An einem herrlichen und sonnigen Frühlingstag sind wir mit Günter Peters in seinem Zuhause in Glücksburg verabredet. Ein waschechter und stadtbekannter Flensburger in Glücksburg? Klar, warum nicht?  Beide Städte sind ja schließlich eng miteinander verbunden – so wie auch unser Gesprächspartner mit beiden Orten.

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
So sah ich mal aus

Im Zentrum Flensburgs geboren und aufgewachsen

Mitten im Zweiten Weltkrieg, im Jahre 1942, kam Günter auf diese Welt, im Franziskus-Hospital in Flensburg. Seine Mutter hatte es nicht weit zur Entbindung – die Familie Peters wohnte beinahe in unmittelbarer Nachbarschaft, in der Reepschlägerbahn. „Wir bewohnten eine Villa mitten in der Reepschlägerbahn, Hausnummer 30“, erinnert sich Günter Peters. „Es war einst ein herrschaftliches Haus, durchaus ein Vorzeige-Bauobjekt. Meine Eltern hatten ihre Geschäftsräume und Büros im gleichen Hause im Erdgeschoss eingerichtet. Mein Vater führte das damals größte und wichtigste Sicherheitsunternehmen in ganz Flensburg und Umgebung, die „Wachbereitschaft Nordmark“.“ 

Das Unternehmen beschäftigte in Spitzenzeiten immerhin bis zu 300 Angestellte. Man war bei „Nordmark“ sehr vielseitig aufgestellt, führte auch später in den 70ern täglich für viele einheimische Bankinstitute diverse Geldtransporte durch, bewachte in großem Umfang Behörden und Bundeswehrobjekte sowie die Privatwirtschaft. Den Mitarbeitern stand ein großer Fuhrpark zur Verfügung, darunter auch diverse gepanzerte Spezialtransporter. Es wurde sogar eine hauseigene Hundeschule unterhalten, an der fast alle der zum Einsatz kommenden Wachhunde geschult und ausgebildet wurden.

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
Als Baby mit Mutter und Schwester

„Als der Krieg im Mai 1945 verloren war, bekamen wir das schnell am eigenen Leib zu spüren“, weiß Günter noch gut. „Eines Tages standen englische Offiziere vor unserer Haustür, teilten uns kurz und bündig mit, dass wir innerhalb der nächsten 10 Minuten (!) das Haus zu verlassen hätten.“ Die englischen Besatzer nutzten die Villa anschließend als Offizierskasino – Familie Peters fand glücklicherweise eine Ersatz-Bleibe und vorläufige Unterkunft in der Husumer Straße. Günter erinnert sich: „Die Engländer waren dennoch nett und freundlich zu uns, wir Kinder – meine ältere Schwester und ich – durften sogar im hauseigenen Garten spielen. Meine jüngere Schwester lag in jenen Jahren noch im Kinderwagen.“

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
Günter Peters Vater in seinem Element

Im Jahr 1948 gaben die Besatzer das Haus an Familie Peters zurück: Nun konnte hier wieder wie zuvor gewohnt werden, auch der Geschäftsbetrieb kam wieder ins Laufen. Günter Peters durchlief die üblichen Schuljahre. Nach erfolgtem Schulabschluss sollte der junge Mann einen kaufmännischen Beruf erlernen. Die ersten Ausbildungsjahre fanden noch in Flensburg statt, er arbeitete im elterlichen Betrieb mit, doch im Jahre 1965 entsandte sein Vater den Jungen nach Hamburg, um ihm dort eine fundierte und qualifizierte kaufmännische Ausbildung zukommen zu lassen.  

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
Günter Peters in Aktion

Seine erste große Leidenschaft – die Musik

Schon immer begeisterte den jungen Günter das Musizieren, so bekam er schon frühzeitig eine Gitarre geschenkt. Nebenbei nutzte er jede sich bietende Gelegenheit zum Trommeln, egal, ob auf Pappkartons, Konservendosen, umgedrehten Eimern oder oder oder … Deshalb bekam er auch bald entsprechenden Gitarren- und Schlagzeugunterricht, und schon in jungen Jahren gegen Ende der 50er Jahre startete er seine Musikerkarriere in einheimischen Bands. Überhaupt schätzte er die Künste. Das lag unter anderem daran, dass er den Jazzpianisten Christian Moldt kennenlernte, der ein Kenner der internationalen Kunstszene war, den jungen Günter inspirierte und auch unterrichtete.

