Verschwenden Sie nicht die Festtage in Diskussionen ohne Einigung
Die angeblich schönste Zeit des Jahres steht wieder vor der Türe. Unsere Erwartungshaltung ist meist hoch, sollen die paar freien Tage doch gefälligst den ganzen Stress der letzten Wochen, oder besser noch Monate wett machen. Dieses Jahr sind wir optimistisch, dass uns die innere Balance gut gelingt, denn: wir haben dazu gelernt! Mit viel Glück und innerer Haltung gelingt es uns die Vorweihnachtszeit besser zu genießen. Wir haben vielleicht sogar gelernt „Nein“ zu sagen und nehmen uns die Freiheit raus, nicht auf allen Weihnachtsfeiern zugegen zu sein.
Also, die allerbesten Voraussetzungen friedliche Weihnachten im Kreise der Verwandten zu verbringen.
Wäre da nicht… Ja, wäre da nicht das aktuelle Weltgeschehen. Konflikte, wo man hinschaut. Schlimmer noch: Kriege, die nahezu vor der Haustüre stattfinden. Corona hatten wir noch nicht verarbeitet, da gesellen sich ganz neue Gesprächsthemen an den schön dekorierten Esstisch. Und ehe man sich versieht, eröffnet Onkel Klaus nach dem dritten Glas Wein das Thema: „Also ehrlich, was Israel sich rausnimmt, ist auch nicht ok…““Was willst du denn damit sagen? „, fragt die politisch interessierte Nichte. Im Nullkommanichts haben Sie den Nahostkonflikt samt dem sehr präsenten Halbwissen mit in der Runde sitzen. Und weil man gerne vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt, werden die Gespräche mit: „Ganz ehrlich, die Impfungen haben doch nichts gebracht! und „Was wir für den Krieg ausgeben, könnten sie besser mal auf die Rente schlagen!“ angereichert. „Esst ihr etwa immer noch Fleisch?“, fällt ziemlich genau mit dem Zeitpunkt zusammen, in dem die Gans aus dem Ofen will.
Diskussionen ohne Einigung All das, sind Diskussionen, in denen Sie wenig Aussicht auf Einigung haben. Aber wie gehen wir damit um, ohne unseren Gästen ständig über den Mund zu fahren?
Kommunikations- und Schlagfertigkeits-Trainerin Nicole Staudinger hat ein paar Tipps für Sie
1. Prävention – Was will ich?
Alles startet mit Ihrem ‚Was will ich?‘ Abgesehen davon, dass man sich diese Frage immer mal wieder im Leben stellen darf, dürfen Sie sich explizit vor Weihnachten stellen. Denn so können Sie vielleicht schon über die Gästeliste ein paar Konflikte aus dem Weg räumen.
Was wollen Sie von Weihnachten? Diskussionen über Kriege führen? Coronapolitik nachdiskutieren, oder gemütlich um den Weihnachtsbaum sitzen und Zeit zusammen verbringen? Aus Ihrem ‚Was will ich‘ ergibt sich Ihre Haltung zu Ihren Gästen. Checken Sie dieses ‚Was will ich‘ mit dem Ihren Gästen ab. Aber: Mutmaßen Sie nicht.
Es ist kein ‚Der Klaus will eh immer nur politisieren!‘ es ist eine Frage: „Klaus, hast du Lust mit uns schöne Weihnachten zu feiern? Ohne Politik und Kriege?
Übrigens: Wenn bei dem Was will ich rauskommen sollte, dass Ihnen bei Onkel Klaus die Nackenhaare hochstehen: Laden Sie ihn nicht ein! Es gibt 360 andere Tage im Jahr, an denen sie sich treffen können.
2. Lockerlassen
Wenn Sie das für sich abgeklärt haben, lassen Sie bitte auch locker.
Das bedeutet: „Jetzt bin ich mal gespannt, ob sich auch alle daranhalten“, möchte ich von Ihnen nicht hören. Sie brauchen nicht wie ein Schießhund auf der Lauer zu liegen und alle zu kontrollieren. Sie haben Ihre Haltung deutlich gemacht.
3. Im Notfall
Was aber nun, wenn sich doch alle streiten?
Und zwar über Themen, über die es keine Einigung gibt. Dann hilft vielleicht dieser Ansatz:
„Ihr Lieben, wir werden an diesem Tisch weder den Nahostkonflikt noch die Massentierhaltung geändert bekommen. Haben wir leider größtenteils nicht in der Hand. Was wir in der Hand haben, ist ein schönes Weihnachtsfest. Ich für meinen Teil möchte das feiern. Daher, ohne etwas unter den Teppich kehren zu wollen: Können wir die Themen für heute abhaken und unser Zusammensein genießen? In Dankbarkeit, dass dies für uns möglich ist? Eben weil die Welt so grausam ist. Und für die, die weiter diskutieren wollen: Macht doch einen schönen Spaziergang und wenn ihr fertig seid, kommt ihr wieder zum Kaffee dazu!“
Text: Autorin Nicole Staudinger
Foto: envato.com