören mittlerweile zu der älteren Generation, und es ist einfach wichtig, dass Du nicht nur davon schnackst, sondern Dich auch einbringst in den Zusammenhalt von Jung und Alt in unserer Gesellschaft“, ist Claus von seinem Einsatz ebendort überzeugt.
Liebgewonnene Gewohnheiten
Apropos Verhältnis zwischen Jung und Alt: Claus ist seit nun bereits 22 Jahren alljährlich an Heiligabend stundenlang auf Achse, steht als Weihnachtsmann seinen Mann und bringt viele Kinderaugen zum Strahlen und Leuchten. „Ja, es ist tatsächlich schon so lange her, dass ich den berühmten roten Zwirn von meinem Schwager übernommen habe. Am 24.12. schaffe ich es auch in diesem Jahr erneut wieder, an immerhin acht verschiedenen Stellen als der Weihnachtsmann aufzutreten.“
Eine weitere liebgewonnene Gewohnheit ist seit 14 Jahren der sich jährlich wiederholende Besuch auf einem Bauernhof in Dänemark, nahe bei Holbaek auf Seeland, wo in jedem Jahr an einem ganz bestimmten Sonntag die Kühe der in dem Ort ansässigen Bauern das erste Mal seit langen Monaten wieder auf die Weide dürfen, dorthin getrieben werden. „Wer einmal richtig glückliche Kühe sehen möchte, die unnachahmliche Freudensprünge vollführen, der sollte sich das Ereignis unbedingt mal anschauen – ein Erlebnis der besonderen Art. An eben jenem Sonntag halten sich in dem kleinen Marktflecken, der aus einer einzigen Durchgangsstraße besteht, bis zu 10.000 Besucher auf, die an den Ständen am Straßenrand ländliche Leckereien kaufen können und sich einen schönen Tag machen an dem speziellen Sonntag in der Zeit von 10 bis 15 Uhr.“
Die Gegenwart
Man spürt beim Lesen dieser Zeilen, dass unser Protagonist wahrlich nicht an Langeweile leidet. Leider ist seine geliebte Ehefrau und Partnerin Gunda im Frühjahr dieses Jahres an einem Krebsleiden verstorben, an dem Verlust hat Claus verständlicherweise schwer zu knabbern. „Meine beiden Katzen halten mich zuhause auf Trab, seit
15 Jahren gehören sie zu unserer Familie und sollen es weiterhin bei mir gut haben. Auch meine Kinder und Enkel, überhaupt die Familie ist in einer solchen Situation wichtig für mich. Und meine zahlreichen Freizeitaktivitäten, die bereits erwähnten Hobbies und ehrenamtlichen Tätigkeiten wie auch beim SBV sorgen dafür, dass ich genügend Abwechslung und wieder etwas Freude am Leben habe“, lässt Claus sich nicht unterkriegen. „Beim SBV bin ich nicht mehr in der Vertreterversammlung vertreten – mir fehlten bei der letzten Wahl ein paar Stimmen.
Aktuell bin ich mit meinem alten Freund Wilhelm Flor dennoch häufig zu Veranstaltungen des SBV eingeladen, auf denen wir unter dem Motto „Vertell doch mol“ gern unsere erlebten Geschichten aus der Weihnachtszeit von früher zum Besten geben – und als Weihnachtsmann bin ich auch gern auf solchen Events unterwegs.“
Wir stellen fest: Claus Möller steht mit beiden Beinen fest und mitten im Leben, akzeptiert das Leben wie es ist, und wird auch in den nächsten Jahren sich und vielen Mitmenschen Freude bereiten!
Das Flensburg Journal bedankt sich bei Claus Möller für ein interessantes und aufschlussreiches, zudem mit vielen Augenzwinkern geführtes Gespräch!
Text: Peter Feuerschütz
Fotos: Benjamin Nolte, privat