Nahezu jeder im Südosten Flensburgs lebende Bürger kennt die Heimstätte des SV Adelby, an der Ringstraße gelegen mit dem vereinseigenen Clubheim, der benachbarten Kegelbahn sowie den grünen Sport- und Fußballplätzen. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Grundschule Adelby tobt dort oft schon vormittags das Leben (Schulsport), aber spätestens nachmittags und frühabends bevölkern zahlreiche kickende Kinder, Jugendliche und Erwachsene die weitläufige Sportanlage, zu der auch die Spielfläche der Eissportschützen zählt – dazu später mehr. Was das menschliche Auge hier sieht und wahrnimmt, ist jedoch nur ein kleiner Teil dessen, was den aktuellen SV Adelby ausmacht. Heute, im Jahr 2022, treiben rund 1.000 Vereinsmitglieder in einer der insgesamt 16 Sparten Sport, verteilen sich dabei auf zahlreiche Sportstätten und Turnhallen, die über das gesamte Stadtgebiet Flensburgs verteilt sind.
Die Anfänge
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und den entbehrungsreichen ersten Nachkriegsjahren versammelten sich damals einige
Sportfreunde im Osten der Stadt mit dem Ziel, gemeinsam Sport zu treiben, und gleichzeitig den in der näheren Umgebung lebenden Menschen der Dörfer Sünderup, Tarup und Tastrup eine sinnvolle Sport- und Freizeitmöglichkeit anbieten zu können. Das fing an mit der Gründung einer Handballmannschaft – damals wurde noch Feldhandball gespielt, doch ebenso wichtig war den Sportfreunden der ersten Stunde das Turnen für Jung und Alt. Nachdem sich nach und nach die ersten Sportgruppen etabliert und gefestigt hatten, wurde folgerichtig im August 1950 von etwa 40 Sportfreunden ein Verein gegründet: Der Sportverein Adelby – kurz SV Adelby oder nur SVA – wurde aus der Taufe gehoben. Der Verein war in seinem unmittelbaren Dunstkreis bald allgemein bekannt und beliebt, wuchs zwar langsam, aber doch stetig. Anfangs wurde sogar bei jenen Sportlern, die über wenig Geld verfügten, großzügig auf einen Vereinsbeitrag verzichtet. Das war insofern relativ leicht durchzuführen, weil in den Anfangsjahren des SV Adelby der Mitgliedsbeitrag noch durch einen Kassierer eingezogen wurde, der von Haus zu Haus ging, und dabei das Geld für den fälligen Monatsbeitrag in bar einsammelte.
Im Laufe der 1950er Jahre festigte sich Zug um Zug das Vereinsleben, es musste zwar immer noch viel improvisiert werden, aber der Verein war inzwischen eine feste Einrichtung in jener Gegend geworden.
Der Verein mausert sich
Etwa mit dem Beginn der 1960er Jahre ging es dann steil bergauf mit dem Vereinsleben. Im Jahre 1960 wurde die kleine Turnhalle der Grundschule Adelby gebaut – ein Glücksfall für den benachbarten Sportverein. Ein zweiter Sportplatz entstand nebenan, die Fußballsparte wurde gegründet, die Mitgliederzahlen schossen alsbald nach oben, und die Zahl der Kinder und Jugendlichen im Verein war mittlerweile riesengroß. Sie lag folgerichtig sogar viel höher als in vergleichbaren Sportvereinen. In der ersten Hälfte der 60er Jahre lenkte noch der Schulrektor der nachbarlichen Grundschule, Hans-Karl Jensen, als 1. Vorsitzender die Geschicke des SV Adelby. Als Jensen nicht mehr zur Verfügung stand, wurde der Posten des 1. Vorsitzenden an Hans-Wilhelm Langholz herangetragen. Dieser übernahm; Langholz hatte dieses Ehrenamt immerhin 11 Jahre inne; von 1965 bis 1976.
Diese Jahre stellten rückblickend eine sehr erfolgreiche Epoche für das Vereinsleben des SV Adelby dar. Unter der Regie von Langholz und seinem Motto „Mach mit bei uns!“ stieg die Zahl der Vereinsmitglieder rasant auf über 1.100 an. Der Sportplatz Adelby samt dem im Jahr 1973 eingeweihten vereinseigenen Clubheim mauserte sich zu einem wahren Schmuckstück, die Sportanlage wurde zudem durch eine 400-m-Laufbahn komplettiert.
