Celina von Wrochem und Luca Bo Hansen: Die beiden bilden gemeinsam seit einigen Jahren schon das aufstrebende und langsam national bekanntgewordene Musikerduo Lina Bó. Zwei unterschiedliche Biografien, die eines verbindet: die Musik!
Luca Bo Hansen
Fangen wir mit dem Flensburger Jungen an: Luca Bo dazu: „Ich bin eigentlich gleich zweimal in Flensburg aufgewachsen.“ Im Jahr 1995 in Eckernförde geboren, folgte er seiner Mutter für die ersten drei Lebensjahre zuerst nach Freiburg, danach ging es nach Flensburg. „Ich ging in den Kindergarten Süderlücke und wurde in Mürwik in die Friedheimschule eingeschult. Noch vor meiner Versetzung in die zweite Klasse zogen wir dann allerdings nach Dänemark um. Meine Mutter zog es studienbedingt nach Tondern (DK). Dort blieben wir für rund drei Jahre, so habe ich gewissermaßen meine Grundschulzeit in Dänemark verbracht.“ Luca Bo Hansens Mutter ist Musiklehrerin, so blieb es nicht aus, dass der Junge schon früh mit der Musik in Berührung kam. „Wir zogen dann aber wieder nach Flensburg zurück, wo ich mich sehr schnell wieder wohlfühlte.“ Zuerst auf dem „Alten Gym“, später dann am Ostufer in der Elbestraße. „Ich wechselte auf die heutige Fridtjof-Nansen-Schule (seit 2009), die damals allerdings noch IGS hieß, eine Gemeinschaftsschule mit Oberstufe. Diese Schule war ideal für mich, mein damaliger Musiklehrer Sascha Görtz war gleichzeitig Lehrer, Inspirator und Ratgeber für mich und begeisterte mich noch mehr fürs Musizieren. Gemeinsam mit einem damaligen Klassenkameraden haben wir sogar einmal bei ihm zu Hause Aufnahmen gefertigt.“ In derselben Zeit ging sein Vater, ein begeisterter Musikliebhaber, oft mit ihm auf Konzerte, was den Jungen sehr prägte.
Bo schaffte es nicht ganz bis zum Abitur. „Im 13. Jahrgang verließ ich die Schule, wurde nicht zur Abschlussprüfung zugelassen, ich hatte zu viel Unsinn im Kopf und muss ein schrecklicher Schüler gewesen sein. So ging ich halt mit der Fachhochschulreife ab. Doch im Nachhinein war es das Beste was mir passieren konnte“, ist Bo mit sich selbst im Reinen. „Ich kam dadurch bald mit dem Erwachsenenleben, mit der Realität, in Berührung. Ich absolvierte eine sehr lehrreiche Zeit als FSJer, ein sogenanntes Freiwilliges Soziales Jahr, im Jahr 2015. Ich war 12 Monate im Malteserstift St. Klara, einem Pflegeheim in Mürwik tätig. Es war eine sehr wichtige Phase für mich in jener Einrichtung, in der ich mich viel mit dem Leben und dem damit zusammenhängenden Tod beschäftigte. Insbesondere das Miteinander mit den meist betagten Bewohnern, mit denen ich sehr gern zusammen war, und mit ihnen schöne, aber auch manche traurigen Stunden durchlebte, blieb mir dabei in Erinnerung. In meiner Mittagspause setzte ich mich oft an das Klavier, das im 1. Geschoss auf dem Flur stand. Hin und wieder kamen ein paar der Bewohner dazu und lauschten, fingen an zu tanzen oder sogar zu singen. Es ist toll mitzubekommen, dass Menschen, die so gut wie alles vergessen haben, sich noch an Musik erinnern können.
