Als Neustadt bezeichnet man den Teil der Stadt Flensburg, der ab 1796 als erster außerhalb der damals noch befestigten Altstadt ausgebaut wurde. Die Neustadt erstreckt sich hauptsächlich entlang der auch die Altstadt durchziehenden Hauptstraße in Nord-Süd-Richtung, die im Bereich des Stadtteils Neustadt, ebenfalls den Namen Neustadt trägt. Die Neustadt liegt auf der Nordseite des Nordertors.
Das Nordertor ist ein altes Stadttor der Flensburger Stadtbefestigung und dient als das Wahrzeichen der Stadt Flensburg. Es markiert genau die Grenze der Altstadt zur Neustadt, hat aber dennoch eine besondere Bedeutung für diesen Stadtteil.
Ein Kind der Neustadt
Unser Chronist Thomas Raake ist laut eigener Aussage „ein Kind der Neustadt“, und nach wie vor „ein großer Fan dieses Stadtteils“.
Sowohl die Kindheit als auch die Jugendzeit von Thomas Raake waren eng verbunden mit dem Beruf seiner Eltern. Die führten nämlich in der Neustadt 63 seit dem 1. April 1952 ihre „Neustadt Drogerie“. Nicht nur der Geschäftsbetrieb befand sich in besagtem Haus, nein, neben zahlreichen anderen Räumlichkeiten, meist als Lagerplatz genutzt, befand sich ebendort auch die elterliche Wohnung der Familie Raake, im 1. Stock direkt über dem Ladengeschäft.
Und in dieser Wohnung erblickte Thomas Raake am 15. November 1960 das Licht dieser Welt – es war eine sogenannte Hausgeburt, die seine Mutter, nur von einer Hebamme unterstützt, also fast im Alleingang bewältigte. Trotz Geburtsvorbereitung und der bevorstehenden Niederkunft seiner Frau ging für den Vater der Geschäftsbetrieb natürlich im Erdgeschoss des Hauses weiter – als das Kind dann endlich geboren war, wurde der Vater übers Haustelefon informiert, und ein schreiendes Baby war für ihn der Beweis: Das Kind ist endlich da!
Thomas Raake wuchs als Einzelkind auf, und er erlebte seine gesamte Kindheit und auch die Zeit des Erwachsenwerdens hier im Hause der Eltern, über dem Geschäftsbetrieb in der Neustadt 63.
Da Geschäft und Wohnung so nahe beieinanderlagen, war Thomas in den ersten Jahren seines Lebens meist in Obhut seiner Mutter, die bei Bedarf entweder im Geschäft half, den Haushalt meisterte oder das Kind passte und großzog.
Die Neustadt in den 60ern
Dieser Stadtteil war seit vielen Jahrzehnten Heimat für nahezu sämtliche Flensburger Industriebetriebe. Neben der Flensburger Werft, dem Fahrzeugbau, den Stadtwerken gab es seinerzeit zahlreiche mittlere und kleinere Produktionsstätten, die hier angesiedelt waren. Entsprechend stellte sich die Durchmischung der hier angesiedelten Bevölkerung dar, neben Arbeitern und Angestellten lebten damals in der Neustadt auch Beamte sowie leitende Angestellte und die Chefs der ansässigen Unternehmen – erst nach und nach, mit dem Beginn des „Wirtschaftswunders“ einsetzend, wandelte sich dieses Bild: Wer es sich leisten konnte, zog in ein Eigenheim in einem der zahlreichen Neubaugebiete an den Stadträndern Flensburgs, die nicht so gut betuchten Mitbürger blieben jedoch hier wohnen.
