Die Einweihung

Am 17. Mai 1975 wurde die Wikinghalle, die vor 50 Jahren noch als Sportzentrum Handewitt firmierte eingeweiht. Helmut Kanzler verkündete: „Nun steht für je drei Handewitter ein Quadratmeter Turnhalle zur Verfügung.“ Günter Ahlers, der Vorsitzende des Handewitter SV, meinte: „Die Halle soll kein Baudenkmal sein, sondern sie soll mit sportlichem Leben erfüllt werden.“ Höhepunkt des Eröffnungsprogramms: ein Handball-Freundschaftsspiel zwischen dem Oberligisten SG Weiche-Handewitt und dem Bundesligisten Hamburger SV.

50 Jahre Wikinghalle
Handewitter Sportzentrum 1975

Die Dimensionen

Die Größe von 45 mal 27 Meter suchte in der kommunalen Nachbarschaft ihresgleichen, ebenso die freitragende Konstruktion, die Deckenhöhe von 7,80 Meter, die stolze Tribüne und der markante Schornstein in Betonstahl. Kurzum: Diese Sportstätte eignete sich für internationale Sport-Wettkämpfe. Zwei Faktoren ermöglichten dieses 1,85-Millionen-Mark-Vorhaben. Unmittelbar vor dem Baubeginn hatten sich die einst eigenständigen Gemeinden Ellund, Timmersiek, Gottrupel, Hüllerup und Haurup der Kommune Handewitt angeschlossen. Der Verzicht auf die Eigenständigkeit wurde mit einem „Kopfgeld“ bedacht, was in die Sporthallen-Finanzierung floss. Zeitgleich wuchs der Schulstandort Handewitt. Für Grund- und Hauptschule brauchte es eine Turnhalle mit den Maßen 33 mal 18 Meter. Zudem stand auf der Agenda der geplanten Sonderschule eine Halle mit den Maßen 24 mal 12 Meter. Diese beiden Projekte wurden zusammengefasst.

50 Jahre Wikinghalle
Saisonabschluss-Party 1996

Der Handball

Die geplante Sporthalle stachelte auch die Handball-Enthusiasten von ETSV Weiche und Handewitter SV an. Am 17. Juni 1974 war es so weit: Die SG Weiche-Handewitt wurde aus der Taufe gehoben. In der Presse-Erklärung stand: „Im Zusammenhang mit dem geplanten Hallenneubau in Handewitt soll im Westen Flensburgs ein Handball-Schwerpunkt geschaffen werden.“ Nach einem Jahr in der Jarplunder Schaulandhalle wurde die heutige Wikinghalle ab der Saison 1975/76 zur sportlichen Heimat der SG. Auf Anhieb gelang der Aufstieg in die zweitklassige Regionalliga. 1981 war der Verein ein Gründungsmitglied der 2. Bundesliga Nord.

50 Jahre Wikinghalle
Ehrung: Eintrag ins Goldene Buch Handewitts

Länderspiele

Weltmeister Deutschland weilte im Sommer 1978 aufgrund eines Lehrgangs in Damp. Eine Begegnung im nur 70 Kilometer entfernten Handewitt gegen die SG bot sich an. Die Bedingungen für den sportlichen Vergleich gab Bundestrainer Vlado Stenzel vor: drei Drittel zu je 25 Minuten. Die DHB-Auswahl siegte mit 33:19. 1980 erlebte Handewitt sogar ein offizielles Länderspiel zwischen der Sowjetunion und Polen – und das kurz nach dem sowjetrussischen Einmarsch in Afghanistan. Besondere Sicherheitsvorkehrungen waren nötig.