Ein fester Bestandteil im Flensburger Sport
Im letzten Viertel des vorherigen Jahrhunderts sowie in der ersten Dekade des neuen Jahrtausends war der SV Adelby geprägt durch eine andere Persönlichkeit, seinen langjährigen 1. Vorsitzenden Volker Eddiks, der mehr als 30(!) Jahre den Verein führte. Der lange als Lehrer tätige Eddiks hatte schon von Berufs wegen eine besondere Affinität zur Jugend und zum Sport. Sein ehrenamtliches und zudem weit über das Normale hinausgehendes Engagement für „seinen“ Verein hat dem SV Adelby und seinen vielen Mitgliedern richtig gutgetan. Eddiks ist mittlerweile schon länger nicht mehr als 1. Vorsitzender für den Verein tätig, steht jedoch dem aktuellen Vorsitzenden Heiko Kaletta helfend und unterstützend zur Seite.
Er ist heute Geschäftsführer des Vereins und gewissermaßen als „graue Eminenz“ stets mit Rat und Tat zur Stelle. „Die damaligen Zeiten sind mit dem heutigen gesellschaftlichen Leben einfach nicht mehr vergleichbar“, weiß Eddiks. „Wenn man mal rund 30 Jahre zurückblickt, führte man seinerzeit noch ein richtiges Vereinsleben, im Clubheim pulsierte das Leben, die Menschen saßen vor und nach dem Sport in geselliger Runde beisammen, feierten gemeinsam und tranken gern ein Kaltgetränk – oder auch mehr – nach vollbrachter sportlicher Betätigung. Unsere heutige Gesellschaft entwickelt sich dagegen immer mehr zu einer Ego-Kultur. In der aktuellen Zeit haben es Sportvereine deshalb ungleich schwerer. Sie müssen sich viel intensiver um Mitglieder und Sportangebote bemühen. Der Verein wird von immer mehr Menschen in erster Linie als Dienstleister wahrgenommen, nach dem Motto: Was bekomme ich für meinen Mitgliedsbeitrag geboten?“, gibt er Einblicke ins heutige Vereinsleben. Trotzdem ist er stolz auf seinen Club: „Knapp 1.000 Mitglieder zählt der Verein, es sind mehr als 70 Trainer und Übungsleiter, zwei Festangestellte und sechs Mitarbeiter für die Pflege der Sportanlagen und Mitglieder für den SVA im Einsatz.“
Und Volker Eddiks kennt sie alle, na ja – fast alle. Und er kennt jede Sparte des Vereins, weiß um die jeweiligen Besonderheiten. Er hat in vielen Gesprächen und Sitzungen mit den Zuständigen der Stadtverwaltung die Hallenbelegungen organisiert, kann die einzelnen Hallenzeiten fast punktgenau aufzählen. „Das kann sich für den Verein schon mal zu einem Problem auswachsen, denn wir haben Hallenzeiten in zahlreichen hiesigen Sporthallen – nicht nur in den Hallen der Grundschule oder der nahegelegenen KTS Adelby. So ist es für manch eine Sparte bzw. Sportart schwierig, sich in der jeweiligen Sporthalle zu Hause zu fühlen. Doch typischen Hallensportarten bleibt ja nichts anderes übrig, als das in Anspruch zu nehmen, was ihnen angeboten wird. Auf unserer heimischen Sportanlage an der Ringstraße sind ja naturgemäß bei der sportlichen Betätigung nur die Fußballer, die diversen Ausgleichssportgruppen und die Leichtathleten zu Hause.“
„Und natürlich auch die Eisstockschützen, die seit 1995 auf ihrer eigens für ihren Sport errichteten Sportanlage im Stadionrund ihren Sport betreiben“, sagt Eddiks.
Der Sportverein Adelby heute
Der SV Adelby hat, wie viele andere Vereine auch, die hierzulande üblichen und gängigen Sparten wie Fußball, Leichtathletik, Kinderturnen und Volleyball in seinem Angebot, von A bis Z reihen sich die 16 Sparten auf – genauer von A bis V: von „Ausgleichssport“ bis „Volleyball“. Es gibt mittlerweile eine große Abteilung mit Angeboten aus dem Reha-Bereich, wie Rückenschule, Koronar-Sport oder Nordic Walking. Im Verein haben zudem selbstverständlich auch sogenannte „Exoten“ wie die Eisstockschützen, die Radballer oder die Rollstuhl-Basketballer längst ihr Zuhause gefunden.