Überhaupt, die Musik. Mit 11 Jahren hatte ich angefangen Klavier zu spielen. Doch mit zunehmendem Alter interessierten mich zusätzlich auch Gesang und Gitarre. Gitarre lernte ich im Selbststudium mithilfe von YouTube. Ich wohnte anfangs in der Großen Straße. Dort in der Flensburger City hatte ich nach vorne raus einen Balkon, von dem aus ich viele hiesige Straßenmusikanten beobachten konnte. Leute wie Tom Klose und Simon Glöde fand ich toll und beobachtete sie jedes Mal bei ihren Straßenmusik-Sessions. Eines Tages traute ich mich, ging runter auf die Straße und fing kurzerhand an zu spielen, obwohl ich echt aufgeregt war. Immerhin 8,30 € nahm ich bei meiner allerersten Session ein“, schmunzelt Luca Bo.
Sein Berufswunsch stand von da an eigentlich fest: Er wollte Musik machen. Er bewarb sich in ganz Deutschland bei allen möglichen Musikhochschulen, von Köln über Hannover, Bremen, München, Leipzig – um nur einige zu nennen. Er fuhr zu vielen Aufnahmeprüfungen, war echt motiviert, doch als auch nach geraumer Zeit keine Rückmeldung den Weg in seinen Briefkasten gefunden hatte wurde er nervös. Die einzige Uni an der die Bewerbungsfrist noch offen war, war die ARTEZ in Arnhem (NL).
Da bewarb er sich schnell, wurde eingeladen, und am gleichen Tage auch ebendort angenommen. „Als ich wieder nach Hause kam, waren auch andere positive Rückmeldungen eingetroffen. Doch von meiner Wahl in den Niederlanden zu studieren, konnte mich jedoch nichts mehr abbringen.“
Celina von Wrochem
Celina (Lina) kommt ursprünglich aus dem Rheinland, aus der Karnevalshochburg Köln, und in ihre angeborene „rheinische Frohnatur“ mischt sich zusätzlich das Temperament ihrer kubanischen Mutter. Celina stammt ebenso wie ihr Partner Bo aus einem sehr musikalischen Elternhaus. „Soweit ich zurückdenken kann: Bei uns wurde immer musiziert, fast 24 Stunden am Tag. Erst wohnten wir in einem schönen Altbau-Haus im fünften Stockwerk, unsere Wohnung war gleichzeitig Werkstatt und Geschäftsraum meines Vaters, der Geigenbauer war. So war bei uns ein ständiges Kommen und Gehen, und Musik lag buchstäblich immer in der Luft. Ich bekam schon im Vorschulalter von meiner Oma regelmäßig Geigenunterricht, meine Mutter prägte mich als Sängerin, sie spielte mit meinem Vater gemeinsam in einer kubanischen Band – überhaupt sangen und musizierten praktisch alle um mich herum“, lacht Celina. „Musik war immer da und ich könnte mir ein Leben ohne gar nicht vorstellen!! Dass es irgendwann mein Beruf werden sollte, habe ich nicht kommen sehen, aber wie das immer so ist, wussten es alle um mich herum schon sehr lang!“
„Nach erfolgreichem Abitur zog es mich aber erst einmal hinaus in die weite Welt. Etwa ein halbes Jahr lang war ich auf Achse, unter anderem in Indien und Thailand, habe nahezu überall tolle und prägende Erfahrungen gesammelt, doch eine Krankheit führte zum vorzeitigen Abbruch der Entdeckungsreise. Ich arbeitete anschließend eine Zeitlang in diversen Bürojobs in Köln, so auch als Redakteurin bei einem TV-Sender. Das war eine sehr spannende Zeit, doch ich merkte schnell, dass mir die Musik im Alltag fehlte. Nach langem Überlegen habe ich mich dann endlich dazu durchgerungen mich bei Musikhochschulen zu bewerben. Ich bewarb mich bei vielen, hatte aber eigentlich immer Lust ein neues Land kennenzulernen, und so zog es mich an die Artez nach Arnheim in den Niederlanden. “
In Arnheim zum Duo geworden
Der Flensburger und die Kölnerin haben sich beim Musikstudium in Arnheim kennengelernt. Beide erinnern sich noch genau an den Tag, als sie sich kennenlernten. „Das geschah im gemeinsamen Studium in der sogenannten Duo-Class in 2018 an der Musikhochschule. Wir sollten erst gemeinsam improvisieren, und danach uns einen Duo-Partner aussuchen“, berichten beide Musiker. Und Celina ergänzt: „Es war sogar mein allererster Tag dort in Arnheim. Wir fanden uns, harmonierten von Anfang an, machten gern gemeinsam Musik, und wurden auch darüber hinaus ein Paar, und bald darauf das musikalische Duo „Lina Bó“. Wir waren beide jeweils für 8 Semester – 4 Jahre – in Arnheim.“ Bo von 2017 bis 2021, Celina von 2018 bis 2022.
