„Wikinger“ sind gesellig – zumindest auf der Geest. Einmal im Jahr entfaltet sich um die „Schlacht bei Wallsbüll“ ein Event für Groß und Klein, das zugleich den Charakter eines historischen Festivals besitzt. Am 19. und 20. August ist es wieder so weit. Dann vereinen sich die permanente Siedlung „Valsgaard“, ein mittelalterlicher Markt und Kampfdarbietungen an der Freizeitanlage von Wallsbüll zu einer spektakulären Zeitreise.
Es wird gemeinsam nach 1000 Jahre alten Rezepturen gekocht. Es duftet nach Räucherfisch, Eintopf und Met. Töpferkunst und Schnitzereien bilden einen Einblick in das Handwerk der frühen Zeit. Musiker ziehen durch das Dorf, singen auf altnordisch, trommeln und zupfen an Saiten-Instrumenten. Eine Weinschenke hält so manchen edlen Tropfen bereit. Laien dürfen sich dem Bogenschießen widmen, während sich Kinder per Rallye nach den Spuren einer vergangenen Zeit suchen.
Mehrmals erblüht die kriegerische Ader der „Wikinger“. Die Freizeitanlage von Wallsbüll wird sich in ein Heerlager verwandeln, aus dem mehrmals täglich die Krieger ausströmen. Auf dem Markt wird eine hübsche, junge Frau geraubt und in das Dorf „Valsgaard“ verschleppt. Es kommt zum Scharmützel. Die Klingen der Waffen rasseln aufeinander, bis fast kein Krieger mehr steht. Dann – ein Wink mit der Zukunft – sind die Kinder an der Reihe. Mit hölzernen „Zauberschwertern“ schreiten sie ein. Wer wohl gewinnen wird?
Am dritten August-Wochenende wird Wallsbüll auch der Treffpunkt für Fans des „Reenactments“ sein. Unter „Reenactment“ versteht man die Nachstellung konkreter geschichtlicher Ereignisse in möglichst authentischer Art und Weise. Tagsüber sind die vielen Teilnehmer, die aus allen Ecken der Republik anreisen, die Akteure. Von Samstag auf Sonntag, also zwischen den beiden Veranstaltungstagen, genießen die Hobby-Wikinger stets einen geselligen Abend in interner Runde. Hinter den Kulissen gab es schon mal eine Hochzeit mit Minnegesang, Rugby mit einem ledernden Schweinskopf oder die Darbietung eines Feuerschluckers.
Während der Markt nach der „Schlacht bei Wallsbüll“ stets abgebaut wird, ist die Anlage „Valsgaard“ eine ständige Einrichtung. EU-Fördermittel und die Unterstützung der Gemeinde Wallsbüll ermöglichten einen Ort, an dem Geschichte für Jung und Alt erlebbar gemacht wird. Verschiedene Haustypen und Werkstätten gruppieren sich nördlich des Dorfgemeinschaftshauses zu einer Hofanlage – wie sie vor über 1000 Jahren so ähnlich existiert haben könnte. „Valsgaard“ gilt als besonders gelungen und war schon mehrfach Schauplatz für Musik-Videos, Filme und Dokus.
An den Wochenenden im Frühling und im Sommer herrscht auf der Anlage immer reges Leben. Zahlreiche Mitglieder des Vereins „Valsgaard“ schlüpfen in eine Gewandung der Wikingerzeit und freuen sich auf Stunden, die gerne zum Ausstieg vom Alltag genutzt werden, die aber auch das Wissen über eine vergangene Epoche erweitert. Es wird gebastelt, geflochten, geschmiedet und in den Holzhäusern geschlafen. „Wir wollen möglichst authentisch leben und mit Klischees aufräumen“, erklärt die Vereinsvorsitzende Helga Pitroff. „Wer Interesse hat, darf gerne vorbeikommen“, sagt sie. „Wir suchen immer Mitstreiter.“
Die breite Öffentlichkeit darf sich zwei feste Termine merken. An den beiden Pfingsttagen findet die Veranstaltung „Open Thor“ statt. „Wir stellen uns vor und zeigen, was wir alles machen“, erklärt die Vorsitzende Helga Pitroff. Schmiedekunst, weitere Handwerks-Vorführungen, Bogenschießen und das Werfen von Sperren und Äxten gehören zum Programm.
Und am dritten August-Wochenende tobt die „Schlacht bei Wallsbüll“. Die Resonanz ist stets gut. „Wir haben in der Wikinger-Szene einen guten Namen“, weiß Helga Pitroff, „da wir alles möglichst originalgetreu aufziehen und keine Händler einladen, die Fabrikwaren verkaufen.“ Auch die Lokalmatadore decken sich auf dem mittelalterlichen Markt mit passenden Stoffen, Schmuck und Schuhen ein. „Wir sind eine große Familie“, betont Vorstandsmitglied Tina Albers. Dazu zählt auch das heutige Dorf Wallsbüll: Die Landfrauen und der Sportverein versorgen die Besucher mit Kaffee und Kuchen. Die Feuerwehr grillt.
Die Öffnungszeiten der „Schlacht bei Wallsbüll“: Samstag, 19. August, von 11 bis 19 Uhr sowie Sonntag, 20. August, von 10 bis 17 Uhr.
Text und Fotos: Jan Kirschner