Begriffe mit einem großen „F“ zeigen viele charakteristische Merkmale der Persönlichkeit auf, der wir uns in diesem Monat widmen. Neben den oben erwähnten drei Merkmalen zeichnen ihn insbesondere Fleiß, Freundlichkeit, Freundschaft, Fairness und Familie aus. Die Rede ist von Jürgen Lück, einem herausragenden Protagonisten aus der langjährigen Flensburger Fußballgeschichte.

Weißt Du noch, damals…?

So wuchs er auf

Jürgen war und ist ein typischer Flensburger Jung`. Sein Elternhaus steht in der Fruerlunder Straße, Hausnummer 41, im Herzen des Stadtteils Fruerlund. Geboren wurde er jedoch im Stadtteil Mürwik, im damaligen Marine-Krankenhaus (Klinik Ost) in der Kelmstraße, inmitten des Zweiten Weltkriegs, am 30. April 1942. Seine ersten Schritte unternahm er jedoch in Fruerlund, zwei ältere Schwestern hatte er zur Seite, wuchs so behütet und geborgen im Schoße seiner Familie auf. Sein Vater war bei der Marine, den verlorenen Krieg bekam die Familie Lück insofern besonders zu spüren, als dass der Vater erst sehr spät aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause zurückkehrte. Jürgen wurde normal eingeschult, ging in die Mürwik-Schule (heute Ostseeschule) in der Osterallee, und machte dort auch seinen Schulabschluss.
Wie die zahlreichen anderen gleichaltrigen Kinder spielte der Junge gern und viel draußen, meistens die üblichen Kinderspiele der damaligen Zeit. Dazu gehörte natürlich auch das Herumtollen, Laufen, Springen, Turnen – er war körperlich gut in Form und dazu noch ausgesprochen bewegungshungrig. Die Jungen spielten oft auch Fußball auf den angrenzenden Rasenstücken, doch Jürgens erste „richtige“ und ernsthaft betriebene Sportart war eine andere: das Hockeyspielen! Hockey? Wie das?
Nun, in seinem näheren Umfeld in der Fruerlunder Straße wohnten viele gleichaltrige Kinder, die im nahegelegenen Flensburger Stadion Hockey spielten, der Verein hieß damals HGF –Hockey-Gemeinschaft Flensburg. So war es folgerichtig, dass auch Jürgen mit Hockey anfing. Beim HGF – der später komplett zum FTB wechselte, war ein sehr engagierter Jugendtrainer aktiv, Wilhelm Satow, der „wie ein Vater“ zu den jungen Hockeyspielern war und sich sehr um die Jungs kümmerte. Jürgen wechselte mit zum FTB (dem Vorläufer des späteren TSB Flensburg); dort wurde just in jenen Jahren eine Fußball-Jugendabteilung ins Leben gerufen. Schnell merkte Jürgen, dass er viel mehr Spaß am Fußballspielen als beim Hockey hatte und wechselte deshalb innerhalb des Vereins in die neue Fußballsparte. Zu dem Zeitpunkt war er bereits 15 Jahre alt, er begann seine Karriere in der Altersklasse Jugend-Mannschaft (heute als B-Jugend oder U16 bezeichnet). Zusammenfassend blickt Jürgen zurück: „Ich habe eine schöne Jugend erleben dürfen, meine Eltern hatten eigentlich nie viel Geld zur Verfügung, doch wir konnten losgelöst von den Sorgen und Nöten der Erwachsenen unser Leben genießen!“

Der Ernst des Lebens beginnt

Wie bei vielen Familien üblich, wollte der Vater gern, dass der Sohn in seine beruflichen Fußstapfen tritt. So sollte auch Jürgen einen handwerklichen Beruf erlernen, und fand schließlich im Jahre 1958 nach dem Schulabschluss eine Lehrstelle als angehender Maschinenschlosser bei der Flensburger Maschinenbau-Anstalt Ullrich Gmbh & Co. KG. Der Beruf lag ihm und die Arbeit dort gefiel ihm gut, nach erfolgreich abgeschlossener Lehre wurde der nun fertig ausgebildete junge Mann als Geselle übernommen. Jürgen blieb dem Betrieb als Maschinenschlosser bis ins Jahr 1974 treu.

