Was zählt

Ende Mai gewann die SG Flensburg-Handewitt in Hamburg die European League und heimste damit Titel Nummer 17 in ihrer Vereinsgeschichte ein. Das glorreiche Finale war das 375. Europapokal-Spiel, das die SG seit 1995 bestritten hat. Sie ist seit 30 Jahren ununterbrochen auf der internationalen Bühne aktiv. Eine 31. Saison stand zeitweise auf der Kippe, aber mit dem Titel von Hamburg sicherte sich die Truppe von Trainer Ales Pajovic die Qualifikation für die kommende European League.

Die Party

Wer einen Titel gewinnt, der darf feiern. Diesem Motto folgte die SG am 25. Mai. Die European-League-Sieger kamen an der „Hölle Nord“ vorgefahren, wo mitten in der Nacht an die 1000 Fans warteten. Euphorisiert stürmten die Spieler die Empore im Hallenfoyer. Jim Gottfridsson war außer Rand und Band und verspritzte die eine oder andere Sektflasche. Seine Teamkollegen glänzten mit Gesangseinlagen und Blödeleien. Man spürte, dass dieser Party eine „Riesen­erleichterung“ beigemischt war. Kapitän Johannes Golla: „Man sah an diesem Wochenende, was wir können.“

Die SG-Bilanz 2024/25
Jim Gottfridsson lebte noch einmal „hoch“

MVP

Die Jury des europäischen Handballverbandes EHF kürte Kevin Möller zum besten Spieler des Final Four von Hamburg (MVP). Der Torwart erhielt auf dem Spielfeld einen kleinen Sonderpokal. 18 Paraden im Halbfinale gegen Melsungen, sogar 21 im Finale gegen Montpellier – so lauteten die persönlichen Zahlen, die im Spitzenhandball selten sind. „An zwei solche Spiele so kurz hintereinander kann ich mich auch nicht erinnern“, sagte Kevin Möller und kündigte an: „Jetzt gönne ich mir erst einmal zehn Bier.“

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MVP Kevin Möller auf der Party

SG-Handballer des Jahres

Emil Jakobsen befand sich in der abgelaufenen Saison im Torrausch. In seinen 33 Bundesliga-Partien erzielte der Däne nicht weniger als 244 Treffer, davon 87 von der Siebenmeter-Linie. Dazu gesellen sich 61 Tore auf dem internationalen Parkett. Die Leser des FLENSBURG JOURNALS wählten den Linksaußen zum SG-Handballer des Jahres 2025.

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Emil Jacobsen mit Jan Kirschner bei der Pokalübergabe zum SG-Handballer des Jahres 2025

Bundesliga

Die SG startete als Meisterschaftskandidat in die stärkste Liga der Welt. Neben Licht war zu viel Schatten, was sich nach einem Top-Start zunehmend in Minuspunkten ausdrückte. Ende Oktober waren 650 SG-Fans im Sonderzug nach Hannover gereist, um in der Schlussphase zu verzweifeln. Körpersprache, Mentalität und Automatismen sprachen nicht für ihre Lieblinge. Es folgten zahlreiche weitere Rückschläge. Am Ende belegte die SG mit 47:21 Punkten nur Platz fünf.

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Die Fans waren in großer Zahl in Hamburg

DHB-Pokal

In Pokal-Wettbewerben braucht man auch (Los-)Glück. Das hatte die SG in dieser Saison im DHB-Pokal nicht. Die Auswärtshürde bei der TSV Hannover-Burgdorf konnte sie noch meistern, kurz vor Weihnachten unterlag sie aber unglücklich bei der formstarken MT Melsungen. Die Konsequenz: Das Final Four von Köln fand im April ohne die Nordlichter statt.

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Erfolgreiches Trainer-Duo: Ales Pajovic und sein scheidender Assistent Anders Eggert

Beurlaubung

Der 12. Dezember brachte für die SG eine Pleite bei den Rhein-Neckar Löwen. Coach Nicolej Krickau wirkte ratlos und wechselte erstaunlich wenig. Zwei Tage später der Paukenschlag: Die SG beurlaubte den Dänen. „In unserer aktuellen sportlichen Situation sehen wir nicht die gewünschte Weiterentwicklung in der Mannschaft“, erklärte SG-Geschäftsführer Holger Glandorf. Für vier Spiele übernahm Co-Trainer Anders Eggert zusammen mit dem Sportlichen Leiter Ljubomir Vranjes das Zepter.

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Niclas Kirkelökke: finale Gala gegen Montpellier

Neues Gesicht

Zum Februar zauberte die SG Ales Pajovic aus dem Hut. Der Slowene hatte sich als Trainer mit der österreichischen Auswahl einen Namen gemacht, gewann schnell das Vertrauen der Mannschaft und konnte im 7er-Angriff und im Teamgefüge neue Impulse setzen, die mangelnde Konstanz konnte er allerdings nicht beheben. In dieser Hinsicht war allerdings der langfristige Ausfall von Simon Pytlick (Unterarmbruch) und Kay Smits (erkrankt) ein Schlag ins Kontor. Die Varianten im Rückraum waren dadurch begrenzt.

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Mads Mensah: Kraftakt im Halbfinale gegen Melsungen

Verabschiedungen

Das Heimspiel der SG Flensburg-Handewitt gegen den HSV Hamburg war nur die Ouvertüre für eine Abschiedsgala. Zunächst wurden Johan Hansen, August Pedersen, Kay Smits, Marko Kopljar, Andreas Holst Jensen und Co-Trainer Anders Eggert verabschiedet. Dann lief nochmals Jim Gottfridsson in die „Hölle Nord“ ein. Nach zwölf Jahren und exakt 500 Spielen für die SG sagte er: „Auf Wiedersehen!“ Der Schwede wurde als neuntes Mitglied in die „Hall of Fame“ aufgenommen.

Text und Fotos: Jan Kirschner 

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