Jeder Mensch trauert auf seine Weise, denn für Trauer gibt es keine Patentrezepte. Miteinander ins Gespräch kommen, liegt den MitarbeiterInnen des Katharinen Hospiz am Park am Herzen. Einen Ort finden, wo Raum ist für Schmerzen, Tränen, Wut, unausgesprochene Gedanken, Stille und … was immer in dieser Zeit bewegt.

Doch was ist eigentlich Trauer?

Trauer ist die natürliche Antwort der Seele auf einen schweren Verlust. Trauer ist dabei so unterschiedlich, wie Menschen selbst es sind. Während es sich für den einen Menschen richtig anfühlt z. B. schwarze Trauerkleidung zu tragen, so ist es für einen anderen Menschen richtig jetzt erst recht bunte Kleidung zu tragen. Wichtig ist: Es gibt kein pauschales „Richtig“ oder „Falsch“ – jede Form der Trauer hat ihre Daseinsberechtigung.
Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit, Unruhe, Angespanntheit – auch der Körper reagiert auf Trauer und ist in einem Ausnahmezustand. Begleitet wird die Trauer dabei von den unterschiedlichsten Gefühlen von A wie Angst bis Z wie Zorn oder Zärtlichkeit. Manchmal gegensätzlich, wie im Leben.
Trauer hat kein Verfallsdatum. Sie kommt und geht. Ist mal ganz präsent, dann wieder im Hintergrund. Für Außenstehende ist es oft nicht leicht zu verstehen. Jeder Mensch geht seinen eigenen Weg. Vielleicht funktioniert man erst einmal, um dann plötzlich gar nichts mehr zu können. Ein anderer hält an täglichen Strukturen fest, weil es Sicherheit gibt. Rückzug, für sich sein, ist für manche Menschen die einzige Möglichkeit, die neue Situation auszuhalten. Wieder andere suchen das Gespräch, in der Familie, im Freundeskreis oder in einer Trauerbegleitung.
Trauerangebote im Katharinen Hospiz am Park können Menschen nach einem schweren Verlust helfen, die Trauer als Realität zu akzeptieren und auszuhalten, während sie auf dem Weg begleitet und unterstützt werden.
Ob Trauerbegleitung für Erwachsene oder für Kinder – ein erstes persönliches Gespräch ist immer der Anfang und dient dazu, Bedürfnisse in der Trauer zu erkennen und herauszufinden, wie sie unterstützt werden können.

Trauerangebote für Erwachsene

Im Bereich der erwachsenen Trauerarbeit bietet das Katharinen Hospiz am Park mehrere Möglichkeiten an, um sich mit seiner Trauer auseinanderzusetzen, sich mit anderen Trauernden zu treffen und somit „gemeinsam weniger einsam“ zu sein – ein Satz, den das Lebenscafé ins Visier nimmt.
Im Lebenscafé ist das Motto „Gemeinsam – weniger Einsam“. Das Café findet in den Räumlichkeiten des ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienst in der Wrangelstraße 6 an jedem 1. Mittwoch im Monat von 15.00 bis 17.00 Uhr statt. Gemeinsam kann über Erfahrungen gesprochen und auch verstanden werden, dass Trauer jeden Menschen treffen kann. Die Gruppe wird von geschulten ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geplant und begleitet. Eine Anmeldung ist bisher nicht erforderlich. Das Lebenscafé ist nicht barrierefrei.
Die offene Trauergruppe in der Natur wird nach einer Pause im Frühjahr 2023 wieder starten. Ziel dieser Trauergruppe ist es zusammen und in Ruhe in der Natur zu sein, ins Gespräch zu kommen, zuzuhören, zu schweigen, zu singen, Erinnerungen auszutauschen und sich dem Leben zuzuwenden in einer ungezwungenen und kraftgebenden Atmosphäre. Termine werden über die Homepage und die Social Media-Kanäle mitgeteilt.
Wer lieber eine Einzelbegleitung sucht, ist bei Trauergesprächen bei ausgebildeten Trauerbegleitern gut aufgehoben. Diese bietet das Katharinen Hospiz am Park im Bereich der Begleitung von Erwachsenen individuell nach Absprache ab März an.