Das Fußballtalent entwickelt sich

Der Fußballer Jürgen Lück wurde bald als ein guter Torwart erkannt. Gleichwohl wurde diese besondere Fähigkeit nicht speziell gefördert, trainiert wurde noch „nach alter Väter Sitte“, Laufen, Laufen, Schuss-training, Trainingsspiele. Jürgen rückte im Jugendbereich in die Jungmannen-Mannschaft – die A-Jugend – auf. Jetzt sah man ihn zunehmend häufiger im nahegelegenen Stadion als Zuschauer bei den Spielen der Liga-Mannschaft von Flensburg 08. Er war begeistert von jenen Spielen, die vor meist hunderten von Zuschauern stattfanden und stets eine besondere Atmosphäre boten. Er dachte bei sich: „Mensch, hier möchte ich auch gern spielen, vor so einer imposanten Kulisse in dem schönen großen Stadionrund.“ Und so kam es auch – ohne dass Jürgen selbst aktiv werden musste.
Sozusagen „entdeckt“ wurde er 1958 von Karl Heß, dem damaligen Trainer der A-Jugend von Flensburg 08. Der war nämlich auf seine Künste im Tor längst aufmerksam geworden.
Und so wechselte Jürgen Lück vom FTB zu 08, um dort ganz in seiner häuslichen Nähe das zweite A-Jugend-Jahr zu spielen. „Dort bei 08 zu spielen, war damals das Größte für jeden Fußballer in Flensburg. Einmal spielten wir gegen Schleswig 06 auf dem DJK-Platz vor über 300 Zuschauern“, erinnert sich Jürgen Lück, der schon in jenen Jahren mit Ehrgeiz, Fleiß, Trainingseifer und Engagement an seiner Torwart-Karriere arbeitete. Der junge Torwart schlug bombig ein bei 08. So gut war er bald, dass selbst der damalige Verbandssportlehrer des SHFV, Klaus-Peter Kirchrath, auf ihn aufmerksam wurde, ihn zu einem Lehrgang nach Malente einlud. Jürgen fühlte sich sehr geehrt ob der Einladung, doch wie nach Malente kommen? Ganz einfach, per Zug, Bus, und den letzten Rest in Malente ab Bahnhof den Berg rauf zur Sportschule zu Fuß!
In Malente und speziell bei Kirchrath muss unser Keeper wohl einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben – er wurde später, auch als Spieler bei den Senioren, häufig zu solchen Lehrgängen und anstehenden Auswahlspielen berufen – davon später mehr.
Seine ersten Schritte bei den „Männern“ absolvierte Jürgen anfangs bei 08 in der „Zweiten“, in der „Ersten“ hütete „Abi“ Neukirchen seinerzeit den Kasten. An Abi gab es vorerst kein Vorbeikommen.