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
Auf dem Scheersberg 1963, 2. von links

Günter wechselte nun zum Schlagzeug und war fortan als Jazzdrummer in wechselnden Formationen unterwegs, nachzulesen in der Veröffentlichung des Stadtarchivs Flensburg unter dem Titel „Twist and Shout“.

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
Günter Peters 1963 in Berlin

1963 wurde das Jugend-Cabaret der Landjugend Scheersberg, geleitet von Wolfgang Böhrnsen, dem späteren Mitglied des Bundestags (MdB) und musikalisch unterstützt von Flensburger Musikern, nach Berlin zur Grünen Woche eingeladen. Die befreundeten Musiker wie Günter Seifert, Jörg Trappe, Uwe Wendrich, Günter Peters und Uwe Taubert waren mit von der Partie.

Die Hamburger Jahre

Günter Peters bisheriges Leben erfuhr in 1965 durch den beruflich bedingten Umzug nach Hamburg ein abruptes Ende. Doch der junge Mann haderte nicht lange mit seinem Schicksal. Schon nach nur zwei Tagen Hamburg beschlich ihn in seinem neuen Zuhause bereits dieses Gefühl: „Ich muss hier raus, sonst fällt mir die Decke auf den Kopf.“

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
Diesmal als Gitarrist neben Inga Rumpf

Zwar hatte sein Vater ihm den dringenden Rat mit auf den Weg gegeben, sich „ernsthaft um das berufliche Fortkommen zu kümmern“, doch: „Ich ging runter zu den „Riverkassematten“, dem damals angesagtesten Jazz-Club der Hansestadt. Dort traf ich gleich auf John Peters, der dort als Haus-Drummer aktiv war. Ihn kannte ich schon von zahlreichen Auftritten in Flensburg, und so war es nur logisch, dass ich immer als sein Ersatz für ihn einsprang, wenn er mal eine Pause brauchte.“ Auch dadurch wurde Günter Peters in Windeseile in die Hamburger Jazz-Szene integriert, lernte schnell sehr viele einheimische Akteure kennen. So kam er auch mit einer einheimischen Band ins Gespräch, die einen Schlagzeuger suchte. Schnell war abgemacht, dass er bei denen die „Schießbude“ übernehmen – sprich das Schlagzeug – für diese Band trommeln würde.

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
Günter Peters, vor gut 50 Jahren

Nun wurde Günter Peters Mitglied bei den „City Preachers“, kam in den folgenden zwei Jahren mit dieser recht bekannten Band, bei denen die Sängerin Inga Rumpf als Frontfrau agierte, viel herum. Man trat sogar im Fernsehen auf, in der von Chris Howland moderierten Sendung „Musik aus Studio B“. In 1967 gelang es Peters sogar, die Band zu einem Gastspiel nach Flensburg zu vermitteln: Die „City Preachers“ traten im Flensburger Konzert-Café Delfs in der Großen Straße auf. Nach seinem Ausstieg bei den Preachers ein Jahr später übernahm seinen Platz am Schlagzeug übrigens ein junger Mann namens Udo Lindenberg …

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
Als Drummer on stage

Sein Ausstieg aus der Hamburger Musikszene hing eng zusammen mit dem eigentlichen Grund für seinen Hamburg-Aufenthalt: Günter kümmerte sich fortan intensiv um seine berufliche Ausbildung, die er letztlich erfolgreich mit einer fundierten Kaufmannsausbildung abschloss. 