Trauerangebote im ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst

Kinder brauchen Kinder, Jugendliche brauchen andere Jugendliche – das gilt nicht nur für die alltäglichen Dinge im Leben, sondern auch für die Trauer.
Bevor es losgehen kann, gibt es ein Erstgespräch mit den Eltern oder einem Familienangehörigen. Im nächsten Schritt wird ein Termin für die Kinder oder Jugendlichen vereinbart. In diesem Gespräch muss sich nicht sofort entschieden werden, ob an einem Angebot teilgenommen werden möchte. Genau wie Erwachsene, haben auch Kinder und Jugendliche oft erst einmal Bedenken sich einer Gruppe anzuschließen.
Sich gemeinsam aushalten, reden oder schweigen, kreativ werden und feststellen, dass man mit seinen Gefühlen nicht allein ist, sind wichtige Erfahrungen innerhalb einer Trauergruppe. So gibt es eine Trauergruppe für Kinder von 6-10 Jahren, die sich 14-tägig trifft und eine Trauergruppe für Jugendliche von 11-14 Jahren, die sich alle 4 Wochen trifft. Beim kreativen Arbeiten kommen die Kinder und Jugendlichen ins Gespräch – z. B. in der Kindertrauergruppe, dort ging es um die Frage: Was bedeutet für dich Glück?, und dabei wurden Glücks-elefanten nach indischem Vorbild aus Gips erstellt. Alexandra Krych, pädagogische Mitarbeiterin und systemische Trauerbegleiterin im ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst erzählt: „Beim Gestalten der Elefanten sind wir ins Gespräch gekommen und zunächst waren die Definitionen sehr pragmatisch. Eis essen, Geschenke bekommen oder eine gute Note, usw. Aber dann sagte ein Mädchen, es wäre doch ein großes Glück, wenn es einen Zeit-Umkehrer geben würde. Dann wäre der Bruder vielleicht gar nicht raus gegangen, die Krankheit der Oma rechtzeitig erkannt worden und der Papa hätte sich früher Hilfe holen können. Es entstand ein tiefes Gespräch, mit der Erkenntnis, dass es diesen Zeit-Umkehrer leider nicht gibt, aber dafür jede andere Art von Glück. Ein Lächeln am Morgen von der Freundin, das Schnurren der Katze, ein Becher warmer Kakao oder ein Mensch der dich in den Arm nimmt.“
Im ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst wird mit Kindern und Jugendlichen immer ganz individuell auf Augenhöhe kommuniziert. Wer nicht in eine Gruppe gehen möchte, kann von einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin oder Mitarbeiter oder durch Alexandra Krych begleitet werden. Äußerungen im Alltag und Gefühle haben hier Platz. Wenn ein 14-jähriges Mädchen sagt: „Ich bin doch noch da, mein Leben geht ja weiter.“ Dann geht es in diesem Fall um ein Geschwisterkind, das jetzt mit der Familientrauer umgehen muss, mit seinem neuen Platz in der Geschwisterfolge. Sie wird von einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin alle 14 Tage besucht und bekommt hier die Gelegenheit über alles zu reden, was an Gedanken und Gefühlen da ist. Sie bestimmt das Tempo und hat einen Menschen an der Seite, der zuhört, schweigt, redet oder lachen kann.
Manchmal gibt es auch besorgte Anrufe von Eltern. So erzählt Alexandra Krych weiter, dass ein Kind dessen Opa vor Kurzem gestorben war zur Mama sagte: „Ich will auch ein Schutzengel sein“ in der Gewissheit, dass Opa nach dem Tod einer ist und es genauso sein will, wie der geliebte Opa. Ein Satz, der im Herzen kurz zwickt, weil Erwachsene dem Ganzen eine andere Bedeutung geben als Kinder. Diese Trennung zwischen Tod und Leben ist für Kinder im Vorschulalter noch nicht so vorhanden. Für sie hat ein Schutzengel etwas Lebendiges, Aktives, etwas Hoffnungsvolles, denn Kinder leben im Hier und Jetzt. Auch Sätze wie „Uroma wohnt jetzt in der Urne“ sind ganz normal in der Trauer von z. B. Kleinkindern. Und warum auch nicht? Die Frage nach dem Wo, wo sind die Verstorbenen ist eine ganz typische Frage von Kindern, Jugendlichen und auch so manchem Erwachsenen. Als Tipp sagt Frau Krych: „Scheuen Sie sich nicht zuzugeben, dass es darauf keine wirkliche Antwort gibt. Es ist das Geheimnis, das sich erst offenbart, wenn es für jeden von uns so weit ist. Und doch suchen wir nach Antworten und müssen feststellen, es gibt kein Richtig oder Falsch. Für den einen ist es der Himmel, die anderen eine Parallelwelt, der nächste spürt den Verstorbenen als täglichen Begleiter, ein Schutzengel. Letztendlich ist es auch egal, wichtig ist, dass es für jeden ein tröstlicher Ort, ein tröstlicher Gedanke ist, mit dem es sich gut weiterleben lässt. Nicht alle Fragen brauchen auch eine endgültige Antwort.“
Ein weiteres Angebot ist das Cafe Zeitlos für Jugendliche ab 15 Jahren und junge Erwachsene. In Kooperation mit dem Jugendzentrum St. Johannis ist hier ein Trauerangebot für die dunklere Jahreszeit entstanden. Wir bieten von November bis März einen Sonntagnachmittag in den Räumlichkeiten des Jugendzentrums an. Ein Team aus Jugendmitarbeitern, Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen aus dem Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst sowie ein Schulseelsorger hat sich gefunden, um junge Menschen auf ihrem Trauerweg zu unterstützen. Ob mit Bildern, Texten, Musikstücken oder Kreativität, hier kommen die Jugendlichen ins Gespräch, über das, was gerade bewegt. Es ist ganz egal wie lange der Verlust zurückliegt.
Das Cafe öffnet am 19. Februar und 19. März in der Zeit von 15:00-18:00 Uhr wieder seine Türen.

