Das Angeln ist eine Tätigkeit, die die Menschen eigentlich schon immer betrieben haben. Jahrhundertelang bedeutete es nicht nur ein Freizeitvergnügen, sondern das Angeln bzw. der Fischfang diente unseren Vorfahren neben dem Jagen und Sammeln als eine der Grundlagen überhaupt zur Nahrungsbeschaffung. Forscher gehen heutzutage davon aus, dass an Flüssen und Seen schon vor über 140.000 Jahren geangelt wurde.
Das Angeln heute
Unter Angeln versteht man die Ausübung des Fischfangs mit einer oder mehreren Handangeln. Das Angeln unterliegt in Deutschland grundsätzlich dem Landesfischereigesetz sowie der Landesfischereiordnung des jeweiligen Bundeslandes. An vielen Gewässern wird das Fischereirecht durch staatlich oder vom Verein/Verband eingesetzte Fischereiaufseher gehütet. Diese kontrollieren Papiere, Fanggeräte und Verhalten der Angler. Neben dem Landesfischereigesetz sind für Angler auch noch die folgenden Gesetze und Verordnungen von Relevanz: Tierschutzgesetz, Bundesartenschutzverordnung, Bundesnaturschutzgesetz.

Petri Heil!
Petri Heil – so lautet die traditionelle Grußformel der Fischer und Angler. Sie setzt sich zusammen aus dem lateinischen Genitiv des Namens Petrus und dem Wunsch „Heil!“ Der Grüßende wünscht dem Gegrüßten den Fangerfolg des Apostels und Fischers Petrus, wie der ihn in den biblischen Fischzugsgeschichten erlangte.
ASV Petri Heil Flensburg – die Anfänge
Seit nunmehr bereits über 75 Jahren gibt es in unserem Flensburg einen Verein, der sich dem Angelsport widmet: Das ist der A. S. V. Petri Heil e. V. Flensburg von 1948. Eines der maßgeblichen Gründungsmitglieder war seinerzeit der Flensburger Wilhelm Tragmann.
Bei der Spurensuche nach den Anfängen des Vereins hat der aktuelle 1. Vorsitzende, Sportfreund Torsten Faggo, tief in die „Schatzkiste“, das alte Vereinsarchiv, gegriffen, ist dabei auf alten Karteikarten auf den Gründernamen Wilhelm Tragmann gestoßen, der in jenen Jahren in der Flensburger Innenstadt an der Schiffbrücke 57/58 ein sogenanntes „Spezialgeschäft für Fahrräder, Angelsportgeräte und Sportausrüstungen“ betrieben hat.

Torsten Faggo weiß auch um die Motivation vieler Angelfreunde, die damals mithalfen bei der Vereinsgründung. „In den Nachkriegsjahren ging es den meisten Menschen schlecht“, so Faggo. „Geangelt und gefischt wurde damals in erster Linie deshalb, um die eigene Familie, Nachbarn und Freunde mit Nahrungsmitteln zu versorgen, alle irgendwie durchzubringen und schlicht am Leben zu bleiben.“ Gerade die Jahre 1945 bis einschließlich 1949 wurden noch viele Jahre später von den Älteren als die „schlechte Zeit“ bezeichnet.
„Wir waren seit Vereinsgründung schon „inklusiv“, denn in jenen Jahren hat es viele Kriegsversehrte gegeben, denen wir dabei halfen, ihr Hobby auszuüben und sich wieder im Leben zurechtzufinden. Auch viele Kriegsflüchtlinge fanden im noch jungen Verein ein neues gesellschaftliches Zuhause“, weiß Susanne Hoop aus den Gründungsjahren zu erzählen. „Apropos Inklusion: Auch heutzutage helfen und unterstützen wir Menschen mit Einschränkungen bei ihrem Hobby Angeln, tragen bei Bedarf deren Zubehör zu den Angelplätzen und gelegentlich auch die Betroffenen selber. Wir sind engagiert im Inklusionsdialog des Sportverbandes Flensburg, haben uns vor Jahren schon für eine Förderung eines barrierefreien Steges am Niehuuser See eingesetzt. Wir sind Bürgermeister Ellermann bzw. der Gemeinde Harrislee sehr dankbar, dass sie genau gegenüber einen Parkplatz für schwerbehinderte Personen gebaut haben. Wir arbeiten eng mit dem Elisabethheim in Havetoft zusammen, damit auch diese Heimkinder eine Chance auf ein abwechslungsreiches Hobby haben. Wir haben sogar schon ein inklusives Sportfest mit anderen ansässigen Sportvereinen organisiert.“