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
1983, an der Schießbude

Der Neustart in Flensburg

Günter Peters große Leidenschaft neben der erwähnten Musik galt der Mode. Kaum im Jahr 1968 wieder nach Flensburg zurückgekehrt und erst einmal das alte „Zimmer“ in dem elterlichen Haus bezogen, sah er sich in seiner Heimatstadt nach einem künftigen beruflichen Betätigungsfeld um. Er wurde schnell fündig. Günter Peters übernahm den kleinen – aber feinen – „Modekeller“ von Karla und Manfred Boehme. Der lag direkt an der Ecke Große Straße/Marienstraße, unmittelbar unter dem Lokal „Porticus“. Die ehemalige Traditionskneipe „Om de Eck“ wurde übrigens im gleichen Jahr von seinem Freund Helge Thordsen übernommen und in eine Kunst- und Musikkneipe umgewandelt. Warum unser Protagonist gerade jenen Modeladen übernahm? Dazu weiß Günter Peters zu erzählen: „Karla Boehme war damals die erste, die es tatsächlich verstand, die „Pariser- und internationale Mode“ in die „Provinz“ nach Flensburg zu holen und hier zu etablieren.“

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
Auf der zugefrorenen Förde

Aufbruch in der Großen Straße

Die Jahre 1968 und 1969 bedeuteten weltweit einen Aufbruch in eine völlig neue Zeit: Die Jugend der Welt mauserte sich, wurde erwachsen, muckte auf und löste sich von den Fesseln der Vergangenheit. Die Beatles, Woodstock, „Flower-Power“, Twiggy, der Mini-Rock, lange Haare, weltweiter Protest gegen den Vietnam-Krieg – die Welt veränderte sich rasant.

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
Urlaub in den USA

„Das galt auch für unser beschauliches Flensburg“, erinnert sich Günter Peters. War die Große Straße damals noch frei für den normalen Autoverkehr, auch die Straßenbahn fuhr hier noch bis 1971 durch die Innenstadt – einst eine der Zeit entsprechende Straße, sollte sich das jedoch schnell ändern. Die „Große“ bot zuvor schon ein durchaus gemischtes Bild, da gab es die eingespielte Infrastruktur am Nordermarkt, u. a. mit Schlachter Thaysen, „Fisch Funke“, einem Fruchtgeschäft unter Flensborg Avis, dem Haus Meesenburg, Kaisers Kaffee, dem Café Preußer, dem Juwelier Peter Jürgensen, um nur einige zu nennen.

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
Vor den Niagara-Fällen

Anfang der 1970er Jahre fanden in der Flensburger Innenstadt einige wichtige Veränderungen statt: So wurde die Große Straße, wie auch der Holm, zur Fußgängerzone umgestaltet.Die Straßenbahn wurde – wie auch der Autoverkehr – aus der Innenstadt verbannt. Es gab damals keine Leerstände in der Innenstadt, die „Große“ war lebendig und stets gut besucht. Man kann es ruhig so sagen: Sie entwickelte sich zu einer attraktiven Straße mit diversen Fachgeschäften und neuer und internationaler Gastronomie, so eröffnete im November 1970 Franz-Dieter Weiß in der Großen Straße 28 das erste italienische Restaurant in Flensburg, sein Pizzeria-Ristorante San Marco. Hier in der „Großen“ pulsierte damals das Leben!

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
Günter Peters vorm Weißen Haus

Eine Flensburger Modeszene entsteht

Wie erwähnt, gab es bereits den „Modekeller“ am Ende der Großen Straße (am Übergang zur Norderstraße), den Günter und seine Frau Monika Peters übernahmen. Die Vorbesitzer, die Boehmes, gründeten das Kindermodengeschäft „Tom und Tina“. Etwa zeitgleich eröffneten Heike und Achim Hein gegenüber vom „Marien-Café“ ihre Damenboutique, gleich nebenan entstand eine Lederboutique: „Louises Laden“ – von Louise Iwersen und ihrem Mann. Und es ging weiter:

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
Günter Peters und das Capitol

Heiner Hinz eröffnete seinen eleganten und hochwertigen „Herrenausstatter“- eine Institution in Flensburg. Gleich nebenan etablierte sich das Modegeschäft Irmgard Damm, vormals am Hafermarkt ansässig. Auch die Gastronomie breitete sich in der Großen Straße aus: Die dort schon ansässigen Geschäfte wie das Eiscafé „Charlott am Nordermarkt“, von Frank und Britta Heddergott, und Uwe Roth vom „Börsenkeller“ eröffneten nun ihre Außenterrassen und sorgten so für maritimen Flair – die Straßenbahn samt Schienen war ja nicht mehr im Weg.