Für die vielfältigen Kursangebote und Entscheidungsfreiheiten in beispielsweise den Stilrichtungen sind sie heute noch sehr dankbar. „Arnheim war einfach perfekt für uns. Tolle Räumlichkeiten mit Flügeln und Proberäumen en masse, gute Dozenten, viel Zeit zum Üben, kreative Köpfe auf einem Fleck, die einander inspirierten … Jazz, Rock, Pop – alles wurde gelehrt, sämtliche Stilrichtungen der letzten 100 Jahre Musikgeschichte wurden dort möglich gemacht, die Dozenten ermutigten jeden Absolventen zu allen möglichen Experimenten, es war einfach nur spannend und horizonterweiternd dort in Holland.“
Beide wohnten in verschiedenen Studenten-WGs, später dann zogen sie mit Freunden zusammen auf ein Hausboot. Doch nach fünf Jahren Arnheim – davon vier gemeinsam – zog es sie wieder nach Deutschland zurück.
Das Duo „Lina Bo“ rockt die Straße
„Vor Corona“, erzählt Celina, „haben wir mit unserer alten Band ganz viele Konzerte gegeben und haben es geliebt das Tourleben kennenzulernen. Doch als das Virus immer mehr dem gesellschaftlichen Leben den Stecker zog, sind wir von Konzerten auf Straßenmusik umgestiegen.“ Celina erzählt von einem tollen, von Musik gefüllten Frankreich-Urlaub. Sie spielten in engen Gassen, wo man an ihnen praktisch nicht vorbeikam. Dabei trafen sie eines Tages eine ihnen völlig fremde Frau, die total begeistert war von den beiden, und nach kurzem Gespräch sogar spontan und „einfach so“ das eigene Auto für zwei Wochen auslieh. So konnten die Musiker durch viele französische Bergdörfer fahren und Straßenmusik machen. „Das passiert dir eigentlich nur als Straßenmusikant“, begeistert sich die Musikerin. „Überhaupt haben wir ganz viele tolle Menschen getroffen, die stehenblieben, teils mitsangen, uns applaudierten, diverse Münzen in den obligatorischen Hut warfen.“ Zu der erwähnten Frau aus Frankreich habe sich eine Freundschaft entwickelt: „Wir werden sie wohl im kommenden Jahr wieder besuchen – wenn wir mal wieder im Süden sind!“
„In Flensburg funktioniert das mit der Straßenmusik auch erstaunlich gut“, hat Luca Bo längst erkannt. Überhaupt: Den Sommer als Straßenmusiker zu verbringen, hält er für „die beste Zeit des Jahres“. Auch, wenn man oft „von der Hand in den Mund lebt“, ergänzt seine Partnerin Lina. „Doch die besten Dinge passieren dir auf der Straße, soviel Spontanität erlebst du nirgendwo sonst und man trifft dort jeden an, egal woher, wie alt und ob reich oder arm.“
Entdeckt von Elephant Music
Doch in Flensburg glänzten sie musikalisch nicht nur auf der Straße. „Eines Tages wurden wir beim Straßenmusik machen auf der Norderstraße angefragt, ob wir nicht ein Konzert am Hafendamm in der Flensburger Kneipe „Tableau“ spielen wollten.“
Die Flensburger Produzenten Annett Lorenzen-Krech und Hardy Krech von Elephant Music, die unter anderem auch mit Santiano zusammenarbeiten, zählten an jenem Abend zu der Handvoll Gäste des besagten Gigs von Lina Bó. „Das war noch zu Corona-Zeiten: Es gab im Gastraum eine transparente Schutzwand, und das Klavier stand irgendwo um die Ecke“, beschreibt Celina die nervigen Corona-Maßnahmen. Die gestandenen Profis aus dem Musikgeschäft erkannten sofort das Potenzial von Lina Bó.