Flensburgs Nummer Eins im Tor

1962 löste er dann doch die damals unumstrittene Nummer Eins, „Abi“ Neukirchen, ab. „Abi war damals der beste Torwart in Flensburg. Doch er nahm mich mal nach dem Training beiseite, und sagte mir, dass ich inzwischen wirklich der bessere Keeper sei. Abi hat es wie ein Sportsmann akzeptiert, dass ich seinen Platz im Tor einnahm. Er sagte damals, dass ich es auch verdient hätte.“ Noch heute haben die beiden sehr guten Kontakt, telefonieren oft miteinander. „Es hat in den 60 Jahren nie ein böses Wort zwischen uns gegeben“, stellt Lück die Freundschaft der beiden ehemaligen 08-Torhüter-Legenden heraus. „Überhaupt“, so erzählt er weiter: „Kameradschaft und Zusammenhalt waren bei uns in der Mannschaft großgeschrieben, man hat sich zwar mal gekabbelt und bei Niederlagen oder Fehlern was von den Mitspielern gesagt bekommen: Doch nach dem Abpfiff war das Spiel vorbei, wir haben zusammen gewonnen und verloren und man gab sich die Hand, wie auch den gegnerischen Spielern und den Schiedsrichtern – das war damals einfach so!“ Jürgen Lück war fortan die Nummer 1 in der 08-Liga, trainierte hart, dass es auch so bleiben würde. „Ich habe zahlreiche, auch höchst unterschiedliche Trainer erlebt, anfangs wurde wie erwähnt wenig für die Spezialisten im Tor im Training getan.“ Das änderte sich dann jedoch unter den Trainern Walter Holstein und Günter „Schopper“ Tams, die das Torwarttraining bei 08 einführten und stetig verbesserten – und somit auch Jürgen Lücks Leistungen steigerten. „Dazu kamen die regelmäßigen Freundschaftsspiele gegen namhafte und spielstarke Mannschaften, wie gegen den HSV, Werder Bremen, Bielefeld oder Odense BK, die alle ihre Visitenkarte im Stadion abgaben und vor großer Kulisse ihr Können zeigten.“
So spielte am 17.06.1970 der Bundesligist Hamburger SV im Flensburger Stadion gegen 08. Das Spiel endete 3:0 für den HSV. Die Nationalspieler Klaus Zaczyk, Gert Dörfel und Jürgen Kurbjuhn wirkten mit. Nach dem Spiel wurden im großen Rahmen Trainer Günter Tams und die 08-Spieler Wolfgang Blanke, Arno Koch und Hermann Cornelsen verabschiedet.
Waren die 60er Jahre schon eine gute Zeit in der 08-Liga, so stand der sportliche Höhepunkt der 70er Jahre-Mannschaft noch bevor: In den Spielzeiten 1972/1973 und 1973/74 gelang Flensburg 08 das Kunststück, zweimal in Folge Landesmeister Schleswig-Holsteins zu werden. Die jeweils anschließend stattfindenden Aufstiegsspiele gegen die besten Mannschaften aus Hamburg, Bremen und Niedersachsen waren die absoluten Höhepunkte! „Vor zigtausend Zuschauern haben wir unter anderem in Peine oder gegen Concordia in Hamburg gespielt – einmalige Erlebnisse!“ Neben den Erfolgen in der Vereinsmannschaft erlebte Jürgen Lück noch weitere tolle sportliche Höhepunkte seiner Laufbahn im Tor. Im Jahr 1966, bevor die deutsche Nationalmannschaft zur WM nach England reiste und dort Vizeweltmeister wurde, traf Lück mit der Schleswig-Holstein-Auswahl in Malente auf das Team um Uwe Seeler, Franz Beckenbauer und Hans Tilkowski. „Ein absolutes Highlight“, schwärmt Jürgen Lück, der ein gemeinsames Foto beider Mannschaften sein Eigen nennt und in ehrenvoller Erinnerung behält.

Heimatverbunden: „Ich gehöre nach Flensburg!“

Jürgen Lücks Leistungen im Kasten und im Strafraum blieben den Kennern nicht unbemerkt, sprachen sich auch über die Landesgrenzen Schleswig-Holsteins herum. „Mehrere Vereine zeigten Interesse an mir, so waren die Dänen von Odense BK an mir dran, ich habe mir sogar die dortigen Verhältnisse angesehen, war auch angetan vom Verein und dem Umfeld, doch ich konnte mir einen Wechsel ins Ausland nicht vorstellen. Holstein Kiel wollte mich als sogenannten Vertrags-Amateur verpflichten, doch ein solcher Wechsel kam für mich nicht infrage. Vor der Saison 1968/69 absolvierte ich sogar ein Probetraining bei Darmstadt 98“, erzählt er. „Mein Sportkollege und Freund Cornehlsen von 08 begleitete mich auf der Fahrt in den Süden, er hatte familiäre Kontakte in die Region und zeigte mir die Sehenswürdigkeiten der hessischen Stadt im Rhein-Main-Gebiet.“ Doch Jürgen Lück blieb Flensburg und seinem Verein treu und beendete 1974 seine aktive Karriere als zweifacher Landesmeister im 08-Tor. „Es gab zwar wie erwähnt einige Angebote für einen Orts- und auch Vereinswechsel, sowohl für den Spieler als auch später für den Trainer Lück. Doch mich reizte immer die Herausforderung, bei meinem Heimatverein 08 zu spielen und später mal einen Club in der eigenen Stadt zu trainieren. Und außerdem wusste ich ganz genau, was ich hier hatte an Freunden, Familie und sozialem Umfeld!“