In der Drogerie der Raakes wurde, wie es der Name nahelegt, zwar auch mit sogenannten „Drogen“ gehandelt; es handelte sich hier aber ausschließlich um Chemikalien wie Salpetersäure, Salzsäure usw., die zur Herstellung verschiedener Ingredienzen als Rohstoff nötig waren. Einen großen Anteil des Warenangebotes machten Haushaltsartikel aus, neben vielen nützlichen Dingen wie Windeln, Vogelsand, Haarnetzen, Kerzen, Farben, Tapeten und vielem mehr. Damals gedieh und wuchs die Neustadt im Rahmen der dortigen industriellen Entwicklung mit dem Wiederaufbau der jungen Bundesrepublik. Die Umsätze der „Neustadt Drogerie“ entwickelten sich durchaus positiv. Das Ansehen des Geschäfts wuchs durch Dia- und Super8- Filmvorträge, die Foto-Drogerie wurde zum Begriff und nahm immer mehr Platz ein. Viele Flensburger ließen im hauseigenen Labor ihre (damals erst noch) Schwarzweiß-Fotos entwickeln. Das Sortiment an Waren und das Angebot an Dienstleistungen musste stets der wechselnden Nachfrage angepasst werden. Parfüm und Kosmetika wurden immer wichtiger, Selbstbedienung mit Beratung wurde eingeführt, die Farbfotografie machte bald das hauseigene Labor überflüssig. Irgendwann wurde die Drogerie aufgegeben, es entstand ein größeres Fotogeschäft mit einem Passbild- und Portraitstudio.
Die Kindheit und die ersten Schuljahre
In diesem Umfeld wuchs Thomas heran, kannte von klein auf an den Geschäftsbetrieb, die zahlreichen Lagerräume, und somit die unendlichen Spielmöglichkeiten, die das komplette Anwesen Neustadt 63 einem kleinen Jungen boten.
Er besuchte erst die Ramsharder Schule und später die Hebbelschule. Die Schulzeit, insbesondere die ersten Jahre, war für den Jungen eine prägende und sehr lehrreiche Phase in seinem noch jungen Dasein, es wurden seinerzeit im Unterricht massiv Grundlagen gelegt, durchaus in anderer Form und Weise als heutzutage, den heutigen Schülern wird Wissen auf andere Art vermittelt als vor rund fünfzig Jahren. Viele seiner damaligen Lehrer entstammten noch der Kriegsgeneration, es ging sowohl im Unterricht als auch auf dem Schulhof sehr streng und korrekt zu. „Uns Kindern“, so empfindet Thomas Raake es heute noch, „taten die klaren Ansagen und Vorgaben der Lehrkräfte jedenfalls durchaus gut, man lernte viel und kam voran, allerdings war das Verhältnis zu den Erwachsenen damals anders ausgeprägt: Sie waren unangefochtene Respektspersonen!“ Besonders in Erinnerung geblieben ist Thomas sein damaliger Direktor der Realschule, Herr Adolf Knottnerus-Meyer, ein äußerst strenger und überkorrekter Lehrer und Schulleiter. Thomas erinnert sich: „Ich war damals mit Begeisterung als Schülerlotse vor der Ramsharder Schule aktiv, wie auch einer meiner Mitschüler. Wir wollten an einem Freitag nach Schulschluss gerade das Gelände verlassen, als wir aufgefordert wurden, uns sofort beim Direktor zu melden. Bangen Herzens traten wir vor den Direktor, der uns in knappen Worten mitteilte: Nächsten Donnerstag nehmt ihr, mit zahlreichen Schülerlotsen anderer Schulen, an einem Rundflug über Schleswig-Holstein mit einer Transall-Maschine der Bundeswehr teil!
Mein Selbstvertrauen war damals nicht besonders ausgeprägt – wir waren heilfroh, bei der Ansprache beim Schulleiter so glimpflich davongekommen zu sein, freuten uns aber gleichzeitig riesig über den „befohlenen“ Rundflug. Wir fieberten dem Tag entgegen, denn wir waren beide schon damals begeisterte Flugfans – der große Tag kam, ein toller Einführungsvortag stimmte uns bestens ein, der Flug selbst, in dem riesigen und völlig unkomfortablen Laderaum der Transall, mit nur wenigen Fenstern ausgestattet, um nach draußen zu sehen, war für die meisten insofern eine Enttäuschung, als dass vielen Mitfliegern schnell schlecht wurde, und die vorhandenen Spuktüten heiß begehrt waren.“ Thomas Raake machte das alles nichts aus; er genoss den Rundflug in jeder Minute, hatte zudem Zugang zu einem der Fenster, und war nach der Landung erst recht begeistert und infiziert von der Luftfahrt.