Digitale Trauerbegleitung „Schreiben als Brücke“

Dieses Hilfsangebot wurde 2019 für Jugendliche und junge Erwachsene geschaffen, die nicht zu einem Gespräch vor Ort kommen möchten. Online können sie sich anonym und in einer sicheren digitalen Umgebung mit ihrer Trauer auseinandersetzen.
„Schreiben als Brücke“ besteht aus einem Team von ehrenamtlich tätigen jungen Erwachsenen (Peers) und zwei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen. Das Ziel ist es, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in ihrem Umgang mit Sterben, Tod und Trauer zur Seite zu stehen.

Das Leben wieder spüren

Das eigene Leben geht weiter. Auch wenn man erstmal denkt, dass nach dem Verlust alles zu Ende ist. Daher auch der Name „Schreiben als Brücke“: Die Brücke zwischen Tod und Leben und zwischen einem Leben mit und einem Leben ohne den verstorbenen Menschen.
Das Team kann helfen, in der Trauer einen eigenen Weg zu finden. Sie gehen mit, während der/ die Ratsuchende den Weg und das Tempo bestimmt. Jede(r) wird so angenommen, wie er/ sie ist, mit allen Gefühlen, Gedanken und Handlungen. Es ist egal, welche Religion jemand hat, wie er/ sie lebt, wer und wie geliebt wird oder wie lange der Todesfall zurückliegt. Trauer ist ein überwältigendes Gefühl, das einen ohnmächtig und leidend zurücklassen kann. Die Peers und die hauptamtlichen MitarbeiterInnen von „Schreiben als Brücke“ glauben, dass jede/jeder die innere Stärke hat, die hilft, diese Krise zu überwinden und ins Leben zurückzufinden, denn jeder Jugendliche oder junge Erwachsene ist selbst die Expertin oder der Experte seines/ ihres Lebens!

Wie läuft eine Online-Begleitung ab?

Das Team ist auf drei verschiedenen Wegen für Hilfesuchende da: per E-Mail, im Gruppenchat und in Einzelchats. Sandra Püschel, Projektverantwortliche von „Schreiben als Brücke“, erzählt, dass am Anfang immer der erste Schritt steht: eine Anmeldung auf der Homepage. „Dies geht anonym, sicher und kostet nichts. Direkt nach der Anmeldung können Nachrichten geschrieben werden, auf die wir uns innerhalb von 48 Stunden melden, um gemeinsam zu schauen, auf welchem Weg wir am besten unterstützen können. Die Entscheidung, in welcher Form oder wie intensiv die Begleitung erfolgen kann, liegt am Ende bei den Ratsuchenden“, so Sandra Püschel weiter.
Über das Beratungsportal können Nachrichten und Antworten abgeholt und an offenen Gruppen- und Einzelchats teilgenommen werden. Es können auch jederzeit individuelle Einzelchats vereinbart werden.
Die digitale Trauerbegleitung finden Sie auf:
www.schreiben-als-bruecke.de.

Neue Peers gesucht!

Das Team der digitalen Trauerbegleitung sucht neue ehrenamtliche MitarbeiterInnen, die zukünftig Jugendliche und junge Erwachsene in ihrer Trauer begleiten möchten.
Wer sich dafür Zeit nehmen möchte und zwischen 18 und 25 Jahre alt ist, ist beim Team von „Schreiben als Brücke“ richtig. Der nächste Vorbereitungskurs wird am 1. September starten.
Wer über Empathie, Fingerspitzengefühl, Ratgeberqualitäten und Lust am Schreiben verfügt, psychisch belastbar ist, die deutsche Sprache in Schrift beherrscht und verlässlich ist, schreibt bitte an sandra.pueschel@katharinen-hospiz.de.

Alle Angebote sind kostenfrei

Alle Trauerangebote des Katharinen Hospiz am Park sind kostenfrei und werden über Spenden finanziert, da die Möglichkeit auf Hilfe nicht vom finanziellen Hintergrund abhängig sein soll. Wer spenden möchte, kann dies entweder direkt an das Katharinen Hospiz am Park tun oder auch z. B. über eine Mitgliedschaft im Katharinen Hospiz Förderverein. Eine digitale Anmeldung finden Sie unter: www.katharinen-hospiz-foerderverein.de/mitgliedsantrag
Über Trauerangebote und auch weitere Leistungen des Katharinen Hospiz am Park können Sie sich online unter www.katharinen-hospiz.de informieren.

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