Mittlerweile, seit gut 3 Jahren, werden die beiden Lina Bó-Musiker von Elephant Music produziert. Über dieses Netzwerk kamen sie auch zu einem Plattenvertrag bei Sony Music. Die beiden sind längst auf einem guten Weg im Musikgeschäft. Der Vertrag läuft übrigens demnächst aus. „Mal sehen, wie es dann weitergeht“, meint Celina. Doch sie brauchen sich um die Zukunft wohl keine Sorgen zu machen. Beide haben längst ihren Musik-Bachelor in der Tasche. Spätestens das Jahr 2024 hat ihnen einen ordentlichen Schub nach vorn gebracht.
Als Chef der Flensburger Hofkultur hat Gunnar Astrup Lina Bó schon für sein letztes Sommer-Festival in Flensburg gewinnen können, sie waren zudem gleich zweimal mit Santiano auf Tour in Deutschland unterwegs. „Diese Tour war sehr besonders für uns, wir haben das erste Mal Arenen bespielt und sind sehr dankbar für die Unterstützung der Santianos! Mit Björn haben wir auch zusammen unser Stück „Wenn ich dich je vergess‘“ aufgenommen und dieses auch als Duett auf der Tour gespielt. Wir hatten eine tolle Zeit mit den Jungs und werden unsere erste deutschlandweite Arena-Tour nie vergessen!“
„Als Ex-Musikstudenten kommen wir aus einer totalen Kreativblase und mussten erstmal verstehen, wie das ganze Musikerdasein im Business überhaupt läuft. Nach vielen Fotoshootings, Videodrehs und Studio-Erfahrungen mit der Begleitung von Elephant Music kommen wir so langsam an und freuen uns auf alles was die Musikwelt noch so zu bieten hat!“
Nach den ersten Single-Releases „Weiblich“ Anfang 2024 und „Hallo Welt“ folgten diverse Fernsehauftritte, Support Shows bei Jimmy Kellys Streetorchester, Anna R, Jamaram, Fanta4 und Santiano. Im laufenden Jahr 2024 erschien die Debüt-EP namens „Lina Bó”. Ihre Lieder sind mal melancholisch, mal tanzbar, stets jedoch voller Lebensfreude und Optimismus! Eben: Südamerikanische Exotik, gemischt mit deutschem Folk Pop! Tipp: Bei Youtube reinhören …
Was sie gern machen wollen
„Wir möchten auch in Zukunft mobil sein, mit zahlreichen Reisen auf Achse sein und in unserem selbstausgebauten Tour-Bus („Unser neuer Tour-Bus ist eine Granate!“, O-Ton Lina) leben und weiterhin für die Menschen überall Musik machen“, sagen Celina und Luca. „Wir stehen für Frieden und Respekt gegen Krieg und Intoleranz, für Lebensfreude und Hoffnung! Wir wollen euch inspirieren mehr zu singen und zu tanzen und euch für unsere gemeinsame Zukunft zu engagieren!“
Das Flensburg Journal ist längst davon überzeugt: Ihr beiden kriegt das ganz bestimmt hin, eine gute Reise durch die Welt mit viel Musik wünschen wir euch!
Mit Celina und Luca Bo schnackte Peter Feuerschütz
Fotos: Lina Bo; Titelfoto: Christoph Eisenmenger