Freunde, Familie und Beruf

In seiner aktiven Spielerzeit bei Flensburg 08 blieb nur wenig Zeit und Raum für andere Aktivitäten als die Arbeit bei der Ullrich KG, das intensive Training bei 08 und die Spiele am Wochenende für den Verein, die oft mit Vorbereitungstreffen und längeren An- und Abreisen zum Gegner des Spieltages einhergingen. Mit den Mitspielern und dem Mannschaftsumfeld wurden häufig gesellige Abende im Clubheim des Vereins veranstaltet. Bei diesen Abenden waren auch die Partnerinnen der Fußballer sowie befreundete Frauen gern gesehen und zu Gast. So lernte Jürgen schließlich Margot Behrendt kennen, eine junge Frau ebenfalls aus Fruerlund. Eines Abends stellte jene Margot diese Frage in den Raum: „Wer von den anwesenden Herren hätte wohl die Zeit und die Güte mich nach Hause zu bringen?“ Nun, Jürgen war derjenige, welcher … Die beiden freundeten sich bald an, wurden schließlich ein Paar. Am 30.10.1970 heirateten Jürgen und Margot Lück, geborene Behrendt. Sie fanden eine eigene Wohnung in Fruerlund, in der Eiderstraße. Das junge Paar blieb nicht lange allein, im April 1971 kam die Tochter Claudia auf die Welt – nun war das Familienglück komplett!
Beruflich sollte auch bald ein Wechsel für Jürgen anstehen. Er bekam von Freunden den Tipp, dass die Stadtwerke Flensburg eine Stellenausschreibung veröffentlicht hätten, ob er sich mal darauf bewerben wollte … So geschah es: Jürgen bewarb sich auf die ausgeschriebene Stelle bei den Stadtwerken Flensburg, bekam prompt eine Zusage. Er trat am 1. April (kein Aprilscherz!) 1974 seinen neuen Job in der Batteriestraße an, nachdem er sich einen Tag vorher bei seinen alten Kollegen bei der Ullrich KG verabschiedet hatte.
Bei den Stadtwerken wurde er in der Abteilung „Hafenbauhof“ eingesetzt, blieb immerhin bis zum 31.12.1985 dort tätig, ehe er sich innerhalb des Hauses verändern konnte. „Es wurde intern der Posten eines Hausmeisters ausgeschrieben. Ich bewarb mich und wurde zu meiner großen Freude angenommen für diese Tätigkeit. Hausmeister war ein ausgesprochen vielfältiger und abwechslungsreicher Job, der sehr meinen Interessen und Fähigkeiten entgegenkam. Ich bin kein „Büromensch“, habe gern Menschen um mich und arbeite gern auch handwerklich und im Freien, überhaupt „pussel“ ich gern und probiere viele Dinge einfach mal aus!“ Jürgen hatte das große Glück, dass er bis zum Ende seiner Arbeitszeit – vom 1.01.1986 bis zum 30.04.2005 – dieser Arbeit als Hausmeister nachgehen durfte. „Eigentlich wäre ich erst zwei Jahre später mit der Zurruhesetzung dran gewesen, doch die angebotene Alters-teilzeit nahm ich gern an!“

Der Fußballtrainer

Mit dem Ablauf der Spielserie 1973/74 beendete Jürgen Lück seine aktive Karriere als Fußballer. „Der Abschied als Aktiver war sehr würdevoll, ich erhielt einen Teller und die obligatorischen Blumen überreicht, für immerhin über 500 Spiele in Blau-Gelb für Flensburg 08! Es war eine sehr schöne Zeit in jener Mannschaft, die Kameradschaft war beispielhaft, junge und alte Spieler gingen vorbildlich mitein-ander um, mein Stubenkollege bei zahlreichen Auswärtsreisen und -spielen war der unvergessene „Didi“ Dolle. Zahlreiche Erinnerungen an jene Zeit wie unzählige Mannschaftsfotos habe ich an den Wänden meines häuslichen Arbeitszimmers angebracht, bei jedem Betreten des Raumes weiß ich, dass der Weg zu 08 und der Verbleib in der Heimat die richtige Entscheidung für mich war!“
„Ich habe in den vielen Jahren unter vielen höchst unterschiedlichen Trainern gespielt und trainiert, dabei vielen dieser Fußballlehrer so Manches abgeguckt, natürlich auch Dinge erlebt, die ich nicht besonders gut fand. Ich traute mir durchaus zu, nach der aktiven Zeit diesen Job anständig machen zu können, habe deshalb rechtzeitig den erforderlichen Trainerschein angestrebt und mit Erfolg absolviert“, erinnert Jürgen sich noch gut an den anstehenden Wechsel vom Feld auf die Trainerbank.
„Meine Trainerambitionen sprachen sich in Windeseile in der hiesigen Fußballszene herum, zahlreiche Vereine und Funktionäre riefen mich an und boten mir ein Engagement an. In dieser Hinsicht tat sich ein Sportfreund besonders hervor: Willi Möller vom TSV Nord Harrislee. Der ließ einfach nicht locker, wollte mich unbedingt als Trainer engagieren, war von meinen Qualitäten überzeugt! Schließlich überzeugten mich Willis Argumente und seine unvergleichliche Art und sein spürbares Engagement: Ich übernahm als meine erste Trainerstation die 1. Herren vom TSV Nord.“