Die Jugendzeit
Thomas ging gern zur Schule, war folgerichtig in vielen Fächern stets einer der besten Schüler – nur dem Sportunterricht konnte er wenig abgewinnen: Die Ballspiele und das Turnen interessierten ihn nicht, allenfalls für Judo konnte er sich erwärmen. Eine Note 3 (Befriedigend) konnte er dennoch in jedem Zeugnis mit einer einzigen gelungenen Aktion erreichen: Gegen Ende des Schuljahres war es üblich, dass alle Schüler beim Tauklettern beweisen mussten, was sie draufhaben. Hier kam er ganz groß heraus: Ohne Beinunterstützung, nur mithilfe der Arme, hangelte sich der recht zierliche und federleichte Thomas den Tampen hoch, und schlug bereits nach wenigen Sekunden oben an – viele der sogenannten „Sportskanonen“ konnten ihm auf diesem Spezialgebiet nicht das Wasser reichen. Sein absolutes Spezialfach war „Chemie“ – wen wundert es bei dem familiären Hintergrund? Sein Vater hatte ihn stets ermutigt, in seinem Beisein zu Hause alles Mögliche auszuprobieren; im eigenen Hobbykeller mit Ofen wurde gebastelt, gesägt und gehämmert, dass es eine wahre Freude war, und chemische Experimente durfte der Junge dort sogar allein vornehmen. Während in der Schule im Chemieunterricht verständlicherweise nur mit wenigen Gramm einer Substanz experimentiert wurde, konnte dies im heimischen Hobbyraum bei Bedarf sogar mit ganz anderen Mengen (bis hin zum Kilogramm) nachvollzogen werden.
So wurde Thomas zu einem Kind, das viel Freizeit drinnen verbrachte; das eigene Umfeld war für einen Jungen wie ihn eine wahre Schatzkammer. Zudem litt Thomas in jungen Jahren stark unter Heuschnupfen, so dass es ihn besonders in Zeiten des Pollenflugs fast gar nicht mehr nach draußen zog. Er war mehr der forschende, ausprobierende, neugierige Typ Junge – das hieß jedoch nicht, dass er sich nicht auch mit Freunden draußen aufhielt. Sein Vater hatte für ihn einmal eine sogenannte „Seifenkiste“ gebaut, und mit großer Begeisterung fuhren Thomas und seine Freunde damit durch die Straßen der Neustadt. Später bekam er ein Kettcar geschenkt, mit dem er ebenfalls die nähere Umgebung unsicher machte. In den Wintern, die damals noch recht häufig reichlich Schnee mit sich brachten, ging er mit viel Freude zum Schlittenfahren zu Dicker Willis Koppel, die unmittelbar unter der Bergmühle gelegen förmlich einlud zu riskanten und steilen Abfahrten. In der wärmeren Jahreszeit war er dagegen viel und oft mit dem Fahrrad unterwegs – er liebte es, erst die nahe gelegene Umgebung und später einen weiteren Einzugskreis zu erkunden.
Mit rund 10 Jahren bekam er von seinem Vater sein erstes Luftgewehr geschenkt. Thomas war überglücklich über diese Waffe, und durfte sie unter Aufsicht seines alten Herrn direkt zu Hause ausprobieren. Zu Hause? Nun, einer der zahlreichen Lagerräume war geradezu prädestiniert als Schießstand für diese Waffe, und wurde auch entsprechend hergerichtet, doch hat der Vater ihm bei dieser Gelegenheit gleich beigebracht, wie man mit so einer gefährlichen Waffe richtig umzugehen hat. Die Einhaltung der erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen ging ihm in Fleisch und Blut über, so wurde das Sportschießen daheim für ihn ein neues und gern betriebenes Hobby.
Sein Vater war schon immer im Besitz eines eigenen Bootes, mit dem er sehr gern in seiner kargen Freizeit die Flensburger Förde und angrenzende Gewässer befuhr. So war es nur folgerichtig, dass er seinem Sohn, als dieser etwa 13 bzw. 14 Jahre alt war, eine kleine Segeljolle schenkte. Thomas war sofort Feuer und Flamme fürs Bootfahren, allein oder mit einem Freund wurde fortan das nahegelegene Hafenrevier unsicher gemacht, die Jungen ruderten auch schon mal am Schlachthof vorbei durch das blutgetränkte und rotgefärbte Hafenwasser – dort fanden stets viele Schlachtungen statt, und das Blut des Schlachtviehs lief ungehindert in die Förde, oder sie segelten die nahegelegene Küste am Ostseebad rauf und runter.