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
Blick auf die Große, Dezember 1979

Das schon erwähnte Café Delfs, dazu das räumlich größte Kino Flensburgs, das Colosseum in der Großen Straße 12 (es bot immerhin 1.000 Sitzplätze), das Musikhaus Becker, aber auch Fachgeschäfte wie die Bäckerei Boysen oder Schlachter Clausen, sie alle und noch einige mehr sorgten für ein vielfältiges Angebot in der „Großen“.

Günter Peters etabliert sich mit anderen Protagonisten in der einheimischen Modewelt

Die Neueröffnungen der Modefachgeschäfte hatten einen Synergieeffekt in der „Großen“.  Der kleine Laden – nur eben 18 qm groß – der Gebrüder Petersen wurde von Tilmar Hansen angemietet. Der eröffnete dort seinen ersten Jeansladen namens „Jeans 2000“. Dieser „Mini-Laden“ war die Keimzelle und Geburtsstätte für eine sehr erfolgreiche Ladenkette, die bald in ganz Deutschland und später auch im Ausland unter dem Namen „New Yorker“ Furore machen sollte.

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
Mode in den 70ern

Der kleine, einstige Kohlenladen von Holm und Molzen, Große Straße 30, wurde von Manfred Boehme und Günter Peters umgebaut zu „Nik Man‘s Store“, und nur ein Jahr später unter dem Begriff „Herrenausstatter“ in der Großen Straße 10 ein fester Begriff in der Flensburger Modeszene. Das Fachgeschäft „Nik“ war schnell für junge, schlagkräftige und internationale Mode weit über Flensburgs Grenzen hinaus ein Begriff und wurde zu einem Erfolgsmodell – Modelabels wie Otto Kern, Boss und andere, gingen hier in Mengen über den Ladentisch an modebewusste Herren. Günter Peters stieg im Jahre 1975 bei „Nik“ aus, wandte sich anderen Projekten zu. Übrigens: Erst im Jahre 2022 war die Erfolgsgeschichte „Nik“ beendet.

Auf der freigewordenen Ladenfläche der Hausnummer 30 eröffnete Günter Peters eine weitere Boutique: diesmal für die Damen, die Boutique „Pia Moden“. Bis 1977 wurde hier erfolgreich Damenmode an die „Frau“ gebracht. In jenem Jahr bot sich die Chance, mit „Pia“ an den Südermarkt Nr. 7 zu wechseln, in die ehemaligen Räumlichkeiten des „Marco Polo“, unter den Kolonnaden ebendort.

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
Pia-Moden Anfang der 80er

„Wir entstaubten das muffige Ladenlokal, die alten braun gestrichenen Fenster wurden weiß gestrichen, zudem die Beleuchtung des Säulenganges komplett erneuert“, hat Günter noch genau die damaligen Abläufe im Gedächtnis. „Wir haben zudem viel Geld in die Hand genommen, noch zusätzlich eine erste Etage einbauen lassen und so die Grundfläche erheblich erweitern können“, ergänzt er.

 „Im neuen „Pia Moden“ wurden große internationale Modelabel angeboten, wie etwa Christian Aujard, Paris oder auch „Esprit“. Wir waren damals die ersten Flensburger, die diese Marken in ihrem Sortiment führten.“ Gerade die für damalige Verhältnisse verkaufsstarken Angebote aus Paris gingen reißend weg, waren permanent nachgefragt. „Alle zwei bis drei Wochen fuhren wir zum Einkaufen nach Paris, orderten neue Ware im „Mekka der Mode“, erinnert sich Günter an aufregende Jahre. Im Jahr 1984 übernahm übrigens „Leder Meissner“ jenes Ladenlokal am Südermarkt. 