Das freut besonders den jetzigen und aktuellen Vereinsvorsitzenden Heiko Kaletta, der seit gut drei Jahren, seit 2019, die Geschicke des Vereins als 1. Vorsitzender leitet. Heiko Kaletta steht seit vielen Jahren beispielhaft für „seine Sportart“: das Eisstockschießen! Für diese in unseren Breitengraden zugegebenermaßen selten anzutreffende Sportart ist er gewissermaßen das Aushängeschild, das Gesicht. „Der aktuelle Mannschaftskader der Eisstockschützen des SVA besteht derzeit aus fünf Damen und zwei Herren. Eine gute Mischung aus Neueinsteigern und langjährig erfahrenen Spielern macht dabei den Reiz aus und sorgt für einen harmonischen Spielbetrieb, bei dem der Spaß auch nicht zu kurz kommt. Als „echte Naturburschen“ trainieren die Spieler und Spielerinnen das ganze Jahr über draußen auf der Eisstockschützenbahn des SV Adelby“, erwärmt sich Kaletta für seine „coole“ Sportart.
Und er übernimmt Verantwortung: „Eigentlich wollte ich gar nicht Vorsitzender werden, doch als mich mein Verein rief, habe ich nicht lange gezögert, und letztlich den vakanten Posten des 1. Vorsitzenden übernommen. Es war für mich die Zeit gekommen, etwas zurückzugeben, auch wenn ich dadurch jetzt wesentlich mehr im Ehrenamt zu leisten habe, der Posten eines Vereinsvorsitzenden ist „nicht ohne“!“
Und er ergänzt: „Meine Laufbahn als Sportler beim SV Adelby begann schon vor gut 30 Jahren, als ich als junger Bursche in der damals erfolgreichen B-Jugend des SVA Fußball spielte, als Torwart seinerzeit unter dem Trainer Horst Dieter Adler. Die damalige Zeit als Jugendfußballer hat mir sehr viel gebracht, sowohl sportlich als auch menschlich habe ich viel in jenen Jahren gelernt“, zieht Kaletta ein durchaus positives Fazit seiner Anfänge beim SVA. „Als junger Mann habe ich beruflich bedingt für einige Jahre der Heimat den Rücken gekehrt, kam jedoch später wieder zurück ins beschauliche und schöne Flensburg, habe recht schnell, im Jahr 2010, wieder zum Sport gefunden, allerdings ist seit jener Zeit das Eisstockschießen meine Leidenschaft; ich bin seit dem Jahr 2011 Spartenleiter der Sparte Eisstockschießen im SVA. Gegründet wurde die Sparte 1984 von Sybille und Emil Scheibner, damals Flensburger Eissportclub. 1995 sind sie zum SV Adelby gewechselt.“ Die Eisstockschützen sind weit über die Landesgrenzen erfolgreich und bekannt. „In Bayern weiß heute jeder, wo Adelby liegt!“, schmunzelt Kaletta, der als Eisstockschütze an etlichen Deutschen Meisterschaften teilgenommen hat, und verweist auf den größten Erfolg der Sparte: die Deutsche Vizemeisterschaft im Jahre 2019!
Die Vereinsphilosophie
Der SV Adelby hat sich auf die Fahne geschrieben, in erster Linie den Breitensport zu fördern, und dabei insbesondere der Jugend eine möglichst breit aufgestellte sportliche Plattform zu bieten. „Wichtig ist uns die Vielfalt unseres Sportangebots, deshalb ist es so erfreulich, dass wir ein breit gefächertes Angebot an Sparten im Verein haben. Bei uns ist jede und jeder willkommen, völlig unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, oder eigenem Leistungsvermögen.“ Sport soll verbinden, gerade Kinder und Jugendliche sollen in ihrer Entwicklung gefördert werden, ihrem natürlichen Bewegungsdrang nachkommen. Erzielte Leistungen, gewonnene Medaillen und Pokale sind dabei zweitrangig – auch wenn beim Sport persönlich errungene Siege für die Beteiligten stets das Sahnehäubchen sind. Man kann mit Fug und Recht sagen: Der SV Adelby hat sich dem Breitensport verschrieben.