Thomas wird erwachsen
Nach der Mittleren Reife wechselte er die Schule und kam aufs Wirtschaftsgymnasium, in der Marienallee. In diese Zeit fiel der Beginn eines ganz neuen Hobbys, einer ganz anders gestalteten Freizeitbetätigung: Das Segelfliegen. Fürs Fliegen hatte er schon immer ein Faible, spätestens seit dem schon erwähnten Rundflug in einer Transall-Maschine.
Das Miteinander der Flugenthusiasten auf dem Flensburger Flugplatz Schäferhaus gefiel unserem Chronisten außerordentlich gut, es herrschte auf der Anlage ein großes Miteinander vor, alle Aktionen wurden stets als gemeinsame Mannschaft unternommen, denn niemand kam ohne Hilfe der anderen Mitstreiter in die Luft. Egal wie alt oder jung jemand war, welchen beruflichen Hintergrund er hatte, oder woher er kam – wer sich beim „Arbeitsdienst auf dem Flugplatz“ bewährt hatte, wurde vorbehaltlos in die Gemeinschaft aufgenommen, das „Du“ unter Sportkameraden war dann völlig normal. Dieser Umgang miteinander gab Thomas viel Selbstvertrauen, denn er war dank seines nimmermüden Einsatzes sehr schnell anerkannt und als ein verlässliches Mitglied im Kreise der hiesigen Segelflieger angesehen. Legendär waren daneben auch die zahlreichen Feiern, die nach getaner Arbeit und Unterstützung vor Ort stattfanden – natürlich stets ohne einen Tropfen Alkohol, denn man wollte ja am nächsten Tag wieder fliegen.
Beim Fliegen hatte Thomas eigentlich nur ein „Problem“: Sein Körpergewicht. Bedingt durch seine Konstitution war er schon immer ein Leichtgewicht, er brachte nicht mal annähernd das erforderliche Mindestgewicht von 65 kg auf die Waage, und so musste er stets mit zusätzlich mitgenommenen Bleikissen sein „Gesamtgewicht“ beim Flug künstlich aufs erforderliche Mindestmaß erhöhen.
Nach dem erfolgreichen Schulabschluss auf dem Wirtschaftsgymnasium wechselte er im Jahre 1981 für eine Berufsausbildung nach Hamburg. Dort begann er eine kaufmännische Ausbildung, die er jedoch nach gut eineinhalb Jahren abbrach, und wieder nach Flensburg in sein Heimatrevier Neustadt zurückwechselte. Warum der Abbruch?
„Leider stellte sich ziemlich schnell heraus, dass ich bei meinem Lehrherrn in Hamburg praktisch so gut wie nichts dazulernen konnte. Das meiste wusste ich bereits, was dort angesprochen und gelehrt wurde, und so wurde ich von der Lehre zunehmend genervt und frustriert“, erinnert Thomas Raake sich nur ungern an seine Hamburger Zeit.
Er nahm alsbald ein duales Studium an der Flensburger Wirtschaftsakademie, damals noch im Heiligengeistgang, auf.
Auf dem Flugplatz lernte er seine Ehefrau Inga kennen, die auch schon seit ihrer Kindheit mit der Fotografie zu tun hatte. Gefunkt hatte es zwischen den beiden während der Rum-Regatta 1985, im Herbst des gleichen Jahres wurde geheiratet, und eine glückliche und bis heute andauernde Partnerschaft nahm ihren Anfang.
Die Geschäftsübernahme
Am 1. April 1987 übernahm Thomas Raake das elterliche Unternehmen. Der Fotokaufmann gründete alsbald mehrere Filialen, von denen die in Harrislee am Markt gelegene noch am rentabelsten war. Die Neustadt jedoch war mittlerweile nicht mehr so, wie Thomas Raake sie als Heranwachsender noch kennengelernt hatte. Der Wandel begann schleichend in den 70er Jahren, als immer mehr der alteingesessenen Bewohner fortzogen, meist in Gebiete am Flensburger Stadtrand, und so Platz geschaffen wurde für eine ganz anders strukturierte Gruppe von Mitbürgern, die oftmals einen Migrationshintergrund hatten, und bei den wenigen noch verbliebenen Industriebetrieben in Lohn und Brot standen. Die Familie Raake entschied sich, das immerhin fast 50 Jahre betriebene Geschäft in der Neustadt 63 zu schließen und woanders neu zu öffnen.