Nochmal zurück zu den Anfängen: „Ganz allmählich ging Anfang der 50er Jahre das Alltagsleben wieder aufwärts, normalisierte sich das Leben in den Kommunen, insbesondere nach der Währungsreform kehrte langsam wieder eine Normalität ein“, kann Susanne Hoop sich noch gut an das erste Jahrzehnt des 1948 gegründeten Vereins erinnern.
„Die Leute hatten in jenen Jahren vor dem späteren „Wirtschaftswunder“ nur wenig Geld zur Verfügung, waren außerdem noch längst nicht so mobil wie heute – kaum jemand hatte ein eigenes Auto oder Fahrrad“, ergänzt Susanne Hoop. Die 58-Jährige ist aktuell die zweite Vorsitzende des Vereins, und bereits seit 40 Jahren dort im Vorstand verantwortlich tätig. „Mit 12 Jahren habe ich meine Sportfischerprüfung erfolgreich abgelegt, für ein Mädchen damals durchaus unüblich“, schmunzelt die leidenschaftliche Anglerin.
ASV Petri Heil Flensburg – der Verein entwickelt sich
Im Juli 1965 kaufte der Verein den Havetofter See für rund 54.000 D-Mark – damals war das sehr, sehr viel Geld für den Verein! Alle Gewässer des Vereins wurden ohne öffentliche Mittel gekauft. Beim Kauf des Niehuuser Sees hat ein Vorstandsmitglied mit eigenem Kapital für das Darlehen gehaftet. Die Mitglieder und insbesondere die jeweiligen Vorstände haben sich dennoch dafür stark gemacht und sogar mit persönlichem Kapital gehaftet.

Seitdem wird der See regelmäßig und sehr gern genutzt, ist ein beliebter Anlauf- und Treffpunkt nicht nur für die Einheimischen. „Das haben übrigens auch Filmschaffende schon erkannt: So wurde hier der ZDF-Film „Drei Erben sind einer zu viel“, mit dem Nordlicht Peter Brix, an unserem Havetofter See gedreht, und auch ein Dr. Nice (aus der gleichnamigen Arzt-Serie) hat sich die in den Episoden gezeigten Angelsachen bei uns besorgt“, weiß Frau Hoop um die reizvolle Destination dieses Gewässers.
Etliche Jahre später, in 1986, erwarb der Verein den Jalmer See von einem Landwirt. Der See entstand seinerzeit beim Bau der Autobahn A7 aus einem dabei entstandenen Baggerloch. Weitere drei Jahre später kam ein drittes Binnengewässer dazu: Der Niehuuser See wurde und wird von seinen Anrainern und Nutzern gern als „Prunkstück“ bezeichnet, wobei … „Er müsste in nächster Zeit mal entschlammt werden“, erzählt uns die zweite Vorsitzende. Der Kauf im Jahr 1989 durch den Verein erwies sich als Glücksfall für die „Petri Heil“-Leute. Als weitere Gewässer hat der A.S.V. Petri Heil außerdem den Hollmark-See (gepachtet) sowie gemeinsam mit den Anglern der Nachbarvereine aus Jübek und Schleswig die Fischereirechte für eine lange und kurvenreiche Flussstrecke der Treene erhalten, vom Treßsee bei Augaard bis hin zur Rheider Au südlich von Hollingstedt, immerhin ein rund 45 Kilometer langer Flussabschnitt.
Ziele des Vereins
War die Motivation zur Vereinsgründung in 1948 noch teilweise anderen Ursprungs, ist es mittlerweile schon lange so, dass „wir unser Hobby gemeinsam ausüben möchten und es zudem einer breiteren und interessierten Öffentlichkeit zugänglich machen wollen. Wir sind Angelfreunde aus den unterschiedlichsten Altersgruppen, Jung und Alt, männlich und weiblich, haben dieses schöne Hobby gemeinsam, schätzen die gemeinsamen Gespräche, tauschen uns aus und schließen letztlich sogar vielfach neue Freundschaften“, ergänzt Susanne Hoop. Ein zentraler Punkt in der Vereinssatzung ist übrigens die „Verbundenheit mit der Natur“, die Übernahme von Verantwortung im eigenen Zuständigkeitsbereich.

