Von Kontaktbeschränkungen bis hin zu Homeschooling und Wechselunterricht – die Corona-Pandemie hat den Alltag der Schülerinnen und Schüler massiv durcheinandergewirbelt. Mit Blick auf den psychischen Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen haben die ergriffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie negative Spuren hinterlassen. Eine repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag der Mobil Krankenkasse unter rund 1000 Eltern belegt das.

Die Hälfte der befragten Eltern schulpflichtiger Kinder im Alter von 6 bis 16 Jahren gibt an, dass die Stimmung Ihres Kindes während der Corona-Situation alles in allem schlechter war als vor der Pandemie. Ein gutes Drittel (38 %) der Eltern beobachtet eine zunehmende Gereiztheit des Kindes. Jeweils ein knappes Drittel (32 %) nimmt wahr, dass das Kind sich einsamer fühlt als vor der Corona-Situation bzw. sich mehr mit den Geschwistern oder Eltern streitet (29 %). Ein Fünftel der Eltern stellt jeweils fest, dass sich ihr Kind während der Corona-Pandemie trauriger fühlt (21 %), sich mehr Sorgen macht, alles zu schaffen (20 %) bzw. erschöpfter oder müder ist als vor der Pandemie (19 %). Nur fünf Prozent der Eltern sind der Ansicht, dass ihr Kind ausgeglichener ist als vorher. Diesen negativen Trend sieht auch Julia Theeg, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin und Supervisorin aus Hannover: „In meiner Praxis erlebe ich einen Ansturm auf Psychotherapie für Kinder. Anmeldegründe sind Ängste, Traurigkeit, Sorgen, die von den Eltern berichtet werden. Derzeit ist die Nachfrage so hoch, dass wir nicht ausreichend Therapieplätze zur Verfügung stellen können.“

Psychotherapeutin Theeg: „Soziale Isolation kann zu vielfältigen Symptomen führen“

Laut den Ergebnissen der forsa-Umfrage fallen die Kontaktbeschränkungen besonders stark ins Gewicht. 89 % der befragten Eltern gibt an, dass ihre Kinder unter den Beschränkungen stark oder etwas gelitten haben. Eine gefährliche Situation, wie Psychotherapeutin Julia Theeg erläutert: „Die soziale Isolation kann zu vielfältigen Symptomen, wie z. B. zu anhaltender Traurigkeit, Antriebslosigkeit, Angststörungen, Schlafstörungen und Sucht führen.“

Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass der Medienkonsum der Kinder und Jugendlichen durch die fehlenden persönlichen Kontakte in den zurückliegenden Monaten stark angestiegen ist. Gemäß den Umfrageergebnissen waren 34 % der 6- bis 10-Jährigen und sogar 65 % der 11- bis 16-Jährigen nach Einschätzung ihrer Eltern auch außerhalb des Unterrichts deutlich mehr am Handy oder am Computer. Grund zur Sorge besteht durch diesen erhöhten Medienkonsum jedoch nicht unbedingt, meint Theeg: „Ein erhöhter Medienkonsum ist während der Kontaktbeschränkungen normal. Kinder und Jugendliche nutzen Medien, um mit ihren Freunden in Kontakt zu sein. Wenn Jugendliche nicht mehr „davon lassen können“, aggressiv werden oder sogar Schlafstörungen entwickeln, sind dies indes Warnsignale. Wichtig ist, dass Eltern mit ihren Kindern ins Gespräch gehen und verstehen wollen, was z. B. hinter einem erhöhten Medienkonsum für ein Bedürfnis steht.“

Kindern die Angst nehmen: „Freude statt Leistung“

Für einen Großteil der Kinder war die Rückkehr in den Wechselunterricht laut forsa-Umfrage mit Freude (61 %) und Erleichterung (48 %) verbunden. Allerdings haben 17 % auch Sorgen geäußert, 10 % Angst vor einer Ansteckung, 8 % sogar mit körperlichen Symptomen wie Bauch- oder Kopfschmerzen und 6 % mit Verweigerung reagiert. Auch hier ist es wichtig, dass die Eltern mit den Kindern den Dialog suchen, betont die Expertin: „Eltern können ihre Kinder vor allem den Druck nehmen und den Blick auf die Ressourcen lenken – Freude statt Leistung. Freude vor allem darüber, die neuen Herausforderungen wie z. B. Homeschooling oder Wiedereinstieg geschafft zu haben. Die Noten sind in diesem Zusammenhang zweitrangig und sollten nicht so in den Fokus genommen werden.“

Pressemitteilung Mobil Krankenkasse
Bild: Getty Images; Fotograf:bymuratdeniz

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