Um die Jahrtausendwende sahen die Raakes sich nach einem neuen und für sie passenden Geschäftslokal um, und wurden schließlich im Jahre 2002 fündig, direkt am Flensburger Nordermarkt. Seit dem Einzug ins neue Geschäft war das Fachwissen von Thomas Raake ausschließlich bei „Foto Raake“ am Nordermarkt 7 konzentriert, einstige Filialen waren längst geschlossen. Hier bot das Fachgeschäft jetzt eine Vielfalt an Leistungen an: Kameras und das passende Equipment, Speichermedien, Software und Rahmen. Der Schwerpunkt lag jedoch auf fotografischen Leistungen aller Art, vom Portrait über Werbe- und Aktfotos bis hin zu Luft- und Unterwasseraufnahmen, natürlich auch Passfotos und Bewerbungsfotos bzw. -mappen.
Privat bezog die junge Familie Raake schon 3 Jahre nach der Hochzeit ein eigenes Heim, natürlich im Norden der Stadt, in der Meisenstraße. Hier wurden auch die eigenen drei Kinder, übrigens allesamt Töchter, groß, die mittlerweile längst flügge und erwachsen geworden sind und das Elternhaus verlassen haben. Die Raakes wohnen immer noch gern dort in der Meisenstraße, mittlerweile schon seit 32 Jahren.
Thomas Raake, inzwischen längst verheiratet, war und ist eine Art Mensch, die – wenn sie sich für eine Sache entschieden hat, diese stets „voll durchzieht“: So ging es ihm auch mit dem Surfen, das er eines Tages für sich und seine Frau entdeckte. Viele Jahre zog es die Raakes bei jeder Gelegenheit raus nach Bockholmwik, dem damaligen Surferparadies an der Flensburger Förde. Die Kinder, damals noch klein, hatten am Strand ihr Spielparadies, und er und seine Frau konnten auf dem Brett übers Wasser reiten und gleiten. Beim Surfen kommt es unter anderem auch aufs Körpergewicht an – je leichter der Surfer, umso schneller sein Brett, und hier hatte Thomas gegenüber vielen anderen Surfern wieder Vorteile – manch einen der Mitsurfer wurmte das erheblich, wenn ein Thomas Raake einfach so an ihm vorbeifuhr.
Irgendwann entdeckten die Raakes ein weiteres Hobby für sich: Die Wikingerzeit. Mit anderen Gleichgesinnten spielte man in Originalkostümen das Leben der Wikinger nach, ein Hobby, das die ganze Familie teilte, seine Frau Inga nähte viel für die Raake-Wikinger, und die Kinder hatten viel Spaß und Freude bei diesem Freizeitvergnügen.
In der Zeit um die Milleniumswende im Jahr 2000 begann Thomas sich für ein weiteres Hobby zu interessieren: Das Tauchen. Inspiriert durch James Bond-Filme, aber auch den legendären Jacques Cousteau, den weltweit geschätzten Pionier der Meeresforschung, probierte er das Tauchen aus, … und war sofort Feuer und Flamme für diesen Sport. Er erlebte in Taucherkreisen Ähnliches wie beim Segelfliegen, und auch seine Ehefrau und zwei seiner Töchter wollten alsbald mittauchen. Er konnte auch hier, wie beim Fliegen, das Hobby mit dem Beruflichen kombinieren, so begeisterte er sich schnell für die Unterwasserfotografie und das Filmen in der Tiefe der Meere. Dank seiner vielfältigen Erlebnisse und Erfahrungen hatte Thomas inzwischen ein riesiges Netzwerk gebildet; er begann Vorträge über seine Tauchgänge und Flugerfahrungen auszuarbeiten und sie vor interessierten Mitbürgern zu halten, unter anderem im Flensburger Schifffahrtsmuseum, aber auch bei vielen anderen Gelegenheiten. Daneben gibt er Kurse an der Flensburger Volkshochschule, er ist ein sehr umtriebiger und zielstrebiger Fotograf, mit Freude und Lust daran, Menschen fortzubilden, von seinen Erlebnissen zu berichten, und sie vielleicht sogar dafür zu begeistern.