Erste Station in Harrislee

Jürgen trat 1974 seine erste Trainerstelle im Flensburger Vorort Harrislee beim TSV Nord an. Dort hatte er im sportlichen Bereich absolut freie Hand, konnte schalten und walten nach seinen Vorstellungen. Die Sportfreunde Uwe Lenz und insbesondere Willi Möller haben ihm sämtliche Arbeiten im Umfeld der Mannschaft abgenommen. So blieben die sportlichen Erfolge auch nicht aus. Übernommen hat Lück das Team 1974 in der damaligen Bezirksliga, mehrere Aufstiege bis letztlich zum Aufstieg in die damalige höchste Amateur-Spielklasse Schleswig-Holsteins folgten im Laufe der acht Jahre, die Jürgen Lück das Traineramt beim TSV Nord innehatte. Immer mehr ehemalige Weggefährten von Flensburg 08 folgten ihm auf dem sportlichen Weg nach oben, der TSV Nord entwickelte sich in diesen Jahren zu einer festen Größe im hiesigen Fußball. Der Verein spielte jahrelang mit 08 gemeinsam in einer Spielklasse, nicht zuletzt wegen der vielen namhaften Spieler wie Hanni Schlott, die Dietrich-Brüder, Walter Markmann, Volker Herre, Michael Brink, die Koch-Brüder, Jan Callsen, später Wölfi Hansen und Gerwin Jannsen, die den Weg zum Holmberg nach Harrislee gingen, um unter Jürgen Lück sportliche Erfolge zu erzielen. Die beiden Stadtderbys in jedem Spieljahr waren ein Fußballfest für die Aktiven und auch die zahlreichen Zuschauer, die damals noch in die Stadien strömten. Selbst Jürgens Frau Margot war regelmäßig auf dem Sportplatz, um ihren Mann zu unterstützen. „So wie in dem bekannten Schlager von Wencke Myh-re: Er steht im Tor, im Tor, und ich dahinter …“, schmunzelt Margot Lück beim Gedanken an jene schöne Zeit. Die sportlichen Erfolge waren aber nicht alles, was den Reiz der Trainer-aufgabe in Harrislee ausmachte: „So einen tollen, liebenswerten und engagierten Fußballfreund und Menschen wie Willi Möller gibt es kein zweites Mal auf Erden“, schwelgt Jürgen im Gedenken an den umtriebigen und engagierten Liga-Obmann des Vereins. „Nach jedem Spieljahr zum Saisonabschluss gingen Mannschaft, Frauen und Trainer und Betreuerteam von den ersparten Spesen der Saison auf Reisen, jedes Mal von Willi Möller perfekt organisiert und durchgeführt. Die Kameradschaft und der Zusammenhalt waren in der Truppe vorbildlich. Als Abschlussreise vor meinem Ausscheiden Mitte 1982 reisten wir ins ADIDAS-Hotel in Herzogenaurach – eine unvergessliche Reise. Und zu meinem Abschied hatte Willi sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Er engagierte die Uwe-Seeler-Traditionself zu einem Spiel, das vor 2.500 Zuschauern stattfand. Unsere beiden damaligen Torhüter und ich teilten uns die 90 Minuten Spielzeit, ich durfte anfangen, und Uwe Seeler, der verletzungsbedingt nicht mitwirken konnte, führte höchstpersönlich den Anstoß aus. Der Tag war für mich wie ein Märchen, ich war sehr gerührt und fühlte mich sehr geehrt.“ Uwe Seeler schrieb gefühlt den ganzen Nachmittag über Autogramme, überhaupt waren alle Spieler seiner Traditions-Mannschaft sehr offen und aufgeschlossen gegenüber dem Publikum und den Fußballern aus Harrislee.
Doch auch die schönste Zeit dauert nicht ewig. „Acht Jahre als Trainer bei einer Mannschaft sind völlig ausreichend, man nutzt sich im Laufe der Jahre doch ab, es muss mal wieder ein frischer Wind in eine Mannschaft reinkommen“, ist Jürgen nach wie vor überzeugt, mit dem Weggang 1982 richtig gehandelt zu haben.