Eine ausgeprägte Verbundenheit mit der Natur
Wie schon erwähnt, sind für Angler auch weitere Gesetze und Verordnungen maßgeblich: Tierschutzgesetz, Bundesartenschutzverordnung, Bundesnaturschutzgesetz. Der Verein ASV Petri Heil Flensburg kümmert sich intensiv um „seine“ Gewässer, setzt sich für die Biodiversität (sprich: Pflege der Artenvielfalt) ein und ist daneben auch im Naturschutz aktiv.
„Wir übernehmen in erster Linie Verantwortung für „unsere Gewässer“, für ihren naturbelassenen Erhalt, fühlen uns verantwortlich für unser Eigentum und die uns anvertraute Natur.“ Die 2. Vorsitzende führt weiter aus: „Wer wie wir seine Fischereirechte nutzt, ist verpflichtet, einen Hegeplan aufzustellen, den wir nach Vorgabe des Gesetzgebers zu erfüllen haben. Das bedeutet im Klartext, dass wir – egal, ob wir diese später fangen können oder nicht, Fische wieder anzusiedeln und deren Erhalt zu sichern haben – wie in unserem Fall die Arten Meerforelle, Bachforelle, Lachs, Krebse, Muscheln, Bitterling, Gründling, Elritze, um nur einige zu nennen. Diese Aufgabe erfüllen wir gern und mit großem Engagement, leider ohne finanzielle Unterstützung des Landes oder des Bundes – ausschließlich aus eigenen Finanzmitteln. Das unterscheidet uns von gewerblichen Fischern, die ja ein finanzielles Interesse haben.“ Der Besatz der Treene wird allerdings auch mit Mitteln des Landes aus der Fischereiabgabe durchgeführt.

„Unser Engagement am „Niehuuser See“ im FFH-Gebiet Niehuuser Tunneltal (FFH = Fauna-Flora-Habitat-Gebiet) findet in enger und kollegialer Zusammenarbeit mit dem dänischen Lokalforening Bov-Smedeby-Kruså statt. Darüber hinaus haben wir längst ein gut funktionierendes Netzwerk geschaffen mit örtlichen Politikern wie Christian Dirschauer, Fabian Geyer und Martin Ellermann, wobei gerade die beiden Erstgenannten selbst begeisterte Angler sind, und auch die Zusammenarbeit mit einigen Fachbereichen der hiesigen Universität Flensburg trägt schon seit geraumer Zeit Früchte.“
Ansiedlung von vielfältigen Arten in Gewässern
Neben Aalen zählt der Verein auch Barsche, Brassen und Hechte zu den Bewohnern seiner Gewässer. „Dank der eigenen Zucht durch die Treene-Gemeinschaft“, erzählt Susanne Hoop, „gibt es in der Treene sogar wieder Meerforellen und Lachse. Wir nehmen Gewässerproben, führen auch sogenanntes „Hegefischen“ durch. Man sollte die Gewässer auf keinen Fall sich selbst überlassen“, ergänzt sie. Sie benennt Belüftungssysteme, entwickelt von hiesigen Hochschulen, die auch der hiesigen Förde wieder zu Leben verholfen haben. Renaturierung sei ein essentieller Faktor, ergänzt sie in dem Zusammenhang.

Der Verein heute
Neben der erwähnten Verbundenheit und der Pflege der Natur der ihnen anvertrauten Gewässer, der sozialen Komponente wie Inklusion, liegt dem Verein insbesondere die Jugend am Herzen. Von den aktuell insgesamt 330 Vereinsmitgliedern gehören immerhin rund 30 heute zur Jugendsparte. Das stärkt natürlich den Verein und schafft ihm zudem eine günstige Perspektive für die Zukunft.
Das Angebot von Ferienpass-Aktionen für die Stadt Flensburg ist nicht bloß eine weitere Möglichkeit, neue Mitglieder zu gewinnen. „Den Kindern und Jugendlichen sollte unbedingt die Natur, hier speziell ums Angeln herum, vermittelt werden“, erläutert Susanne Hoop. Denn sie weiß: „Man kann nur das schätzen und schützen, was man persönlich kennt.“ Damit sollte möglichst früh im Leben der Heranwachsenden begonnen werden. Und sie beschließt mit dem Satz: „Das ist auch ganz im Sinne des Flensburger Oberbürgermeisters Fabian Geyer, der ja selbst ein passionierter Angler ist, und der seine eigenen Kinder bereits in jungen Jahren ans Angeln herangeführt hat.“
Das Flensburg Journal bedankt sich für ein interessantes und erhellendes Gespräch bei Susanne Hoop.
Wer Kontakt aufnehmen möchte zum ASV Petri Heil:
Geschäftsstelle Angelsport-Center, Ochsenweg 72, Flensburg
Telefon: 0461-91514
Email: info@asv-flensburg.de
Website: www.asv-flensburg.de
Mit der 2. Vorsitzenden sprach Peter Feuerschütz
Fotos: ASV Petri Heil Flensburg