Besonders stolz ist Thomas Raake auch heute noch auf die jahrelange Zusammenarbeit mit der leider vor zwei Jahren verstorbenen Flensburger Schauspielerin Renate Delfs. Mit ihr hat er zahlreiche Vorträge gehalten, unter anderem in der Bergmühle über die Geschichte seiner geliebten Heimat, der Flensburger Neustadt. Es war für ihn eine große Ehre, mit Renate Delfs gemeinsam aufzutreten, von ihr gar das „Du“ angeboten zu bekommen.
Die Vorträge der beiden kamen in Flensburg außerordentlich gut an, so war das Schifffahrtsmuseum meistens rappelvoll, wenn ein Vortrag des Duos Delfs/Raake auf dem Programm stand.
Vor 10 Jahren verstarb Thomas Raakes Vater, er hinterließ seinem Sohn das Boot, immer noch gut in Schuss, mit dem er einst gern auf den hiesigen Wasserwegen unterwegs war. Den dafür nötigen Sportbootführerschein besaß er bereits seit vielen Jahren, und so ist seitdem Thomas mit diesem Boot viel unterwegs, natürlich auch gemeinsam mit seiner Ehefrau. „Uns gibt es nur im Doppelpack!“, erzählt er verschmitzt lächelnd. Die Raakes machen praktisch alles gemeinsam, sind sich gegenseitig stets ein großer Rückhalt – überhaupt unterstützen sich alle, auch die Töchter in dieser bemerkenswerten Familie. Alle drei Töchter haben sich gut gemausert und entwickelt, und längst den angestrebten Platz im Leben gefunden.
Die Gegenwart
Der Beruf des Fotografen hat Thomas Raake einen vielfältigen Einblick in viele Bereiche des Lebens gebracht, die er sonst wohl nicht erlebt hätte. So hat er ein Videodreh mit Leuten wie Andreas Fahnert für den Offenen Kanal Flensburg fotografisch begleitet, hat sogar einmal einen ganzen Tag an Bord eines Tenders eines S-Boot-Geschwaders in Olpenitz verbracht. Daneben ist das Reisen noch ein aktuelles Hobby der Raakes, eine für den Monat Mai geplante Reise nach Madeira wird leider endgültig aus den aktuellen Gegebenheiten ausfallen.
Nach rund 15 Jahren am Nordermarkt 7 hat Thomas Raake sich beruflich noch einen großen Wunsch erfüllt: Er wollte eigentlich schon immer in die Norderstraße mit dem Geschäft umziehen, und hat das tatsächlich vor einigen Jahren verwirklichen können:
„Am 05.04.2016 erfolgte der Umzug in unsere neuen Räumlichkeiten in der Norderstraße 48, Ecke Oluf-Samson-Gang. Nun haben wir größere und noch schönere Räumlichkeiten. Das Geschäft ist bewusst im Vintage-Stil eingerichtet, denn wir blicken immerhin auf eine über 60jährige Firmengeschichte zurück. Schauen Sie sich doch einmal unsere Kameraausstellung an. Wir können mit Stolz behaupten eines der ganz wenigen Fotostudios Deutschlands zu sein, die in allen drei Dimensionen professionell fotografieren: an Land und auf dem Wasser, in der Luft und unter Wasser. Unser über Jahrzehnte gewachsenes Wissen und die langjährige Erfahrung geben wir in zahlreichen Seminaren im eigenen Haus, in Betrieben, an der Volkshochschule Flensburg und in Harrislee sowie beim Ortskulturring Oeversee, um nur einige zu nennen. Ich halte zahlreiche Foto-Vorträge zu aktuellen und historischen Themen. Unser Team besteht aus einem Mitarbeiter im Verkauf, zwei Auszubildenden im Fotografenhandwerk, Assistenten sowie dem Inhaber. Wir sind der führende Ansprechpartner in Sachen Fotografie im Norden des Landes“, gibt Thomas Raake den gegenwärtigen Stand seiner beruflichen Aktivitäten wieder.
Das Flensburg Journal bedankt sich für das hochinteressante Gespräch, und wünscht der Familie Raake alles Gute für die kommende Zeit, sowohl beruflich als auch privat bei allen noch anstehenden Aktivitäten!
Text: Peter Feuerschütz
Fotos: Benjamin Nolte, privat (Raake)