Doppeltes Trainerdasein beim TSB Flensburg

Jürgen hatte eigentlich schon immer geplant, Jugendliche zu trainieren und diese gezielt an den Herrenfußball heranzuführen. „Ich wollte schon immer der Jugend im Fußball etwas zurückgeben, etwas, das auch ich in meinen jungen Jahren erfahren durfte.“ Diese Gelegenheit bot sich ihm beim TSB Flensburg, und Jürgen ergriff die Chance beim Schopfe, übernahm 1982 die damalige A-Jugend des TSB. Die jungen Spieler schauten zu ihm auf, wussten natürlich, dass er ein guter, erfolgreicher Spieler und ein ebensolcher Trainer war, doch fand er auch die richtige Ansprache für die jungen Leute. Die Mannschaft trainierte unter Seniorenbedingungen, Jürgen war stets ein fordernder Trainer, der aber selbst alle angeordneten Übungseinheiten vormachte und auch mitmachte. So machte die Arbeit folgerichtig allen Beteiligten viel Spaß, der sportliche Erfolg stellte sich auch schnell ein. „Wir wurden Erster in der Meisterschaftsrunde, spielten sogar um den Pokal auf norddeutscher Ebene mit, scheiterten aber an Clubs wie Concordia Hamburg, die schon beinahe professionell arbeiteten.“ Auch beim TSB hatte Jürgen das Glück, tolle Betreuer und Mannschaftsbegleiter um sich zu haben. „Insbesondere Ferdinand – genannt Ferdi – Jannsen war ein Glücksfall für mich und die Mannschaft!“
Die Verantwortlichen des TSB verfolgten aufmerksam Jürgens Arbeit als Trainer der Leistungsmannschaft A-Jugend. Als man 1984 auf der Suche nach einem geeigneten Trainer für die eigene 1. Herrenmannschaft war, fiel die Wahl sogleich auf Jürgen Lück. Der ließ sich nicht lange bitten, übernahm gern den angebotenen Posten im Männerbereich. „Lücker“ – wie ihn fast alle nannten – nahm dabei beim Wechsel von der eigenen A-Jugend in die Liga gleich sechs Spieler aus dem A-Jugendkader mit, vier dieser jungen Leute schafften auf Anhieb den Sprung in die Liga. Die jungen Spieler wurden sofort integriert und von den „Alten“ akzeptiert – wenngleich bei Trainingsspielen die „Alten“ den „Jungen“ oft genug noch etwas vormachen konnten. TSB Flensburg spielte damals in der Landesliga, war ambitioniert und wollte gern weiter nach oben. Unter Jürgen Lücks Regie gelang dies tatsächlich: In der Spielzeit 1984/85 gelang der Aufstieg in die Verbandsliga, damals hierzulande die höchste Spielklasse. Auch bei der Liga konnte sich Jürgen auf ein bewährtes Betreuerteam stützen und verlassen. Neben Willi Hoffmann war ihm der bereits erwähnte „Ferdi“ Jannsen eine wichtige und unverzichtbare Stütze. Die Mannschaft war auch in der obersten Spielklasse erfolgreich, kein Wunder bei dem intensiven Training und der akribischen Vorbereitung der Mannschaft, zwei Eigenschaften, für die „Lücker“ in Fußballerkreisen längst bekannt war. 1987 übergab Jürgen Lück das Zepter in andere Hände; er wollte in Sachen Fußball einfach auch mal etwas kürzer treten, wenngleich er immer wieder als Spezialist – sprich Torwarttrainer in die Bresche sprang, wenn Bedarf war.