Der Bundesliga-Aufstieg

Nach einem Sieg im hessischen Griesheim war die SG Weiche-Handewitt am 19. Mai 1984 plötzlich erstklassig. Am nächsten Tag bewegte sich ein Auto-Korso vom Sportheim des ETSV Weiche zum Handewitter Sportzentrum. Die längste Party der Vereinsgeschichte ging weiter. Die Konkurrenz in der deutschen Eliteklasse fürchtete schon bald die Atmosphäre in der Halle, die stets mit knapp 1200 Zuschauern ausverkauft war. Der Begriff „Hölle Nord“ fiel erstmals in einem Interview mit Martin Schwalb, heute Trainer, damals Nationalspieler des TV Großwallstadt, öffentlich.

50 Jahre Wikinghalle
Freundschaftsspiel zwischen DHK und Junior-Team

Die Osttribüne

Die Gemeinde Handewitt hegte schon länger Ausbaupläne zu einer „Schwerpunkthalle im Norden des Kreises“. Der sensationelle Bundesliga-Klassenerhalt am 18. Mai 1985 löste einen erstaunlich schnellen Anbau aus. Anfang Juni 1985 reisten die Kommunalpolitiker ins Lipperland. Die Halle des Bundesliga-Kontrahenten TBV Lemgo diente als Vorbild für das Ausbauvorhaben. Der Wunsch: eine Osttribüne mit 600 Plätzen hinter dem Tor. Die 650.000 D-Mark waren schnell finanziert. Am 15. Juli 1985 vergab der Gemeinderat die wesentlichen Gewerke. Am 28. September 1985 um 19.30 Uhr ertönte der erste Anpfiff in der erweiterten Großsporthalle. 1956 Zuschauer sahen einen Erfolg über GW Dankersen.

Der Abschied

Am 9. April 1995 erlebte die Wikinghalle ihr letztes großes Bundesliga-Spiel. Jan Holpert, Jan Eiberg Jörgensen, Matthias Hahn und der Rest der SG Flensburg-Handewitt schlugen Bayer Dormagen mit 27:19. Nach Abpfiff wankte die Polonäse durch die Wikinghalle. Kapitän Holger Schneider versprach: „Wir holen den Europapokal!“ Die Fördehalle und später die Campushalle hatten ein größeres Fassungsvermögen.

50 Jahre Wikinghalle
Kevin Möller: 2014 für ein Testspiel in der Wikinghalle

Die Jugend-Bundesliga

In Handewitt fanden ab und an Europacup- oder Pokalspiele statt. Der letzte Auftritt der Profis war am 1. August 2014 ein Testspiel gegen Mors-Thy. Die Wikinghalle ist aber nach wie vor ein Bundesliga-Standort – und das gleich vier Mal. Sowohl die männliche A- und B-Jugend der SG wie auch die weibliche A- und B-Jugend des Handewitter SV laufen regelmäßig in der „Ur-Hölle-Nord“ auf.

50 Jahre Wikinghalle
Gastspiel für Maskottchen „SiGi“

Die Konzerte

Hauptnutzer der Wikinghalle waren stets die Schulen mit ihrem Sportunterricht. Dorffeste, Basare oder Veranstaltungen schufen ein buntes Programm. In den 90er Jahren boxte Wladimir Kitschko einige Mal und ein Konzert-Reigen präsentierte Stars wie Udo Jürgens, die Backstreet Boys oder „Die Ärzte“.

50 Jahre Wikinghalle
Party mit den „Andersons“

Das Jubiläum

Mitte Juni organisierte die Gemeinde Handewitt einen fünftägigen Festakt. Zahlreiche Protagonisten der Bundesliga-Mannschaft von 1984 waren eingeladen und trugen sich ins Goldene Buch ein. Dazu gesellten sich ein Freundschaftsspiel des Handball-Nachwuchsbereichs, ein Seniorentag, eine Party und ein Frühschoppen. Eine Fortsetzung unter dem Motto „50 Jahre Wikinghalle“ gibt es am 6. August: Die SG Flensburg-Handewitt spielt gegen den DHK Flensborg.

Text: Jan Kirschner
Fotos: privat, Jan Kirschner   
 

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