Bekannte Sportler
Der Breitensport wird folgerichtig im Verein gelebt. Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass nicht auch talentierte und erfolgreiche Sportlerinnen und Sportler im SVA tätig waren oder sind. Den hiesigen Fußballfreunden ist sicherlich Max Christiansen bekannt, der seine ersten Schritte in den unteren Fußball-Jugendmannschaften des SVA tat und sich schon damals als guter Kicker zeigte. Sein Talent blieb nicht lange verborgen: Max ging seinen Weg von Flensburg über Rostock als Jugendlicher, spielte im Herrenbereich bei mehreren Profiklubs, in Bielefeld, Mannheim und Ingolstadt, und aktuell in der 1. Bundesliga bei Greuther Fürth, er wurde sogar in der U17-Nationalmannschaft eingesetzt, und spielte bei der Olympiade 2016 in Rio für die deutsche Olympia-Auswahl. Er hat seinen ersten Verein nicht vergessen, wie auf dem Bild dokumentiert …
Die schon erwähnte B-Jugend-Fußballmannschaft von 1990/1991, die sogar schleswig-holsteinischer Vizemeister wurde, konnte sich damit für den norddeutschen Pokal qualifizieren. Das war damals eine große Überraschung im norddeutschen Raum, da Adelby sogar Mannschaften wie Holstein Kiel hinter sich gelassen hatte. In der Truppe spielte zusammen mit Heiko Kaletta neben anderen auch Tom Viebrock, der später im Herrenbereich sogar zeitweise bei den Amateuren von Werder Bremen und danach in der Oberliga bei TSB Flensburg aktiv war.
Und schließlich Britta Jänicke: Britta begann das Handballspielen beim SV Adelby, sattelte später auf Leichtathletik um, und nahm als Leichtathletin an den Paralympics 1988 in Seoul teil, gewann im Diskuswerfen und Speerwerfen jeweils die Goldmedaille – bei späteren Paralympics gelangen ihr weitere Medaillenerfolge. Im Jahr 1988 war übrigens für einige Tage die komplette Paralympics-Mannschaft, die nach Seoul fahren sollte, beim SVA zu Gast und hat sich auf die „Spiele“ vorbereitet. Dass sich das deutsche Team ausgerechnet im Norden dazu traf, hing damit zusammen, dass die wohl erfolgreichste Sportlerin des SV Adelby, Britta Jänicke, eben jener Mannschaft angehörte.
Doch auch andere Sparten haben durchaus auf Landesebene und im lokalen Bereich Erfolge erzielt, wie etwa in den 1970er und 1980er Jahren die Volleyballer des Vereins. Apropos Volleyball: Die Sparte befindet sich gerade im Neuaufbau, nachdem die jahrelang erfolgreiche Spielgemeinschaft mit dem TSB Flensburg aufgekündigt wurde.
Ausblick
Unabhängig davon, wie viel Unterstützung der Verein von der Stadt, vom Land, dem Landessportverband oder anderen bekommt: Ganz sicher werden sich auch in der Zukunft der 1. Vorsitzende mit seinem gesamten Vorstand, der Geschäftsführer, die Spartenleiter und alle Übungsleiter und Trainer weiter mit Herzblut um ihren Verein, seine Mitglieder und deren Belange kümmern. So konnten zwar wegen der Corona-Pandemie keine offiziellen Feierlichkeiten zum 70jährigen Vereinsjubiläum in 2020 veranstaltet werden, doch wird man garantiert auch in den kommenden Jahren an gewohnten Events wie dem jährlichen Osterfeuer oder dem Laternelaufen am Martinstag festhalten. Auch die regelmäßig im Sommerhalbjahr stattfindenden Fußballturniere und Fußballschulen für die jungen Kicker werden wieder ausgerichtet werden. Der SV Adelby ist seit 2021 Kooperationspartner des FC St. Pauli, erneut wird die Fußballschule des St. Pauli im Juli 2022 wieder zu Gast auf der Sportanlage an der Ringstraße sein, und den zahlreichen jungen Kickern eine besondere Freude bereiten.
Längst hat sich der Vorstand intensiv darum bemüht einen Kunstrasenplatz auf die Anlage zu bekommen. Man ist daneben – im Tagesgeschäft – permanent damit befasst, die immer wiederkehrenden Probleme bei der Akquise von Übungsleitern in den Griff zu bekommen …
Wir sind uns sicher: Ganz bestimmt wird der SV Adelby auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ein Verein bleiben, der sich stark macht für den Breitensport, und der ein lohnenswerter Anlaufpunkt sowohl für die Sportbegeisterten aus der Nachbarschaft sein wird, aber auch für alle anderen Sportfreunde, die in einem gut geführten Sportverein eine Heimat suchen!
Mit dem 1. Vorsitzenden des SVA sprach Peter Feuerschütz
Fotos: Benjamin Nolte, privat