Vom runden Leder zu runden Rädern

Im Jahr 1989 stand für Jürgen und Familie ein privater Umzug an, seine dreiköpfige Familie zog innerhalb Fruerlunds um, in den Treeneweg, in das Haus seiner Schwiegereltern, mit denen die drei Lücks die nächsten Jahre gemeinsam unter einem Dach wohnen würden. Das Verhältnis von „Jung“ zu „Alt“ war ausgesprochen gut, noch heute wohnen Jürgen und Margot Lück dort im Treeneweg – längst zu ihrer Heimat geworden. „Mein Elternhaus“, erzählt Margot, „meine Mutter hat bis zuletzt hier bei uns in diesem großen Haus leben dürfen – bis wir sie in Ruhe und Frieden loslassen konnten.“ Haus und Grundstück sehen „wie geleckt“ aus, es ist nicht zu übersehen, dass hier viel Zeit und Können in die Haus- und Gartenarbeit investiert wurde und offensichtlich auch heute noch wird. Kein Wunder übrigens bei Jürgens handwerklichen Fähigkeiten und seiner Freude an der Arbeit draußen.
Draußen ist das Stichwort: Im Jahr 1990 wurde er von seinem Arbeitskollegen Günter Koberg gefragt, ob er nicht mal Lust hätte, bei Fahrradtouren mitzufahren. „Ich und Radfahren? Konnte ich mir anfangs nicht vorstellen. Doch ich habe es versucht und ausprobiert, und … siehe da, ich habe Spaß daran gefunden, die Lust aufs Radeln wurde immer größer und immer intensiver!“
Längst hat Jürgen gemeinsam mit zahlreichen Freunden und Gleichgesinnten unzählige Fahrradtouren unternommen. In den zurückliegenden gut 30 Jahren fanden zahllose Rundtouren durchs gesamte Angeln statt, viele Touren durchs benachbarte Dänemark: Lolland-Rund (300 km an 3 Tagen, 20x absolviert), Seeland-Rund, diverse Touren auf Mallorca, 5 Tage durch Mecklenburg-Vorpommern, zweimal rund um Bornholm – wobei An- und Abreise per Rad mit prall gefülltem Rucksack absolviert wurden, in Schweden wurde das Vättern-Rund um den riesigen Binnensee absolviert – allesamt Touren, bei denen locker die 300-km-Grenze geknackt wurde. Auch durch das intensive Radfahren hat Jürgen viele Freundschaften geknüpft, die meistens bis heute noch gepflegt werden.
„Unsere vielen Reisen und Touren hat unser Kollege und Freund Boy Nissen organisiert und ausgearbeitet. Weitere häufige und regelmäßige Teilnehmer an diesen Exkursionen waren Theo Wörmke, Kalle Neidhart und Georg Hirschfelder.“ Gern denkt Jürgen an jene Reisen zurück, die mit vielen Erinnerungen – sowohl positiver als auch negativer Art (Stürze etwa) – verbunden sind. „Unterm Strich hat mir die Radfahrerei viel gegeben. Auch heute fahre ich noch häufig kleinere Touren, etwa zwei- bis dreimal pro Woche, sofern das Wetter mitspielt. Immer am Sonntagvormittag um 10.30 Uhr trifft sich unsere aktuelle Fahrradgruppe für gemeinsame Unternehmungen. Das Besondere dabei: Zu dieser Gruppe gehören auch drei Sportler, die ich einst unter meinen Fittichen hatte, die von mir trainiert und – hoffentlich – zu besseren Fußballern gemacht wurden“, erzählt Jürgen augenzwinkernd von seinen heutigen Radkollegen. „Jürgen Völz, Jorn Hohenschildt und Roland Schwitzkowski, längst gestandene Männer und Persönlichkeiten, klönen auch heute noch gern mit mir und den anderen über vergangene Glanzzeiten im hiesigen Sport, aber natürlich auch über das aktuelle Geschehen auf unserem Planeten!“

Ausblick

Mittlerweile hat Jürgen Lück ein Alter erreicht (vorne steht bereits die „8“), in der viele Mitmenschen es ruhiger angehen lassen, ihr Altersdasein pflegen und den Ruhestand genießen. Dafür ist Jürgen eigentlich noch viel zu umtriebig, auch wenn er manchmal schon merkt, dass er kein „Jungmannenspieler“ mehr ist, und lieber andere und jüngere Mitmenschen dem runden Leder nachjagen sollten und durch den Strafraum hechten sollten. Doch kann ihm keiner die vielen Freundschaften nehmen, die er im Laufe seines Lebens geknüpft hat und die er zum großen Teil auch heute noch regelmäßig pflegt – und wenn es auch nur telefonisch ist, wie es leider in Pandemiezeiten nicht anders möglich war.
Das Flensburg Journal wünscht ihm, seiner Familie und seinen vielen Freunden weiterhin Glück und Gesundheit, wir bedanken uns für ein hoch interessantes und ausführliches Gespräch mit einer der Flensburger Fußball-Legenden der letzten Jahrzehnte!

Mit Jürgen Lück schnackte Peter Feuerschütz
Fotos: Privat, Benjamin Nolte

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