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
Günter Peters, der Modemacher

Die Musik ließ ihn auch in Flensburg nicht los

Neben seinen beruflichen Aktivitäten war Günter Peters auch in Sachen Musik umtriebig, scharte viel altbekannte Musiker-Kollegen aus der einheimischen Szene um sich. 1969 stellte er eine neue Band zusammen, die bald für ihre Soul-, Funk- und Bluestitel ein Begriff war: „Funky Five“ hieß die Combo. Die US-Brüder Bobby und Stevie Stern wirkten in der Gruppe mit. Durch ihre Eltern mit nach Deutschland übergesiedelt, verbrachten sie hier mehrere Jahre in Flensburg (der Vater war als Sänger am Stadttheater, die Mutter ebendort beschäftigt). Zurück in den USA, avancierten sie später zu international bekannten Künstlern. Ihre jüngere Schwester Heidi Stern erlangte später unter dem Künstlernamen Jennifer Rush ihren künstlerischen Durchbruch mit einigen Welthits.

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
Die City Preachers

Schon im Herbst 1969 absolvierten die „Funky Five“ diverse Auftritte, u. a. im Glücksburger Hotel „Ruhetal“, auch in der Aula der PH Flensburg in Mürwik. Als „Internationale Band für Anspruchsvolle“ bestritten die „Funky Five“ zusammen mit einer Band aus Hamburg am 1. Weihnachtstag den „Großen Weihnachtsball“ im Deutschen Haus, der u. a. vom Flensburger Musikhaus Becker gesponsert worden war …

Die Band wurde 1970 als „Norddeutschlands beste Soul-Blues-Band“ vor ihren Auftritten angekündigt, sorgte im Februar 1970 in Flensburg-Weiche in der Diskothek „Tenne“ für Stimmung und Furore. Einen Höhepunkt ihres Schaffens erlebten die „Funky Five“, als sie von der bekannten Hamburger Künstleragentur Jahnke für einen Auftritt im Stadtpark Hamburg engagiert wurden.

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
Die Musik lässt ihn nicht los

Doch im Laufe des Jahres 1970 kam es häufiger zu Differenzen innerhalb der Band, und Anfang 1971 löste sich die Truppe auf, nicht zuletzt wegen des Wegzugs einiger Bandmitglieder. Das bedeutete jedoch nicht, dass Günter die Hände vom Schlagzeug ließ. Er spielte gern und bei diversen Gelegenheiten mit unterschiedlichen Akteuren auf, jedoch kümmerte er sich nun vermehrt um seinen Beruf.

Die Große Straße – Flensburger Szenetreff in den 70er und 80er Jahren

„Es gab in jenen Jahren überhaupt keine Leerstände in der Flensburger Innenstadt. Die nun zur Fußgängerstraße mutierte Einkaufsstraße vom Südermarkt bis zum Nordermarkt war sehr lebendig und überaus gut frequentiert.

Die oben genannten und noch recht neuen Fachgeschäfte für Damen- und Herrenmoden trugen mit Sicherheit ihren Teil dazu bei, dass hier das Leben pulsierte. Daneben lockten die Kinos „Colosseum“ und „Central-Kino“ sowie die zahlreichen Restaurants und Cafés die Leute auch abends und an den Wochenenden in die Innenstadt.“

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
Ein Schmuckstück

Der weitere Lebenslauf

Günter Peters befand sich mittlerweile in der sogenannten Lebensmitte, musizierte nur noch für den Hausgebrauch und aus Spaß an der Freude. Beruflich hatte er mit seinen Modegeschäften genug zu tun. Nachdem er 1984 sein Engagement bei „Pia Moden“ beendete, gründete er gemeinsam mit seinem Freund Jochen Ohm eine neue Firma namens „Contex“.

Das Projekt lief gut an, man etablierte sich bald, konnte für die bekannte Hamburger Modemarke „Tabacci“ den Großhandel übernehmen. Mit großem Erfolg wickelten sie ihren ersten Riesenauftrag für das bekannte Berliner Kaufhaus KDW ab. Aus dieser Arbeit hatte Günter gelernt. Später war er für den dänischen Herrenkonfektionär Falbe in Randers tätig.  Unter dem Namen Crossfield entwarf er seine erste Kollektion.

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
Erinnerungen …

Er war auf zahlreichen Modemessen präsent, so auch in Köln. „Auf der Kölner Messe kam die Präsentation unserer Kollektion sehr gut an, insbesondere unsere selbst entworfene Dekoration war der absolute Hit und schlug bombig ein, die TV-Teams standen Schlange vor unserem Messestand und die Messeleitung wählte unser Motiv für die Titelseite der  Einladungskarten der kommenden Messe im Folgejahr aus“, ist Peters zurecht stolz auf seine beruflichen Erfolge. 

„Meine Niederlassung hatte ich inzwischen in die Reepschlägerbahn in mein Elternhaus verlegt.“ Im Jahr 1995 – nach dem Tod seiner Eltern – bemühte sich Günter Peters intensiv darum, die Villa in andere Hände zu geben. Im Jahr 1998 fand er schließlich jemanden, der sich für sein Elternhaus ernsthaft interessierte und es nach kurzen erfolgreichen Verhandlungen zu einem angemessenen und fairen Preis übernahm.

Im Jahr 2009 begab sich Günter Peters in den Ruhestand. Ihm bot sich die günstige Gelegenheit, eine zentral gelegene Wohnung mitten in Glücksburg anzumieten. „Das beschauliche Glücksburg hatte mich schon immer angezogen, ein toller Ort mit sehr vielen Möglichkeiten, sich den Ruhestand und den Lebensabend zu versüßen“, kann man seine Entscheidung gut nachvollziehen. Er ist auch heute immer noch gern unterwegs, pflegt zahlreiche langjährige Freundschaften und hält Kontakt zu seiner jüngeren Schwester Karen und Familie.

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
Neben seiner kleinen Schwester

Ein vehementes Plädoyer für den Erhalt der Großen Straße

Schon während des Gesprächs klang immer wieder durch, dass Günter Peters nach wie vor das Geschehen um und in der Großen Straße in Flensburg im Auge behalten hat. „Es bekümmert mich sehr, die Entwicklung dieser einmalig gelegenen und einst so lebendigen Straße zu beobachten. Die heutige Flensburger Innenstadt ist einfach nur traurig geworden“, findet er. „Aus meiner Sicht besteht für die Verwaltung der Stadt Flensburg dringender Handlungsbedarf. Der zunehmende Leerstand, das Wegbrechen diverser Ankermieter am Holm verheißen für die Zukunft nichts Gutes.

Langfristig gesehen bedeutet das nicht nur für die Gewerbetreibenden und die Vermieter der Gebäude wirtschaftliche Verluste, sondern natürlich auch für alle Flensburger und die uns besuchenden Urlauber und Tagesgäste einen echten Verlust an Lebensfreude.“ Die Stadt sollte sich endlich mit allen Akteuren an einen Tisch setzen, um ein totales Umdenken zu erreichen. Man sollte nicht „mit kleinem Besteck“ hier regulieren wollen, sondern sollte die Innenstadt „wie eine große Einkaufs-Mall“ betrachten. Man sollte versuchen, einen guten Branchenmix anzusiedeln, und – ganz wichtig – auch für die Kunden das freie Parken in Stadtnähe zu ermöglichen.“ 

Günter Peters – einer der Modepioniere der Großen Straße
Zu jedem Foto ne Geschichte!

In dem Zusammenhang sollten unbedingt die Parkplätze am Hafen erhalten bleiben, da insbesondere die Gäste aus Skandinavien dort sehr gerne parken, die ja seit jeher auch eine wichtige Belebung für die nördliche Innenstadt darstellen. Übrigens beispielhaft sind in puncto Innenstadtbelebung die Innenstädte Eckernförde und auch neuerdings Itzehoe zu erwähnen, die einen positiven Wandel erreichen konnten. Vielleicht wäre eine Kontaktaufnahme zu den dortigen Machern sinnvoll.  Günter Peters sieht einige Parallelen zwischen der Zeit um 1968 und heute, jeweils einer Zeitenwende – doch dieses Mal unter anderen Vorzeichen. Alle nötigen Vorhaben werden dadurch sicherlich nicht leichter zu realisieren.

Das Flensburg Journal bedankt sich bei Günter Peters für ein interessantes Gespräch mit vielen Einblicken in das Flensburger „Stadtleben“ vor gut 50 Jahren. Wir hoffen gemeinsam mit ihm, dass sich die allgemeine Situation in unserer doch so schönen Innenstadt bald wieder zum Besseren wenden möge …

Mit Günter Peters sprach Peter Feuerschütz
Fotos: Benjamin Nolte, privat   

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